Sehr Interesanter Artikel zum Thema Co2

Wolken machen!

Vergeßt Kyoto: Selbstbeschränkungen reichen nicht, der Mensch muß das Klima aktiv gestalten / Von Gregory Benford

Nach Bonn ist vor Kyoto: Für den amerikanischen Wissenschaftler Gregory Benford ist das Problem der globalen Erwärmung mit kurzoder mittelfristigen Selbstverpflichtungen zur Verringerung der Kohlendioxyd-Emissionen nicht zu lösen. Beim Klima zählt nur die lange Sicht. Aus dieser Perspektive heraus macht Benford, der an der University of California in Irvine Plasma- und Astrophysik lehrt, vor allem jedoch als Science-fiction-Autor bekannt geworden ist, sowohl einfache als auch visionäre Vorschläge, um die Folgen des Kohlendioxyd-Ausstoßes zu bekämpfen. Während hellere Straßenbeläge zur Erhöhung der Wärmeabstrahlung des Planeten noch als risikolos erscheinen, rät Benford der Menschheit zudem, sich an ein altes Phantasieprojekt zu wagen: das Wolkenmachen. Industrieansiedlungen auf abgelegenen Pazifik-Inseln könnten die Wolkenbildung über dem Meer und damit die Reflexion des Sonnenlichts erhöhen. Der Glaube, technische Interventionen könnten die Folgen technischer Eingriffe beheben, prägt Benfords Beitrag.

F.A.Z. Sind Europa und Amerika in der Lage, ihre Positionen zum Problem der globalen Erwärmung grundsätzlich zu überdenken? Diese Frage stellt sich nach dem Kompromiß auf dem Weltklimagipfel und der vorigen Ablehnung des Kyoto-Protokolls durch die Vereinigten Staaten. Als Klimaforscher finde ich die Debatte samt dem zugehörigen Taktieren und Händeringen ärgerlich und phantasielos. Beide Seiten betrachten nur Teilprobleme und lassen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Zeitperspektive und zum prozessualen Charakter des Phänomens außer acht.

Betrachten wir zunächst die amerikanische Position. Es gab zwei gute Gründe, Kyoto links liegenzulassen und einen Neuanfang zu machen. Erstens konnte niemand erwarten, daß der Verbrauch fossiler Brennstoffe in den Vereinigten Staaten so stark eingeschränkt würde, wie es erforderlich wäre, um die geplante Reduzierung von sieben Prozent gegenüber 1990 zu verwirklichen. Die Kosten wären politisch nicht durchsetzbar. Deshalb lehnte der amerikanische Senat das Protokoll ab. Der ökonomische Beraterstab der Clinton-Administration schätzte die Kosten einer Verwirklichung der in Kyoto festgelegten Ziele auf achtzig bis hundert Milliarden Dollar. Das Kyoto-Abkommen für „effektiv tot“ zu erklären war daher nur realistisch; und das gilt nicht nur für die Vereinigten Staaten. Nur wenige Länder nähern sich den in Kyoto vorgegebenen Marken: Vor allem Großbritannien, Norwegen und Deutschland verdienen hier Anerkennung. Aber nur wenige haben sich ihnen bisher angeschlossen.

Zweitens wird der in Kyoto verfolgte Ansatz plötzlicher kurzfristiger Einsparungen ohne weitere Übereinkünfte hinsichtlich des längerfristigen Vorgehens dem eigentlichen Phänomen der globalen Erwärmung kaum gerecht. Die starke sofortige Verringerung des Ausstoßes schädlicher Treibhausgase sollte ein Zeichen setzen, aber dieser Versuch ist mißlungen. David Victor schreibt in „The Collapse of the Kyoto Protocol“, für Einsparungsprogramme sei es stets fatal, wenn man für die Kosten keine Obergrenzen festlege. Die Wirtschaft möchte ihre technischen Anlagen nicht vorzeitig ausmustern. Die Kosten sind gewaltig, die langfristigen Auswirkungen auf die schädlichen Treibhausgase dagegen minimal. Realistisch betrachtet, ist eine langsame Reduktion leichter zu erreichen und sehr viel billiger, so daß sich auch leichter Verbündete für solch eine Politik finden lassen.

Auf lange Sicht - und beim Klima zählt nur die lange Sicht - kann ein Vertrag, der achtzig Prozent der Welt ausspart, keinen Bestand haben. Schon in wenigen Jahrzehnten werden China und Indien bei den Emissionen mit Europa gleichgezogen haben. Nach einer plausiblen neueren Studie über die wahrscheinlichen (und nicht nur möglichen) Auswirkungen wird die mittlere Temperatur um 2,5 Grad Celsius steigen, wenn wir nichts tun. Ein sicherer Weg dorthin ist die Neigung, auf einem engen Spektrum an Handlungsmöglichkeiten zu bestehen und Andersdenkende im Tonfall einer rigiden Moral abzukanzeln.

Manche Wissenschaftler glauben wie ich, daß es einfachere und billigere Lösungsmöglichkeiten gibt, aber in der Diskussion finden diese Ideen angesichts des moralisierenden Tons keinen Niederschlag. „Der einzige Weg, den Klimawandel zu verlangsamen, ist die Senkung des Treibstoffverbrauchs“, behauptet Bill McKibben in „Das Ende der Natur“ und bringt damit die Überzeugung der Umweltschützer zum Ausdruck. Tatsächlich halten viele Ökologen und sonstige Wissenschaftler teure, drastische Maßnahmen für die einzige Möglichkeit. Ross Gelbspan spricht sich in „Der Klima-GAU“ sogar für eine Verstaatlichung des Energiesektors und für massive Aufklärungskampagnen aus - ein puritanisches Programm nach dem Muster: „Sünder, laß ab von deinem frevelhaften Tun!“

Doch ein wenig beachtetes Gutachten der amerikanischen National Academy of Science aus dem Jahr 1992 geht nach Erörterung der wissenschaftlichen Grundlagen einen Schritt weiter und fragt, ob wir die Erwärmung verhindern können oder ob wir die Zunahme der Treibhausgase hinnehmen und nach Kompensationsmöglichkeiten suchen sollten.

