Segelschiff steuerlos

Hallo!
Im Besonderen handelt es sich um eine zweimastige Kogge im Mittelmeer (wie sind eigentlich die Windverhältnisse dort tags bzw. nachts - gibt es da Besonderheiten?), aber ganz allgemein würde mir schon helfen: Was passiert, wenn man ein Segelboot/-schiff mit gehissten Segeln einfach laufen lässt? Keine Flaute, aber auch kein Sturm, Wind und Wellen „normal“. Treibt das einfach so gemütlich vor sich hin oder bekäme es über kurz oder lang Schwierigkeiten?

Gruß,
Eva

Hallo,

das Boot dreht sich in den Wind und treibt in Windrichtung.

Der Wind im Mittelmeer kann heftig sein. Auch wenn das Meer ruhig aussieht: es ist ein heftiges Segelrevier.

Haelge

Hi,
ganz so gemütlich ist das Mittelmeer gar nicht. Im Golf du Lion (Mistral) oder in der Aegaeis (Etesien) kannst Du ganz nett Spass bekommen.
Selbst moderne Schiffe kann es da ganz nett durchschütteln!
Blah

Hallo Eva,

an alten Segelschiffen hatte das Ruder bestenfalls unterstützende Wirkung. Wesentlich für den Kurs war der Segeltrimm. Ein Manöver ohne die aufwendigen und unterstützenden Maßnahmen an Deck und ggf. in der Takelage war nicht undenkbar.

Schreibst du ein Buch?

Gruß
Burkh

Hallo!
Nein, ich schreibe nicht, ich übersetze einen Roman. Die Leut’ gondeln jetzt eine Nacht und mindestens einen halben Tag auf dem MM herum, ohne an Bord einen Handschlag zu tun, weil sie so damit beschäftigt sind, sich gegenseitig abzumurksen.

Als Landratte weiß ich nicht, was mit einem Schiff passiert, das ganz sich selbst überlassen ist und bei immer gleicher Segelstellung herumschwimmt.

Gruß,
Eva

Hallo,

Die Leut’
gondeln jetzt eine Nacht und mindestens einen halben Tag auf
dem MM herum, ohne an Bord einen Handschlag zu tun, weil sie
so damit beschäftigt sind, sich gegenseitig abzumurksen.

Ich würe des so sagen:
Wenn sich die Wind- und Wetterverhältnisse in diesem Zeitraum nicht ändern, dann ist es unter bestimmten Umständen möglich.

Für eine konkretere Antwort müsste mehr bekannt sein …

Gruß
Jörg Zabel

PS: Es gibt sicher dokumentierte Fälle, in denen Schiffe ohne Mannschaft größere Strecken zurückgelegt haben.

Hallo Eva,

Dein Schiff wird ziemlich schnell aus dem Ruder laufen und vor sich hindümpeln, spätestens wenn es durch den Wind gegangen ist und die Segel back stehen.
Was das Wetter angeht: Du kennst sicher die Bilder, wenn täglich Eltern ihre Kinder in Rimini, Lignano oder auf den Balearen an den Sonnenschirmen festbinden, damit sie nicht vom Wind mitgerissen werden, und nachts ist es noch ruhiger!
Ciao, Manfred

Hallo,

wir spotten wir über den Wind im Mittelmeer immer: „Alles oder nichts…“ Entweder herrscht Sturm oder Flaute - ist natürlich etwas übertrieben aber so ganz von Selbst kommt der Spruch auch nicht.

Das mittelalterliche Schiffe (Koggen waren im Mittelmeer eher selten bis völlig unbekannt) tagelang Kurs hielten ohne dass jemand am Ruder stand ist eher unwahrscheinlich. So gut ausgetrimmt waren die Schiffe kaum und Selbststeueranlagen waren noch nicht erfunden.

Sehr wohl möglich ist allerdings, dass ein Segelschiff bei Flaute oder Schwachwind mit schlagenden Segeln vor sich hin dümpelt, allerdings werden dabei kaum nennenswerte Strecken zurückgelegt werden.

Gruß
Werner

Das mittelalterliche Schiffe (Koggen waren im Mittelmeer eher
selten bis völlig unbekannt)

Hallo, Werner!
Das stimmt so nicht, es gibt das eigene Forschungsgebiet „Mittelmeerkogge“. Venedig zum Beispiel hatte neben den Galeeren die „cocha“, Scjhiffe mit einer der Kogge ähnlichen Bauform. Der Unterschied zur nördlichen Kogge besteht darin, dass die Mittelmeerkogge immer zweimastig war und kraweel geplankt, statt geklinkert/kraweel wie die nordischen Vettern. Dort hat man die Kraweelbauweise später übernommen, als die Schiffe immer größer wurden.

Ich habe mich eigens bei Dr. Sauer vom Deutschen Schifffahrtsmuseum B’haven schlau gemacht :smile:

Danke Dir & Gruß,
Eva

Was passiert, wenn man ein
Segelboot/-schiff mit gehissten Segeln einfach laufen lässt?

