Seefahrt: Kursangaben

Hallo,

mal eine Frage vom klassischen Schiffs-Dilettanten:

In sämtlichen Hollywoodfilmen, in denen ein Boot oder Schiff vorkommt un irgendeinen Kurs einschlägt, wird das mit den Ziffern „Kurs 022“ (zum Beispiel) kommentiert. Oder eben andere Ziffern. Wie auch immer, kann mir wer erklären, ob das tatsächlich realen Hintergrund hat und ob das System auf für normale Landeier zu durchschauen ist, oder ob das nur eine Hollywooderfindung ist?

Schönen Tag wünsch ich,

Jerry

In sämtlichen Hollywoodfilmen, in denen ein Boot oder Schiff
vorkommt un irgendeinen Kurs einschlägt, wird das mit den
Ziffern „Kurs 022“ (zum Beispiel) kommentiert. Oder eben
andere Ziffern. Wie auch immer, kann mir wer erklären, ob das
tatsächlich realen Hintergrund hat und ob das System auf für
normale Landeier zu durchschauen ist, oder ob das nur eine
Hollywooderfindung ist?

Kursangaben (in Grad) werden grundsätzlich immer 3-stellig genannt. Das Bedeutet, daß unter 100° immer dementsprechend Nullen voran gesetzt werden. Genau so verhält es sich bei den Längengraden. Diese werden im Gegensatz zu den Breitengraden auch immer 3-stellig (001°-180° West oder East) genannt.

Mit freundlichem Gruß

Klaus-Werner Olderdissen

Hallo !

Du mußt zwischen zwei Arten von Kursangaben unterscheiden :

Sagt der Steuermann zum Rudergänger Stb 10, dann legt der Rudergänger das Ruder auf 10 Grad Stb, also 10 Grad rechts. Das Schiff fährt dann einen rechten Kreis solange, bis der Steuermann sagt : „Mittschiffs“. Dann läßt der Rudergänger das Ruder durch die Hand zurückgleiten und das Ruder legt sich selbst auf „Mittschiffs“ , das heißt geradeaus.
Diese Art „Steuerung“ geschieht in Küstennähe oder auf dem Fluß. Ohne Automatik.

Die andere Art der Steuerung :

Ist das Schiff auf die erste Art aus engen Stellen heraus und auf See (der Lotse ist von Bord), stellt der Steuermann bzw Kapitän fest, in welche Richtung er jetzt fahren muß, um den Zielhafen zu erreichen. Das erfolgt auf der Seekarte analog. Mit Zirkel und Lineal.
Hat er z.B. den Elblotsen abgegeben und will nach Lissabon, so ist sein erstes großes Ziel der Ärmelkanal. Also gibt der Kapitän dem Steuermann (nicht dem Rudergänger) den vorläufigen Kurs an. Das wäre ungefähr von der Elbe zum Ärmelkanal 265 Grad. Der Steuermann stellt die Ruderautomatik auf 265 Grad.

Wäre das Ziel Norwegen, würde er angeben ungefähr 0 Grad.

Du mußt Dir eine Gradeinteilung von 360 vorstellen. Norden ist 0 Grad, Osten wäre 90 Grad, Süden 180 Grad und Westen 270 Grad. Dazwischen liegen dann die restlichen Kurse.

Eine Angabe von 022 wäre eher unwahrscheinlich, weil bei der Kursangabe und Übergabe an andere Beteiligten nur das Notwendigste angegeben wird, um Fehler und Mißverständnisse zu vermeiden. Man würde nur sagen : 22.

22 würde eine Automatikangabe bedeuten, also von der Elbe Richtung Dänemark. Man wäre sofort wieder an der Küste.
22 als Befehl an den Rudergänger auf dem Fluß wäre eher unwahrscheinlich, da man dort bei 20 oder 25 bleiben würde.

Dreistellig sind die Angaben also nur, wenn man mindesten einen Kurs von 100 Grad fährt.