Wenn wir allein auf die Quellen der Treibhausgase schauen und nicht auch Möglichkeiten eines nachträglichen Abbaus ins Auge fassen, verbauen wir uns viele neue Ansätze. Weil man in Kyoto diese Möglichkeiten ausblendete und die Debatte schloß, besiegelte man ihr Schicksal möglicherweise auf Jahre hinaus. Erstaunlicherweise kann man aber einige neue Ideen schon heute zu ganz erträglichen Kosten verwirklichen. Sie ließen sich rasch in Angriff nehmen und ebenso rasch wieder beenden, falls unerwünschte Folgen aufträten.

Der einfachste Weg, Kohlendioxyd (CO2) aus der Luft zu entfernen, ist der Anbau von Pflanzen und insbesondere die Aufforstung. Weltweit wird alle paar Sekunden ein Hektar Wald zerstört. Schon um diese Verluste auszugleichen, bedarf es eines gewaltigen Aufforstungsprogramms. Etwa die Hälfte der amerikanischen CO2-Emissionen ließe sich in Pflanzen binden, wenn wir ungenutzte Flächen und Weideland aufforsteten. Die Kosten lägen bei etwa fünf Milliarden Dollar pro Jahr. In der Werbung könnten Unternehmen dann auf ihr „ökologisches Verantwortungsbewußtsein“ verweisen: „Kaufen Sie einen Wagen, und pflanzen Sie damit gleich einen ganzen Wald!“ Dadurch würden die Menschen auf positive Weise in ihrem unmittelbaren Lebensbereich angesprochen und müßten sich nicht wieder einmal mit dem Boykott einer Ölgesellschaft begnügen, deren Werbung ihnen nicht gefällt. Für die nachträgliche Bindung des weltweiten CO2-Zuwachses wäre die Aufforstung eines ganzen Kontinents von der Größe Australiens erforderlich. Dadurch würde das Kohlendioxyd natürlich nur einige Jahrzehnte aus der Luft geholt, nämlich solange die Bäume wachsen. Aber so könnte man Energien für spätere härtere Maßnahmen mobilisieren.

Einen anderen Ansatz habe ich zusammen mit Robert Metzger von Georgia Tech beschrieben. Bei der Zersetzung pflanzlicher Abfälle - Stroh, Blätter et cetera - gelangt viel Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre. Wenn man diese Pflanzenabfälle sammelte und in der Tiefsee versenkte, bliebe der Kohlenstoff für viele Jahrhunderte gefangen. Die im Kyoto-Protokoll festgelegten Ziele ließen sich auf diesem Wege mit einem Kostenaufwand von etwa zwanzig Milliarden Dollar erreichen. Aber natürlich zählen solche Maßnahmen bei den Zielen des Kyoto-Protokolls gar nicht. Dasselbe gilt für die Bemühungen der norwegischen Ölindustrie, die das aus den Ölquellen in der Nordsee ausströmende Kohlendioxyd vor dem Abfackeln des Erdgases auffängt und zu Millionen Tonnen in unterirdischen Kammern speichert. Die norwegische Statoil plant, auf diese Weise jedes Jahr drei Prozent der jährlichen CO2-Emission des Landes zu deponieren. Es ist widersinnig, daß solche Bemühungen nach dem Kyoto-Protokoll gar keine Anerkennung finden.

Andere Ansätze versprechen noch direktere Einsparungen. Was könnte näher liegen, als dafür zu sorgen, daß ein größerer Anteil des Sonnenlichts in den Weltraum zurückgeworfen wird, bevor es in Wärmestrahlung umgewandelt und als solche von den Treibhausgasen absorbiert wird? Jeder weiß aus eigener Erfahrung, daß schwarze Kleidung im Sommer wärmer ist als weiße. Wenn wir ein Gebäude weiß streichen, heizt es sich in der Sonne nicht so stark auf. Um die Wirkung aller seit der industriellen Revolution emittierten Treibhausgase auszugleichen, müßten wir dafür sorgen, daß ein Prozent mehr Sonnenlicht reflektiert wird. Schon eine Erhöhung der Reflexion um ein halbes Prozent würde all unsere Probleme mit dem Treibhauseffekt lösen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Weltmeere, die mehr als siebzig Prozent der Erde bedecken und mehr Licht absorbieren als die Landflächen, weil sie dunkler sind. Die Gesamtreflexion der Erde wird zu einem erheblichen Teil von den Wolken beeinflußt. Eine vierprozentige Zunahme der Stratocumulus-Wolken über den Weltmeeren könnte die gesamte CO2-Emission ausgleichen, ohne die Landwirtschaft zu beeinträchtigen.

Das Wolkenmachen ist ein altes, aber immer noch umstrittenes Handwerk. Wolken kondensieren an mikroskopisch kleinen Keimen, zum Beispiel an den Schwefelsäuretröpfchen, die bei der Zersetzung von Algen im Meer entstehen, wobei deren natürliche Produktionsrate der Wolkenbildung über den Meeren Grenzen setzt. Rund dreißig Prozent der Erdoberfläche sind von Wolken bedeckt, so daß eine Erhöhung um vier Prozent nicht unbedingt schlechteres Wetter für Sie und mich bedeutete, vor allem wenn diese Erhöhung weit draußen über dem Meer erfolgte.

In so gewaltige Naturprozesse einzugreifen mag gewagt erscheinen, aber schon vierhundert mittelgroße Kohlekraftwerke setzen jährlich genug Schwefel frei, um diese Aufgabe zu bewältigen. (Das zeigt im übrigen, wie stark wir schon heute in die natürlichen Prozesse unseres Planeten eingreifen.) Allerdings läßt sich der Gedanke, daß noch mehr Luftverschmutzung gut für Mutter Erde sei, auf dem Markt der für Autoaufkleber tauglichen Ideen schlecht verkaufen. Ein Problem ist auch die Tatsache, daß die Kohlekraftwerke an Land stehen, während wir Wolken über dem Meer brauchen. Dort könnten sie die flaschengrüne Wasserfläche mit einer flaumigen Decke überziehen, die das Sonnenlicht reduziert und keine Ablehnung nach dem Motto „Nur nicht vor meiner Haustür“ provoziert.

