Schwingung, Frequenz

Hallo,

ich habe eine Frage zur Frequenz bei Schwingungen. Nehmen wir als Beispiel die ungedämpfte harmonische Schwingung.

Die Differentialgleichung hat die form:

m*x’’ + D*x = 0

wobei

m: Masse
x:Auslenkung
x’’: Beschleunigung
D: Federkonstante

Man kann die Gleichung durch m teilen und hat dann den Ausdruck D/m in der Gleichung stehen, wobei die Wurzel aus diesem Quotienten die Freuqenz wiedergibt.

Meine Frage nun:

Wie kommt man dazu zu sagen, dass sqrt(D/m) die Frequenz einer Schwingung ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man das durch Zufall entdeckt hat und die Einheiten auch noch so passend aufgehen :smile:. Leider habe ich zu dem Thema nichts gefunden, das meine Frage beantwortet und ich hoffe, dass ihr meine Frage versteht, da is leider nur schwer formulieren kann, was ich meine.

Danke für eure Hilfe

gruß Chutriel

Hossa :smile:

ich habe eine Frage zur Frequenz bei Schwingungen. Nehmen wir
als Beispiel die ungedämpfte harmonische Schwingung.

Bei einer ungedämpften harmonischen Schwingung hat die Auslenkung x=x(t) die folgende Form:

x(t)=A\sin(\omega t+\alpha)+B\cos(\omega t+\beta)

wobei die Amplituden (A,B), die Schwinungsfrequenz (omega) und die Phasenverschiebungen (alpha, beta) aus den Randbedingungen des Problems folgen.

Die Differentialgleichung hat die form:

m*x’’ + D*x = 0

Den allgemeinen Ansatz für x(t) von oben kannst du in diese Schwinungsgleichung einsetzen. Dazu musst du vorab x(t) zweimal nach der Zeit ableiten:

x^\prime(t)=\omega A\cos(\omega t+\alpha)-\omega B\sin(\omega t+\beta)

x^{\prime\prime}(t)=-\omega^2 A\sin(\omega t+\alpha)-\omega^2 B\cos(\omega t+\beta)

Wenn man bei der Gleichung für x’’(t) das -omega² ausklammert, sieht man sofort:

x^{\prime\prime}(t)=-\omega^2\left[A\sin(\omega t+\alpha)+B\cos(\omega t+\beta)\right]=-\omega^2,x(t)

Das in deine Differentialgleichung von oben eingesetzt liefert:

-m\omega^2x(t)+Dx(t)=0

Wenn man von den Nulldurchgängen von x(t) absieht, kann man diese Gleichung durch x(t) dividieren:

-m\omega^2+D=0

und den Rest nach omega umstellen:

\omega=\sqrt{\frac{D}{m}}

Wie kommt man dazu zu sagen, dass sqrt(D/m) die Frequenz einer
Schwingung ist.

Indem man es einfach ausrechnet :smile:

Viele Grüße

Hasenfuß

Moin! Wenn man diesen Ansatz (aus der Zauberkiste) akzeptiert - OK.
Und wenn nicht? mfG

Hossa :smile:

Moin! Wenn man diesen Ansatz (aus der Zauberkiste) akzeptiert

  • OK.
    Und wenn nicht? mfG

Welche allgemeingültigere Lösung für eine harmonische Schwingung würde dir denn noch einfallen? Mathematisch (=Zauberkiste) ist es klar, wie man die angegebene Differentialgleichung des Fragestellers zu lösen hat…

Viele Grüße

Hasenfuß

Schonmal danke für die ausführliche Antwort Hasenfuß. Ich erkenne, dass mathematisch gesehen omega das gleiche sein muss wie D/m, wie du es oben hergeleitet hast, das verlangt ja deine vorletzte Gleichung. Aber man geht ja hiervon aus, dass bei einer Lösung (egal ob Sinus oder exponentiell) ein Vorfaktor dabei ist, der für die Schwingungsfrequenz da ist. Ich kann mein Problem leider echt so schwer erklären. Ich suche quasi nach einer experimentell,praktisch anschaulichen Lösung, warum dieser Zusammenhang gilt.