Grüße Max

Hallo Max,

ich tue es ungern, aber ich muss Dich korrigieren:

Du mußt zwischen zwei Arten von Kursangaben unterscheiden :

Sagt der Steuermann zum Rudergänger Stb 10, dann legt der
Rudergänger das Ruder auf 10 Grad Stb, also 10 Grad rechts.

Das ist keine Kursangabe, sondern ein Befehl zur Kurskorrektur.
Angegeben wird hier das Mass der Korrektur, üblich ist das nur bei Fahrt „nach Sicht“, d.h. wenn man es mit der Navigation nicht so genau nimmt, nach dem Motto „Hier kenn’ ich mich eh aus“.

Die andere Art der Steuerung :

Ist das Schiff auf die erste Art aus engen Stellen heraus und
auf See (der Lotse ist von Bord), stellt der Steuermann bzw
Kapitän fest, in welche Richtung er jetzt fahren muß, um den
Zielhafen zu erreichen. Das erfolgt auf der Seekarte analog.
Mit Zirkel und Lineal.
Hat er z.B. den Elblotsen abgegeben und will nach Lissabon, so
ist sein erstes großes Ziel der Ärmelkanal. Also gibt der
Kapitän dem Steuermann (nicht dem Rudergänger) den vorläufigen
Kurs an. Das wäre ungefähr von der Elbe zum Ärmelkanal 265
Grad. Der Steuermann stellt die Ruderautomatik auf 265 Grad.

Das mit der Automatik ist zwar heute üblich, aber früher als noch von Hand gesteuert wurde, war der Kurs und damit die Kursangabe auch nicht anders.

Wäre das Ziel Norwegen, würde er angeben ungefähr 0 Grad.

Du mußt Dir eine Gradeinteilung von 360 vorstellen. Norden ist
0 Grad, Osten wäre 90 Grad, Süden 180 Grad und Westen 270
Grad. Dazwischen liegen dann die restlichen Kurse.

Richtig! Die Einteilung ist auf jedem Kompass zu erkennen.

Eine Angabe von 022 wäre eher unwahrscheinlich, weil bei der
Kursangabe und Übergabe an andere Beteiligten nur das
Notwendigste angegeben wird, um Fehler und Mißverständnisse zu
vermeiden. Man würde nur sagen : 22.

Dreistellig sind die Angaben also nur, wenn man mindesten
einen Kurs von 100 Grad fährt.

Falsch! Seemännisch korrekt: Kursangaben immer dreistellig!
022 - sprich: null - zwo - zwo (und niemals zweiundzwandzig!)
Der Rudergänger bestätigt das Kommando korrekt durch Wiederholung: „Kurs null - zwo - zwo“ und (superkorrekt) „null - zwo - zwo liegt an“ nach erfolgter Korrektur, d.h. dann wenn er wirklich 022 fährt (je nach Umfang der Kursänderung kann die Drehbewegung bei großen Pötten schon mal etwas dauern).

Diese Konvention dient der Sicherheit, wie leicht geht die hundert bei hundertzweiundzwanzig in irgendeinem nebengeräusch unter. Der Steuermann hört eventuell gerade noch die 22 und steuert einen ganz falschen Kurs. Kann böse enden! Wenn ich nicht eindeutig drei Ziffern höre war, das keine Kursangabe bzw. ich habe sie nicht komplett mitbekommen.

In der Praxis wird man diese Kommandos allerdings fast nur noch bei der Marine und gelegentlich bei „eifrigen“ Freizeitskippern hören. In der Berufsschifffahrt habe ich selten mehr als einen Mann auf der Brücke gesehen, der dann gleichzeitig navigiert (d.h. u.a. den Kurs festlegt) und den Autopiloten bedient. Er müßte den Befehl also an sich selbst geben.

Gruß
Werner

Hallo !

Aber, aber!

Da wir jetzt unter uns Experten sind, können wir doch ins Detail gehen, ohne den eigentlichen Fragesteller zu irritieren.