Als Lösung bietet sich hier eine internationale Strategie an: Man könnte auf abgelegenen Inseln im Pazifik Industrien mit hohem Stromverbrauch ansiedeln und stark schwefelhaltige Kohle dorthin liefern. Die Abgase würden vom Wind aufs Meer getrieben und für eine Abkühlung des Ozeans in diesen Regionen sorgen. Dank der produzierten Güter erlebten die Staaten Ozeaniens einen wirtschaftlichen Aufschwung, der gleichsam der Lohn für ihre Dienste am weltweiten Klima wäre. Die reichen Staaten könnten die von ihnen verursachten Probleme fern von ihren Landesgrenzen und ohne Rücksicht auf lästige Bürgerinitiativen unter Einsatz billiger Arbeitskräfte lösen lassen. Und niemand wäre gezwungen, die Kraftwerke aufzunehmen; der Preis übernähme die Vermittlung.

Natürlich bleiben große Unsicherheiten, weil vieles wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Man müßte zunächst regionale Experimente durchführen, um ein brauchbares Modell für die Reaktionsweise des aus Wolken und Meer gebildeten Systems zu entwickeln. Erste Ansätze finden sich in Studien, die nach den Auswirkungen von Abgasen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe auf der windabgewandten Seite tropischer Städte suchen. Der Übergang von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung zur großtechnischen Realisierung könnte Jahrzehnte dauern. Dabei dürften die Kosten dieser Lowtech-Methode sich auf wenige Milliarden Dollar pro Jahr beschränken, weil das Verfahren sich über den erzeugten Strom weitgehend selbst finanziert.

Diese Bemühungen ließen sich durch weitere positive und leichtverständliche Maßnahmen ergänzen, die den Menschen ein Gefühl der Beteiligung verleihen. Schließlich ist die Reflexion von Sonnenlicht technisch keine sonderlich schwierige Angelegenheit. Setzt man dem herkömmlichen Asphalt Sand oder Glas zu („Glasphalt“), verdoppelt sich dessen Reflexionsvermögen. Und jeder könnte es sehen - eine saubere, passive Möglichkeit, „etwas zu tun“.

Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1997 ist es in Los Angeles knapp drei Grad Celsius wärmer als in der Umgebung der Stadt. Autos und Kraftwerke tragen zu dieser Erwärmung bei, aber ihr Anteil beschränkt sich auf einige Prozent; um die Mittagszeit entspricht die Sonneneinstrahlung einer elektrischen Leistung von nahezu vierhundert Millionen Watt pro Quadratkilometer. Solche städtischen Wärmeinseln sind weit verbreitet. Durch weiße Dächer, eine entsprechend gefärbte Pflasterung und unzählige neugepflanzte schattenspendende Bäume könnte die Temperatur in der Stadt unter die des umgebenden Landes gesenkt werden; dadurch ließen sich die Kosten für die Klimatisierung der Räume um achtzehn Prozent senken. Auf kälteren Straßenbelägen verringert sich außerdem der Abrieb der Autoreifen. In den Vereinigten Staaten ist gut ein Prozent der Fläche mit menschlichen Bauwerken bedeckt, zum größten Teil mit Straßen und sonstigen Pflasterungen, so daß allein darüber schon genügend Fläche zur Verfügung stünde.

Die Studie der National Academy kommt zu dem Schluß, es sei erstaunlich, mit wie geringen Kosten sich einige vielversprechende Programme verwirklichen ließen. Möglicherweise wären nur wenige Milliarden Dollar aufzuwenden, um einen Ausgleich für die CO2-Emission der Vereinigten Staaten zu schaffen. Verglichen mit den Kosten einer nachhaltigen Senkung des CO2-Ausstoßes, ist das gar nichts.

Entscheidend für jede Lösung wird sein, daß die Kompensationsmaßnahmen nicht als von einer Elite erlassene Zwangsverordnungen daherkommen, wie es bei einer drakonischen Einschränkung des Brenn- und Treibstoffverbrauchs zu erwarten wäre, mit Kontrolleuren, die stirnrunzelnd unseren Kraftstoffverbrauch für die tägliche Fahrt zur Arbeit berechnen und unsere Thermostate einstellen. Bei Kompensationsmaßnahmen brauchte niemand seine Nase in die Angelegenheiten anderer zu stecken. Hier gibt es technische Lösungen, die ihr Werk fern von den meisten Menschen verrichten, weit draußen auf dem Meer oder hoch oben in der Luft. Bessere und weithin anerkannte Kompensationsstrategien könnten die Erhöhung des Reflexionsvermögens sogar als schick erscheinen lassen: weiße Dächer, mediterranes Flair, silbrige Autos, helle Kleidung als neueste Mode. Tatsächlich wäre jeder kleine Schritt eine Hilfe.

Alle Einsparungen sind von wesentlicher Bedeutung, aber auch nach der Einigung auf dem Klimagipfel werden frische, neue Ansätze entscheidend sein. Kompensation verlangt klare, einfache Maßnahmen, mit denen jeder einzelne bei sich selbst beginnen kann. Dabei sollte man sich von Anfang an um eine möglichst weitgehende Beteiligung bemühen.

Jede Antwort auf das Problem der globalen Erwärmung sollte berücksichtigen, daß unser Wohlstand auf billiger, leicht verfügbarer Energie beruht. Die Entwicklungsländer werden darauf nicht verzichten, und auch die Industrieländer haben ihre Grenzen. Hier wie dort werden Vorwürfe und Verdammungsurteile letztlich auf taube Ohren stoßen. Sie kommen nicht einmal bei denen an, die sich von Kampagnen gegen das Rauchen, zur Rettung der Wale oder gegen die Luftverschmutzung in den Städten ansonsten durchaus angesprochen fühlen. Sonst würden die meisten Industriestaaten ihre Kyoto-Ziele nicht still und heimlich ignorieren.

