Schwalbennest

Lieber Herr Kohnle,

Sie haben mir schon mal sehr wertvoll geholfen.
Darf ich Sie noch mal etwas fragen ?

In 2006 bezogen wir unser neues Haus. Damals hatten wir im Ostgiebel sichtbar den VERSUCH eines Schwalbennestes. Warum auch immer … die Schwalben brachen ihr Vorhaben dort ab.
Heute früh sah ich erstmals zwei Schwalben, die sich erneut an selber Stelle mit dem Nestbau versuchen. Sie machten nicht nur durch ihre Flugkünste sondern auch hörbar auf sich aufmerksam.
Ich habe keine Ahnung, welche SchwalbenART es ist.
Da es AM statt IM Haus ist, vermutlich Mehlschwalben ???
Wir leben in der Lüneburger Heide. Bäche, Flüsse, Teiche, Seen befinden sich in unmittelbarer Nähe unseres Hauses nicht.

Ich gebe mir große Mühe, in unserem Garten Lebensraum für Tiere zu schaffen. So sollen auch die Schwalben gern in unserem Giebel nisten, wenn sie wollen.
Mein Mann und ich sind uns nun aber nicht sicher, was wir richtig machen.
Mein Mann meint, es sind wohl nur Jungtiere, die nicht wissen wie man ein Nest baut. Sie seien spät dran erst jetzt ein Nest zu bauen zum brüten. Er möchte ein paar Tage abwarten, um zu sehen ob sie weitermachen und dann ggf. ein Brett unter dem Nest befestigen, um Kot aufzufangen.
Ich habe jedoch die Befürchtung, dass ein Nest dort vielleicht nicht hält und würde gern zusätzlich des Kotbrettes eine Nisthilfe anbringen; eigens dafür gibt es ja Schwalbennester zu kaufen.

Was empfehlen Sie uns ?

Vielen Dank vorab Ihrer Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen
Michaela Doerfer

Hallo Frau Doerfer,
die Idee mit dem künstlichen Nest ist sehr gut. Das habe ich auch schon praktiziert.
Sicher haben Sie Mehlschwalben die man am weißen Fleck am Hals erkennt. Die Rauchschwalben haben am Hals einen rostbraunen Fleck.

Wenn es längere Zeit nicht geregnet hat und sich keine Pfützen am Erdboden befinden wo die Schwalben Nestbaumaterial aufnehmen können dann hören sie nach vielen Versuchen wieder auf. Oder es liegt am Putz Ihres Hauses. Jedenfalls probieren Sie es mit dem künstlichen Nest. Das ist auch für Jahre haltbar.

Uns hat es auch Spaß gemacht wenn die jungen Schwalben ihre Köpfchen zum Nest herausgestreckt haben und wir bei der Fütterung zusehen konnten.

Einmal haben wir uns gewundert daß das Nest nicht angenommen wurde. Bei Prüfung haben wir festgestellt daß es von Wespen bezogen war.
Ein anderes Mal waren tote Junge im Nest verblieben. Da haben durch einen Schlechtwetter- Einbruch die Eltern nicht mehr genug Futter gefunden und so sind die Jungen verhungert.
Es empfiehlt sich also, das Nest immer ein wenig im Auge zu behalten.

Ich freue mich über Ihre Begeisterung und Liebe zur Natur und wünsche viel Erfolg.

Liebe Grüße
Ady Kohnle (ich bin übrigens eine Frau)

Liebe Frau Kohnle,

bitte entschuldigen Sie zunächst die falsche Anrede.
Ady wurde mir via Internet als männlicher Vorname angezeigt.

Außerdem möchte ich mich für Ihre liebenswerte, informative und umgehende Rückmeldung bedanken. Sie haben Recht: Abgesehen von wenig Feuchtigkeit ist unser imprägnierter Verblend vermutlich auch nicht uneben genug für ein Schwalbennest. Genau das war meine Befürchtung. Ich möchte ein etwaiges Lösen von der Hausmauer verhindern. Es sind vom Giebel abwärts ca. 7-8 Meter. Das würden die Kleinen nicht überleben. Mit Ihrer unterstützenden Antwort werde ich meinem Mann das wohl nun besser nahe bringen können.

Ich strebe ein künstliches Doppelnest an, denn im Internet war zu lesen, dass Schwalben gern in gleichgesinnter Nachbarschaft brüten.
Wir müssen nun mit Bedacht gut planen und organisieren. Denn nach jeder Brutzeit müssen wir wohl Nester auf tote Junge kontrollieren, säubern und den „Donnerbalken“ darunter leeren :smile: In der schwindelnden Höhe will das gut überlegt sein. Momentan versuche ich meinem Mann klar zu machen, dass wir eigens dafür eigentlich ein kleines mobiles Gerüst bräuchten :smile:

Ich empfinde es als Geschenk und Auszeichnung, dass die Tiere zu uns kommen.
Und ich finde es schade und sehr bedenklich, dass die meisten Menschen – auch in unserer Nachbarschaft – nur den Dreck und die Mühe vordergründig sehen.
Umso mehr freut es mich, dass es hier und da Menschen wie Sie gibt, die ihr Wissen mit Gleichgesinnten teilen.

