Sendnung Panorama Hauptschulunterricht

Hallo Schüler und Lehrer,

heute abend kam in Panorama ein Bericht wie „Unterricht“
an einer Hauptschule heute aussieht. Ich kann es nicht glauben.

Erste Stunde 17 ! (von 19) Schülern fehlen.

Zweite Stunde etwas mehr Schüler gammeln rum und machen
GAR NICHTS

Dritte Stunde ungefähr dasselbe

Wie konnten alle Beteiligten die Lehrer, die Schulräte, Direktoren
engagierte Eltern es soweit kommen lassen???

Völlig klar das die Schüler heutzutage nicht mucksmäuschenstill
auf dem Stuhl sitzen aber das ? das nenne ich keinen Unterricht mehr !

Ist das wirklich überall so???
ich bin echt platt!

Ich würde mich freuen möglichst viele Beschreibungen von typischen
Schultagen gepostet zu bekommen.

Viele Grüße

sl

Hallo Stefan,

Ist das wirklich überall so???

ganz so neu ist das meiner Erinnerung nach nicht, allerdings ist das wohl ein typisches Problem der HAUPTschule, zumindest was die mangelnde Anwesenheit der Schüler angeht. Ich kann mich jedenfalls an ähnliche Gegebenheiten an Hauptschulen schon vor 20 Jahren erinnern. Den weniger (aber wohl immer noch genug) skandalträchtigen Rest habe ich gelegentlich auch an Gymnasien der damaligen Zeit festgestellt.

Es ist halt alles nur noch ein bisschen extremer geworden. Heute kann man froh sein, wenn die Schüler keine Waffen tragen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

ich selbst bin vor 16-12 Jahren an einem Gymnasium in einer
Stadt mit 30.000 EInwohnern gewesen.

Das Maximum was dort vorkam war alle paar Wochen mal ein Streich der Größenordnung. Ein Pfiff mitten in der Stunde und die Klasse wechselt die „Spielerhälften“ d.h. die linke und rechte Hälfte wechselt die Sitzplätze (Halbzeit) und das auch nur beim
Musiklehrer dem man auf der Nase rumtanzen kann.

Am nächsten Tag gab es eine Standpauke vom Klassenlehrer und dann
war wieder für ein paar WOCHEN Ruhe. Bis auf sich gelegentlich
mit dem Nebensitzer zu unterhalten oder den Schwamm zu verstecken.

Habe ich da wirklich das brävste Gymnasium der BRD besucht?
ich glaube nicht.

mfg sl

Hallo Stefan,

Ist das wirklich Ueberall so???

ganz so neu ist das meiner Erinnerung nach nicht, allerdings
ist das wohl ein typisches Problem der HAUPTschule, zumindest
was die mangelnde Anwesenheit der Schüler angeht. Ich kann
mich jedenfalls an ähnliche Gegebenheiten an Hauptschulen
schon vor 20 Jahren erinnern. Den weniger (aber wohl immer
noch genug) skandalträchtigen Rest habe ich gelegentlich auch
an Gymnasien der damaligen Zeit festgestellt.

Es ist halt alles nur noch ein bisschen extremer geworden.
Heute kann man froh sein, wenn die Schüler keine Waffen
tragen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Stefan,

ich selbst bin vor 16-12 Jahren an einem Gymnasium in einer
Stadt mit 30.000 EInwohnern gewesen.

es ist wohl nicht unwichtig, dass sich solcher „Unterricht“ hauptsächlich in GROSSstädten abspielt. Die Schulen, die ich meinte, und die wohl auch im Film gemeint waren (ich habs nicht mehr in Erinnerung, wo der Bericht spielte), haben sich in Städten mit mehr als 300 ooo Einwohner abgespielt.

Das Maximum was dort vorkam war alle paar Wochen mal ein
Streich der Größenordnung. Ein Pfiff mitten in der Stunde und
die Klasse wechselt die „Spielerhälften“ d.h. die linke und
rechte Hälfte wechselt die Sitzplätze (Halbzeit) und das auch
nur beim Musiklehrer dem man auf der Nase rumtanzen kann.

Da seid ihr wirklich gut dran gewesen.