Aber auch in den Staaten, die fähig und bereit sind, nach Lösungen zu suchen, zeigt sich in der politischen Klasse ein seltsamer Widerwille. Ralph Cicerone, der Klimaforscher, der maßgeblich an Bushs jüngster Studie zur globalen Erwärmung beteiligt war, sagte mir dazu: „Viele, die sich mit Umweltproblemen befassen, sehen schlimme Zeiten auf uns zukommen und haben wenig Zutrauen zur Technologie, so daß sie für eine deutliche Einschränkung der Industrialisierung eintreten, während die meisten Optimisten gar nicht glauben wollen, daß es überhaupt Umweltprobleme gibt.“

So könnte man auch die heutigen Positionen Europas und Amerikas charakterisieren, die gegenwärtig aneinander vorbeireden. Da wir Mutter Natur unwissentlich Schaden zugefügt haben, sind viele nun nicht zu bewußten Eingriffen bereit. Der Nobelpreisträger Sherwood Rowland von der University of California in Irvine, der einst zusammen mit Mario Molina die Zerstörung der schützenden Ozonschicht vorausgesagt hat, erklärt heute: „Ich bin entschieden gegen globale Kompensationsmaßnahmen.“ Letztlich halten wir uns selbst für das Problem; nur Demut und eine möglichst geringe Belastung der Erde können weiterhelfen. Darin sind sich zumindest im Augenblick die meisten Naturwissenschaftler mit den Theologen einig. Aber auch die aktive Reparatur des angerichteten Schadens könnte hilfreich sein.

Ich glaube, wenn das Klima sich weiter verschlechtert, werden wir in diesem Jahrhundert einen verschärften Kampf zwischen den Anhängern einer Intervention („Wir sollten nicht jammern, sondern die Probleme angehen“) und den Moralisten erleben, die jede großangelegte Aktion für schädlich halten. Schon heute hört man oft das Argument, der Gedanke an globale technische Lösungen ermuntere nur zu weiteren Exzessen, weil die Menschen dann glaubten, die Wissenschaft werde schon eine Lösung finden. Darauf werden manche jedoch ruhig und gelassen erwidern: Vielleicht findet sie ja wirklich eine Lösung. Wir sollten es immerhin versuchen.

Aus dem Amerikanischen von Michael Bischoff.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2001, Nr. 169 / Seite 52

Was ist daran interessant?..
Ist nicht der erste Schwachkopf, der sich zu diesem Thema äußert.

Aus dieser Perspektive
heraus macht Benford, der an der University of California in
Irvine Plasma- und Astrophysik lehrt,

Also, alles andere als ein Fachmann.

vor allem jedoch als
Science-fiction-Autor bekannt geworden ist,

Ja, das paßt es hin. Phantasievoll, aber voll von wissenschaftlichen Unsinn.

Während hellere
Straßenbeläge zur Erhöhung der Wärmeabstrahlung des Planeten
noch als risikolos erscheinen,

Klasse! Wieviel Straßen gibt es weltweit (Ozeane bitte mitzählen)? Phantasievoll, aber ohne jeglichen meßbaren Effekt. Außer vielleicht dass aufgrund des helleren Straßenbelags und der Blendwirkungen es zu mehr Autounfällen kommen dürfte.

rät Benford der Menschheit
zudem, sich an ein altes Phantasieprojekt zu wagen: das
Wolkenmachen.

Ist schon deshalb schwachsinnig (selbst wenn es funktioniert), da der Effekt der Wolken auf den Treibhauseffekt noch sehr ungeklärt ist. Es ist auf keinen Fall auszuschließen, dass der Treibhauseffekt durch vermehrte Wolkenbildung noch VERSTÄRKT wird.

Industrieansiedlungen auf abgelegenen
Pazifik-Inseln könnten die Wolkenbildung über dem Meer und
damit die Reflexion des Sonnenlichts erhöhen.

Kapier zwar nicht ganz wieso, aber egal. BP (nur so als Beispiel) wird sich freuen, wenn sie demnächst Raffinierien auf entlegenen Pazifikinseln hinstellen müssen. Und die Inselbewohner, wenn sie zum Schutz des Klimas vor allem die dreckigsten Industrieanlagen aufnehmen sollen. Also selbst wenn dies irgendwas bringen würde (ich wüßte wie gesagt nicht wie), könnte der Effekt (Wolkenbildung) den Treibhauseffekt verstärken. Und selbst wenn nicht, ist er einfach nur lächerlicher Unsinn.

Als Klimaforscher finde ich die
Debatte samt dem zugehörigen Taktieren und Händeringen
ärgerlich und phantasielos.

Wieso ist der Plasma- und Astrophysiker plötzlich Klimaforscher?

Betrachten wir zunächst die amerikanische Position. Es gab
zwei gute Gründe, Kyoto links liegenzulassen und einen
Neuanfang zu machen. Erstens konnte niemand erwarten, daß der
Verbrauch fossiler Brennstoffe in den Vereinigten Staaten so
stark eingeschränkt würde, wie es erforderlich wäre, um die
geplante Reduzierung von sieben Prozent gegenüber 1990 zu
verwirklichen. Die Kosten wären politisch nicht durchsetzbar.
Deshalb lehnte der amerikanische Senat das Protokoll ab. Der
ökonomische Beraterstab der Clinton-Administration schätzte
die Kosten einer Verwirklichung der in Kyoto festgelegten
Ziele auf achtzig bis hundert Milliarden Dollar.

Erstens die USA hätten auch - wie Japan oder noch stärker als Japan - eine Erleichterung bekommen können. Zweitens ist die Zahl bei der Ineffizenz und verschwenderischen Verbrauch der Amerikaner mit Energie alles andere als haltbar.

Nur wenige Länder nähern sich den in Kyoto
vorgegebenen Marken: Vor allem Großbritannien, Norwegen und
Deutschland verdienen hier Anerkennung. Aber nur wenige haben
sich ihnen bisher angeschlossen.

Das ist richtig. Heißt aber nicht, dass es nicht möglich oder dass es zu teuer wäre.