Die Befehle des Lotsen oder Kapitäns oder Steuermanns an den Rudergänger betreffen doch immer nur die Ruderlage! Der Rudergänger legt keinen Kurs, sondern legt das Ruderblatt auf einen bestimmten Winkel nach Bb oder Stb.
Da das Ruderblatt aber maximal 40 Grad eingelegt werden kann, bekommt der Rudergänger Befehle, die von Mittschiffs bis HartBb/HartStb gehen. Dazwischen genauere Angaben wie z… Bb 20.

Der Rudergänger hört niemals eine Null vor einer zweistelligen Zahl, wo sollte sie auch herkommen???
Ein Rudergänger bekommt nie den Kartenkurs zu hören, nur die Ruderlage!!!
Kann auf geraden und längeren Revierstrecken mit Automatik gefahren werden, stellt der Lotse selbst die Automatik ein, brüllt aber nicht irgendwelche Zahlen in die Gegend.
Es kann natürlich vorkommen, daß der Lotse für längere Zeit den Kompaßkurs vom Rudergänger steuern läßt, dann wird er zu ihm gehen, den Kompaßkurs vergleichen und dem Rudergänger sagen : Halt ihn mal auf 22 und den Wert auf eine Tafel vor dem Rudergänger stellen. Da drei Zahlen drehbar einzustellen sind, ist dort die Null natürlich als Null einzustellen. Kein Lotse verläßt sich darauf, dass der Rudergänger ihn versteht. Bei heute 20 und mehr Nationen auf einem Schiff, gilt nur noch das Geschriebene. Und auch dort sind sie vorsichtig, viele der heutigen „Seeleute“ von den Philippinen und anderen Ländern, können nicht mal schreiben.
Das betrifft eine Revierfahrt (Flußfahrt).

Der Kartenkurs, wie z.B. 22 Grad, wird nachher vom Kapitän in die Seekarte eingezeichnet, er stellt die Steuerautomatik auf 22 und sagt dem wachhabenden Steuermann : Laß es uns erstmal bei 22 versuchen. Er würde seinem Steuermann niemals sagen : Null22. Der Kurs ist in die Karte eingezeichnet und der Steuermann hat es schriftlich. Auf der Tafel am Ruder steht dann ebenfalls 22 Grad. Mit Null , da die drei Zahlen fest installiert sind und nur eingestellt werden müßen.

Kursgebrülle, wie in einem Hollywood-U-Bootfilm gibt es vielleicht bei den Kriegsmarinen, wo keiner routiniert sein Schiff beherrscht und jeder alles richtig machen will, um später nicht für irgendwelche Beulen haftbar zu sein.
Die Zahl Null (Zero) hat für Hollywood etwas magisches und selbst Bauplätze in New York werden so benannt.

Grüße Max

Hallo !

Nochmal hallo!

Da wir jetzt unter uns Experten sind, können wir doch ins
Detail gehen, ohne den eigentlichen Fragesteller zu
irritieren.

Ab jetzt dürfen auch wieder Nicht-Experten mitlesen, wird hoffentlich wieder einfach und verständlich :wink:)

Kein
Lotse verläßt sich darauf, dass der Rudergänger ihn versteht.
Bei heute 20 und mehr Nationen auf einem Schiff, gilt nur noch
das Geschriebene. Und auch dort sind sie vorsichtig, viele
der heutigen „Seeleute“ von den Philippinen und anderen
Ländern, können nicht mal schreiben.

Ein kleines Erlebnis, ich war live dabei und hab’ das ganze mit eigenen Augen gesehen:
Ort: Auf einem Containerschiff (ca. 130m lang, also für heutige Verhältnisse kein Riese mehr) im Hafen von Helsinki kurz vor dem Anlegemanöver
Personen: Ein finnischer Lotse (der nebenbei in perfektem Deutsch mit uns über kaum bekannte Details deutscher Geschichte plauderte), der Rudergänger (zu dem Zeitpunkt kein Geringerer als der Kapitän des Schiffes himself, Nationalität: Deutsch), meine Freundin und ich (die letzteren Beiden zahlende Gäste an Bord).
Handlung: Beiläufiges Kommando des Lotsen: „To Port“ (nach Backbord, für Laien: nach Links).
Reaktion: Der Kapitän greift zum Joystick und gibt „Hart Steuerbord“ (Für Laien: er steuert mit maximalem Einschlag nach Rechts).
Eine beherzte und rasche Reaktion des Lotsen der jetzt selber in die Steuerung eingriff, verhinderte im letzten Moment eine Kollision mit der Kaimauer (da waren wirklich nur noch ein paar cm dazwischen). Und wenn da jemand behauptet, auf der Brücke eines zivilen Schiffes wird nie gebrüllt, der hat die Kommentare des beteiligten Lotsen während dieses Vorfalles nicht gehört.

