Selbstbewußtsein für eine Freundin

Hallo und vielen Dank im vorab, dass ich hier meine Frage los werde, bin mit meinem Latein am Ende.
Ich habe eine Freundin, die 8 km entfernt von mir wohnt (wir wohnen beide im ländlichen). Sie hat zwei Kinder (5 Jahre und 1 Jahr). Das Problem ist, sie ist übervorsichtig, in meinen Augen Hypochonder, macht sich einfach um alles zu viele Gedanken und traut sich nichts zu ohne ihren Mann.
Das „Problem“ konkret ist folgendes: Wir haben uns länger nicht gesehen, wollen uns treffen, aber diesmal soll sie zu uns kommen (mit dem Auto), das stellt sie aber sooo unter Stress, dass sie Magenschmerzen, Durchfall, Kopfweh,… bekommt und mir jetzt absagte "um mich nicht anzustecken oder zu gefährden (bin in der 37. SSW mit meinem 2. Kind). Nur ist es immer so, wenn sie etwas außerhalb der täglichen Routine machen soll, hat sie immer etwas mit Reizmagen o.ä. Wir sehen uns eigentlich nur dann, wenn ich zu ihr fahre. Für mich ist Auto fahren ganz alltäglich, nur jetzt mit Babybauch beschwerlicher, daher sollte sie diesmal zu uns kommen und ich will sie halt auch aus dem Haus locken. Sie ist sonst nur in ihrem Ort unterwegs, kommt gar nicht raus und das will ich dadurch ändern, auch damit sie und ihre Kinder mehr Lebensqualität haben und was anderes erleben als das tägliche Einerlei. Nur wie gelingt mir das ??? Wenn ich jetzt zu ihr fahren würde, wären alle Schmerzen vorbei, dass hat sie auch mehr oder weniger bestätigt. Ich denke, das ist eine psychosomatische Sache.
Wie helfe ich da am Besten ??? Bei ihr gibt es nie ein klares „Ja“, immer stellt sie 1000 Eventualitäten in den Raum und das Glas ist bei ihr definitiv immer „halb leer“ anstatt „halb voll“.
Kann ich als Freundin da überhaupt etwas an dieser Grundeinstellung ändern ?
Mich macht es nur traurig, da ich meiner 5 jährigen Tochter nun schon zum 100. Mal sagen muss, dass wieder kein Treffen zu Stande kommt, obwohl sie sich einmal mehr sooo sehr darauf gefreut hat.

Ich bin dankbar für jeden Tipp.

Hi,

das hört sich doch sehr nach einer Angststörung an. Die wirst du mit gutem Zureden vermutlich nicht beseitigen können; dazu müsste sich deine Freundin professionelle Hilfe durch einen Therapeuten holen. Wenn sie das aber nicht will, ihr Problem entweder nicht erkennt oder nicht akzeptieren will, stehst du auf verlorenem Posten.

Hast du schon mal mit ihrem Mann dazu gesprochen? Wie sieht der das denn, dass seine Frau sich so einigelt?

Gruß
Kirsten

Hallo Kisten,
danke für den Ratschlag. Ich glaub auch, dass professionelle Hilfe angesagt wäre.
Ihr Mann ist leider ähnlich wie sie, nicht so extrem, aber auch bei allen Entscheidungen sehr zurückhaltend und eher so „sich nicht festlegen wollen/können“, von dem her… die Beiden haben sich gesucht und gefunden. Da kann ich keine große Unterstützung erwarten, er sagt immer nur "sie ist halt vorsichtig, will nichts falsch machen und beliest sich immer lang, bevor sie irgendeine Entscheidung trifft.
Tja, aber einer Freundin professionelle Hilfe anzuraten ist so ´ne Sache… da muss ich sicher noch so einige heranführende Gespräche mit ihr führen, will sie nicht bedrängen oder belehrend klingen. Nur wo sie überall Probleme sieht… da sehe ich einfach keine.
Aber lieben Dank.

Hallo

dazu müsste sich deine Freundin professionelle Hilfe durch einen Therapeuten holen.

Da der Therapeut sie aber wohl nicht zu Hause in ihrem Dorf aufsuchen würde, und sie also einmal wöchentlich mit dem Auto das Dorf verlassen müsste, ist es doch recht aussichtslos, dass sie es macht.

