Seit wann werden Nano-Rieselhilfen (z.B. SiO2) eingesetzt?

E551 Siliciumdioxid
E552 Calciumsilikat
E553a Magnesiumsilikat, Magnesiumtrisilikat
E553b Talkum
E554 Natriumaluminiumsilikat
E555 Kaliumaluminiumsilikate
E556 Calciumaluminiumsilikat
E559 Aluminiumsilikat (Kaolin)

Die oben genannten Stoffe werden in der Nahrungsmittelindustrie als Rieselhilfen eingesetzt (und wurden von der EU zugelassen).

Mich interessiert seit wann es gängige Praxis ist, diese Rieselhilfen Lebensmitteln hinzuzufügen. Dazu konnte ich bislang keine Infos finden.
Ganz besonders interessiert mich hierbei, ob und seit wann es sich um Nanopartikel handelt.

Als Rieselhilfe in Nanopartikelgröße ist mir v.a. das Siliciumdioxid (E551) bekannt. Es verhindert das Verklumpen von Gewürzmischungen und industriell aufbereitetem Speisesalz.
Außerdem ist Siliciumdioxid oft in Ketschup zu finden - für die ‚perfekte‘ Konsistenz/Fließeigenschaft.

Doch seit wann?
Falls Ihr auch keine Fakten habt: Was sind Eure Schätzungen?

Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass die ersten industriell eingesetzten Nanopartikel in Lacken zu finden waren. Das war wohl in den 1950ern.
Meine Schätzung ist, dass die Nahrungsmittelindustrie in den 1970ern begonnen hat, Nanopartikel einzusetzen.

Wer weiß was?

Hallo,

hier ist schon mal was:
http://www.salz-kontor.de/rieselhilfe-salz.php

Von Nano-Partikeln habe ich aber nichts gefunden. woher hast Du die Info?

Gruß

Hallo und danke für den Link.

Dass Rieselhilfen in Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein, hatte ich vor Jahren von Freunden erfahren. Anschließende Internetrecherchen haben mich damals zu Informationen geführt, wonach die Rieselhilfe Siliciumdioxid in Nanopartikelgröße verwendet wird.
Es gab ein paar Zeitschriften- und Zeitungsartikel zum Thema Nano in Nahrungsmitteln, wo u.a. Siliciumdioxid erwähnt wurde. (Z.B.: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/a-540764.html)
Manche Internetseiten von vor ein paar Jahren finde ich nun nicht mehr, habe aber jetzt noch einmal ixquick zum Thema bemüht:

Mit die spannendsten Hinweise zu Nano-Siliciumdioxid (amorphe Kieselsäure) habe ich sehr komprimiert in folgendem Dossier als PDF-Dokument gefunden: http://epub.oeaw.ac.at/ita/ nanotrust-dossiers /dossier004.pdf
Auch ein Blick auf die Fußnoten/Quellenangaben/Links dieses Dokuments ist - wie ich finde - interessant.
In dem Dossier heißt es:

„Synthetisches SiO2 wird u. a. als pyrogene (kolloidale) Kieselsäure von verschiedenen Firmen angeboten, z. B. unter dem Produktnamen Aerosil von der Firma Evonik (Anwendungen: Lebensmittel und Kosmetik; Verdickungsmittel, Verbesserung der Rieselfähigkeit von Pulvern, gegen das Verklumpen von Pulvern). „Bad Ischler 7-Kräuter-Salz“ enthält z. B. Aerosil als Rieselhilfe.“ [Aussage von www.salinen.at]

„Die Primärteilchen der pyrogenen Kieselsäure liegen naturgemäß in Nanogröße vor, da es sich dabei um ein Kolloid handelt. Die Teilchen neigen aber zu Agglomerationen, die größer als 100 nm sind. Einzelne Partikel treten nur gelegentlich auf, bilden aber Aggregate, die als unbedenklich für die Gesundheit gelten, da sie unverändert ausgeschieden werden.“ [Achtung: Dieses Zitat entstammt einem Leitfaden des IRGC, der u.a. Regierungen und Unternehmen berät und Strategien entwickelt, wie Risiken der Nanomaterialien kommuniziert bzw. eben nicht kommuniziert werden sollen. // Grobe A., Renn O. & Jäger A. (2008): IRGC workshop briefing paper]