Kursgebrülle, wie in einem Hollywood-U-Bootfilm gibt es
vielleicht bei den Kriegsmarinen,

und wie erwähnt bei übereifrigen Freizeitskippern (vorallem auf Charterbooten)

wo keiner routiniert sein
Schiff beherrscht und jeder alles richtig machen will, um
später nicht für irgendwelche Beulen haftbar zu sein.

Sag ich doch! Nur: In U-Boot-Filmen tauchen gehäuft Kriegsschiffe auf, während zivele Frachter in diesem Genre eher in der Minderzahl sind. Also lass’ sie weiter ihre Ziffern brüllen.

Die Zahl Null (Zero) hat für Hollywood etwas magisches und
selbst Bauplätze in New York werden so benannt.

Na ja, ohne die Erfindung der Ziffer „Null“ (übrigens keine abendländische Leistung!) würden wir wohl heute noch mit römischen Ziffern hantieren. Wer’s mal probiert in dieser Schreibweise ein paar Zahlen zu addieren, weiss was eas bedeutet.
Man sollte die „Null“ nicht unterschätzen! Aber das führt jetzt etwas weit vom Thema weg…

Gruß
Werner

Und wieder muss Dich jemand korrigieren:

wenn Du mal auf einer Segelyacht warst, dann wirst Du feststellen, dass dort sehr wohl Kurse angesagt werden. Dies hat aber nichts mit Holywood, schlechter Schiffsbeherrschung oder Beulen zu tun. Und die Null wird - da schließe ich mich meinem Vorredner an - IMMER mit angesagt. Und auch dort gibt es einen Rudergänger (dem man zutraut, einen Kompasskurs zu steuern…) und zudem meistens keinen Ruderstandsanzeiger !

Gruß, Philip.

Kursgebrülle, wie in einem Hollywood-U-Bootfilm gibt es
vielleicht bei den Kriegsmarinen, wo keiner routiniert sein
Schiff beherrscht und jeder alles richtig machen will, um
später nicht für irgendwelche Beulen haftbar zu sein.
Die Zahl Null (Zero) hat für Hollywood etwas magisches und
selbst Bauplätze in New York werden so benannt.

Grüße Max

und wie erwähnt bei übereifrigen Freizeitskippern (vorallem
auf Charterbooten)

Meines Erchtens hat das eher mit Sicherheit und guter Seemannschaft an Bord zu tun, als mit Übereifer. Spätestens wenn der Sturm mit 10 von vorn kommt, ist man über jeden klar und deutlich gebrüllten Kurs dankbar.

Philip.

Nein, ich war nie auf einer Yacht.
Ich war 35 Jahre in leitender Funktion auf Schiffen bis zu 100 000 BRT.
Und mit diesen Schiffen mußten wir anfangs oft den Yachten ausweichen, weil diese Wegerecht hatten und wohl immer nur auf den Kompaß starrten. Machts gut Leute, fahrt so weiter!
Nicht umsonst holen die Seenotrettungsboote nur noch Euch „Seeleute“ aus dem Wasser.

Grüße max und Mast und Schotbruch oder wie Ihr so sagt!

Ich glaube nicht, dass der Fragesteller den Alltag auf einer Yacht meinte!

Gruß Max

Hallo !

Ab jetzt dürfen auch wieder Nicht-Experten mitlesen, wird
hoffentlich wieder einfach und verständlich :wink:)

Das kann es nicht werden! Ein Laie, der nie auf einem Schiff war bzw sich nie für die Seefahrt interessiert hat, kann mit dem hier geschriebenen wenig anfangen!