Hallo,

Die Differentialgleichung hat die form:

m*x’’ + D*x = 0
Meine Frage nun:

Wie kommt man dazu zu sagen, dass sqrt(D/m) die Frequenz einer
Schwingung ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man
das durch Zufall entdeckt hat und die Einheiten auch noch so
passend aufgehen :smile:. Leider habe ich zu dem Thema nichts
gefunden, das meine Frage beantwortet und ich hoffe, dass ihr
meine Frage versteht, da is leider nur schwer formulieren
kann, was ich meine.

Das ergibt sich aus der Rechnung.

Gruß:
Manni

http://www.pic-upload.de/view-10136026/Save0162.jpg…

Hallo,

Wie kommt man dazu zu sagen, dass sqrt(D/m) die Frequenz einer Schwingung ist.

(Kreisfrequenz…) Nein, das ist natürlich weder eine Sache zufälliger Entdeckung noch irgendeiner Konvention, sondern dieser Sachverhalt wird zwanglos jedem zuteil, der die DG (Differentialgleichung)

m \ddot{x} + D x = 0

löst. Es ist eine gewöhnliche, homogene, lineare DG mit konstanten Koeffizienten. Wie in der Analysis gezeigt wird, führt der Ansatz x(t) = eλt (mit i. a. mehreren und komplexen Lambdas) bei jeder DG dieses Typs zum Ziel. Das kannst Du mal selbst probieren. Du wirst als sogenannte charakteristische Gleichung λ2 + D/m = 0 bekommen, und somit für λ die beiden Lösungen +i√(D/m) und –i√(D/m). Damit brauchst Du nur noch die beiden Fundamentallösungen der DG, nämlich e+i√(D/m) t und e–i√(D/m) t zur allgemeinen Lösung zusammenlinearkombinieren: x(t) = A e+i√(D/m) t + B e–i√(D/m) t, worin die Koeffizienten A und B von den Anfangsbedingungen x0, v0 abhängen. Der Realteil von eiωt ist cos(ωt), was eine ungedämpfte harmonische Schwingung mit der Kreisfrequenz ω darstellt. Deshalb ist die Lösung der DG eine ungedämpfte harmonische Schwingung mit der Kreisfrequenz ω = √(D/m).

Soviel dazu. Wem nun auch der eλt-Ansatz noch zu zauberkistenhaft erscheint, findet vielleicht an einem anderen Lösungsweg Gefallen. Er startet damit, die DG mit \dot{x} zu multiplizieren. Der Sinn dahinter enthüllt sich in der Erkenntnis, dass man die dadurch entstehende Gleichung

m:\dot{x}:\ddot{x} + D:x:\dot{x} = 0

interessanterweise auch so darstellen kann:

m \Big(\frac{1}{2} \dot{x}^2\Big)^{.}

  • D \Big(\frac{1}{2} x^2\Big)^{.} = 0

oder mit nur einer großen Klammer:

\Big(\frac{1}{2} m \dot{x}^2 + \frac{1}{2} D x^2\Big)^{.} = 0

Das hat Gewicht! Denn wenn die zeitliche Ableitung irgendeines Terms (Klammerinhalt) stets gleich Null ist, dann muss ebenjener Term zeitlich konstant sein:

\frac{1}{2} m \dot{x}^2 + \frac{1}{2} D x^2 = C

mit irgendeiner festen (insbesondere zeitlich unveränderlichen) Konstanten C. Falls der aufmerksame Leser sich fragt, ob in der letzten Zeile etwa gerade der Energiesatz steht: Ja! Das C auf der rechten Seite ist gerade die Gesamtenergie. Damit wäre das „Gewicht“ geklärt.