Wenn es „luvgierig“ ist (üblicher und bei heutigen Booten sichererer Fall), dreht es mit dem Bug gegen den Wind.
Ein „leegieriges“ Boot dreht vom Wind weg.

Duch Dichternehmen oder Fieren von vorderen oder hinteren Segeln kann dieses Verhalten verändert werden.

Auch die Verlagerung von Gewicht nach vorne oder hinten hat deutlichen Einfluss.

Probiere es selbst mal aus, wenn Du Gelegenheit dazu hast! :smile:

Gruß,
JK

Hallo Eva,
eine zweimastige Kogge (hab ich no nie gehört)nehme an du meinst eine Chetsch.Außerdem schreibst du wie im Mittelmeern die Windverhältnisse sind.Wo im Mittelmeer.Du hast im jeden Teil vom MM unterschiedliche ortsbezogene Wind und Wettereigenschaften.
Zur Kursstabiltät unter Segel ohne Steuerung ist folgendes zu sagen.
Wenn das Schiff ausgewogen Stabil ist (nicht Bug oder Hecklastig,
ausbalanziert auf der Wasserlinie liegt) und deine Segel gut getrimmt sind, wird das Boot bei gleichbleibenden Verhälnissen den Kurs beibehalten den du im Moment segelst.Sobald aber zBsp. der Wind etwas zulegt oder schwächer wird, wird sich auch der Kurs ändern.
Habe das sehr oft auf meiner Chetsch ausprobiert.
Gruß
phumphat

Hallo!

eine zweimastige Kogge (hab ich no nie gehört)nehme an du
meinst eine Chetsch.

Koggen bekamen im Lauf der Entwicklung einen zweiten, sogar einen dritten (Besan) Mast. Die Übergänge zu Holk, Nef, Karacke usw. sind ab irgendeinem Punkt fließend :smile: Ketsch gibt es nach meinen Unterlagen erst am Mitte des 17. Jhdts. Mittelmeerkoggen hatten immer zwei Masten, wenn ich mich nicht irre. (Das Thema liegt eine Zeitlang hinter mir und mein Kurzzeitgedächtnis füllt sich schon wieder mit Neuem *g*)

Außerdem schreibst du wie im Mittelmeern
die Windverhältnisse sind.Wo im Mittelmeer.

Tja, das es sich um einen Roman handelte, wurde das nicht so deutlich gesagt. Adria, ausgehend von Venedig, Richtung Ägypten ist man gesegelt.

ausbalanziert auf der Wasserlinie liegt) und deine Segel gut
getrimmt sind, wird das Boot bei gleichbleibenden Verhälnissen
den Kurs beibehalten den du im Moment segelst. Sobald aber
z.B. der Wind etwas zulegt oder schwächer wird, wird sich
auch der Kurs ändern.

Den Koggen werden nicht die besten Segeleigenschaften nachgesagt … Bei einer einmastigen, habe ich von einem Fachmann erfahren, der selbst drauf gesegelt ist, hat man gar nicht viele Möglichkeiten, die Segel zu trimmen. Einmal oben, wurden sie weitgehend in Ruhe gelassen, es herrschte also nicht die Geschäftigkeit am Mast, die man sich gern vorstellt :smile: Mir als Laien fällt es schwer zu glauben, dass ein Schiff, das man 48 Stunden und länger sich selbst überlässt, einfach ruhig auf Kurs weiterläuft …?

Danke Dir und Gruß,
Eva

Hallo!

Außerdem schreibst du wie im Mittelmeern
die Windverhältnisse sind.Wo im Mittelmeer.

Tja, das es sich um einen Roman handelte, wurde das nicht so
deutlich gesagt. Adria, ausgehend von Venedig, Richtung
Ägypten ist man gesegelt.

Also in der Adria sind folgende Winde vorherrschend:
NW-Wind (Maestrale oder auch Schönwetterwind genannt.)
NE-Wind (Bora oder Bura, kann Sturmstärke erreichen)
SE-SW (Shirocco auch Jugo genannt,bringt meist Regen)
Reine N,W und E Winde gibt es natürlich auch, sind aber relativ selten und von kurzer Dauer.

-) Mir als Laien fällt es schwer zu glauben, dass ein Schiff,

das man 48 Stunden und länger sich selbst überlässt, einfach
ruhig auf Kurs weiterläuft …?

Ich schrieb aber, solange sich die Windstärke und Wellenhöhe nicht ändert.Das bleibt aber nie 48 Stunde so.
Gruss phumphat

Hallo!
Habe den kompletten Artikelbaum gespeichert. Das alles wird mir irgendwann garantiert nützlich sein :smile:
Danke & Gruß,
Eva

Hallo,
Der Wind im Mittelmeer kann heftig sein. Auch wenn das Meer
ruhig aussieht: es ist ein heftiges Segelrevier.
Haelge

Das Mittelmeer ist groß lieber Haelge, es gibt im MM durchaus geschützte Segelreviere.Das Ionische Meer zBsp.ideal für Anfänger.
phumphat