Am nächsten Tag gab es eine Standpauke vom Klassenlehrer und

Klassenlehrer??? Das waren bei uns die, die am wenigsten von Pädagogik verstanden - wenn überhaupt welche dabei waren.

Habe ich da wirklich das brävste Gymnasium der BRD besucht?
ich glaube nicht.

Sicher nicht, und man sollte sich auch hüten, zu sehr zu verallgemeinern. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das, was gezeigt wurde, nicht SO neu ist wie behauptet.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Extrembeispiel
Hallo Stefan,

ich denke, dass sich „Panorama“ da schon ganz gezielt ein Extrembeispiel rausgesucht hat. Bei solchen Magazinen ist es ja nun mal leider so, dass es nicht um investigativen Journalismus oder gute Reportagen geht, sondern um die reine Sensation, Öffentlich-Rechtlich hin oder her.

Sicherlich gibt es solche Schulen, aber sie stehen wohl nicht für die durchschnittliche deutsche Hauptschule. PISA hat ja gezeigt, dass z.B. Bayern durchaus gute Hauptschulen hat, deswegen sollten man nicht alle über einen Kamm scheren und diese Schulform nicht per se verdammen.

Grüße

Bernd

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

…das uns alle betrifft und keineswegs auf die Schule begrenzt ist.

Hallo Stefan,

als ich in den 50ern zur Schule ging, gab es dort noch die Prügelstrafe. Entwürdigend und heute unvorstellbar. In den 60ern, Schüler lasen die Bravo, tanzten Twist und hörten die ersten Beatles-Songs, war Schule mit deutschem Lied- und Volksgut endgültig auf verlorenem Posten. Aber meistens kümmerte man sich um die Sprößlinge. In der Schule war es nicht egal, wenn jemand zu spät kam. Es fiel auch auf, wenn ein offenkundig schulpflichtiges Kind am Vormittag auf der Straße herum lungerte. Allgemein war es auch unüblich, daß sich Steppkes in den Nachtstunden irgendwo herum trieben oder daß Eltern absolut keine Ahnung hatten, wie es im Zimmer ihrer Ableger aussah.

Wenige Jahre später ging das Schlagwort „antiautoritäre Erziehung“ um und wurde vielerorts als Verzicht auf Erziehung gründlich falsch verstanden. Das Schlagwort ist aus der Mode gekommen, geblieben ist oft die Einstellung von wachsen lassen und nicht kümmern. Es mangelt an Werten, an Wertvorstellungen und an Kultur. Vielen ist mehr am neuen Auto gelegen. Außerdem muß der Kredit für die Schrankwand und den Mallorca-Urlaub bezahlt werden. Es fehlt an einer im breiten Bewußtsein verankerten Bildungskultur. Bietet ein Betrieb eine Fortbildungsveranstaltung an, kann man ganz sicher sein, daß es leidenschaftlich geführte Diskussionen darüber gibt, ob es sich um bezahlte Überstunden handelt, wenn die Lehrveranstaltung eine halbe Stunde länger dauert als der normale Dienst. Einem 40jährigen Menschen tritt niemand in den Hintern, wenn er sich für zu alt hält, um noch etwas zu lernen. Wer keine Lust auf Arbeit hat, bezieht eben Stütze und kommt auch über die Runden. Ach, und das bekommen die lieben Kleinen nicht mit? Dann muß man sie wohl allesamt für blöd halten. Wen wundert es in solchem Umfeld aus weicher Polsterung und Leistungsfeindlichkeit, wenn es schwer fällt, Kinder und Jugendliche zu motivieren? Der Nachwuchs lebt nur, was ihm überall vorgelebt wird. Insofern ist das Bild von Sozialverhalten und Leistungsbereitschaft in manchen Klassenzimmern eine Vorschau auf den demnächst überall vorherrschenden Normalzustand.

Wer die Problematik nur an der Schule festmacht, springt zu kurz. Ist ja auch bequemer. Wir haben sicher ein Problem in den Schulen, aber wir haben in erster Linie ein gesellschaftliches Problem, auf das die Schule nur ein Schlaglicht wirft.

