Sein

Hallo alle zusammen.
Ich bin in letzter Zeit immer häufiger in dr Literatur auf dem Begriff des „Seins“ gestoßen. Gerade Rainer Maria Rilke beschäftigt sich viel damit.
Doch was ist SEIN? Wann IST man??

vielleicht kann mir ja jemand einige hilfreiche zeilen dazu schreiben.
lg
BlueSmily

Hallo alle zusammen.
Ich bin in letzter Zeit immer häufiger in dr Literatur auf dem
Begriff des „Seins“ gestoßen. Gerade Rainer Maria Rilke
beschäftigt sich viel damit.
Doch was ist SEIN? Wann IST man??

Hallo,

Cogito ergo sum! :smile:
Du überlegst, was es bedeutet zu „Sein“, und genau damit „bist“ du doch auch. Wenn du nicht wärst, könntest du dich auch nicht fragen, was es bedeutet zu sein. Man „ist“, wenn man denkt und wenn man spürt. IST der Stein? Ja, auch er IST. Er hat ein Dasein. Aber spürt er?? Hmmm, vielleicht schon. Also IST auch alles, was um uns herum ist. Vorausgesetzt natürlich, dass wir wirklich SIND, und uns unser DASEIN nicht einbilden. Vielleicht sind wir ja nur Phantasien eines Gottes, eines Goldfisches oder eines Steines.(siehe Sofies Welt)
Also Frage nicht wirklich beantwortet, aber jetzt kannst du dir ausserdem noch den Kopf darüber zerbrechen, ob es dich nur in der Phantasie eines „leblosen“ Steines gibs. :smile:
Grüße, Laura

Hallo,

mit dieser Frage beschäftigen sich die Philosophen seit Jahrtausenden, und deswegen kann dir auch niemand

einige hilfreiche zeilen dazu schreiben.

Aber lies doch zum Einstieg mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Sein_(Philosophie)

Grüße
Pit

Seinslehren von Parmenides bis Buddhismus
Hi.

„Sein“ ist ein denkbar weiter Begriff, der immer auch im Kontrast zu den Begriffen „Seiend“ und „Schein“ gesehen werden muss. Zunächst einmal ist Sein die Bedingung des Seienden: dieses Seiende sind die Einzeldinge sowie deren Beziehungen zueinander (Tatsachen).

Das Sein ist also (einigen Lehren zufolge) etwas anderes als das Seiende: es ist allgemein und unbestimmt, anders als das Seiende, das bestimmte Eigenschaften hat: groß, klein, hart, weich, heiß, kalt, alt, jung, rot, blau usw. usf. Zumindest kann man das Sein nicht positiv bestimmen. Sagt man etwas über es aus, dann nur in Begriffen der Negation: es ist un-endlich, zeit-los, un-vergänglich, form-los usw.

PARMENIDES, einer der ersten antiken Philosophen, interpretierte das Sein als das Unbewegliche, Unveränderliche. Das Seiende wiederum, das der Zeit und damit dem Wandel unterworfen ist, hielt er für illusorisch, für reinen Schein, im Unterschied zum wahren Sein hinter der Oberfläche des Vergänglichen.

PLATON ließ sich davon inspirieren und sprach einzig den „Ideen“ wahres Sein zu. Diese Ideen (eidos, Wesen - hat zunächst nichts mit dem Alltagsverständnis von „Idee“ zu tun) bestehen jenseits der Welt der Erscheinungen (des Seienden), sie sind die zeitlosen vollkommenen Urbilder, nach deren Ideal sich die unvollkommenen Dinge der Erscheinungswelt herausbilden. Einen Zwischenstellung hat die „Seele“, die die Wahrheit der Ideen zu schauen vermag, ohne doch selbst diesem wahren Sein anzugehören.

DESCARTES, der Begründer der modernen Subjektphilosophie, unterschied ebenfalls drei Dimensionen des Seins: „Gott“ als das wahre, absolute Sein (die einzige wahre Substanz) sowie das Denken (res cogitans) und das Materielle (res extensa). Gott (so nannte Descartes das wahre Sein, da er sonst heftigen Gegenwind seitens der Kirche gespürt hätte - er hatte mit ihr schon Ärger genug), also, Gott ist das absolute Sein, aus dem die relativen Seinsformen, der denkende Geist sowie das ausgedehnte Materielle, hervorgehen. Diese drei Substanzen (Gott absolut, Denken und Materie relativ) sind drei von einander getrennte Dimensionen.

SPINOZA ging über Descartes hinaus und beschränkte alles Sein auf eine einzige Substanz (die er Gott nannte, andernfalls auch er Ärger bekommen hätte). In dieser Substanz, dem wahren Sein, ist alles andere enthalten, und zwar 1) als Attribute (Merkmal, Eigenschaft) dieses Seins: das sind hier, in Anlehnung an Descartes, Denken und Ausdehnung, sowie 2) als Modi (die Einzeldinge, also das Seiende, das immer in Kausalverhältnissen zueinander steht). So gesehen, war Spinoza ein Monist, also jemand, der alles Seiende als direkt aus dem einzig wahren Sein (Substanz, Gott) hervorgehend sieht, und zwar immer und überall. Das nennt man Pantheismus (Gott - bzw. das wahre Sein - ist nicht getrennt vom Seienden, sondern in ihm).

