Wenn ein Mensch von seinen Lebenspartnern immer wieder deftige Enttäuschungen hinnehmen mußte oder einfach seinen geeigneten Partner nicht bekommen oder gefunden hat - kann er dann tatsächlich zu einem Homosexuellen „mutieren“? Kann er/sie sich plötzlich richtig in einen gleichgeschlechtlichen Menschen verlieben?
Diese Geschichte ist auf jeden Fall nicht alltäglich… Kann der Betroffene wirklich plötzlich anders empfinden oder hat mir da jemand einen Bären aufgebunden? Eigentlich reden wir sehr offen über alles und tauschen uns auch über unsere Partner aus, aber in dieser Sache hege ich trotz allem gewisse Zweifel??? Wie ernst kann/muß man sowas nehmen?
Hallo Petra,
Gegenfrage: Kann denn die gleichgeschlechtliche Orientierung nicht auch mal mehr und mal weniger ausgeprägt sein?
Und bei einer weniger ausgeprägten homosexuellen Veranlagung denne einfach der Einfachheit halber kurzerhand der Tatsache Rechnung getragen wird, dass sein gesellschaftliches Umfeld in den allermeisten Fällen doch sehr hetero geprägt und man somit, bewußt oder unbewußt, schon von vorneherein freiwillig den Weg des geringsten Widerstandes geht?
Umgekehrt habe ich zwei Fälle in meinem näheren Bekanntenkreis. Eine Frau, von Anbeginn an lesbisch, nach etlichen ziemlich trübselig endenden homosexuellen Beziehungskisten. Verknallte sich spontan in einen meiner Kollegen.
Die sind seit zwei Jahren ein Paar.
Und wiederum einer meiner besten Freunde, schwul, sehr konservativ, sehr langjährige treue Beziehung, ganz entsetzlicher Krach und sehr dramatisches Ende.
Knapp ein Jahr bewußt mönchsmäßige tiefste Trauer und Einkehr. Seit etwa 4 Jahren mit meiner Nachbarin glücklich verheiratet und stolzer Vater eines Sohnes (Nummero 2 ist unterwegs).
Also der Weisheit letzter Schluß und Ende der Fahnenstange scheint so ein Coming Out eher nicht zu sein, warum dann nicht auch umgekehrt?
Beste Grüße
Annie
Hallo!
Ich glaube, daß jeder Mensch auch homosexuelle Anteile in sich hat…vielleicht mal am einfachsten zu erklären damit, daß man doch einen Gleichgeschlechtlichen durchaus erotisch finden kann…
Und ich persönlich glaube auch, daß es letztlich nur damit zu tun hat, inwiefern man diesen Gedanken zulässt…in sich hineinfühlt und sich das eingestehen kann…
Ich habe Kontakt zu lesbischen Kreisen und habe nach den Erzählungen sehr oft mitbekommen, daß vor dem „ich liebe Frauen“ sehr oft Beziehungen zu Männern bestanden…diese dann aber mit ziemlich grossen Enttäuschungen erlebt wurden.
zT auch schlimmer Erfahrungen in der Kindheit.
Finde es daher nicht schwer nachzuvollziehen, wenn sich dann dahin gewandt wird, wo es vielleicht „ruhiger- verständnisvoller“ zugeht…weniger aggressiv tendentiell ist…- ich rede hier also von Frauen…
Möglich ist das also alles durchaus…- es gibt natürlich Homosexuelle, die von Anfang an sich nur gleichgeschlechtlich „umsehen“— aber meiner ERfahrung nach ist das eher seltener.
kitty
Ich möchte es einmal etwas vereinfacht darstellen:
Der Mensch ist im Grunde ein soziales Wesen, auch wenn das nicht immer und bei jedem auf Anhieb zu erkennen ist. Er strebt nach Anerkennung in der Gemeinschaft und die höchste Form der Anerkennung ist die Liebe.
Wenn die Liebe vom gewählten Partner nicht oder nicht in der gewünschten Form empfangen werden kann, besteht die Möglichkeit, dass solch ein Mensch sich jemand anderem zuwendet. Dieser Jemand wird dann Ziel seiner Liebe und ein starker Ausdruck solcher Liebe sind eben sexuelle Handlungen. Finden solche sexuellen Handlungen mit einem gleichgeschlechtlichen Partner statt, dann werden sie eben als homosexuell betrachtet.