Am Schulsystem orientierte Maßnahmen sind dringend nötig, aber sie werden nicht reichen. Kurzfristig wird nichts wirklich Spürbares zu ändern sein. Es muß in der gesamten Breite der Bevölkerung eine Kultur der Bildung entstehen und das dauert naturgemäß sehr lange. Vorher aber braucht es Leidensdruck. Pisa-Vergleiche reichen dafür nicht. Inzwischen werden wir ein stärkeres Auseinanderdriften von Bevölkerungsschichten erleben, nämlich ein Bildungsbürgertum im Wohlstand und eine breiter werdende Schicht chancenloser Menschen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Stefan,

auch ich war auf so einer gymnasialen Idylle im schönen Bayernland… Ich glaube allerdings aus meinen wenigen Kontakten zu Schülern einer benachbarten Hauptschule heraus, daß auch dort sicherlich ein anderes „Lernklima“ herrschte.

Was mich an der vertrackten Diskussion nervt, ist das Abschieben der Verantwortung für unmögliches, destruktives Verhalten von jungen Menschen an die Schule oder „die Gesellschaft“ im allgemeinen.

Eine Schule ist erstmal nur dazu da, Lerninhalte zu vermitteln. Sie kann weder eine fehlgegangene Erziehung noch Verhaltensauffälligkeiten ausgleichen. Dazu werden Lehrer nicht ausgebildet und das soll IMHO auch nicht ihre Aufgabe sein.

Hier sind für mich ganz klar die Eltern gefordert. Und für mich besteht die gesellschaftliche Aufgabe nicht darin, Fehlentwicklungen im Elternhaus nachträglich wieder auszubessern, sondern wir müssen uns ganz klar überlegen, wie wir Eltern unterstützen oder im Zweifelsfalle auch über Sanktionen zwingen können, ihre erzieherischen Pflichten (!) wahrzunehmen.
Es reicht einfach nicht, 6 Jahre Kinder in unmöglichen Verhältnissen dahinvegitieren zu lassen, danach festzustellen, daß da wohl was schief lief und dann dafür nicht ausgebildete Menschen verantwortlich zu machen, daß das Kind sich ändert. Hier muß definitiv früher angesetzt werden.

Und komme mir keiner mit dem Spruch, daß die Familie heilig ist und der Staat nicht intervenieren dürfte. Kinder habe das Recht(!), gut erzogen und richtig ausgebildet zu werden und wenn die Eltern dieses Recht missachten, dann werden sie ihrer Verantwortung nicht gerecht und müssen in die Pflicht genommen werden. Und das betrifft alle Schichten der Gesellschaft, also auch die Eltern, die ihre Kinder zwingen, unter größter Frustration Abitur zu machen anstatt geeignetere Ausbildungswege frühzeitig zu akzeptieren.

Grüße
Jürgen

staatliche Erziehungsberatung wie weit gehen?
Hallo,

jetzt wirft sich für mich eine neue Frage auf:

viele Eltern wissen anscheinend gar nicht WIE sie Ihre Kinder
erziehen sollen. Die alte (einfach zu lernende) autoritäre Art ist Out

Es gibt eine riesige Menge Eltern-Ratgeber für Probleme von A-Z
aber sie werden nur von einem kleinen Anteil der Eltern in Anspruch genommen.

Da sehe ich den Staat gefordert auch die ERZIEHUNGSbildung zu fördern. Das ist zugleich aber auch eine große Gefahr. Der Staat könnte in Versuchung geraten bei entsprechenden Angeboten mehr
zu vermitteln als demokratische Erziehungsgrundlagen.

Ich könnte mir vorstellen das dazu ein vollflächiges aber freiwilliges Beratungsangebot eingerichtet wird.

Hier ist die Frage wie weit darf der Staat da gehen?

Grüße Stefan

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo zusammnen!

Mir platzt schon gerade wieder der Kragen, was hier so zusammengepostet wird. Lange habe ich zwischen Einzelantworten und einem neuen Posting geschwankt. Versuche ich’s mal so :smile:

Der Herr Dreyer meint, die Kinder würden heutzutage aufgrund zu großer Wohltätigkeit des Staates gegenüber Arbeitslosen und Sozialfällen zu Faulheit und Gleichgültigkeit erzogen. Die Rabeneltern dieser Kinder machen es sich in der sozialen Hängematte bequem und lassen ihren Nachwuchs unerzogen verkommen.