Viele Grüße

Hallo Kisten,
danke für den Ratschlag. Ich glaub auch, dass professionelle
Hilfe angesagt wäre.
Ihr Mann ist leider ähnlich wie sie, nicht so extrem, aber
auch bei allen Entscheidungen sehr zurückhaltend und eher so
„sich nicht festlegen wollen/können“, von dem her… die
Beiden haben sich gesucht und gefunden.

Ist es nicht fies, dass man sowas mit ansehen muss und alle in D sagen: Da kannste nix machen?

Geh mal zur Diakonie o.ä. und lass DICH beraten.
Vielleicht haben die Tipps.

Tilli

Huhu!

Ich könnte mir vorstellen, bzw kenn das auch aus eigener Erfahrung, dass es sehr viele verschiedene Art von „Dorf verlassen“ gibt.

Zum Therapeuten gehen gehört zumindest für mich zu den angenehmeren Sachen. Weil es zeitlich begrenzt ist. Weil es keine freundschaftlichen sozialen Erwartungen gibt. Weil ich das Gefühl habe, ich tu was an meinem Problem. Weil ich mir denke, dass er diese Probleme kennt. Weil er im „Ernstfall“ professionell damit umzugehen weiß.

Bei einem Besuch bei Freunden kann man nicht nach einer Stunde wieder gehen. Kann man schon - macht man aber nicht. Man geniert sich ein bischen, weil man weiß, dass der Gegenüber das nicht verstehen/nachvollziehen kann, selbst wenn man sehr offen mit dieser Art von Problemen umgeht. Man will einen Freund auch nicht mit sowas belasten. Und ein Besuch bei Freunden ist viel weniger „planbar“, es gibt viel mehr Möglichkeiten, wie das laufen könnte (also schon allein so Sachen wie „Wo werde ich sitzen, wo sitzt der andere?“).

Ich spreche nun für mich, habe aber festgestellt, dass diese Dinge bei vielen Angstpatienten ähnlich laufen. Es klang nun nicht raus, dass die Betreffende gar nicht mehr das Haus verlässt. Darum wollte ich das anmerken.

Wie man das jemandem näher bringen soll, weiß ich allerdings auch nicht. Also dass eine Therapie vielleicht sinnvoll wäre.
WENN es einen Leidensdruck bei der Freundin gibt (vielleicht sagt sie ja auch "Besuche woanders muss ich gar nicht haben, ich bin lieber zu Hause), dann wäre es vielleicht hilfreich zu sagen „Du, ich hab letztens was gesehen/gelesen über Menschen, die auch solche Probleme haben wie du. Das scheint gar nicht so selten zu sein.“ Vielleicht kann die TE einen Zeitungsausschnitt zeigen, oder ein Forum. Ein Hilfebuch fände ich nicht so sinnvoll, da würde ich mich schon wieder so in eine Ecke gedrängt fühlen. Es hilft ungemein, seine Krankheit als solche zu erkennen, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist.

Ich glaube, viel mehr kann und sollte man da nicht machen.

Liebe Grüße
Lockenlicht

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Huhu!

Mal vorweg, ich bin auch jemand, der Probleme damit hat, zu Freunden zu gehen. Für mich ist es übrigens noch schwerer, Freunde zu empfangen. Was ich im folgenden schreibe, trifft auf mich zu und hilft mir. Es kann bei ihr ganz anders sein, aber wer weiß. :smile: Das nur vorweg.
Zu dem Therapie-vorschlagen habe ich weiter unten schon was gesagt. ich will hier nur noch zwei drei Sachen erwähnen, die vielleicht euer „Zusammenleben“ leichter machen; für sie und für dich.

Wir haben uns länger
nicht gesehen, wollen uns treffen, aber diesmal soll sie zu
uns kommen (mit dem Auto),

Ich würde vorschlagen, ihr das in Zukunft anzubieten. Dass sie es als Übung sehen kann und wenn sie mag, kann sie rüber kommen. Nur für eine halbe Stunde. Und wenn das klappt, dass ihr dann ja erhöhen könnt. Sag ihr, dass du verstehst, dass es ihr schwer fällt und du versuchst, dich da reinzuversetzen. Du kannst auch ruhig sagen, dass du das nicht nachvollziehen kannst, wichtig ist nur, dass du ihr glaubst und dass sie das weiß.

