Hallo liebe Lateinexperten!
Ich möchte, nein ich muss für mein Studium das Latinum nachholen, da ich mir zu Schulzeiten nach 4 Jahren Latein dachte, es würde mir so weit reichen - tat es nicht.
Nun stellt sich mir die Frage, wo ich dies am besten anstelle, in dem Bundesland in dem ich studiere, oder in dem Bundesland an der Schule an der ich mein Abitur abgelegt habe. Beide Bundesländer geben jeweils völlig andere Lektüre an und nun wüsste ich gern, wie jene Lektüren sich im Schwierigkeitsgrad her zueinander verhalten.
Das Bundesland meiner Universität verlangt die „Epistulae morales“ von Seneca (ich habe mich daran versucht und finde sie extrem schwer), meine alte Schule im anderen Bundesland verlangt „Catilinae“ von Sallust und „Ab urbe condita“ von Livius (beide sagen mir nichts). Mein Schullatein hört bei Caesar’s „De bello gallico“ auf, ich habe Latein immer gehasst und würde das Ganze gern möglichst schnell hinter mich bringen, somit die Frage: Wenn ihr die Wahl hättet, für welche Ergänzungsprüfung würdet ihr euch entscheiden? Die an der Uni mit Seneca oder die an der alten Schule mit Sallust und Livius??
Hi,
meine persönliche Vorliebe wäre Livius oder Sallust. Beide schreiben ein anspruchsvolles Latein, der Vorteil liegt aber in der Greifbarkeit des Inhalts. Es handelt sich um Geschichtsschreiber, und in Prüfungstexten von denen, die ich kenne, passiert folglich etwas, man kann in einem solchen Text einen roten Faden finden, an dem man sich entlanghangeln kann und der einem gewaltig hilft. Seneca mag ich nicht. Sein Latein ist zwar nicht so anspruchsvoll, aber sein philosophisches Geschwafel spricht mich vom Inhalt her nicht an. Ich kann in den Prüfungstexten, die ich kenne, keinen Inhalt fassen, was übrigens auch den meisten Studenten so geht, weshalb sie Seneca schwer finden, da einem beim Übersetzen nicht vom Kontext geholfen wird. Zu Sallust ist noch zu sagen, dass sein Latein von Archaismen durchsetzt ist. In Sachsen (da wohne ich) wurden diese in dem einen Sallusttext, der bisher dran war, in die üblichen Formen geändert. Du müsstest mal herausfinden, ob das in deinem Bundesland auch der Fall ist. Wenn nicht, müsstest du dich mit seinen archaisierenden Formen beschäftigen. Von den meisten Studenten wird Sallust (mit geänderten Formen) als sehr angenehm empfunden. Ich persönlich würde also das Livius/Sallust-Bundesland vorziehen und hoffen, dass Sallust drankommt.
Viel Spaß beim Latinum
Marco
Wow, was für ein Unterschied beim Latinum… Ich dachte das wäre eine einheitliche Größe…
Ich habe Seneca nie übersetzt, der ist in Bayern glaub ich LK-Stoff. Aber Sallust… Den hab ich so gehasst. Der war so schwer.
Geh doch ganz wo anders hin zum Latinum machen. Komm zu uns nach Bayern, da übersetzt du n bissl Cicero und gut is.
Gibt es noch mehr Einschätzungen?
Ich muss zugeben, jetzt bin ich leicht verwirrt; vor allem darüber, dass man in BY nur Cicero macht (wird doch in BY ein Latinum aus anderen Bundesländern nicht so einfach anerkannt, bzw. nur, wenn es das Große Latinum ist). Einfach irgendwo machen geht ja nicht, sondern nur dort, wo man einen Wohnsitz hat oder wo man Abitur gemacht hat - ich wäre also auf diese zwei Länder beschränkt (und es handelt sich weder um BY noch um Sachsen).
Was Sallust und Livius angeht, habe ich - um ehrlich zu sein - keinen Schimmer. Seneca macht mich wahnsinnig, da er einfach mal so Wörter im Satz auslässt, die man sich dann dazudenken darf (was mir jedoch nicht gelingt). Hinzu kommt, dass ich bei Seneca nicht erkenne, auf was sich z.B. das Konjunktiv „ut“ bezieht, da es oft irgendwo völlig losgelöst steht und die Sätze dann einfach nur noch schräg werden.
Kann man das wirklich nur am Wohnort machen? Hier in der Uni hängen immer Zettel, auf denen so Schnellkurse in Heidelberg oder so angeboten werden, da erwirbt man das Latinum ja auch nicht am Wohnsitz.
Um welche Bundesländer handelt es sich denn bei dir? Und wie sieht die Prüfung aus? In Bayern muss man eine schriftliche und eine mündliche Prüfung machen, wenn man das Latinum an der Uni erwirbt.
Hi!
Mein Rat für ALLE Fälle: Besorge dir einen guten Kommentar für den betr. Autor als Schullektüre. Achte darauf, dass er nicht nur Vokabeln angibt, sondern auch auf Spezifica des betr. Autors hinweist (z. B. Einzelheiten zu den wichtigsten Archaismen bei Sallust) sowie Autor und Werk geistesgeschichtich einordnet.
Seneca halte ich für ziemlich schwer: viele pointierte Zuspitzungen und Auslassungen des Prädikats. Da muss man sich ganz schön einlesen.
Gruß!
Hannes