Das sehe ich natürlich komplett anders. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Szenario derartig selten vorkommt, dass man es als grob unrealistisch abhaken kann.

Die allermeisten Arbeitslosen oder Sozialhilfeempfänger sind das auf keinen Fall, weil sie die Situation so toll finden. Die Höhe der Sozialhilfe ist auch derartig gering, dass man den Zustand auf keinen Fall für besonders erstrebenswert halten kann.

Kommen dann noch Kinder hinzu, so sind diese nicht wegen der tollen Reichtümer ihrer Eltern demotiviert, sondern vielmehr aufgrund der kompletten Perspektivlosigkeit. Sie bekommen aus allen Richtungen ständig vorgehalten, dass man sie zu nichts gebrauchen könne, sondern sie vielmehr der schlimmere Teil eines großen Problems seien. Das führt zur kompletten Resignation der Jugndlichen! Sie haben verinnerlich, dass sie es ohnehin zu nichts bringen werden und haben die schreckliche Situation ihrer Eltern ständig vor Augen.

Da „organisieren“ sie sich doch lieber in Jugendbanden oder wenigstens Gruppen von gleichaltrigen und machen Unfug, als sich von grauhaarigen Lehrern mit ihrer Meinung nach nutzlosem Schulstoff konfrontieren zu lassen.

Die unreflektierte Kritik am Verhalten dieser Kinder und deren Eltern am gesellschafltichen Abgrund ist aber nicht nur komplett unangebracht sondern macht die Vorhersage über eine weiter fortschreitende Polarisierung der Gesellschaft zur „self fulfilling prophecy“.

Dabei sprechen die Ergebnisse der PISA-Studie eine so eindeutige Sprache. Nicht die Länder, in denen rigoros getrennt, früh selektiert und auseinandergerissen wird liegen im Ergebnis weit vorne, sondern die durchdachten Gesamtschulkonzepte der Nordländer.

Nicht eine möglichst geringe Anzahl hervorragend ausgebildeter Jugendlicher sorgt für eine Spitzenqualität, sondern das genaue Gegenteil. Die Bayern regen sich auf, dass in Hamburg 35% der Schüler das Abitur machen (in ihrem goldenen Lande sind es hingegen nur etwas über 20%). Sie vergessen dabei nicht nur, dass ein Flächenland wie Bayern nur sehr schwer mit einem Stadtstaat wie Hamburg verglichen werden kann, sie übersehen dabei auch völlig, dass z.B. in Finnland – dem Großen Gewinner in der PISA Studie – über 50% der Schüler in Gesamtschulen zum Abitur gebracht werden. Oha, ihr Bazis, das ist starker Tobak! Im übrigen sollte bei der Interpretation der Ländervergleichsstudie mit mehr Bedacht vorgegangen werden. Es mag sein, dass in Bayern vielfach eine bessere Ausbildung herrscht, als in anderen Ländern. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass auch die Bayern im internationalen Vergleich hoffnungslos hinterher hinken. Sie sollten den Mund also nicht zu voll nehmen.

Die Begründung der Finnen für die hohe Abiturientenquote ist ebenso einfach wie einleuchtend. Sie können es sich gesellschaftlich überhaupt nicht erlauben bei der geringen Bevölkerungszahl auch nur ein einziges Kind nicht optimal zu fördern und auszubilden. Qualifizierter Nachwuchs ist das A und O für den Wirtschaftsstandort. Nicht nur Nokia braucht Nachwuchs.

Ich bin gespannt, wann diese Einsicht in deutsche Politikerhirne einsickern wird. Nicht der Import von billigsten Nachwuchingenieuren aus dem Ausland ist die Lösung, sondern eine optimale Ausbildung möglichst aller Jugendlicher. Aber das würde ja ein komplettes Umdenken insbesondere in konservativen Kreisen erfordern. Man müsste einen groben Fehler eingestehen. Zumindest so kurz vor den Wahlen keine verlockende Aussicht für die politische Kaste. Also rudert man lieber mit voller Kraft in die falsche Richtung.