Wir lösen die Gleichung nach \dot{x}^2 auf, was mit ein paar Umformungen erledigt ist. Ergebnis:

\dot{x}^2 = \frac{D}{m} \Big(\frac{2C}{D} - x^2\Big)

Da x2 ein Längenquadrat ist, muss auch 2C/D eins sein. Wir kürzen das zwecks Schreibarbeitsersparnis mit h2 ab:

\dot{x}^2 = \frac{D}{m} (h^2 - x^2)
\quad\textnormal{mit}\quad
h^2 := \frac{2C}{D}

und anschließendes (hier unproblematisches) Wurzelziehen führt auf

\dot{x} = \sqrt{\frac{D}{m}} \sqrt{h^2 - x^2}

Da \dot{x} die Dimension Länge/Zeit hat und \sqrt{h^2 - x^2} die Dimension Länge, muss \sqrt{D/m} die Dimension 1/Zeit haben. Daher erlauben wir uns, das mit ω abzukürzen, weil eine Kreisfrequenz auch die Dimension 1/Zeit hat. Ob dieses ω tatsächlich eine Kreisfrequenz ist, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht (es wird sich jedoch am Ende herausstellen).

\dot{x} = \omega \sqrt{h^2 - x^2}
\quad\textnormal{mit}\quad
\omega := \sqrt{\frac{D}{m}}

Diese Gleichung erlaubt die Separation der Variablen, d. h. sie lässt sich in der Form f(x) dx = g(t) dt ausdrücken:

\frac{dx}{dt} = \omega \sqrt{h^2 - x^2}
\quad\Rightarrow\quad
\frac{1}{\sqrt{h^2 - x^2}}:dx = \omega:dt

und damit kann die Integration durchgeführt werden:

\int_{x_0}^{x}\frac{1}{\sqrt{h^2 - x^2}}:dx’ = \int_0^t \omega:dt’

Eine Stammfunktion zu 1/√(a2 – x2) ist arcsin(x/a):

\Big[\arcsin\frac{x’}{h}\Big]_{x_0}^{x} = \Big[\omega t’\Big]_0^t

\arcsin\frac{x}{h} - \arcsin\frac{x_0}{h} = \omega t

\frac{x}{h} = \sin\Big(\omega t + \arcsin\frac{x_0}{h}\Big)

Darauf kannst Du das Additionstheorem für sin(x + y) anwenden, und kommst damit zusammen mit der Identität cos(arcsin x) = √(1 – x2) auf die vorläufige Lösung:

x(t) = \sqrt{h^2 - x_0^2} :\sin(\omega t) + x_0 \cos(\omega t)

(Schnell die Probe machen: Ist x(0) = x0, wie es sein soll?)

Übrig bleibt die Bestimmung von h. Das geht nicht mit dem x(t)-Term, sondern wir brauchen dazu die Geschwindigkeit v(t). Sie ergibt sich durch Ableiten von x(t) zu

v(t)
= \dot{x}(t)
= \sqrt{h^2 - x_0^2} :\omega \cos(\omega t)

  • x_0 \omega \sin(\omega t)

und das kannst Du nach √(h2 – x2) auflösen:

\sqrt{h^2 - x_0^2}

\frac{v(t) + x_0 \omega \sin(\omega t)}{\omega \cos(\omega t)}

gilt für alle t, also insbesondere auch für t = 0:

… = \frac{v_0 + x_0 \omega \sin(0)}{\omega \cos(0)}
= \frac{v_0}{\omega}

Nach dem Ersetzen der Wurzeln in den obigen vorläufigen x(t) und v(t)-Ausdrücken steht die finale Lösung da:

x(t) = x_0 \cos(\omega t) + \frac{v_0}{\omega} :\sin(\omega t)

v(t) = v_0 :\cos(\omega t) - \omega x_0 \sin(\omega t)

\textnormal{mit}\quad \omega = \sqrt{\frac{D}{m}}

Und damit ist glasklar bewiesen, dass das Ding ungedämpfte harmonische Schwingungen mit der Kreisfrequenz ω = √(D/m) vollführt :smile:

Gruß
Martin