Zweitens wird der in Kyoto verfolgte Ansatz plötzlicher
kurzfristiger Einsparungen ohne weitere Übereinkünfte
hinsichtlich des längerfristigen Vorgehens dem eigentlichen
Phänomen der globalen Erwärmung kaum gerecht.

Das ist richtig. Daher ist das Protokoll ja auch nur ein Einstieg. Das weiß jeder. Die Reduktion muß nach 2012 (verstärkt) weiter gehen. Aber ein Anfang muß halt gemacht werden. Und sollen tatsächlich heute die Politiker verbindlich über die Reduktionsanstrengungen im Jahr 2050 verhandeln?

für Einsparungsprogramme sei es stets fatal, wenn man für die
Kosten keine Obergrenzen festlege. Die Wirtschaft möchte ihre
technischen Anlagen nicht vorzeitig ausmustern. Die Kosten
sind gewaltig, die langfristigen Auswirkungen auf die
schädlichen Treibhausgase dagegen minimal. Realistisch
betrachtet, ist eine langsame Reduktion leichter zu erreichen
und sehr viel billiger, so daß sich auch leichter Verbündete
für solch eine Politik finden lassen.

Siehst Du. Die langsame Reduktion zu geringen oder negativen Kosten (=positiven Erträgen) haben wir ja jetzt. Oder wie langsam hätte es der Autor noch gerne?

Auf lange Sicht - und beim Klima zählt nur die lange Sicht -
kann ein Vertrag, der achtzig Prozent der Welt ausspart,
keinen Bestand haben. Schon in wenigen Jahrzehnten werden
China und Indien bei den Emissionen mit Europa gleichgezogen
haben.

Genau. Deshalb muß man in wenigen Jahrzehnten neu verhandeln. Was ja auch geschehen wird. Aber an den gegenwärtigen Treibhausgasen haben die jetztigen Industrieländer einen Anteil von 80%. Daher sollen sie ja wohl den ersten Schritt machen.

Manche Wissenschaftler glauben wie ich, daß es einfachere und
billigere Lösungsmöglichkeiten gibt, aber in der Diskussion
finden diese Ideen angesichts des moralisierenden Tons keinen
Niederschlag. „Der einzige Weg, den Klimawandel zu
verlangsamen, ist die Senkung des Treibstoffverbrauchs“,
behauptet Bill McKibben in „Das Ende der Natur“ und bringt
damit die Überzeugung der Umweltschützer zum Ausdruck.
Tatsächlich halten viele Ökologen und sonstige Wissenschaftler
teure, drastische Maßnahmen für die einzige Möglichkeit.

Was für teure, was für drastische Maßnahmen? McKibben spricht von einer Senkung des Treibstoffverbrauchs, was weder teuer noch drastisch ist.

Doch ein wenig beachtetes Gutachten der amerikanischen
National Academy of Science aus dem Jahr 1992 geht nach
Erörterung der wissenschaftlichen Grundlagen einen Schritt
weiter

Hat er auch noch eins aus dem Jahre 1892? Jedenfalls ist 1992 wohl nicht gerade der neueste Stand der Forschung.

Der einfachste Weg, Kohlendioxyd (CO2) aus der Luft zu
entfernen, ist der Anbau von Pflanzen und insbesondere die
Aufforstung. Weltweit wird alle paar Sekunden ein Hektar Wald
zerstört. Schon um diese Verluste auszugleichen, bedarf es
eines gewaltigen Aufforstungsprogramms.

Eben, gewaltig. Also nicht gerade billig.

Etwa die Hälfte der
amerikanischen CO2-Emissionen ließe sich in Pflanzen binden,
wenn wir ungenutzte Flächen und Weideland aufforsteten.

Und was machen wir bei Waldbränden? Im übrigen binden die Wälder dann die Emissionen, die USA müßten sich verpflichten die Wälder auf Ewigkeiten stehen zu lassen. Und: was wenn die „ungenutzten Flächen (sind die übrigens alle für Aufforstungsprogramme geeignet, wahrscheinlich ist da auch z.B. die Wüste in Nevada drin enthalten) und Weideflächen“ alle aufgeforstet sind und die Amerikaner immer noch so viel emitieren wie heute. Was dann?

Die
Kosten lägen bei etwa fünf Milliarden Dollar pro Jahr.

Also nicht gerade billig. Andere Maßnahmen zur Energiereduktion gerade in den USA wären BEI WEITEM billiger. Zumal diese Zahl sehr umstritten ist. Da sind die reinen Aufforstungskosten ohne Walderhaltungsmaßnahmen. Auch die Kosten des Flächenerwerbs (oder soll es eine US-weite Enteignung geben) sind da nicht drin enthalten.

In der
Werbung könnten Unternehmen dann auf ihr „ökologisches
Verantwortungsbewußtsein“ verweisen: „Kaufen Sie einen Wagen,
und pflanzen Sie damit gleich einen ganzen Wald!“

Was das Auto teurer machen würde. Könnte man die Zusatzkosten nicht in effizientere Motoren investieren? Oder in Förderung von Autos mit einem Energieverbrauch wie in Europa?

Für die nachträgliche Bindung des
weltweiten CO2-Zuwachses wäre die Aufforstung eines ganzen
Kontinents von der Größe Australiens erforderlich. Dadurch
würde das Kohlendioxyd natürlich nur einige Jahrzehnte aus der
Luft geholt, nämlich solange die Bäume wachsen. Aber so könnte
man Energien für spätere härtere Maßnahmen mobilisieren.

Ach? Jetzt doch plötzlich „härtere Maßnahmen“. Welche Energien muß man mobilisieren. Kann man diese ANGEBLICH härteren Maßnahmen nicht gleich heute durchführen?

Einen anderen Ansatz habe ich zusammen mit Robert Metzger von
Georgia Tech beschrieben. Bei der Zersetzung pflanzlicher
Abfälle - Stroh, Blätter et cetera - gelangt viel Kohlenstoff
wieder in die Atmosphäre. Wenn man diese Pflanzenabfälle
sammelte und in der Tiefsee versenkte, bliebe der Kohlenstoff
für viele Jahrhunderte gefangen.