Handlung: Beiläufiges Kommando des Lotsen: „To Port“ (nach
Backbord, für Laien: nach Links).

Dieses Komando „to port“ war so falsch, wie es falscher nicht geht. Nur „port“ wäre richtig gewesen. „to port“ ist verwechselbar mit „Starbord“. Er hätte nur „port“ sagen dürfen!!

paar cm dazwischen). Und wenn da jemand behauptet, auf der
Brücke eines zivilen Schiffes wird nie gebrüllt, der hat die
Kommentare des beteiligten Lotsen während dieses Vorfalles
nicht gehört.

Es geht hier nicht um das Brüllen, sondern auch in dieser Situation wäre ein Kompaßkurs schon sehr merkwürdig gewesen. Niemand hätte etwas mit 022 anfangen können. Nur die Ruderlage ist gemeint und da gibt es keine Null.

Grüße Max

Hallo !

Dieses Komando „to port“ war so falsch, wie es falscher nicht
geht. Nur „port“ wäre richtig gewesen. „to port“ ist
verwechselbar mit „Starbord“. Er hätte nur „port“ sagen
dürfen!!

Stimmt genau. Ich wollte mit meiner kleiner Geschichte ja auch nur illustrieren wie das mit der Genauigkeit der Kommandos und der Eindeutigkeit des Verstehens in der Praxis so läuft.
Wenn immer alles wie im lehrbuch ginge, gäbe es wohl kaum noch Unfälle.

paar cm dazwischen). Und wenn da jemand behauptet, auf der
Brücke eines zivilen Schiffes wird nie gebrüllt, der hat die
Kommentare des beteiligten Lotsen während dieses Vorfalles
nicht gehört.

Was da gebrüllt wurde war weder ein Kompasskurs noch eine Ruderlagen-Angabe. Den tatsächlichen Wortlaut des Gevrülls hier wieder zu geben verbietet mir meine gute Kinderstube…

Gruß
Werner

Hallo,

Nein, ich war nie auf einer Yacht.

Ob Du’s glaubst oder nicht, da hast Du was verpasst…

Ich war 35 Jahre in leitender Funktion auf Schiffen bis zu 100
000 BRT.
Und mit diesen Schiffen mußten wir anfangs oft den Yachten
ausweichen, weil diese Wegerecht hatten und wohl immer nur auf
den Kompaß starrten. Machts gut Leute, fahrt so weiter!

Was heißt hier anfangs? Fahrzeuge unter Segeln haben, außer in Seeschiffstrassen und beim Queren von Verkehrstrennungsgebieten immer noch Wegerecht.
Auf der anderen Seite, ich hab’ die in einem vorherigen Beitrag erwähnte Reise auf einem Containerfrachter nicht zuletzt deshalb gemacht, weil ich die Welt auch mal aus der anderen Perspektive sehen wollte.

Also, liebe Seglerkollegen - die Jungs auf den dicken Pötten haben manchmal echte Probleme mit uns:

Radarecho einer ca. Zwanzig-Meter-Kunststoffschüssel, Abstand ca. 0,5 sm: praktisch nicht vorhanden, dito bei ein Metallboot: naja, wenn man weiß wo das Ding liegt, könnte man das Pünktchen auf dem Schirm zuordnen. Bei schlechter Sicht, also null Chance.

Selbst bei guter Sicht: Die Frachter, noch schlimmer Fähren, sind heute verdammt schnell unterwegs. Wenn ihr am Horizont sichtbar werdet, ist der Dicke auch schon fast da. In der Regel ist nur eine Person auf der Brücke, und die hat dort einiges zu tun. Ständiger Ausguck, na ja…

Fazit: Im Zweifel immer ausweichen, und zwar so konsequent und rechtzeitig, dass der Mann auf der Brücke erkennt, dass Aktionen von seiner Seite überflüssig sind.

