Seglersprache

Hallo!

Ich arbeite zurzeit an einer Übersetzung, in der der Ausdruck „a reefed down sail plan“ vorkommt. Als Laie verstehe ich nur die einzelnen Bestandteile, nämlich „gerefft“, „nach unten“, „Segel“ und „Plan“. Doch was wollte der Sprecher, ein erfahrener Einhandsegler, damit ausdrücken?

Ich stelle die Frage ausnahmsweise nicht im Fremdsprachen-Forum, da ich es erst mal bei den Experten auf diesem Gebiet versuchen möchte.

Vielen Dank im Voraus!

Skylar

Hallo Skylar,

Ich arbeite zurzeit an einer Übersetzung, in der der Ausdruck
„a reefed down sail plan“ vorkommt. Als Laie verstehe ich nur
die einzelnen Bestandteile, nämlich „gerefft“, „nach unten“,
„Segel“ und „Plan“. Doch was wollte der Sprecher, ein
erfahrener Einhandsegler, damit ausdrücken?

mein Dluhy sagt zu „to reef down“ - einreffen, niederreffen, ein Reff einstecken oder einbinden,

mit „sail plan“ meint der Sprecher nicht den Plan wohin er segelt sondern den Segelriß.
Der Segelriß ist eine Zeichnung in der die Anordnung der Segel auf dem Schiff, die Form, Größe und Anzahl der Segel und dadurch auch die Gesamtsegelfläche dargestellt wird. Aus dem Segelriß (und aus der Takelung (Anordnung der Masten)) ergibt sich, was für eine Art Segelschiff du hast.

Bei weiteren Fragen kannst du dich gern melden, v.a. weil ich nicht weiss, ob die die Übersetzungshilfe jetzt wirklich was gebracht hat :smile:
hilfreich wäre ein wenig mehr Zusammenhang zu deinem Textausschnitt.

Gruß,
Anja

PS:
Der Dluhy ist ein schiffstechnisches Wörterbuch E-D/D-E

Hallo Anja!

Danke für Deine Antwort - leider habe ich die Lösung mit dem Segelriß schon vorher ausgeschlossen, da der Begriff grammatikalisch nicht in den Satz zu passen scheint.
Daher mal der Gesamtzusammenhang:

„You’re in a down sail plan, the boat is barrelling along at top speed, she’s on the boil… you just monitor it.“

Der Sprecher beschreibt dabei die extremen Bedingungen beim Vendée Globe. „she’s on the boil“ ist übrigens auch so eine Sache…

Der Tipp mit dem Dluhy scheint mir hilfreich - meinst Du, der ist in einigermaßen gut sortierten Buchläden zu bekommen? Online gibt’s dahingehend nämlich eine echte Knappheit…

Vielen Dank nochmal, vielleicht kriegen wir die Übersetzung ja doch noch hin! :wink:

Grüße, Skylar

Hallo Ihr beiden,

ich glaub ich kann bei dem Satz etwas weiterhelfen

„You’re in a down sail plan, the boat is barrelling along at
top speed, she’s on the boil… you just monitor it.“

You’re in a down sail plan -
bezieht sich auf die Segelposition zum Wind. Down sail - kann man mit vor dem Wind segeln uebersetzen. Das „plan“ ist vermutlich eine Abkuerzung den Wortes „planning“. Das wird benutzt wenn das Segelboot sich auf die Bugwelle schiebt und sich sozusagen ueber die max. Rumpfgeschwinidkeit hinwegsetzt. Dies ist gleichzusetzen mit der hoechsten zu erreichenden Geschwindigkeit bei Segelbooten. Wer so segelt muss schon wissen was er tut …
Nun, das „she’s on the boil“ kenn ich so nun auch nicht. Boil- lasst auf das Kochen schliessen. Dies wiederum koennte man mit dem Vorgang gleichsetzten den man Kavitation nennt. Bei hohen Geschwinigkeiten durchs Wasser treten solche Effekte auf. Bei einem Segelboot dann am Kiel/Schwert oder dem Ruderblatt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kavitation

Der Mittelteil - the boat is barrelling along at top speed - unterstuezt die gesammte Beschreibung bezueglich der hohen Geschwindigkeit. http://www.allwords.com/word-barrelling.html

HTH,

Reiner

Der Sprecher beschreibt dabei die extremen Bedingungen beim
Vendée Globe. „she’s on the boil“ ist übrigens auch so eine
Sache…

Der Tipp mit dem Dluhy scheint mir hilfreich - meinst Du, der
ist in einigermaßen gut sortierten Buchläden zu bekommen?
Online gibt’s dahingehend nämlich eine echte Knappheit…

Vielen Dank nochmal, vielleicht kriegen wir die Übersetzung ja
doch noch hin! :wink:

Grüße, Skylar

Hallo Skylar,

ich versuch’s mal mit einer sinngemäßen, unzulänglichen, nicht-wörtlichen Übersetzung:

„You’re in a down sail plan, the boat is barrelling along at
top speed, she’s on the boil… you just monitor it.“

Du bist bei der minimalsten Segelfläche angelangt, das Boot rast mit Höchstgeschwindigkeit dahin, sie ist absolut am Anschlag… du kannst nur noch zugucken.

