Seit wann nimmt Mensch Kochsalz zu sich?

Guten Tag, liebe Forumgemeinde,

Der Mensch ist das einzige Tier, das im hohen Maße Salz zu sich nimmt, wenn ich mich nicht irre.
Warum ist es so? Warum brauchen andere Tiere wie z.B. Affen, Hunde, Katzen kein Salz zum überleben, der Mensch schon. Was ist jetzt anderes im menschlichen Organismus als bei anderen Tieren?
Oder kann der Mensch ohne Salz trotzdem ganz gut überleben? Und die letzte Frage: weiß man ungefähr seit wann der Mensch auf Salz gekommen ist und welchen Vorteil evolutionär bot sich, dass der Mensch aufeinmal anfing, Kochsalz zu essen?

Schöne Grüße,
Alex

Der Mensch ist das einzige Tier, das im hohen Maße Salz zu
sich nimmt, wenn ich mich nicht irre.
Warum ist es so? Warum brauchen andere Tiere wie z.B. Affen,
Hunde, Katzen kein Salz zum überleben, der Mensch schon. Was
ist jetzt anderes im menschlichen Organismus als bei anderen
Tieren?

Alle Tiere benötigen Salz, um zu überleben. Dadurch haben sich z.B. der Geschmackssinn und das Verhalten auf Salz eingerichtet. Salz kommt in Pflanzen nur in geringen Mengen vor, dadurch sind Pflanzenfresser auf große Nahrungsmengen angewiesen bzw auf sonstige Salzquellen. Das gilt auch für Affen und für den Menschen. Diese decken einen Teil des Salzbedarfs auch durch Fleisch, jedoch ist Salz immernoch „Mangelware“.
Du musst bedenken, überall im Körper finden sich die Bestandteile des Kochsalz, Natrium- und Chlorionen. Sie sind für so viele Prozesse im Körper wichtig, das erkennt man schon allein daran, dass in allen Flüssigkeiten Salz enthalten ist. Z.B. im Blut, aber auch in Tränen… etc.

Weil Salz so selten ist, ist es evolutionär sinnvoll, wenn ein Organismus immer nach diesem seltenen Gut strebt. Geschmackszellen haben sich angepasst und alles was salzig ist, schmeckt gut. (Gleiches gilt für Zucker, da es ein wichtiger Energielieferant ist… Bitter und sauer warnen uns hingegen vor Gefahren, vereinfacht ausgedrückt).

Oder kann der Mensch ohne Salz trotzdem ganz gut überleben?

Nein! Wer z.B. an einer Krankheit leidet, die lang anhaltende Durchfälle auslöst, bricht der Kreislauf zusammen, nicht nur, weil Wasser fehlt, sondern weil Salze fehlen! An der Volksmedizin Salzstangen bei Durchfall is also was dran.

Und die letzte Frage: weiß man ungefähr seit wann der Mensch
auf Salz gekommen ist und welchen Vorteil evolutionär bot
sich, dass der Mensch aufeinmal anfing, Kochsalz zu essen?

Sagen wir es so: der Mensch hat durch seine Intelligenz herausbekommen, wie man an große Mengen Salz herankommt. Bedenke: bis noch vor wenigen Jahrhunderten war Salz ein sehr kostbares gut, die ärmeren Leute hatten kein Salz zum Würzen ihrer Speisen!

Durch die Evolution sind wir immernoch auf Salzmangel eingestellt, weshalb uns Salz so gut schmeckt.

Ein durchschnittlicher Mitteleuropäer isst viel mehr Salz, als es eigentlich nötigt wäre. Aber es schmeckt halt so gut :wink:

Übrigens: Andere Beispiele für „Salzhunger“ sind Elefenten, die an Leckstellen gehen und dafür kilometerweite Umwege gehen, wo besonders salzhaltige Erde an die Oberfläche gerät.
Ebenso haben bestimmte Papageienarten lehmige Klippen ausgemacht, wo salzige Erde abgefressen werden kann.

Sogar Fische sind ein Beispiel für die Wichtigkeit von Salz: Süßwasserfische dürfen nicht trinken! Würden sie ständig Wasser aus ihrer Umgebung trinken, würde der Salzgehalt in ihrem Körper sinken und sie würden sterben!

Grüße

Laralinda

huhu!

Ich kann auch noch einige interessante Beispiele aus der Tierwelt hinzufügen.

