… und in welcher Region wird/wurde es am häufigsten verwendet ? Meiner Einschätzung nach wurde es nur im gehobenen Mittelstand verwendet. Ist das richtig ?
Moin,
… und in welcher Region wird/wurde es am häufigsten
verwendet ?
nach meiner Beobachtung im Bereich Thüringen/Sachsen.
In meiner Gegend ist es eher unüblich.
Meiner Einschätzung nach wurde es nur im gehobenen
Mittelstand verwendet. Ist das richtig ?
Dazu kann ich nichts sagen.
Gandalf
Servus,
ich komme aus Schlesien und habe ‚Vati‘ gelernt. Das kann aber auch ein Familien-Soziolekt gewesen sein. Die Entstehung erkläre ich mir als zärtlichen Diminutiv von ‚Vater‘. Dazu braucht man keine Mittelstandsbildung.
Gruß
Kai Müller
Hallo,
Zur Region kann ich nichts sagen. Ich hielt das Wort immer für nationsweit gebräuchlich und schichtenunabhängig. Ich bin in Leipzig geboren, meine Eltern auch und ich nenne meinen Vater „Papa“.
Aber zumindest ein Hinweis auf die Entstehungszeit:
http://books.google.com/ngrams/graph?content=mein+Va…
Die Ngram-Suche zeigt Funde in Google-Books-Korpora. Hier fällt auf, dass es „mein Vati“ (ich habe „mein“ dazugenommen, um mehr Homonyme auszublenden) erst seit ca. 1920 zu geben scheint.
Unten kannst du auch auf die Zeitepoche klicken und dir die Hits angucken. In den Suchergebnissen findet man was von einem Autor Emil Felden, der laut Wikipedia 1874 geboren wurde, in Lothringen. Weiter unten sehe ich noch was von Schiller, später noch was aus der Schweiz von 1847…
Die Funde sollte man sich mal näher anschauen (evtl. sind die darin zitierten Werke älter als das Buch selbst), aber so lässt sich zumindest herausfinden, seit wann es jene Wörter mindestens gibt.
Eine ähnliche Methode ist, z.B. bei zeno.org zu gucken:
http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?q=Vati&k=Bibliothek
Dazu bin ich jetzt zu faul, aber du kannst das alles mal durchgehen. Achte darauf, eindeutige andere Verwendungen wie altindische Wörter und falsche Leerzeichen in „vati canisch“ zu ignorieren. Da findet sich dann Joachim Ringelnatz (ä gugge an, ä Saggse!) und weitere…
So kannst du immerhin eingrenzen, seit wann es das Wort *mindestens* gibt, aber es kann auch viel älter sein.
Gruß,
- André
Hallo,
ich dachte immer, die Worte „Vati“ und „Mutti“ kommen aus der NS-Zeit. Damals wollte man sich von anderen Sprachen abtrennen und Worte, die in anderen Sprachen ähnlich klangen, wurden „deutscher“ gemacht.
Bin mir aber nicht sicher.
… und in welcher Region wird/wurde es am häufigsten
verwendet ? Meiner Einschätzung nach wurde es nur im gehobenen
Mittelstand verwendet. Ist das richtig ?
Nö, glaub ich nicht. Meine Mutter sagte das zu Ihren Eltern. War definitiv kein gehobener Mittelstand.
LG IA
… und in welcher Region wird/wurde es am häufigsten
verwendet ? Meiner Einschätzung nach wurde es nur im gehobenen
Mittelstand verwendet. Ist das richtig ?
Servus,
Ich hielt das Wort immer für nationsweit gebräuchlich
auch hier gelten im Oberdeutschen andere Regeln.
Zu erkennen ist das beim „Vati“, den ich - Kind aus einer Familie ohne Fernsehapparat - als extrem albernes und lästiges Fernsehdeutsch empfunden habe, an der im Südwesten extrem raren Diminuitivendung -i, der Ton i heißt in Biberach Don e. In den schwäbischen und mittelfränkischen Dialekten heißt der Vater eh „Babba“ oder „Babbe“; interessant ists im Seealemannischen, wo er zwar von seinen Kindern „Babbe“ genannt wird, aber ältere Silberrücken mit wenigstens zwanzig Rindviechern im Stall und mindestens vier Enkelsöhnen von Personen außerhalb der Familie sozusagen als Ehrentitel mit „Vatter Schmid“ angeredet werden.
In Richtung Südosten, dem Bairischen zu, scheint mir „Vatter“ wieder eher vorzukommen. Aber da kenn ich mich nicht so aus - mir ist bloß bekannt, dass jenseits von Lech und Arlberg auch Menschen wohnen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Servus,
das ist sicherlich nicht so, alldieweil „Vati“ und „Mutti“ z.B. in Werner Bergengruens „Zwieselchen“ zu lesen ist, und jener nun ganz bestimmt kein Kandidat für einen Posten in der Reichschrifttumskammer war (1937 ausgeschlossen).
- In welchen anderen Sprachen gibt es Worte, die den deutschen „Vater“ und „Mutter“ ähnlich klingen? „Papa“ und „Mama“ gehen ein bissel weiter ins Indogermanische, aber die stehen ja wohl eher in der üblichen ober-/niederdeutschen Konkurrenz zu „Vati“ und „Mutti“.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
- In welchen anderen Sprachen gibt es Worte, die den deutschen
„Vater“ und „Mutter“ ähnlich klingen? „Papa“ und „Mama“ gehen
ein bissel weiter ins Indogermanische, aber die stehen ja wohl
eher in der üblichen ober-/niederdeutschen Konkurrenz zu
„Vati“ und „Mutti“.
„Mama“ und „Papa“ mögen zwar sicher auch auf indo-europäische Wurzeln zurückführbar sein, doch findest du ähnliche Wörter in den meisten (auch unverwandten) Sprachen der Welt. Das Wort für das weibliche Elternteil ist in den meisten Sprachen ähnlich, meist „Mama“, manchmal „Nana“. Das männliche Elternteil heißt meist „Papa“ oder „Tata“ bzw. Variationen davon (z.B. „Baba“, „Dada“, „Dad“ usw.), mancherorts ist das auf die Kindersprache beschränkt. Grund ist wohl, dass das die ersten Laute beinhaltet, die ein Kind von sich geben kann. Mund auf, Mund zu, dabei die Stimmbänder benutzen.
Es gibt auch Ausnahmen, so heißen im Georgischen Mama und Papa eben „Deda“ und „Mama“ (sic!).
Vater und Mutter kann man noch viel besser im Indo-Europäischen zurückverfolgen und kommt so auf *pətēr und *māter, die wiederum wohl auch auf obengenannte kindliche Lallwörter (pa & ma) zurückgehen.
Die Wörter findest du also in ähnlicher Ausführung in (fast) allen indo-europäischen Sprachen; manchmal haben Lautwandel sie etwas verändert (p > f in vielen germanischen Sprachen wie dem Deutschen und Englischen).
Gruß,
- André