Hallo Timo,
deine Frage scheint auf den ersten Blick leicht beantwortbar zu sein, aber ganz so einfach ist es wohl nicht.
Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich auf die Kinsey-Skala verweisen. Laut dieser Skala sind 90 bis 95 Prozent aller Menschen nicht ausschließlich hetero- oder homosexuell, sondern eigentlich - sozusagen mehr oder weniger - bisexuell. Die meisten Menschen, bei denen der Anteil der „anderen“ Sexualität sehr gering ist, neigen dazu, diesen Anteil zu verdrängen bzw. zu ignorieren. Über Sinn oder Unsinn dieser Vorgehensweise muss man an dieser Stelle nicht diskutieren, weil auch die Gründe dafür nicht immer gleich sind. Ich erwähne diesen Umstand eigentlich nur aus einem Grund: es ist nicht immer möglich, einen wirklich eindeutigen Status festzulegen oder zu ermitteln - es ist wahrscheinlicher, dass man irgendwo „dazwischen“ liegt. Ob das bei dir ebenso zutrifft, lässt sich damit aber noch nicht sagen.
Deinem Text nach zu urteilen, würde ich vermuten, dass du schwul bist - im Sinne der Kinsey-Skala mit einem nur geringen oder sogar keinem Anteil an Heterosexualität. Natürlich lässt sich sowas aufgrund eines kurzem Textes nur schwer einschätzen - bei Bedarf kannst du auch gern eine PM schreiben.
Ich gehe kurz auf einige Punkte ein:
Ich habe seit September eine Freundin,soweit so gut,aber
seitdem ich mit ihr zusammen bin leide ich unter
Depressionen,mittlerweile unter schweren die sich auch
körperlich mit
Appetitlosigkeit,Verdauungsproblemen,Schlaflosigkeit etc.
bemerkbar machen.
Das zeigt, dass deine derzeitige Beziehung zu einer Frau dich stark belastet - eine Fortsetzung wäre demnach nicht ratsam. Ob das ein echtes Zeichen für eine innere Ablehnung des Weiblichen oder möglicherweise auf die Person zurückzuführen ist, war leider nicht so richtig erkennbar.
Ich war davor 4 Jahre solo,bin kein
hässlicher Junge,allerdings habe ich schon seit meiner
Pupertät immer mal Jungs bzw. Männern hinterher geschaut…
Das ist noch kein eindeutiges Zeichen für Homosexualität, könnte aber darauf hinweisen.
in den letzten Jahren wurde es extrem,ich habe auch sexuelle
Kontakte zu Männern gesucht und vollzogen. Es hat Spaß gemacht
und war schön.
Das ist allerdings ziemlich eindeutig, zumindest für eine partielle Homosexualität, wie sie auf der Kinsey-Skala sichtbar ist.
Ich möchte nicht wieder alleine
sein,daher habe ich bisher nicht Schluss gemacht.
Das halte ich für einen Fehler, denn je länger du diese Beziehung, die dich offensichtlich mehr quält als sie für dich nützlich ist, aufrecht erhältst, um so schlimmer können die Folgen sein - zumindest schlimmer, als allein zu sein …
Mein
Hausarzt und Neurologe meinte das ich eine unterdrückte
Homosexualität habe,die jetzt nach und nach raus möchte…bei
dem einen früher,dem anderen später.
Das sehe ich auch so.
Ich verkörpere auch
optisch keinen „sofort“ erkennbaren schwulen. Ich habe viele
Tattoos,gehe ins Fitnesstudio…zudem ist mein Leben bisher
nicht einladend um mit ijemandem darüber zu sprechen. Ich
spiele seit 23 Jahren aktiv Fussball,war jahrelang Soldat,war
immer der harte Bursche.
Die meisten Schwulen sind nicht sofort als schwul erkennbar. Das schwule Klischee wird halt medial mehr ausgeschlachtet, was nicht unbedingt zu mehr Toleranz beiträgt.
Ich genieße und liebe klassische Musik,Theater und
Operbesuche…na ja das mit 27…auch iwie net normal…da
kann ich nachdenken und abschalten…
Künstlerische Vorlieben sind nicht an ein bestimmtes Alter gebunden - an eine bestimmte sexuelle Ausrichtung auch nicht. Auch das ist eher klischee-behaftet.
der Sex
na ja ist ok,aber der Sex mit Frauen langweiligt mich immer
mehr 
Das ist meiner Meinung nach ein schon sehr konkretes Zeichen für Homosexualität oder zumindest Bisexualität mit eher homosexuellen Vorlieben.
Es macht mich kaputt…?? Was bin ich,habe ja probiert,getestet
aber ich möchte endlich einen „Status“ für meine Sexualität.
Das kann dir eigentlich niemand abnehmen, sondern das musst du dir selbst sagen. Du musst bereit sein, das, was du inzwischen schon festgestellt hast, zu konkretisieren. Ich kann zwar aus deinen Angaben die Schlussfolgerung ziehen, dass du schwul bist, aber letztlich liegt es an dir, das auch zu akzeptieren.
Habe Angst gerade aufgrund meiner Aktivitäten in einem
Sportverein,zudem bin ich ein guter Kicker,man kennt mich in
meiner Stadt im Amateurbereich…vor schlechtem Reden,habe gar
keine Ansprechpartner…zwei Mädels aus meiner alten Klasse
wissen Bescheid…bin ich schwul oder nicht?
Das ist nun eine Sache, die sehr schwierig sein wird, denn wenn du es erstmal für dich akzeptiert hast, musst du für dich auch herausfinden, wem du dein Vertrauen schenkst, denn so schwer, wie es für dich war oder ist bzw. sein wird, dein Schwulsein anzuerkennen, so schwer (und oftmals noch schwerer, manchmal allerdings auch leichter) ist es für dein Umfeld …
Wie schon gesagt: ich bin gerne bereit für einen persönlichen Gedankenaustausch - eine Mitteilung über das System genügt.