Vielleicht könnt ihr über diese „Übungen“, also erst mal nur kurz treffen , wieder Sicherheit finden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass es für dich OK ist, nur eine kurze Zeit zur Verfügung zu haben.

Sie ist sonst nur in
ihrem Ort unterwegs, kommt gar nicht raus und das will ich
dadurch ändern.

Dazu habe ich unten schon was geschrieben. Vielleicht, wenn du Zeit und Energie hast, dann fangt „kleiner“ an. Fahrt mal zusammen eine Runde in Richtung raus aus dem Dorf, ohne dass man irgendwo hin will. Einfach mal 20 Minuten rum oder so. Das sind alles nur Beispiele um zu zeigen, dass es vielleciht hilft, in kleineren Schritten zu denken. Ob deine Freundin da mitmacht oder ob das auch ZU kleine Schritte sind, das wisst ihr besser als ich.

auch damit sie und ihre Kinder mehr
Lebensqualität haben und was anderes erleben als das tägliche
Einerlei.

Das würde ich so aber nicht direkt sagen. Es gibt Leute, die mögen das tägliche Allerlei. Die brauchen das tägliche Allerlei. Ich würde mich da ein bischen so fühlen, als würde mir wer anders sagen, wie man sein Leben zu genießen hat. Nicht böse gemeint, ich würde dann eher blocken.

Wenn ich jetzt zu ihr
fahren würde, wären alle Schmerzen vorbei, dass hat sie auch
mehr oder weniger bestätigt. Ich denke, das ist eine
psychosomatische Sache.

Unterschreibe ich absolut. Und ich finde es gut, dass du psychosomatisch sagst. Das zeigt mir, dass du sie ernst nimmst und ihr auch glaubst, dass diese Beschwerden wirklich da sind.

Bei ihr gibt es nie ein klares
„Ja“, immer stellt sie 1000 Eventualitäten in den Raum

Das machen „wir“, weil wir erwarten, dass es uns schlecht gehen könnte. Und dann sagt sich was lockeres leichter ab als was Definitives. Ich hab zum Beispiel so gut wie immer ein Problem, wenn ich feste Termine habe. Das macht mich einfach nervös, weil ich mich so fremdbestimmt fühle. Wenn man das weiß (hab ich in der Therapie gelernt) kann man da ganz anders mit umgehen, als wenn die ganze Zeit im Kopf nur „ich muss ich muss ich muss oh gott, ich muss, ich hab keine Wahl“ kreist.

Mir hilft es sehr, dass ich meinen freunden das genauso erklärt habe und dass die nun Verständnis haben, dass ich nun mal so bin. Das heißt natürlich von manchen Seiten weniger Einladungen, aber das ist in Ordnung. Wenn es für dich in Ordnung ist, dich an das „Vielleicht“ zu gewöhnen, ist es gut. Wenn nicht, ist es auch OK, aber dann könnte es sein, dass du dich zurückziehen musst (einfach damit du dich nicht immer ärgerst)

Kann ich als Freundin da überhaupt etwas an dieser
Grundeinstellung ändern ?

Halb-halb, ich hoffe, ich konnte das bisher einigermaßen deutlich machen.

Mich macht es nur traurig, da ich meiner 5 jährigen Tochter
nun schon zum 100. Mal sagen muss, dass wieder kein Treffen zu
Stande kommt, obwohl sie sich einmal mehr sooo sehr darauf
gefreut hat.

Das wäre für mich schon wieder voll viel Druck. Ich sage nicht, dass du das absichtlich machst oder bewusst. Oder dass du ihr das so sagst wie uns hier. Aber ein Panikgestörter (hihi) spürt sowas. Da würde ich ganz pragmatisch vorschlagen, der kleinen das nicht mehr vorher in Aussicht zu stellen. Dan isses ja auch um so schöner, wenn sie sich dann sehen.

Ich bin dankbar für jeden Tipp.

Sorry, es ist sehr lang geworden. ist halt irgendwie genau MEIN Thema:wink:

Liebe Grüße
Lockenlicht