Seemanns-Weihnachten

Hi!
Für das Programm der Weihnachtsfeier unseres Marinevereins suche ich noch was zum Vorlesen, Thema s.o. Habe mir schon einiges ergoogelt, einige Kurgeschichtensammlungen auch bestellt und durchgesehen, aber bis jetzt war noch nichts Zündendes dabei.

Was ich schon im Programm habe, ist von Ringelnatz das Weihnachtsgedicht mit Kuddel Daddeldu :smile: Als Kontrast hätte ich gern etwas Ernsthafteres, mit Gefühl, aber nicht gefühlsduselig.

Freue mich über Vorschläge.

Gruß,
Eva

Servus,

bloß ein paar Splitter, auch hier nichts wirklich Zündendes:

Schon mit ein bissel Schmalz ist die Episode aus James Krüss, „Mein Urgroßvater, die Helden und ich“, von dem Clown auf einem leckgeschlagenen Schiff, dem es gelingt, die Leute im Saal ruhig zu halten, bis die Boote geordnet ohne Panik besetzt werden können, der diese extreme Anspannung dann aber selber nicht übersteht. Im „Timm Thaler“ spielen auch ein paar wichtige Szenen auf See, z.B. die Wette mit den Fliegenden Straßenbahnen in Genua und die Begegnung mit Lefuet, als dieser seine Augen an Kreschimir hat zurückgeben müssen und sich dadurch erstmals verwundbar zeigen muss.

Bloß am Rande seemännisch und ganz ohne Moralinsäure die Skizze aus Max Eyth „Hinter Pflug und Schraubstock“ von den Expats, die in Rosetta auf das P&O-Schiff warten, das den Spatenbräu-Nachschub bringt.

Vielleicht brauchbar einzelne Abschnitte aus Travens Totenschiff? Aus Conrads Herz der Finsternis, so um die Ankunft in Afrika herum, bevor es den Fluss hinaufgeht?

Aber das kennen die Leut halt alles schon mehr oder weniger.

Schöne Grüße

MM

Wie waere es mit Theordor Storm? Der hat doch einiges zum Weihnachtsfest geschrieben.
Viel Glueck!
Katrin

Hallo!
Da sind schon gute Tipps bei. Ich bin ein Fan von James Krüss - naja, ich bekam als Kind !„Mein Urgroßvater und ich“ geschenkt und das habe ich so oft gelesen, dass ich es auswendig konnte :smile: „Da schmunzelte der Zauberer Kori-Kora-Korinthe / und schwamm durchs ganze Tintenfass und trank ein bisschen Tinte …“ Geht noch, ha!

Ich werde mich entsporechend umtun.

Gruß,
Eva

Hallo!
Auch Dir Danke! Das ist eine gute Idee, werde ich recherchieren!

Gruß,
Eva

Moin,

Als Kontrast hätte
ich gern etwas Ernsthafteres, mit Gefühl, aber nicht
gefühlsduselig.

wie wäre es mit :

Nis Randers

Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd –
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht man’s gut.
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
Gleich holt sich’s der Abgrund.

Nis Randers lugt – und ohne Hast
Spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast;
Wir müssen ihn holen.“

Da fasst ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
Ich will’s, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
„Und seine Mutter?“

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern …! Nein, es blieb ganz! …
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des anderen springt
Mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? – Ein Boot, das landwärts hält –
Sie sind es! Sie kommen!

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt …
Still – ruft da nicht einer? – Er schreit’s durch die Hand:
„Sagt Mutter, 's ist Uwe!“

Otto Ernst

Hallo,

Für das Programm der Weihnachtsfeier unseres Marinevereins
suche ich noch was zum Vorlesen, Thema s.o.

Was ich schon im Programm habe, ist von Ringelnatz das
Weihnachtsgedicht mit Kuddel Daddeldu :smile: Als Kontrast hätte
ich gern etwas Ernsthafteres, mit Gefühl, aber nicht
gefühlsduselig.

mein Tip ist die Erzählung: W. Somerset Maugham: Die Winterkreuzfahrt

Das ist der Titel der Erzählung und zugleich der Titel des Bandes:
http://www.diogenes.de/leser/katalog/a-z/w/978325723…

Wenn ich mich recht erinnere, dann geht die Handlung bis über die Feiertage.

Wie gut sich das zum Vorlesen eignet, kannst Du hier nachlesen:
http://www.renaissance-theater.de/archiv.php?mode=&p…

Große Fußstapfen! :wink:

Freue mich über Vorschläge.

Gerne.

Gruß

Hi,

Freue mich über Vorschläge.

Noch ein Gedicht :wink:

Theodor Fontane

John Maynard

John Maynard!
„Wer ist John Maynard?“
„John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Die „Schwalbe“ fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: „Wie weit noch, Steuermann?“
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
„Noch dreißig Minuten … Halbe Stund.“

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
„Feuer!“ war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´s dicht,
und ein Jammern wird laut: „Wo sind wir? wo?“
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
„Noch da, John Maynard?“
„Ja,Herr. Ich bin.“

„Auf den Strand! In die Brandung!“
„Ich halte drauf hin.“
Und das Schiffsvolk jubelt: „Halt aus! Hallo!“
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

„Noch da, John Maynard?“ Und Antwort schallt’s
mit ersterbender Stimme: „Ja, Herr, ich halt’s!“
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die „Schwalbe“ mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug’ im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

„Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Hallo,

mir ist noch eine Maugham-Erzählung eingefallen, die Deine Kriterien

etwas Ernsthafteres, mit Gefühl, aber nicht
gefühlsduselig.

erfüllt und - wie ich meine - zu dem vorgesehenen Anlaß paßt.