Auch dies ist erstens umstritten (die Gefahr, dass das CO2 wieder aufsteigt, ist durchaus gegeben), zweitens alles andere billig und drittens ist die Zersetzung von Stroh und Blättern ja nicht gerade unökologisch. Will man den Wald - der doch gerade noch aufgeforstet werden sollte - entlauben? Und der Energieaufwand der Tiefseeverpressung wäre gewaltig.

Die im Kyoto-Protokoll
festgelegten Ziele ließen sich auf diesem Wege mit einem
Kostenaufwand von etwa zwanzig Milliarden Dollar erreichen.

Wie gesagt, sehr umstrittene Zahlen. Und das auf sehr unökologischem Weg.

die das aus den Ölquellen in der
Nordsee ausströmende Kohlendioxyd vor dem Abfackeln des
Erdgases auffängt und zu Millionen Tonnen in unterirdischen
Kammern speichert.

Wie gesagt: wie sicher solche „ewigen Endlager“ sind, ist aus der Atomdebatte gut bekannt.

Andere Ansätze versprechen noch direktere Einsparungen. Was
könnte näher liegen, als dafür zu sorgen, daß ein größerer
Anteil des Sonnenlichts in den Weltraum zurückgeworfen wird,
bevor es in Wärmestrahlung umgewandelt und als solche von den
Treibhausgasen absorbiert wird? Jeder weiß aus eigener
Erfahrung, daß schwarze Kleidung im Sommer wärmer ist als
weiße. Wenn wir ein Gebäude weiß streichen, heizt es sich in
der Sonne nicht so stark auf. Um die Wirkung aller seit der
industriellen Revolution emittierten Treibhausgase
auszugleichen, müßten wir dafür sorgen, daß ein Prozent mehr
Sonnenlicht reflektiert wird. Schon eine Erhöhung der
Reflexion um ein halbes Prozent würde all unsere Probleme mit
dem Treibhauseffekt lösen.

Und wieviel Häuser müssen dafür weiß gestrichen werden? Und das nur, weil man keine echten Reduktionen will. Müssen weltweit alle Häuser weiß gestrichen werden und der Effekt wäre wie bei Asphalt praktisch null. Aber vielleicht will er ja auch alle Wiesen und Wüsten weiß streichen.

Von besonderer Bedeutung sind dabei
die Weltmeere, die mehr als siebzig Prozent der Erde bedecken
und mehr Licht absorbieren als die Landflächen, weil sie
dunkler sind.

Aha! Hat er sogar selbst erkannt!

Die Gesamtreflexion der Erde wird zu einem
erheblichen Teil von den Wolken beeinflußt. Eine
vierprozentige Zunahme der Stratocumulus-Wolken über den
Weltmeeren könnte die gesamte CO2-Emission ausgleichen, ohne
die Landwirtschaft zu beeinträchtigen.

Wie gesagt: die Auswirkungen der Wolken auf den Treibhauseffekt (reduzierend oder verstärkend) ist eins der größten Rätsel der Klimaforscher. Weil dem Autor nichts anderes einfällt, geht er einfach mal von reduzierend aus. Ist aber alles andere als seriös.

Das Wolkenmachen ist ein altes, aber immer noch umstrittenes
Handwerk. Wolken kondensieren an mikroskopisch kleinen Keimen,
zum Beispiel an den Schwefelsäuretröpfchen, die bei der
Zersetzung von Algen im Meer entstehen, wobei deren natürliche
Produktionsrate der Wolkenbildung über den Meeren Grenzen
setzt. Rund dreißig Prozent der Erdoberfläche sind von Wolken
bedeckt, so daß eine Erhöhung um vier Prozent nicht unbedingt
schlechteres Wetter für Sie und mich bedeutete, vor allem wenn
diese Erhöhung weit draußen über dem Meer erfolgte.

ROFL!

  1. Den Wolken wird befohlen auch über den Meeren zu verbleiben oder was?
  2. Eine Erhöhung um 4% oder um 4 Prozentpunkte. Wahrscheinlich letzteres, aber warum so einen Blödsinn so genau nehmen?
  3. Bei einer Erhöhung von 3° Celsius könnte man mit der gleichen Logik sagen: kein schlechteres, nein, sogar besseres Wetter. Die Interdependenzen verschiedener Wetterphänomene betrachtet er lieber nicht. Das wäre ja zu kompliziert, selbst für den großen, naiven Vereinfacher.

In so gewaltige Naturprozesse einzugreifen mag gewagt
erscheinen, aber schon vierhundert mittelgroße Kohlekraftwerke
setzen jährlich genug Schwefel frei, um diese Aufgabe zu
bewältigen. (Das zeigt im übrigen, wie stark wir schon heute
in die natürlichen Prozesse unseres Planeten eingreifen.)

Toll! Stehen die jetzt auf dem Meer? Da will er doch die Wolken haben? Aber jetzt verstehe ich langsam die Idee mit den Inseln…
Im übrigen, dass Schwefel andere Umweltschädigungen hervorbringen (sauren Regen, der die Wälder angreift, die er doch schützen will, aber auch Menschen), betrachtet er mal wieder nicht. Wäre denn doch zu kompliziert.

Allerdings läßt sich der Gedanke, daß noch mehr
Luftverschmutzung gut für Mutter Erde sei, auf dem Markt der
für Autoaufkleber tauglichen Ideen schlecht verkaufen.

Fein! Wieder hat er mal etwas kapiert! Nur dass es nicht ums „verkaufen“ geht sondern dass mehr Luftverschmutzung schlicht schlecht für Mensch und Natur ist. Aber ist schon witzig: Nur um ja kein Energie zu sparen, pladiert der Autor offen für mehr Luftverschmutzung. Menschliche Hybris!

Als Lösung bietet sich hier eine internationale Strategie an:
Man könnte auf abgelegenen Inseln im Pazifik Industrien mit
hohem Stromverbrauch ansiedeln und stark schwefelhaltige Kohle
dorthin liefern.

