Schweißen Schweißfolgeplan Schweißtechnik

Hallo zusammen,
Da wir vor dem alljährlichem Audit stehen und das Thema Schweißen bei uns im Betrieb sehr vernachlässigt wird, beschäfzige ich mich momentan mit dem Thema Schweißen und möchte die Sache QS-Technisch umsetzen. Wer kennt sich mit Schweißplänen; Schweißfolgeplänen sowie Prüfplänen zum Schweißen aus? Diese Pläne möchte ich gerne anhand folgender Fertigung als Beispiel für unsere Mitarbeiter erstellen.

Gefertigt werden sollen Doppel-T-Träger Abmaße: Gurte 250X32mm; Steg 400X16mm; Trägerlänge 11000mm zudem sollen die Träger mit Kopfbolzen im Ø22mm bestückt werden. Anforderungen sollen sein:

  • Längsnähte Träger: durchgeschweißt (siehe DIN 18800-1, Tabelle 19, Zeilen 1-4)
  • Bewertungsgruppe B nach DIN EN ISO 5817

Über Vorschläge oder Vorlagen zu den oben genannten Plänen sowie den Fertigungsdurchlauf und erforderlichen Ausrüstung wäre ich sehr dankbar.

Gruß aus dem Sauerland

Ja guten Morgen, zunächst sollten Sie bei dieser Anwendung erst einmal die Voraussetzungen in Bezug auf die Materialauswahl treffen und dies entsprechend mit einem Materialwerkszeugnis nach DIN EN 10204 belegen. Durch die Auswahl und Lieferzustand schaffen Sie die Möglichkeit, anhand der chemischen Elemente die Schweißbarkeit zu gewährleisten (Kohlenstoffäquivalent usw.)Ich nehme an, die Beschreibung Ihres Produktes läßt auf einen Brückenträger schließen der sicherlich auch durch Vorgaben Ihres Kunden in Form von anzuwendenen Normen begründet ist.Weiterhin gehe ich davon aus, dass Sie als Betrieb im Besitz des großen Eignungsnachweises nach DIN 18.800 - Teil 7 mind. der Klasse D sind! (ab Juli 2012 DIN 1090 beachten)
Da Sie die Arbeiten nach der Bewertungsgrußße B der EN ISO 5817:2003+AC:2006(D)auszuführen haben, ist der Spielraum für eventuelle Unreglmäßigkeiten sehr stark eingeschränkt und erfordert sehr gute praktische und theoretische Erfahrung.Ich kann Ihnen nur raten, sich mit einem schweißtechnischen Betrieb zusammen zusetzen, welcher über einschlägige Erfahrung, Fachpersonal und Zulassungen auf diesem Gebiet verfügt. Weiterhin wäre es sinnvoll zu wissen, wie sich Ihr Kunde die Abnahme vorstellt!!! Abnahme im gehefteten Zustand, oder während der Wurzelschweißung oder nach der Fertigung (%???)durchstrahlt, US, FE oder ähnlich! Den von Ihnen angesprochenen Schweißplan, ist der gesamte schweißtechnische fertigungsablauf festgelegt z.B.Schweißfolgeplan, Schweißbedingungen, Schweißparameter (WPS)! Beim Schweißfolgeplan ist die Aufeinanderfolge des Schweißens an dem Konstruktionsteil festgelegt. Beachten Sie dabei die Nahtdickenbegrenzung bei Kehlnähten, wobei die einzubringende Streckenenergie bei Kehlnähten nach DIN 18.800-1 Element 519 zu beachten ist. Sehen Sie keine Kreuzstöße vor, denn diese führen immer zu einem mehrachsigen Spannungszustand. Um die Eigenspannungen so gering wie möglich zu halten wirde es meistens erforderlich, alle Bauteile so lange wie nur möglich frei aneinander heranschrumpfen zu lassen. Aus diesem Grund werden Schweißarbeiten ausgeführt, die von der Mitte nach außen erfolgen und dass Schweißnähte die das Bauteil versteifen erst zum Schluß erstellt werden.Diese Maßnahmen setzen jedoch eines voraus, dass sowohl der Grundwerkstoff als auch der Schweißzusatzwerkstoff Duktilität aufweisen.Als Innhalt eines Schweißplans kann ich Ihnen folgendes an die Hand geben die da lauten:
1.Grundwerkstoff (zugelassen für den Anwendungsbereich)
2.Fugenform und Nahtvorbereitung
3.Zusammenbaufolge (Vorschweißteile)
4.Schweißprozess (Wirtschaftlichkeit beachten)
5.Schweißzusätze und Hilfsstoffe (zugelassen für den Anwendungsbereich
6.Trocknung der Schweißzusätze (falls verfahren 111 E-Hand)und Hilfsstoffe
7.Angaben über erforderliche Eignungsnachweise, verfahrensprüfungen, Richtlinien, Arbeitsproben, Methoden der Anerkennung einer WPS (DIN EN 288 Teil 3-8)
8.Angaben der erforderlichen Prüfungenfür das Schweißpersonals
9.Schweißposition (in der regel PA(w) anstreben
10.Angaben der einzusetzenden Vorrichtungen (Zusammenbau, wenden und Schweißen)
11.Die geforderte Güte (Bewertungsgruppe nach DIN EN 5817)
12.Wärmeführung (vor,während und nach dem Schweißen)
13.Maßnahmen bei ungünstigen Witterungsverhältnissen
14.Schweißparameter (Spannung, Stromstärke, Schweißgeschwindigkeit) werden ebenfalls in der WPS angegeben
15.Nahtaufbau (besonders wichtig ist dabei die Decklagengestaltung
16.Schweißnahtfolge und Richtung
17.Schrumpfzugaben jeglicher Art und vorgesehene Gegenmaßnahmen
18.Hauptabmessung und Gesamtgewicht