Die Beispiele von Annie unten zeigen aber, dass das keine Einbahnstrasse sein muss. Entscheidend ist eben, auf wen sich die Liebe projeziert.
Natürlich gibt es auch Homosexualität (oder eher Bisexualität, wie es hier in deinem Beitrag zwischen den Zeilen zu lesen war) aus rein sexuellem Intresse, die auch während einer heterosexuellen Partnerschaft praktiziert werden kann.
Hier gilt es also zu unterscheiden, zwischen der rein sexuellen Ausrichtung und der Sexualität als Ausdruck einer Partnerschaft. Und die Übergänge können hier durchaus fliessend sein.
Gruß
Hermann
Hallo auch!
Wenn ein Mensch von seinen Lebenspartnern immer wieder deftige
Enttäuschungen hinnehmen mußte oder einfach seinen geeigneten
Partner nicht bekommen oder gefunden hat - kann er dann
tatsächlich zu einem Homosexuellen „mutieren“? Kann er/sie
sich plötzlich richtig in einen gleichgeschlechtlichen
Menschen verlieben?
Eher ist es so, daß diese Menschen homosexuell sind und aus gesellschaftlichen Gründen es doch auf hetero versuchen und dann natürlich enttäuscht werden.
Die Orientierung wird nicht anerzogen, die ändert sich auch nicht, die wird einem angeboren.
Hast du je gehört, daß ein Schwuler von seinem Freund derartig enttäuscht würde, daß er jetzt plötzlich zu einem Hetero mutiert? Natürlich nicht. Es ist immer das Homo, das als Abweichung empfunden wird und das man irgendwie „werden“ können müßte. Dahinter steckt versteckte Abneigung dagegen, sozusagen wird das Homo als Krankheit gesehen, die irgendwie auftritt und aber auch verschwinden kann. So ist es aber nicht. Homo und Hetero sind Vorlieben, die einfach da sind und die man an sich entdeckt. Bi übrigens auch.
Diese Geschichte ist auf jeden Fall nicht alltäglich… Kann
der Betroffene wirklich plötzlich anders empfinden oder hat
mir da jemand einen Bären aufgebunden?
Wohl letzteres. Hast du je gehört, daß jemand nach fünf Ehen mit Menschen plötzlich auf Tiere steht? (Um ein deutlicheres Beispiel zu nehmen). Sexuelle Vorlieben sind angeboren, und auch nicht krank oder heilbar. Menschen sind wie sie sind. Es wird Zeit das zu akzeptieren.
Grüße Bellawa.
Hi,
Hast du je gehört, daß ein Schwuler von seinem Freund derartig
enttäuscht würde, daß er jetzt plötzlich zu einem Hetero
mutiert? Natürlich nicht.
?
Siehe Awful Annies Beitrag.
Grüßle,
Ralf
Hallo auch!
Siehe Awful Annies Beitrag.
Wer sich zu Männern UND Frauen hingezogen fühlt ist bi und nicht homosexuell. Bi sein ist nicht ein bißchen schwul sein sondern eben bi.
Grüße Bellawa.
Vielen Dank für eure Antworten. Auf jeden Fall bin ich jetzt etwas schlauer und ihr habt mir sehr weiter geholfen. Ich denke jetzt, daß es wirklich möglich ist, schwul oder lesbisch zu „werden“ aus den von euch genannten Gründen. Wenn ein Mensch tatsächlich nie gewagt hat, über eine Neigung zu Bi oder homosexuell nachzudenken, dann könnte er es ja doch irgendwann in seinem Leben noch merken… warum nicht. Umgekehrt kenne ich einen Mann, der sich zwar 20 Jahre als Schwuler geoutet hat, insgeheim aber immer eingeräumt hat, ggf. bi zu sein. Mittlerweile hat er sich von seinem langjährigen Partner getrennt und lebt mit ner Frau zusammen. Wenn das geht - ist ja eigentlich logisch - warum dann nicht auch andersrum.
Hi,
Wer sich zu Männern UND Frauen hingezogen fühlt ist bi und
nicht homosexuell. Bi sein ist nicht ein bißchen schwul sein
sondern eben bi.
ja, so kann man es immer drehen, wenn es dann doch mal vorkommt
Gruß
Steffie