Tuvalu wird sich sicherlich ebenso über die Idee freuen wie E.ON. Wie kommt die Energie aus Kohlekraftwerken denn dann nach Deutschland?

Die Abgase würden vom Wind aufs Meer
getrieben und für eine Abkühlung des Ozeans in diesen Regionen
sorgen.

Selbst wenn dies so einfachst passieren würde (was sie bei weitem nicht tun, aber ich will mal seiner „Logik“ nachgehen): der Effekt wäre dann, dass die Ozeane abkühlen und die Länder wärmer werden. Welchen Effekt hätte das dann auf die Küstenstreifen, wo immerhin die meisten der weltgrößten Städte sich befinden? Naaaa???

Dank der produzierten Güter erlebten die Staaten
Ozeaniens einen wirtschaftlichen Aufschwung, der gleichsam der
Lohn für ihre Dienste am weltweiten Klima wäre. Die reichen
Staaten könnten die von ihnen verursachten Probleme fern von
ihren Landesgrenzen und ohne Rücksicht auf lästige
Bürgerinitiativen unter Einsatz billiger Arbeitskräfte lösen
lassen. Und niemand wäre gezwungen, die Kraftwerke
aufzunehmen; der Preis übernähme die Vermittlung.

Aha, der Preis. Was aber wenn die Alluminiumindustrie in Deutschland bleiben und Tuvalu keine Aluminiumindustrie haben will. Was dann?

Natürlich bleiben große Unsicherheiten, weil vieles
wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Man müßte zunächst
regionale Experimente durchführen, um ein brauchbares Modell
für die Reaktionsweise des aus Wolken und Meer gebildeten
Systems zu entwickeln.

Regionale Experimente???
Das Klima ist ein globales Phänomen. Da kann man nicht mal eben regionale Experimente durchführen. Und wie groß sollen die Regionen sein? Wie lange sollen die Experimente dauern? Und was wenn die Regionen Schaden durch diese Experimente erleidet?
Kann mich wirklich nur wiederholen: lächerlich, schwachsinnig, blödsinnig.

Erste Ansätze finden sich in Studien,
die nach den Auswirkungen von Abgasen aus der Verbrennung
fossiler Brennstoffe auf der windabgewandten Seite tropischer
Städte suchen. Der Übergang von der wissenschaftlichen
Grundlagenforschung zur großtechnischen Realisierung könnte
Jahrzehnte dauern.

Aha! Und diese Jahrzehnte tun wir gar nichts sondern forschen in aller Ruhe weiter???

Diese Bemühungen ließen sich durch weitere positive und
leichtverständliche Maßnahmen ergänzen, die den Menschen ein
Gefühl der Beteiligung verleihen.

Ein „Gefühl der Beteiligung“. Dass diese Maßnahmen einen nennenswerten Effekt haben, will er wohl lieber selbst nicht behaupten. Nach dem Motto: wenn ein Sturm aufzieht, schalte ich den Fön aus. Dann habe ich auch etwas zur Windberuhigung getan.

))

Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1997 ist es in Los
Angeles knapp drei Grad Celsius wärmer als in der Umgebung der
Stadt. Autos und Kraftwerke tragen zu dieser Erwärmung bei,
aber ihr Anteil beschränkt sich auf einige Prozent; um die
Mittagszeit entspricht die Sonneneinstrahlung einer
elektrischen Leistung von nahezu vierhundert Millionen Watt
pro Quadratkilometer. Solche städtischen Wärmeinseln sind weit
verbreitet. Durch weiße Dächer, eine entsprechend gefärbte
Pflasterung und unzählige neugepflanzte schattenspendende
Bäume könnte die Temperatur in der Stadt unter die des
umgebenden Landes gesenkt werden;

Hatten wir schon. Würde die Temperatur in Los Angeles tatsächlich reduzieren, hätte aber keine globalen Effekte.

Möglicherweise wären nur wenige Milliarden Dollar aufzuwenden,
um einen Ausgleich für die CO2-Emission der Vereinigten
Staaten zu schaffen.

Auf einmal so vorsichtig: „möglicherweise“? Ein stiller Rückzug zu seinen eigenen Thesen?

Verglichen mit den Kosten einer
nachhaltigen Senkung des CO2-Ausstoßes, ist das gar nichts.

Wie gesagt, dass ausgerechnet in den den USA eine Senkung des CO2-Ausstoßes gewaltige Kosten verursachen würde, bleibt weiterhin Unsinn. Vor allem, wie gesagt, wenn man bedenkt, dass die USA, wenn sie gewollt hätten, sich von ihrer 7% Reduktionspflicht weit hätten herunterhandeln können. Aber auch dann, wenn die USA ernsthaft die Senkung ihrer CO2-Emissionen angehen würden.

Entscheidend für jede Lösung wird sein, daß die
Kompensationsmaßnahmen nicht als von einer Elite erlassene
Zwangsverordnungen daherkommen, wie es bei einer drakonischen
Einschränkung des Brenn- und Treibstoffverbrauchs zu erwarten
wäre,

Wo sind Zwangsverordnungen? In Deutschland jedenfalls nicht. Auch in England oder Norwegen gibt es sie nicht, obwohl die Länder doch einen guten Anfang gemacht haben.

mit Kontrolleuren, die stirnrunzelnd unseren
Kraftstoffverbrauch für die tägliche Fahrt zur Arbeit
berechnen

Wer tut das?

und unsere Thermostate einstellen.

Ist ja auch schlimm, wenn auf ein effizientes Heizen geachtet wird.

Bei
Kompensationsmaßnahmen brauchte niemand seine Nase in die
Angelegenheiten anderer zu stecken.

Weisse Dächer? Firmen dürfen nicht dort produzieren, wo sie wollen sondern wo es extrem ineffizient ist. Die deutschen Arbeiter von Firmen mit hohem Energieverbrauch müssen alle nach Tuvalu ziehen.