In den Tropen werden Schmetterlinge gerne gefangen, indem die Sammler einfach an günstigen Stellen auf den Boden pinkeln…oft finden sich dann Schmetterlinge an den Urinlachen ein. Damit nehemn sie wichtige Mineralsalze auf. Dieses Verhalten kann man unter Umständen auch bei einheimischen Bienen und Hundeurin beobachten.
Giraffen sieht man immer mal auf Knochen rumkauen. Ich habe neulich einen Bericht gesehen von Rothirschen auf irgendeiner Insel (leider vegessen) mit beschränktem Nahrungsvorrat. Dort kauen sie auf noch nicht Flügen Meeresvögeln herum um den enormen Mineralstoffbedarf zur Ausbildung ihres Geweihs zu decken (nicht nur Salze natürlich).
Im Amazonasgebiet gibt es immer wieder Lehmgruben („Salzlecken“ genannt), die von sämtlichen Tieren der Umgebung aufgesucht werden (vom Schwein, zu scheuen Huftieren, bis hin zu Affen, die ausschließlich dafür das Risiko eingehen auf den Boden zu kommen bis hin zu Vögeln und Fledermäusen verschiedenster Art und Insekten wie Schmetterlingen). Neben dem großen Anteil, den Salz in der Erregungsleitung des Organismus einnimmt (bzw vor allem Natrium)können durch die Salze Pflanzengifte neutralisiert werden, die gerade Pflanzenfresser in großen Mengen aufnehmen. Viele Tiere der Tropen sind daher täglich an den Salzlecken zu finden, um quasi ihre richtige Nahrung verträglich zu machen.

Manche Affen haben gelernt, ihre Nahrung im Meerwasser zu „salzen“ (Makaken in Kosima)
Und wer kennt nicht diesen Ausschnitt aus dem alten Disneyfilm? Da sieht man auch mal, wie beliebt Salz auch in der Tierwelt ist.
http://www.youtube.com/watch?v=we_8vye3Ua8

Lieben gruß
aj

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Ich kann auch noch einige interessante Beispiele aus der
Tierwelt hinzufügen.

Auch die Menschenwelt hat gute Beispiele: Ich zitiere stark verkürzt A. von Humboldt in „Ansichten der Natur“, 1807: „An den Küsten von Guayana ist die Sage von erdfressenden Menschen am Orinoko weit verbreitet. Wir haben auf unserer Rückreise vom Rio Negro einen Tag in der Mission zugebracht, die von den erdefressenden Otomaken bewohnt wird. Die Erde welche die Otomaken verzehren, ist ein fetter milder Letten. Sie wählen ihn sorgfältig aus, denn aller Letten ist ihnen nicht gleich angenehm. Sie kneten die Erde in Kugeln und brennen sie. Beim Essen wird die Kugel wieder befeuchtet.
In allen Tropenländern haben die Menschen eine fast unwiderstehliche Begierde, Erde zu verschlingen“. Und weiter: Warum ist in den gemäßigten und kalten Zonen diese krankhafte Begierde nach Erde soviel seltener und fast nur auf Kinder und schwangere Frauen eingeschränkt ?"
Es geht hier sicher nicht nur um Kochsalz sondern auch um Calcium zum Knochenaufbau und andere Spurenelemente in diesen mineralarmen Flussniederungen der Tropenländer.
Udo Becker

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Hallo Alexander.

Alles Leben kommt aus dem Meer.
Der Salzgehalt in unseren Zellen ähnelt dem im Meerwasser.
Ohne das im Kochsalz enthaltene Natrium bricht unter anderem die Nachrichtenübermittlung in den Nervenzellen zusammen.
Der Mensch hat einen scheinbar, erhöhten Salzbedarf, seit er seine Nahrung kocht und das Kochwasser häufig weg schüttet. Die Nahrungsmittel enthalten dadurch einfach nicht mehr genügend Salz.
Die von Laralinda beschriebene Vorliebe für Salziges, bewirkt allerdings heute, wo Salz fast unbegrenzt zur Verfügung steht, dass wir oft zuviel des Guten tun.

Gruß, Nemo.

Hallo Alex,
ergänzend zu dem bereits Geschriebenen, möchte ich anmerken, dass der Mensch eine der wenigen Tierarten ist, die Schwitzen können. Mit dem Schweiß wird viel Salz ausgeschieden, welches über die Nahrung wieder zugeführt werden muss.
Grüße
Ulf