Außerdem gibt es in den Fußnoten folgendes Zitat des Herstellers Evonik (ehemals Degussa): „Amorphe Kieselsäure wird seit Jahrzehnten als Verarbeitungshilfsmittel in Trockenpulver in die Lebensmittelindustrie verkauft. Typische Einsatzgebiete sind der Zusatz zu Gewürzpulver, Tomatenpulver oder Eipulver. Der Mengenanteil im Trockenpulver liegt im unteren einstelligen Prozentbereich. Kieselsäure ist für diese Anwendung geprüft und als Lebensmitteladditiv E 551 seit den 60er Jahren zugelassen. Struktur und Teilchenfeinheit der in Lebensmitteln verwendeten Kieselsäure wurden bis zum heutigen Tag nicht geändert. Umfangreiche toxikologische Studien geben keine Hinweise auf nachteilige gesundheitliche Effekte. Auch bei der langjährigen Verwendung von pyrogenen Kieselsäuren als Zusatz in vielen Arzneimitteln sind keine Auffälligkeiten bekannt.“
www.degussa-nano.com/nano/de/nachhaltigkeit/sicherer…

Womit meine Eingangsfrage beantwortet wäre, seit wann Nano-SiO2 schon im Einsatz ist.

Einen informativen Text gibt es des weiteren bei Schrot & Korn im Netz:

„Auf der Verpackung steht „Trennmittel: Siliciumdi-oxid“. Das klingt harmlos. Denn Siliciumdioxid, chemisch abgekürzt SiO2, ist nichts anderes als Quarz, das häufigste Mineral der Erdrinde. Hauptbestandteil unserer Sandspielkästen und Urlaubsstrände.
Doch das Trennmittel Siliciumdioxid, kurz: E551, in Salz, Instant-Kaffee oder Vitamintabletten ist kein natürlicher Quarzsand, sondern ein synthetisch hergestelltes Pulver, dessen Körnchen beim gängigen Herstellungsverfahren nur einige Millionstel Millimeter groß sind – Nanoteilchen eben. Nanokleine Teilchen können sich in ihren chemischen Eigenschaften von größeren Teilchen der gleichen Substanz unterscheiden. E551-Teilchen zum Beispiel haben eine im Vergleich zur Größe riesige Oberfläche.
Dies verleiht dem Siliciumdioxid die nötigen Eigenschaften, damit es als Rieselhilfe und Trennmittel taugt. E551 ist als Zusatzstoff seit über 40 Jahren zugelassen und galt als ungefährlich. Erst in den letzten Jahren geriet es wegen der Teilchengröße in die Diskussion. Nano-Hersteller und Anwender verwiesen darauf, dass die Winzteilchen sich zu größeren Einheiten zusammenballen würden. Niederländische Wissenschaftler jedoch konnten zeigen, dass sich E551 im Darm wieder in seine Nanobestandteile aufspaltet. Nun ist die Frage, ob diese einfach ausgeschieden werden, oder ob sie sich in die Darmwand bohren und dort Unheil anrichten. Weil das bisher ungeklärt ist, empfiehlt Sarah Häuser, Chemie-Expertin der Umweltorganisation BUND, vorsorglich Produkte mit E551 zu meiden.“
Quelle: http://www.schrotundkorn.de/2013/201305e09.php

Weitere Quelle: http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=6254

Weitere Info: „Nano-Siliziumdioxid kann das Erbgut stören.“ http://www.bund.net/themen_und_projekte/nanotechnolo…

Genauere Auskunft, in welchen Lebensmitteln Nano-Rieselhilfen und Nanopartikel i.A. enthalten sind, bekommen wir Verbraucher wohl erst 2014. Ab Ende 2014 müssen in der EU Nanopartikel in Lebensmitteln deklariert werden.

Viele Grüße

Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass die ersten industriell
eingesetzten Nanopartikel in Lacken zu finden waren. Das war
wohl in den 1950ern.

Der industrielle Einsatz von Nanopartikeln beginnt deutlich früher, spätestens mit der Verbindung von Ruß und Naturkautschuk zum Autoreifen. Allerdings hat man damals (und auch in den 50ern) noch nicht von ‚Nanopartikeln‘ gesprochen. Deren Einsatz und v. a. die gezielte Produktion aufgrund ihrer besonderen chemischen und physikalischen Eigenschaften liegt deutlich näher in der Vergangenheit. Da kannst du den Startschuss im Jahr 1985 mit der erstmaligen experimentellen Produktion von Fullerenen ansetzen.

Du solltest grundsätzlich zwischen ‚Nanotechnologie‘ und ‚Nanopartikel‘ eine ganz scharfe Trennlinie ziehen. Nanopartikel gehören von Beginn an zum Leben der Menschen dazu. Nanotechnologie, also die gezielte Produktion bzw. der gezielte Einsatz von Nanopartikeln hingegen ist keine 20 Jahre alt.