Denkt auch mal dran, dass die Jungs ständig unter Stress und Zeitdruck stehen, und im Gegensatz zu uns nicht zum Vergnügen unterwegs sind. Stellt Euch mal vor ihr versucht im Büro Eure Arbeit zu machen und gleichzeitig tollt dort eine wilde Kinderschar durch die Gegend…

Und an die Berufsseeleute: Nehmts nicht so verbissen, ein bisschen mehr Toleranz: Die See ist groß genug für uns alle…
Nicht jeder Freizeitskipper kann die nautische Ausbildung eines Kapitäns haben, die Verantwortung ist ja auch etwas kleiner. Im übrigen ist es um die Seemannschaft der Segler im Allgemeinen besser bestellt als Ihr glaubt, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Im übrigen: Probiert es im Urlaub doch selbst mal mit dem Segeln, dann erfahrt ihr mal wieviel Spaß das macht und versteht vielleicht etwas besser, warum wir da sind.

Gruß
Werner

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Hallo !

Der Lotse hat also mit dem Befehl „Port“ eine Ruderlagenanweisung gegeben, keine Kompaßanweisung.

Wenn er nur „Port“ sagt, meint er „Hart Bb“, was für den Rudergänger heißt, das Rad bis zum Anschlag nach Bb.

Hätte der Lotse eine Kompaßanweisung geben müßen, wäre er erstmal zum Kompaß gelaufen und hätte ausrechnen müßen, wo liegt denn jetzt die Richtung, wenn das Schiff nach Bb gehen soll.
Dann hätte er die Anweisung gegeben und der Rudergänger hätte ihm wahrscheinlich gesagt, dann knallen wir gegen die Kaimauer auf der Bb-Seite.

Also im Hafen und auf dem Revier gibt es seitens des Lotsen, Kapitäns oder Steuermanns nur Ruderlagenanweisungen!

Grüße Max

Moin,

da ich ja zur *Bande* der „Diplomfenstergucker“ gehöre mal eben etwas zur Klarstellung:

Kurse in der Karte sollten _immer_ dreistellig geschrieben werden, Steuerkurse für den Rudergänger werden auch 3stellig gesagt z.B. Kurs 245° gesprochen „two, four, five“ oder Kurs 034° gesprochen: „zero, three, four“, Warum? nun im Normalfall ist der durchschnittliche Matrose am Ruder (Rudergänger) in der Lage zumindest von 0 bis 9 zu zählen. Es gibt z.B auch Tafeln wo der Steuerkurs mittels Zahlen eingestellt werden kann damit der Kurs vom Rudergänger nicht vergessen wird. Auch kann es manchmal vorkommen, das ein Schiff über längere Zeit von Hand gesteuert werden muss, auch ein Selbststeuer kann mal ausfallen (selbst in meiner Zeit „vorm Mast“ erlebt, von Auslaufen Hamburg bis Ankunft in Panama), oder in Gebieten mit hoher Verkehrsdichte z.B Englischer Kanal, Str. von Dover, gerade dort wäre das Steuern _nur_ mit Ruderlagekommandos sehr aufreibend, bei schlechtem Wetter kann es manchmal auch sinnvoll sein auf Handsteuerung zu gehen. Im Revier gibt es auch Kommandos, die den Rudergänger dazu veranlassen den gerade anliegenden Kurs „auszusingen“ beim Befehl „recht so“ bzw. „steady“ sollte ein guter Rudergänger den gerade anliegenden Kurs melden auch und dann auch halten bis das weitere Order kommen.
Das die „Graue Dampfer Company“ gleich welcher Flagge einen sehr lauten Ton am „Leibe“ hat liegt eher daran das sich bei denen auf der Brücke i.d.R. wesentlich mehr Personal aufhält und da dann auch die unterschiedlichsten Funktioner die Kursangaben benötigen, da wo ein Handelsschiff mit 3 Leuten auskommt braucht die Marine alleine um die Leute zu beschäftigen etwa 9 Leute :wink:
Ach so auch ich habe bei der „Volkstrachtengruppe“ gedient und das mit ausgefahrenen Patent, Handelsschiffseeleute sind ein Schrecken für die Schiffsführungen von Marineschiffen, wenn sich mal ein Nautiker an Bord *verirrt*.

Grüße

Andreas