Hier die Erläuterung der Situation für den Nicht-Segler:
Die Bedingungen sind unglaublich hart - offensichtlich orkanartiger Sturm mit entsprechenden Wellen. Die Segelfläche ist auf ein Minimum reduziert. Dazu sollte man als Nicht-Segler wissen, dass die Segel auf modernen Regattenbooten kaum ganz weggenommen werden können, da das Boot dann nicht mehr steuerbar ist. (Für die Experten: Beidrehen oder Ablaufen vor dem Wind halte ich auf einem Open 60 für höchsten theoretischen Alternativen, aber die Diskussion gehört hier nicht her.)
Obwohl er also mit minimaler Segelfläche fährt rast das Boot mit Höchstgeschwindigkeit dahin. Dass das bei den Wellen unter den Bedingungen eher einer Achterbahnfahrt gleicht kannst Du Dir vielleicht vorstellen (on the boil!).
Gut konstruierte Schiffe verhalten sich dabei überraschend sicher (soweit man bei den Bedingungen von Sicherheit sprechen mag) - sie passen sich durch Ihre Form Ihre Widerstände und Segelflächen automatisch an die Bedingungen an. Der Mensch kann unter solchen Bedingungen nur noch sehr begrenzt eingreifen - bis er eine Gefahr erkannt und reagiert hat wäre es meist viel zu spät, daher: you just monitor it.

Ich denke mir, Du must hier relativ frei übersetzen vielleicht so:
„Du hast bist zum geht nicht mehr gerefft, das Boot surft mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wellen, sie läuft auf Messers Schneide… du kannst nur noch zugucken“

Lass’ mal hören, was Du am Schluß draus machst. Übrigens wie heißt der Segler?

Gruß
Werner

Hallo Werner und Reiner,

ich glaube, mit Euren anschaulichen Darstellungen komme ich schon mal ein gutes Stück weiter. Denn wenn’s schon am Verständnis hapert, wird aus der Übersetzung meist nicht mehr viel… Also, danke für die ausführlichen Beschreibungen!
Der Ausspruch stammt übrigens von Mike Golding, dem britischen Einhandsegler, der beim Vendée Globe 2004-2005 zum Retter seines Mitstreiters Alex Thomson wurde.

Da mein Team und ich bei diesem Übersetzungsprojekt wortwörtlich ins kalte Wasser geworfen wurden und keiner von uns auch nur annähernd Ahnung von der Seglersprache hat, versuchen wir natürlich, an so viele Quellen wie möglich zu kommen. Wir werden die nächsten Tage an der endgültigen Version feilen und die Lösung dann online stellen :wink:

Liebe Grüße
Skylar

Zusatzinfo:
Wenn ein Verdränger-Schiff die Rumpfgeschwindigkeit deutlich überschreitet und aufgrund von Konstruktion und Gewicht nicht ins Gleiten kommt, gibt es richtig Probleme: http://de.wikipedia.org/wiki/Rumpfgeschwindigkeit

Liebe Grüße
JoKu

Da mein Team und ich bei diesem Übersetzungsprojekt
wortwörtlich ins kalte Wasser geworfen wurden und keiner von
uns auch nur annähernd Ahnung von der Seglersprache hat, …

Dann lasst das Ganze vor Abgabe noch von erfahrenen Seglern durchlesen!
Sonst haben spätere Leser und Euer Auftraggeber weniger Spaß an Eurem Text. :frowning:

Liebe Grüße
Joku

Hallo,

Wenn ein Verdränger-Schiff die Rumpfgeschwindigkeit deutlich
überschreitet und aufgrund von Konstruktion und Gewicht nicht
ins Gleiten kommt, gibt es richtig Probleme:

das ist im Prinzip richtig, aber wir reden hier vom Vendee Globe, das wurde mit Open 60s gesegelt und die sind dafür ausgelegt mit Geschwindigkeiten deutlich über der Rumpfgeschwindigkeit zu surfen und zumindest in einen dem Gleiten sehr ähnlichen Zustand („halbgleiten“) zu kommen.

Zur Zeit läuft gerade das Velux 5 Oceans, unter http://www.velux5oceans.com/ könnt Ihr euch Videos davon ansehen was mit diesen Geräten möglich ist / abgeht.

Gruß
Werner

… und die sind dafür
ausgelegt mit Geschwindigkeiten deutlich über der
Rumpfgeschwindigkeit zu surfen und zumindest in einen dem
Gleiten sehr ähnlichen Zustand („halbgleiten“) zu kommen.

Na, dann aber Segel setzen und Schoten dicht holen. :smile:)

Gruß
JoKu

Hallo Joku!

Keine Sorge, es handelt sich hierbei um keinen gewöhnlichen, realen Übersetzungsauftrag, sondern um ein Schulprojekt bzw. eine Aufgabenstellung einer Lehrerin. Das Einzige, was uns „passieren“ könnte, wäre eine schlechtere Note :wink:
Unsere Lösung wird übrigens erst kommende Woche fertig, dann schreib ich aber nochmal, wofür wir uns schließelich entschieden haben - es hat da jeder verschiedene Meinungen…

Grüße, Skylar


[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

Für alle, die noch an der Auflösung interessiert sind, bittesehr:

„Das Boot rast mit gerafftem Segel und Höchstgeschwindigkeit dahin. Es läuft auf Hochtouren. Man selbst kann nur noch zusehen.“

Liebe Grüße, Skylar

„Das Boot rast mit gerafftem Segel und Höchstgeschwindigkeit
dahin. Es läuft auf Hochtouren. Man selbst kann nur noch
zusehen.“

Hallo, Skylar,
im Zsh. mit „Segel“ ist allerdings „ger e fft“ die richtige Vokabel.

Gruß
Eckard