Allein die Tatsache, dass ein Stoff in Nanopartikelgröße vorliegt, macht ihn weder effizienter (wie manche Hersteller glauben machen wollen), noch gefährlicher (wie manche Weltuntergangspropheten glauben machen wollen) als andere Stoffe. Völlig aberwitzig wird’s, wenn der Hersteller das gleiche Produkt ausliefert, wie vor 50 Jahren, jetzt aber ‚nano‘ draufschreibt, oder wenn der Weltuntergangsprophet dem seit 50 Jahren ausgelieferten Produkt auf einmal besondere Gesundheitsgefahren zuschreibt, weil irgendjemand die Korngrößen neu vermessen hat.

Gruß

Du solltest grundsätzlich zwischen ‚Nanotechnologie‘ und
‚Nanopartikel‘ eine ganz scharfe Trennlinie ziehen.
Nanopartikel gehören von Beginn an zum Leben der Menschen
dazu. Nanotechnologie, also die gezielte Produktion bzw. der
gezielte Einsatz von Nanopartikeln hingegen ist keine 20 Jahre
alt.

Mir geht es vor allem um Partikelgrößen und deren spezifische Eigenschaften – weniger um die Technologie, die zur Erzeugung dieser Partikel nötig ist.

Nanopartikel können allein aufgrund ihrer geringen Größe im Menschen ungehindert die körpereigenen Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke und Zellmembranen passieren. Das macht sie potentiell gefährlich. Zudem gilt die Faustregel „je kleiner dest reaktionsfreudiger“. Auch das kann zum Problem werden.
Gold z.B. als gängiger Werkstoff für eine dentale Krone wird im Körper keine Beschwerden hervorrufen. Das Material ist äußerst beständig und reaktionsträge. Doch ganz anders sobald Gold als Nanopartikel vorliegt … Plötzlich wird es äußerst reaktionsfreudig und wirkt sogar zelltoxisch. Size matters. Siehe: http://www.uni-due.de/~bys007/ressourcen/_dokumente/….

Allgemein:

„Nanopartikel können, wie Viren auch, in nicht-phagozytierende Zellen eintreten und mit subzellulären Strukturen wechselwirken. Was dann in der Zelle passiert, wo die Partikel verbleiben und ob die Partikel chemische Reaktionen auslösen oder katalysieren können, hängt von der chemischen Zusammensetzung und Größe der Partikel ab.
Wie schon erwähnt, erfolgt die Aufnahme in die Zellen ohne spezifische Membranrezeptoren. Vielmehr handelt es sich um eine passive Aufnahme oder eine adhäsive Interaktion (Anhaftung), welche auf physikalische Kräfte (van der Waalsche Kräfte, elektrostatische Ladungen, sterische Interaktionen und/oder Oberflächenspannungen) beruhen kann.
In diesem Fall kommt es nicht unbedingt zur Vesikel(Phagosomen)bildung. Die Partikel befinden sich frei in der Zelle und so sind die Zellorganellen nicht vor den Partikeln geschützt. Es wurde gezeigt, dass C60-Moleküle in die Zellen aufgenommen wurden und sich dort überall bis in den Kern verteilten.
Diese Art von Aufnahme kann die Zelle und ihre Organellen sehr gefährden, da ein direkter Kontakt und eine Interaktion mit dem Zytoplasma und den darin befindlichen Proteinen hervorgerufen werden kann. Experimentell wurden Nanopartikel außen auf der Zellmembran, im Zytoplasma, in den Mitochondrien, in Lipidvesikeln, an der Kernmembran und sogar innerhalb des Zellkerns aufgespürt. Je nach Lokalisation des Partikels können unterschiedliche zelluläre Effekte ausgelöst werden. Wird die DNA durch die Partikel geschädigt, kann der unmittelbare Zelltod eintreten.“
http://epub.oeaw.ac.at/ita/nanotrust-dossiers/dossie….

Das, was heute industriell an Nanomaterialien (mit der Sol-Gel-Methode, durch chemische Gasphasenabscheidung, durch Hydrothermalsynthese, im Aerosolprozess, mit Mikroemulsionstechniken usw. usf.) hergestellt und recht unreflektiert – oder sagen wir äußerst optimistisch - auf den Markt geschleudert wird, ist schon allein in der Gesamtmenge bedenklich.
Es gibt nun mal organische Toleranzgrenzen gegenüber (Schad)Stoffen.

VG