Als Grundregel der schweißfolge kann ich Ihnen folgendes mitteilen und zwar,

1.Die maßnahmen bzw. Rgelen, welche für den Schweißplan aufgestellt werden sind stets bei der Anwendung zu prüfen, ob Verzug oder Eigenspannungen vorrangig zu vermeiden sind!!! Ausnahmen sind möglich, wenn der Grundwerkstoff, die Bauteildicke und der Schweißzusatz in Verbindung mit den Hilsstoffen darauf abgestimmt sind.
2.Bringen Sie so wenig Wärme wie möglich und so wenig Schweißgut wie möglich ein!
3.Teilstücke zu Untergruppen, Gruppen und Sektionen sinnvoll zusammenschweißen
4.Schweißnähte, die das Bauteil am meisten versteifen, zuletzt schweißen (Bauteile möglichst lange und ungehindert schrumpfen lassen. Die Ausnahme wird bei besonders hohen Anforderungen der Verzugsfreiheit bei rissunanfälligen Werkstoffen herangezogen!!!
5.Symmetrisch von der Mitte nach außen schweißen.
6.Schweißen auf das kalte Ende zu.
7.Rissunanfällige Werkstoffe immer mit viel Wärme schweißen.

So, ich hoffe, ich habe Sie nicht allzuviel mit Infos zugeschüttet und wünsche gutes Gelingen in Ihrem Vorhaben!

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing./Schweißfaching.
Wolfgang Neuhäuser

Hallo.
Als erstes muss für die Fertigung solcher Träger eine Herstellerqualifikation mindestens der Klasse B vorliegen. Dementsprechend benötigen Sie einen Schweißfachmann der die erforderlichen Schweißanweisungen schreibt.
Bei solchen Längen ist natürlich mit Verzug zu rechnen und sollte deshalb auf einer Richtplatte vorgespannt werden.Bei den Schweißnähten wäre UP-Schweißen die beste Alternative- ansonsten MAG.Ausführliche Schweiß-Folgepläne sind auch abhängig von dem Material, dass Sie verwenden möchten.
In der Kürze ist so etwas nicht zu erstellen.
Trotzdem, Viel Erfolg.
Mfg

Hallo,
als erstes mal vielen Dank für Ihre sehr ausführliche und Informative Antwort. Jetzt habe ich allerdings aber noch ein paar offene Fragen:
Was für eine Stahlgüte (träger und Bolzen) incl. der entsprechenden Bescheinigungen würden Sie auswählen? Die Träger werden im bauaufsichtlichen Bereich eingesetzt. Welche Voraussetzungen muss der Hersteller der Träger erfüllen? Was für eine Ausrüstung würden Sie für die Werkstattfertigungen bereithalten oder welche muss man bereit halten?

Im Voraus vielen Dank.

Hallo,
als erstes mal vielen Dank für Ihre sehr ausführliche und Informative Antwort. Jetzt habe ich allerdings aber noch ein paar offene Fragen:
Was für eine Stahlgüte (träger und Bolzen) incl. der entsprechenden Bescheinigungen würden Sie auswählen? Die Träger werden im bauaufsichtlichen Bereich eingesetzt. Welche Voraussetzungen muss der Hersteller der Träger erfüllen? Was für eine Ausrüstung würden Sie für die Werkstattfertigungen bereithalten oder welche muss man bereit halten?

