Seltsame Blutwerte

Hi,

bei mir (27) hat man wiederholt einen hb um 17,8 und einen hk um 52,7 festgestellt. In normales deutsch übersetzt heisst das wohl zu viele rote Blutkörperchen. Ich leide unter starken andauernden Kopfschmerzen. Die Milz ist auch grenzwertig vergrössert.
Hat jemand eine Idee ob die Blutwerte wirklich so schlimm sind und was damit für eine Krankheit einhergehen könnte? Eine Polyzythämie (anscheinend eine krankhafte Häufung von roten Blutkörperchen) hält der Arzt für unwahrscheinlich.
Hat jemand Erfahrungen mit so einem Blutbild und Kopfschmerzen in dem Zusammenhang?

Vielen Dank für alle Antworten
Morpheeze

N’Abend,
also erstmal vorweg, es gibt unterschiedliche Gründe, wie es zu so einer Blutwertveränderung kommt und nicht alle sind wirklich schlimm.

Dein Arzt meint wahrscheinlich eine Polycythämia vera, wenn er sagt, das er die für unwahrscheinlich hält - diese wäre bösartig und ist halt wie alles in dem Bereich, an der Menge an Menschen gemessen, die es gibt, äußerst selten (etwa 5 von 1 Million hat das und nur 5% der Neuerkrankten sind unter 40 Jahre alt).

Um besser einschätzen zu können, was für Ursachen für dich in Frage kommen bräuchte ich (und der Arzt ja auch) noch mehr Werte.
Wichtig wäre z.B.:

  • Die Erythrozythenzahl (klar der erhöhte HB spricht für mehr Erys, aber vielleicht sind die ja auch nur verändert und deshalb zuviel HB) und auch das MCV bzw. MCH, also die Größe der Erys bzw. der HB pro Ery).
  • Einen Hormonstatus mindestens für Erythropoetin, besser auch noch für die Streßhormone (denn langfristig deutlich viel Streß und damit einhergehender Entwässerung kann eine Pseudopolyglobulie machen - ist allerdings eher nicht wahrscheinlich, wenn du das schon öfter hattest.)

Sind dein Herz und deine Lungen schon untersucht worden, leidest du unter irgendwelchen Herz- bzw. Lungenerkrankungen, oder auch Nierenerkrankungen. Starke Raucher haben oft auch eine leichte reaktive Polyglobulie.

Deine Kopfschmerzen können in der Tag daher kommen oder auch Mit-Symptom der gleichen Ursache sein, genau wie deine Milzvergrößerung.

Das alles hat wahrscheinlich noch nicht viel geholfen.

Du hast ein Blutbild wo es großen Sinn macht weiterzusuchen.
Du hast aber auch eine Situation, wo du anfangen kannst zu behandeln, wenn du Ursachen kennst.

Wenn dein Arzt ein normaler Hausarzt ist, solltest du vielleicht noch zu einem Facharzt gehen, das wäre in diesem Fall ein Hämatologe.

Wenn du weitere Fragen hast, gerne hier oder per email, allerdings wahrscheinlich nur noch bis Sonntag abend und dann erst wieder in einer Woche.

Gruß und viel Gelassenheit
Kerstin

Hallo!
Du hast ja schon eine sehr gute Antwort erhalten. Wichtig wäre zunächst eine Verlaufskontrolle der Werte innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Die Kopfschmerzen und die Milzvergrösserung sprechen aber aus meiner Sicht schon dafür, dass jetzt eine Abklärung durch einen Facharzt erfolgen sollte. Hierfür wäre ein Facharzt für Innere Medizin bzw. ein Internist mit der Subspezialisierung Hämatologie die richtige Anlaufstelle. Alternativ auch eine spezialisierte Ambulanz eines Krankenhauses.