Im HINDUISMUS steht der Begriff „Brahman“ für das wahre Sein. Dieses Brahman kennt weder Zeit noch Raum, weder Geburt noch Tod. Demgegenüber steht die trügerische Welt der Dinge (Maya):

„Dieses… nennen die Kenner des Brahman das Unvergängliche. Es ist nicht grob, nicht fein; nicht kurz, nicht lang; blutlos, fettlos; schattenlos, finsterlos; windlos, raumlos; ohne Haftung; ohne Tastsinn, ohne Geruchssinn, ohne Geschmackssinn, ohne Gesichtssinn, ohne Gehörsinn; ohne Sprachfähigkeit, ohne Denkfähigkeit; ohne Wärme, ohne Atem, ohne Mund; ohne Name, ohne Geschlecht; nicht alternd, nicht sterbend; bedrohungslos, unsterblich; ohne Raum, ohne Laut; nicht geöffnet, nicht geschlossen; nicht folgend, nicht vorangehend; nicht außen, nicht innen. Nichts langt hin zu ihm, niemand langt hin zu ihm…“

(Brhadaranyaka-Upanisad (3.8.8)

Zitat ENDE.

Im BUDDHISMUS bietet sich der Shunyata-Begriff als Synonym für das (wahre) Sein an. Shunyata besagt: Leerheit, aber nicht das Nichts. Sie (die Shunyata) ist das Leersein von Begriffen, von Illusionen. Wer also meditativ sich von diesen trügerischen Elementen freimacht, erlangt die Schau des wahren Seins. Unterscheiden muss man zwischen zwei Ebenen des Shunyata-Begriffs: zum einen meint er die Welt des abhängigen Entstehens. Soll heißen, die Dinge sind in dem Sinne leer, als sie keine Eigennatur, kein Selbst, keine feste Identität, keine wesenhafte Dauer haben. Allerdings ist diese Ebene nicht vollkommen leer, sie haftet noch am Begriff des Entstehens und der Kausalität. Ein konsequenterer Begriff der Leerheit negiert jeden Dualismus und weist auf eine Dimension hin, die ausschließlich negativ bestimmt werden kann, da alle Begriffe, auch der der Kausalität, menschengemacht sind, also nur relative Geltung haben.

Gruß

Hallo,

vielleicht als ersten Ansatz ohne gleich die Ansichten aller Philosophen einzen untersuchen zu müssen. Das SEIN ist die abstrahierte (und logischerweise unbewiesene) Gesamtheit alles SEIENDEN, also eine jeden existierenden Objekts. Wobei sich die Philosophie in dem Versuch, ein SEIN zu beschreiben, das jegliche weltliche Dualität ablehnt, begrifflich natürlich wieder in eine Dualität verstrickte.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Peter,

Doch was ist SEIN? Wann IST man??
vielleicht kann mir ja jemand einige hilfreiche zeilen dazu
schreiben.

vielleicht als ersten Ansatz ohne gleich die Ansichten aller
Philosophen einzen untersuchen zu müssen. Das SEIN ist die
abstrahierte (und logischerweise unbewiesene) Gesamtheit alles
SEIENDEN, also eine jeden existierenden Objekts. Wobei sich
die Philosophie in dem Versuch, ein SEIN zu beschreiben, das
jegliche weltliche Dualität ablehnt, begrifflich natürlich
wieder in eine Dualität verstrickte.

Auweija.Das hat nun jeder verstanden.
Gruß VIKTOR

Hallo

Ich bin in letzter Zeit immer häufiger in dr Literatur auf dem
Begriff des „Seins“ gestoßen. Gerade Rainer Maria Rilke
beschäftigt sich viel damit.
Doch was ist SEIN? Wann IST man??

Der Begriff des „Seins“ ist imho eine Denkfalle,
in die die meisten Philosophen getappt sind.

Prominentes Beispiel für die Neuzeit ist
der späte Heidegger, bei dem das sein,
diesmal mit y-geschrieben: ‚Seyn‘ so
eine Art Gottersatz für Atheisten aus-
machen soll.

Wie man auf so einen Begriff wie „Sein“
kommt, kann ich nur vermuten, vermutlich
hängt es mit der Illusion des Willens bzw.
der Willensfreiheit zusammen, wo sich der
Mensch (manchmal eben auch der Philosoph)
als irgendwie „vom nur dahin-Seienden abgehoben“
fühlt - ihm komme demnach ein zusätzliches
Attribut zu: „das Sein“. Also eine Art
perspektivischer Täuschung :wink:

Das „Sein des Seienden“ ist aber nun auch
eine ganz besonders lustige Tautologie,
da ja Seiendes schon über sein Sein ver-
fügen muß - sonst würde es kaum als
Seiendes bezeichnet werden können.
Vielleicht soll das zusätzlich aufgesetzte
Sein des „Sein des Seienden“ auch seine
Verortung in etwas deutlich machen, das
außerhalb des „gewöhnlichen Seienden“
liegt (verdächtig).

IMHO: Sein, Seyn und „Sein des Seienden“
überflüssige und belustigende Episoden
aus der sich gehoben gerierenden mensch-
lichen Subspecies philosophicae :wink:

Oder so …

Grüße

CMБ