Im Voraus vielen Dank…

Fachmann für Technologie bin ich leider nicht.Diese Fragen werden in unserer Firma vom QS-Management behandelt.Ich kann mir aber vorstellen,daß man an Hand der Konstruktionsunterlagen des Produktes einige Rückschlüsse für die gewünschte Dokumentation ableiten kann.Die Dokumentation ist dann so zu erstellen,daß sie vom Werker als Arbeitsunterlage verwendet werden kann und dem QS-Mitarbeiter die Prüfkriterien deutlich offenlegt.

Hallo! Frage, sind Sie Fertiger oder Ausleger/Konstrukteur? Die frage nach der Stahlgüte erübrigt sich eigentlich, wenn Sie die zu leistenden Arbeiten in Form einer Anfrage erhalten haben. Danach macht Ihnen der Auftraggeber die erforderlichen Angaben in Bezug auf die Werkstoffgüte!Bei den Bolzen bin ich überfragt, da fehlt mir die einschlägige Erfahrung!
Bei der Bescheinigung, also bei dem Materialprüfzeugnis würde ich ein 3.1 C Zeugnis wählen um sicher zu gehen, dass sämtliche Erfordernisse, welche Sie aus dem Werkszeugnis ersehen können, zumal für den Anspruch bzw. Ausführung gegeben sind. Ja zu Ihrer Frage der Voraussetzung des herstellers kann ich nur sagen, dass sieser über den großen Eignungsnachweis verfügen muss. Sollten die Konstruktionsteile auch noch als dynamisch belastete Bauteile eingestuft werden, so würde eine Erweiterung des Eignungsnachweises erforderlich. Verfügen Sie über eine Bauregelliste??? Diese ist absolutb wichtig, um einige Details der Ausführung und Voraussetzungen zu erfahren. Ich kenne Ihren Betrieb nicht und wenn ich alles was Sie mittlerweile als Infos benüötigen richtig interpretiere frage ich mich, ob Sie sich der Sachlage bewußt sind und ob Sie überhaupt sämtliche Voraussetzungen in Bezug auf die Fertigung mitbringen. So wie ich das von hier aus beurteilen kann, würden Sie eventuell bei einer baubehördlichen Überwachung auf Grund von fehlenden Voraussetzungen eher Probleme bekommen.Also meiner Meinung nach sollten Sie sich einem fachkompetenten Betrieb zuwenden, der sich mit diesen Arbeiten auskennt und entsprechend über das Fachpersonal (schweißtechnisches Personal, Schweißaufsichtspersonen)verfügt, sowie die dazugehörigen und erforderliche Werkzeug verfügen!

ich hoffe ich konnte Ihnen auch hiermit weiterhelfen und wünsche viel Erfolg!

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing./SFI
Wolfgang Neuhäuser

Hallo,
zuerst einmal muss ein Statiker für die angeforderten Träger eine Berechnung erstellen.Es kommt darauf an , ob die Träger dynamisch belastet werden oder überwiegend ruhend beansprucht.
Bei dynamischer Belastung wird sicherlich ein S 355-Stahl verwendet werden.Zur Verarbeitung brauchen Sie dann aber schon den großen Eignungsnachweis.
Da Sie die Träger im bauaufsichtlichen Bereich einbauen wollen,wird Ihr Auftraggeber die notwendigen Zertifikate einfordern.
Da Sie auch die höchste Bewertungsgruppe angegeben haben ( B ) müssen solche Bauteile mit allerhöchster Sorgfalt hergestellt und geschweißt werden.( Z.B. keine Schweißspritzer und Zündstellen, geringe Toleranzen in den Schweißabmessungen etc.) Nachzulesen in der DIN EN 5817 .

Mfg

Hallo,
da kann ich dir leider nicht weiterhelfen, da ich mich nur in der Technik auskenne. Ich schätze mal, um diese Fragen beantwortet zu bekommen, wirst du einen Schweißfachingeneur benötigen. Die kennen sich dann mit der Theorie meistens besser aus.

Gruß Burschi

Hallo Sauerländer 75
Bei Trägern dieser Dimension brauchen Sie einen Großen Eignungsnachweis und einen SFI. Der kann auch die Pläne erstellen. Wenn Sie das nicht haben, Vorsicht der Staatsanwalt ist schneller da, wie man denkt.
MFG
Heinz-Jürgen

Hallo Sauerländer75,

da hört es bei mir leider schon auf… Ich habe zwar vor etlichen Jahren mal einen Schweißfachingenieur gemacht, aber leider nie in dem Bereich gearbeitet. Da ist deine Anfrage dann doch zu speziell für mich, ich muss leider passen. Ich weiß zwar noch was ein Schweißfolgeplan ist, und wieso man so was macht, aber einen zu erstellen traue ich mir nicht mehr zu.
Sorry!
Ich hoffe, dass dir andere weiter helfen können.

Beste Grüße & viel Erfolg