Ausschliessen als triviale Ursachen sollte man :

  • Laborfehler (halte ich eher für unwahrscheinlich)
  • Anomalien der roten Blutkörperchen bzw. andere Blutbildungsstörungen
  • Flüssigkeitsmangel
  • Einnahme von Wassertabletten oder anderer Medikamente, die den Wasserhaushalt beeinflussen, aber auch anderer Medikamente wie z.B. die Pille, Anabolika, Drogen…
  • Starkes Rauchen
  • Familiäre Häufung der Symptomatik (Familienanamnese erheben!)
  • Auslandsreisen in exotische Länder
  • Infektionen

Danach gehört eine sehr sehr gründliche Ursachenabklärung dazu. Dies schliesst leider auch einige sehr unangenehme Erkrankungen (gut wie bösartige ein). Es bringt halt nur nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Letztlich kann und sollte dies eben nur ein spezialisierter Arzt machen. Aussitzen bzw. zu langes Abwarten würde ich aber nicht empfehlen, da sonst weitere Komplikationen drohen könnten.

Gute Besserung !

Martin

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Danke für die ausführlichen und mutmachenden Antworten. Es ist in der Tat so dass ich mehr als beunruhigt bin. Morgen habe ich einen Termin zur Knochenmarkbiopsie beim Hämatologe. Vielleicht interessant ist, dass in meiner Familie die Blutwerte traditionell sehr gut sind, bei allen.
Es wurden mehrere Labore gemacht und die letzten paar beim Hämatologen. Entdeckt wurde die ganze Sache bei einer Darmspiegelung für einen ganz anderen Befund (der sich nicht bestätigt hat). Entzündungshinweise gibt das Blut keine.

#Kopfschmerz
Hauptproblem von mir sind die seit 4 Jahren andauernden, starken Spannungskopfschmerzen (24h pro Tag). Dadurch bin ich nicht arbeitsfähig bzw. habe meine Ausbildung abbrechen müssen. Nach diversen physiologischen Untersuchungen (von Zähnen bis zum ct bzw mrt alles einmal durch) wurden auch genaue Bluttests gemacht. Die waren bis neulich immer gut.

#Labor
Hier noch die Zahlen die ich vorliegen habe:
Erythrozyten: 5,69
MCH: 31
MCV: 93
auf dem Zettelchen ist auch noch ein Wert namens Bili erhöht (2,2)

#Hormonspiegel:
Von dem Erythropoetin habe ich beim Hämatologen schon gehört, der sagte der wäre für die Polyzythämie zu niedrig (oder zu hoch, ich weiss es nicht genau. auf jedenfall kein Indikator dafür)

#triviale Ursachen
Bis auf die Kopfschmerzen bin ich vollkommen gesund wenn man mal von dem Bewegungsmangel seit den Kopfschmerzen absieht. Ich rauche nicht bzw. extrem selten und ich reise nicht. Medikamente nehme ich nicht, auch keine Kopfschmerzmittel, die helfen mir nicht. Ich mache allerdings eine Psychotherapie wegen Depressionen (durch die Schmerzen).

#Flüssigkeitsmangel
Was ich vielleicht noch anfügen könnte ist dass ich sehr wenig trinke. Niemals die geforderten 2-3 Liter am Tag und wenn ich nicht absichtlich dran denke kann es passieren dass ich fast gar nichts trinke. Ich habe auch bemerkt dass ich stark schwitze wenn ich trinke und deshalb vielleicht automatisch nicht so viel trinke. Schwitzen bedeutet mehr Kopfweh.

#Wahrnehmung?
Als letzten Punkt (ich hoffe ich überfordere niemanden) habe ich eine von keinem Arzt oder Psychologen je ernstgenommene Problematik mit der Wahrnehmung von fast allen Köprerfunktionen. Es dauert unnatürlich lange bis ich merke dass mir etwas wehtut, dass es z.B. Darmprobleme sind die mich gerade plagen oder dass ich Hunger habe etc.
Das könnte man esoterisch beantworten, aber auf dem Gebiet finde ich mich gar nicht zurecht. Dass ständige Schmerzen die Körperwahrnehmung beeinflussen erscheint mir aber nicht so weit hergeholt.

Lieben Gruß,
Morpheeze