Titel der Erzählung: " P & O", enthalten im Band „Meistererzählungen“.

Spielt ebenfalls auf See, auf einem Passagierdampfer im Indischen Ozean auf der Reise von Singapur nach England, beginnt ebenfalls vor und endet an Weihnachten.

Das Buch ist auf der Verlagsseite nicht mehr gelistet, aber antiquarisch noch zu haben, falls Du anders nicht drankommst, siehe bei ZVAB. Diogenes TB, detebe Nr. 21726.

Gruß

Hi, Gandalf!

Danke für Deine Tipps!

Sagt Mutter, 's ist Uwe! Der Ausruf gellte mehrstimmig durchs Haus, gefolgt von homerischem Gelächter, als meine älteste Schwester ihr erste Kind bekam und ihr Mann am Telefon verkündete: „Uwe soll er heißen!“ (Inzwischen ist er Doktor der Naturwissenschaften und geht auf die 40 zu :smile:

Auch den „John Maynard“ kenne ich gut - habe ein Buch mit deutschen Balladen, in dem ich immer wieder gern schmökere.

Mein Problem ist: Was kann ich dem „Publikum“ zumuten. Lauter liebe, tüchtige Leute, aber Literatur, Lyrik … Tja …

Gruß,
Eva

@ alle
Erst einmal - herzlichen Dank für eure Beiträge!

Maugham werde ich nachlesen, von ihm habe ich einige Bücher. Leider zur zeit auf dem Dachboden beheimatet, weil mein Arbeitszimmer noch eingerichtet werden muss.

Ich habe inzwische noch weiter gegoogelt, einiges bestellt und durchgelesen, aber noch war nichts dabei. Ich kann den Leuten an einem bierseligen Abend nicht mit hoher Literatur kommen. Es werden sogar ein paar aktive Mariner anwesend sein, Besuch von einem Patenschiff, am schönsten wäre also etwas, wo man den Sturm durch die Takelage heulen hört. Auf Luserke hatte ich in dieser Beziehung große Hoffnungen gesetzt, aber den Geschichten fehlt der Pep. Pointe verschenkt.

Max Eyth gab es kostenlos fürs Kindle, habe ich auch überflogen - eine recht lustige Passage über eine Kanalüberquerung erschien mir erst geeignet, aber der heute betulich wirkende Stil - neee.

James Krüss ist noch auf dem Weg zu mir, aber ich befürchte jetzt schon, das isses auch nicht.

Werde weitersuchen :smile:

Gruß,
Eva

„Der Lotse“ von Giesebrecht, oder
„Das Feuerschiff“ von Sigfried Lenz

Gruß von Bixie

Hallo Eva,

Mein Problem ist: Was kann ich dem „Publikum“ zumuten. Lauter
liebe, tüchtige Leute, aber Literatur, Lyrik … Tja …

das kommt auch auf die Darreichungsform an. Achim Reichel hat das so gemacht, dass es ohne weiteres auf NDR Info und NDR 2 passt: http://www.youtube.com/watch?v=yuGRf9M_4Uc

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Ganz klar -

  • Sternchen von mir! Kann auch ganz gut singen - tenoraler Alt *g* - vielleicht versuch’ ich’s nach ein paar Grog :smile:))

Gruß,
Eva

Mr. Sänkjufordräwweling in Eckernförde
Ei,

von der Stimmlage her täte ich das was anderes probieren - vor allem auch, weil das alle kennen und Dich mit geballtem Chorus unterstützen werden:

http://www.youtube.com/watch?v=Fc4YXVLXNbI

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Björn Larsson?
Wie wär’s mit einem zeitgenössischem Autor, Björn Larsson? Im „Long John Silver“ ISBN 3833306106 Buch anschauen oder „Kap Zorn“ ISBN 3936384053 Buch anschauen könnten sich evtl. zweckdienliche Passagen finden lassen (leider liegt meine Lektüre zu lang zurück, dass ich en detail Bsp. daraus nennen könnte).

~//~

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*zwinker* owT

-)

Hallo!
Klingt interessant und gibt’s gebraucht als Taschenbücher sehr preiswert, habe deshalb beide bestellt und bin gespannt. Danke für den Tipp.

Gruß,
Eva

Eigener Fund
Falls noch jemand Geschichten zur Weihnacht sucht:
Gerda Zottmaier „Es geschah in heiliger Nacht“, die Ausgabe von 2013 - da ist eine Seemannsgeschichte drin. Der Letzte von der Einigkeit. In der Hoffnung, das könnte die zündende Story sein, habe ich auch dieses Buch noch bestellt. Jetzt ist aber Schluss, sonst stelle ich dem Verein eine Rechnung aus :smile: Mindestens ein Frei-Whisky muss drin sein!

Gruß,
Eva