Bessere und weithin anerkannte Kompensationsstrategien

Er erkennt sie an. Ist das „weithin anerkannt“?

könnten die Erhöhung des Reflexionsvermögens sogar als schick
erscheinen lassen: weiße Dächer, mediterranes Flair, silbrige
Autos, helle Kleidung als neueste Mode. Tatsächlich wäre jeder
kleine Schritt eine Hilfe.

Auch noch für Maos Einheitslook plädiert er (nur in hell). Und weiße Hemden und Hosen retten unser Klima. Wirklich toll! Warum plädiert er nicht dafür, dass sich alle die Haare weiß färben. Bewirkt auch etwas.

Alle Einsparungen sind von wesentlicher Bedeutung,

Eine Einsparung von 1 Gramm CO2 hat also auch wesentliche Bedeutung, oder wie?

Kompensation verlangt klare,
einfache Maßnahmen, mit denen jeder einzelne bei sich selbst
beginnen kann. Dabei sollte man sich von Anfang an um eine
möglichst weitgehende Beteiligung bemühen.

Richtig:
weniger Auto fahren,
Auto mit einem geringern Benzinverbrauch,
mehr lokale Produkte kaufen,
weniger Fleisch etc. usw.

Jede Antwort auf das Problem der globalen Erwärmung sollte
berücksichtigen, daß unser Wohlstand auf billiger, leicht
verfügbarer Energie beruht.

Auch nicht wahr. Den Zusammenhang Wirtschafts- und Energiewachstum gibt es seit den 80er Jahren zumindest in Europa nicht mehr. Und billige, leicht verfügbare Energie muß nicht fossile Energie sein, wie er wohl offensichtlich unterstellt (sonst macht seine Argumentation keinen Sinn).

Die Entwicklungsländer werden
darauf nicht verzichten, und auch die Industrieländer haben
ihre Grenzen.

Richtig. Aber von einem (vollständigen) Verzicht spricht keiner und die Grenzen sind ja bei weitem noch nicht angetastet.

Sonst würden die meisten Industriestaaten
ihre Kyoto-Ziele nicht still und heimlich ignorieren.

Bislang waren die Kyoto-Ziele auch nicht völkerrechtlich verbindlich (und auch heute gibt es keine Strafen bei Nicht-Erfüllung). Und die Industrie von gestern ist halt stärker als die von morgen in der Lobbyarbeit.

Ralph Cicerone, der Klimaforscher, der
maßgeblich an Bushs jüngster Studie zur globalen Erwärmung
beteiligt war, sagte mir dazu: „Viele, die sich mit
Umweltproblemen befassen, sehen schlimme Zeiten auf uns
zukommen und haben wenig Zutrauen zur Technologie, so daß sie
für eine deutliche Einschränkung der Industrialisierung
eintreten, während die meisten Optimisten gar nicht glauben
wollen, daß es überhaupt Umweltprobleme gibt.“

Umgekehrt: der Autor und Cicrone haben wenig Zutrauen zur Technologie (Solarenergie, effizientere Autos, bessere Wärmedämmung bei Häusern etc.).

Da wir Mutter Natur unwissentlich Schaden
zugefügt haben,

So unwissentlich ist das schon lange nicht mehr.

sind viele nun nicht zu bewußten Eingriffen
bereit.

Kann er wirklich beweisen, dass die Natur sich genauso verhält wie er es bei seinen naiv-lächerlichen Vermutungen beschreibt? Wie gesagt, beim Klima hängt alles mit jedem zusammen. Wenn man an einer Stellschraube dreht, verändert sich ganz woanders etwas drastisch.

Ich glaube, wenn das Klima sich weiter verschlechtert, werden
wir in diesem Jahrhundert einen verschärften Kampf zwischen
den Anhängern einer Intervention („Wir sollten nicht jammern,
sondern die Probleme angehen“) und den Moralisten erleben, die
jede großangelegte Aktion für schädlich halten.

Hätte er wohl gerne. Aber solchen verquirlten Quatsch wird auch in 20 Jahren keiner Ernst nehmen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2001, Nr. 169 / Seite 52

Meine Schlußbemerkung sollte eigentlich sein: in welchem politischen Witzblatt hast Du diesees Pamphlet mit dem IQ eines - vielleicht - drei Monat alten Embryo gefunden? Danke, das Du mir auch noch bewiesen hast, wie wenig intellektuellen Gehalt die FAZ (manchmal) hat. Drucken die wirklich jeden Scheiß ab?

Oh Mei Oh mei Oh mei…
Hallo katja
Wenn ich jetzt einen Paranoiaanfall hätte, würde ich behaupten, der Kerl macht das auf Veranlassung der US-Industrie…

Nur Zwei kleine Anmerkungen:

Punkt 1: Wasserdampf (also nicht Wolken!!!) ist ein Treibhausgas. Die Erhöhung der Wolkenbildung durch verstäkte Wasserverdunstung kann also ziemlich zweischneidig sein.
Nur als beispiel: Wenn bei uns im Sommer die Nacht klar ist, fällt die Temperatur trotzdem nicht extrem viel stärker ab als wenn der Himmel bewölkt ist.
In der Wüste hatten wir regelmäßig tagsüber so 35 Grad, nachts 5 Grad… da wirst schnell wach in der Früh. der Unterschied liegt in der Unterschiedlichen H2O Konzentration in der Luft…
Im übrigen: was glaubt der Autor dieses Artikels eigentlich, wie derzeit die Großindustrie ihre Anlagen kühlt… NAAAAAAAA
Mit WASSER!!!

Punkt 2: Die Aufforstung von Wäldern ist zwar sehr lobenswert, wirkt sich aber eher zweitrangig auf die CO2-Bilanz aus. Denn alle Pflanzen sterben irgendwann, und verwesen… und dabei wird das gebundene CO2 wieder frei. Wiederaufforstung hilft gegen Desertifikation…
Sümpfe und Moore sind allerdings ausgezeichnete CO2-Langzeitspeicher.

„Überschüssiges“ CO2 wird man nur durch „Endlagerung“ los, hauptsächlich als Karbonat.

Und dem Autor möchte man zurufen: Mann, informiere dich erst mal…

Gruß
Mike