Schwarzer Tee: seit wann?

Hallo, nachdem ich widersrpüchliche Angaben gefunden habe, bin ich ganz verwirrt und brauche Hilfe: Einerseits gibt es Tee in China schon seit 1000 vor Christus, die Methode, ihn als Grüntee zu erhalten, soll um 600 v. Chr. entstanden sein, andererseits heißt es, Schwarzen Tee gebe es erst seit dem 17. oder gar 19. Jahrhundert. Meine Frage daher: Was war dann der Tee, bevor der Grüntee erfunden wurde? Oder anders gefragt: Seit wann gibt es oxidierten bzw. fermentierten Tee? Vielen Dank für Eure Hilfe!

Hallo!

Hier zwei nette Seiten, die dir zu einer Antwort verhelfen können.
Es sind wirklich gute Seiten und bei der Seite des Teeverbands ist es lohnenswert auch die Hintergrundinformationen auf zu machen.

http://www.teebuch.de
http://www.teeverband.de/frames.html

Liebe Grüße,

Siegrid

Hallo,
vielen Dank für die Links, ich kann sie auf jeden Fall bei meinen weiteren Tee-Recherchen gebrauchen, auch wenn sie mir keine Antwort auf meine Frage geben konnten.
Inzwischen habe ich mir von jemandem erklären lassen, dass es vor dem Grüntee sogenannten „Ziegeltee“ gab, bei dem die Blätter mit verschiedenen Gewürzen zerkleinert und in Formen gepresst wurden. Dieser Tee entspricht wohl eher unserem Schwarzen Tee als dem Grünen, da er fermentiert und länger haltbar ist, geschmacklich läßt er sich aber wahrscheinlich mit keinem von beiden vergleichen.
Gruß
Lessing

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Inzwischen habe ich mir von jemandem erklären lassen, dass es
vor dem Grüntee sogenannten „Ziegeltee“ gab, bei dem die
Blätter mit verschiedenen Gewürzen zerkleinert und in Formen
gepresst wurden. Dieser Tee entspricht wohl eher unserem
Schwarzen Tee als dem Grünen, da er fermentiert und länger
haltbar ist, geschmacklich läßt er sich aber wahrscheinlich
mit keinem von beiden vergleichen.

Hallo,
da liegst Du ziemlich schief. Die Frage grüner/schwarzer Tee hat ausschließlich etwas mit der Fermentation der gepflückten Blätter zu tun. Bis zur ‚Erfindung‘ der halbfermentierten Tees (Oolong) im 17. Jahrhundert wurde bei allen Tees der Fermentationsvorgang möglichst kurz nach der Blatternte durch Erhitzen verhindert. Ursprünglich durch Dämpfen, später wurde die Technik des Röstens entwickelt, die heute in China das Dämpfen weitgehend ersetzt hat.

Bei der Weiterverarbeitung dieses grünen Tees gab es nun eine historische Entwicklung. Zunächst wurden die Teeblätter in Fladen oder ‚Teekuchen‘ gepresst - ähnlich werden heute noch Pu Erh-Tees (die freilich fermentiert sind) verarbeitet. Später ging man dazu über, die Tees vollständig zu trocknen und dann zu pulverisieren. Um den Transport des Handelsgutes Tee zu erleichtern, wurde dieser Pulvertee in Ziegel gepresst. Ziegeltee ist also GRÜNER (unfermentierter) Tee. Gewürze enthält er nicht; allenfalls war es zeitweise üblich, den zubereiteten Tee etwas zu salzen. Ziegeltee ist heute noch u.a. in der Mongolei und in Tibet durchaus üblich; die Tibeter ‚verfeinern‘ den Aufguss mit Gerstenschrot und (ranziger) Yakbutter - es sind nicht gerade die besten Teequalitäten, denen man eine solche Behandlung heute noch zumutet.

Erst in der Song-Dynastie kam der heute übliche lose Blatt-Tee als Handelsform auf. Der Blatt-Tee setzte sich endgültig durch, nachdem Hung-Wu (der erste Kaiser der Ming-Dynastie) 1391 verfügte, dass die kaiserlichen Tribut-Tees nur noch als lose Blatt-Tees zu liefern seien. Auch hier rede ich immer noch ausschließlich von grünem Tee …

Der schwarze oder vollfermentierte Tee (die Chinesen nennen ihn roter Tee nach der Farbe des Aufgusses) wurde erst um 1870 im Qimen-Distrikt (‚Keemun‘ in kantonesischer Aussprache) in Anhui ‚erfunden‘. Er galt ursprünglich eher als lokale Variante bzw. Spezialität und in China ist das noch heute so. Auch wenn es erstaunlich klingt - vorher wurde auch in Europa ausschließlich grüner Tee und Oolong getrunken.

Die Erfindung des ‚schwarzen‘ Tees erwies sich vor allem für die Engländer als von erheblichem kommerziellen Wert - wobei gelegentlich behauptet wird, der Schotte James Taylor habe das Herstellungsverfahren von Schwarztee unabhängig von China entdeckt. Mit der Methode vollständiger Fermentation konnte man nämlich auch aus den Blättern der robusten und ertragreichen Assamica-Teepflanze (in China wird die empfindliche Sinensis angebaut) ein halbwegs genießbares Produkt herstellen - Grüntees aus der Assamica sind nicht gerade als ‚Genussmittel‘ einzustufen. Damit war der Weg zur industriellen Massenproduktion von Tee offen, die billig in den Kolonien produziert werden konnten, anstatt chinesischen Tee gegen Opium einzutauschen.

Die Methode wurde zunächst auf Ceylon eingeführt - dort waren gerade die Kaffeeplantagen an einer Krankheit eingegangen. Die heimische Kundschaft wurde mit großem Werbeaufwand von Kaffee auf schwarzen Tee ‚umgestellt‘ und England zur ‚Teetrinkernation‘ - viele Engländer meinen heute noch, Tee müsse wenigstens wie Kaffee aussehen, wenn er schon nicht so schmeckt. Dafür ist dann aber auch der Kaffee so dünn, dass man ihn fast mit schlechtem Tee verwechseln könnte …

Freundliche Grüße,
Ralf