In diesem Sinne …

vielen Dank und beste Grüße.
Michaela Doerfer

Hallo Frau Doerfer,
ich bin der Mann von Ady Kohnle,auch Naturfreund,wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie meine Frau.Ich muss mich doch kurz einschalten,weil ich Angst um Ihren Mann habe,den Sie so hoch hinaufschicken wollen, um das Schwalbendoppelnest anzubringen und auch für die evtl. „Folgearbeiten“.Haben Sie am Haus nicht auch eine niedrigere Stelle unterm Dach, die vielleicht nicht so riskant ist und trotzdem von den Schwalben angenommen wird ?
Schwalben haben wir derzeit nicht,aber sonst ist bei uns im Garten viel "Vogelvolk "vertreten und ich werde draussen immer „abgefragt“, ob ich die Vögel z.B. am Gesang erkennen kann.Zum Nistkästen aufhängen werde ich auch eingesetzt.Einer der Kästen ist dieses Jahr mit Hornissen besetzt!!Ein anderer ist von Hummeln angenommen worden. Aber es ist noch genügend Nistmöglichkeit für Vögel übrig.
Obwohl wir im ländlichen Bereich (Süddeutschland) wohnen,stellen wir doch erschrocken fest,wie die radikale Landwirtschaft die Lebensbedingungen für alle Tiere drastisch einschränkt und wollen in dem kleinen Rahmen den ein Garten bietet gegensteuern.Igel gehören auch zu unseren „Hausgästen“ ebenso Eidechsen und Kröten (nicht immer).Aber es macht Spass und wenn man dann eine solche Begeisterung aus Ihren emails lesen kann,freut uns das auch.
Wir wünschen viel Erfolg bei Ihrem Einsatz!!
Viele Grüsse
A.und E. Kohnle

Hallo Herr Kohnle,

beneidenswert – Ihre Erlebnisse.
Wir stehen noch ganz am Anfang, die Natur und mit ihr die Tierwelt kennenzulernen.
Unsere Pflanzen sind noch alle so klein – weil neu und auch sonst sind die Gegebenheiten auf unserem Grundstück noch nicht für alle Tiere gerecht. Daher bleiben leider noch ein paar Gäste aus (z. B. Igel). Leider haben wir viele Jahre mit unwichtigen Dingen gefüllt und „verschenkt“, bis wir auf diesen Weg gelangten.

Aber Ihre Sorge um den „Leidensgefährten“ im Norden ist wirklich reizend und zudem amüsant geschrieben. Mein Mann hat sich über Ihre „Anteilnahme“ sehr gefreut :smile:
Darum muss ich Ihnen einfach dazu ein paar heitere Zeilen schreiben.

Nach der einstigen Anbringung unserer Sat-Schüssel auf´m Dach per „rüberrutschen“ übern First vom Ausstieg bis zur anderen Seite sowie dem manuellen „Hochschieben“ der „etwas unhandlichen“ Solarkollektoren kam mein Mann dann letztlich mit der Montage der Pariser Balkone an seine Grenzen, da er – zwar „nur“ in gut 3,5m Höhe aber – auf einer angelehnten Leiter stehend arbeiten musste. Also per Leiter auf 7m hoch, das lehnt er nun zu Recht ab. Ich würde es so auch niemals zulassen; ich wollte schon die vorherigen Aktionen in der Form nicht.

Nein. Wenn, dann geht mein Schwager an die Giebelspitze. Er ist aktiver Feuerwehrmann und organisiert für meine unzähligen tollen („vogeligen“) Ideen zu Rettung und Erhalt aller „Tütschies“ dieser Welt die entsprechend notwendige „Einsatz-“ Ausrüstung. Und wenn jemand mit ihm nach oben geht, dann natürlich ich. In der Bauphase bin ich nach ganz oben geklettert und hab den Richtkranz fotografiert. Und den von außen zu verrichtenden Ausbesserungsanstrich der Pariser Balkone – beladen mit Farbpott und Pinsel die Leiter hoch – hab auch ich gemacht. Mulmig – aber es geht.

Neulich hat ein Bekannter meinen Mann gefragt, ob er mit mir schon beim Arzt war … :smile:
Aber mal ehrlich: Als Blau- und Kohlmeisenjunge im Kasten vor lauter Hunger Alarm trällerten, patrouillierte mein Mann zeitweise in der Nähe um die Kleinen einmal zu Gesicht zu bekommen und vor Nachbars Katzen zu schützen. Wenn mal eines raus sah, war er ganz verliebt. Allmorgendlich fragt mein Mann, ob ich unseren täglichen Gast „Meister Lampe“ schon in unserem „Tiergarten“ gesichtet habe und er sieht stets zum Futterhaus, wie viele Vögel hier sind. Der „Donnerbalken“ für die Schwalben ist – zack zack – auch schon gebaut; die künstlichen Nisthilfen hat mein Mann verdächtig schnell „genehmigt“. Wenn ich ihm sage, dass die „vermissten Hummeln“ nicht im Sonnenröschen sondern neuerdings lieber nahezu volltrunken im Teppichthymian auf der Wallrückseite verweilen, dann freut er sich.
Und wenn irgendeine fachliche Frage auftaucht, ist mein Mann der Erste im Internet zwecks Recherche … um nur wenige der freudigen Anekdoten zu erwähnen.

Ja ja. So ist sie, die „gebeutelte“ Männerwelt, die von ihren Ehefrauen im Garten eingesetzt wird und Vogelstimmen raten muss :smile:
Ich glaube ja eher, es macht den Männern viel Freude, wenn sie auf „weiblich panische Anweisung“ Hummeln aus Spinnennetze retten, Tierhäuser instand setzen, anbringen … und für dies alles noch mehr als ohnehin schon geliebt werden …

Ganz sicher, wenn wir unsere Überzeugung leben, dann ziehen wir andere Menschen mit, dies zu tun. Das Bewusstsein in meinem Umfeld hat sich hier und da schon positiv verändert.

Ihre Zeilen haben uns wirklich sehr gefreut.

Viele Grüße aus der Lüneburger Heide – auch an Ihre Frau.
Michaela Doerfer