Gruß

Fritze

Der Herr Dreyer meint, die Kinder würden heutzutage aufgrund
zu großer Wohltätigkeit des Staates gegenüber Arbeitslosen
und Sozialfällen zu Faulheit und Gleichgültigkeit erzogen.
Die Rabeneltern dieser Kinder machen es sich in der sozialen
Hängematte bequem und lassen ihren Nachwuchs unerzogen
verkommen.

Hallo Fritze,

ohne ideologische Brille betrachtet, werden Erziehungs-, Betreuungs- und Aufsichtsdefizite des Elternhauses sichtbar, wenn Schüler entweder überhaupt nicht in der Schule erscheinen, sich permanent und sogar im Unterricht vom Walkman berieseln lassen oder einfach nur penetrant stören. Vermittlung von Sozialverhalten ist gemeinsame Aufgabe von Eltern und Lehrern.

Wenn einige Schüler auch nach 9 oder 10 Jahren beinahe Analphabeten sind, schließe ich daraus auf Gleichgültigkeit bei allen Beteiligten. Lernen und Leistung haben dann nicht den erforderlichen Stellenwert, es sei denn, es ist beabsichtigt, Sozialhilfeempfänger zu produzieren.

Für geeignete Gegenmaßnahmen ist die Erkennung der Ursachen unverzichtbar. Leider ist der klare Blick oft von Ideologie getrübt, oft genug sogar von platter Parteipolitik. Dabei interpretiert mancher genau das in das Pisa-Ergebnis, was ihm ins (ideologische) Konzept paßt. Die Roten heben den hohen Abiturientenanteil (in Sport und Religion, Naturwissenschaften wurden rechtzeitig abgewählt) in Hamburg hervor und Schwarze sehen das höchste Durchschnittsniveau in Bayern beheimatet. Dabei werden alle möglichen Süppchen gekocht, nur um Schule geht es dabei nur am Rande.

Es muß auch die Feststellung erlaubt sein, daß Bildung in Deutschland eine Frage der Herkunft ist, obwohl grundsätzlich die Schulen für alle offen sind. Es ist also entscheidend vom Elternhaus abhängig, was aus den Sprößlingen wird. Wer sich nicht blind und taub stellt, erkennt Unterschiede schon bei Vorschülern u. a. am Sprachschatz. Schon zu dem frühen Zeitpunkt ist eine Prägung vorhanden, die u. U. das ganze Leben bestimmt.
Kinder mit so unterschiedlichen Voraussetzungen kommen nun in eine Schule mit engagierten Lehrkräften, aber auch mit einigen Lehrern, denen es egal ist, was geschieht und ob überhaupt etwas geschieht. Es ist eben eine Beamtenveranstaltung. Diese Leute bekommen ihr Geld ganz unabhängig von Erfolg und Leistung. Angenommen, es gäbe für die einzelnen Schularten verbindliche Leistungsstandards und träumen wir weiter, daß das Gehalt aller Lehrkräfte einer Schule vom Prozentsatz derjenigen Schüler abhängig wäre, die den Leistungsstandard erfüllen. Die Schule und das produzierte Ergebnis würden dann anders aussehen. Reichen würde auch das noch nicht, denn die Musik wird nicht allein von Lehrern, sondern in gleicher Weise von den Eltern gemacht.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

viele Eltern wissen anscheinend gar nicht WIE sie Ihre Kinder
erziehen sollen. Die alte (einfach zu lernende) autoritäre Art
ist Out

das ist der eine Punkt, der andere liegt darin, dass viele Eltern ihre Kinder auch gar nicht erziehen wollen n, sondern eher „verwalten“ bzw. gut verwaltet sehen wollen.

Es gibt eine riesige Menge Eltern-Ratgeber für Probleme von
A-Z, aber sie werden nur von einem kleinen Anteil der Eltern in
Anspruch genommen.

Beispiele für sinnvolle Maßnahmen: kostenlose Leseschulungen, kostenlose VHS-Angebote, kostenlose Abgabe von Beratungsmaterial etc.

Da sehe ich den Staat gefordert auch die ERZIEHUNGSbildung zu
fördern. Das ist zugleich aber auch eine große Gefahr. Der
Staat könnte in Versuchung geraten bei entsprechenden
Angeboten mehr
zu vermitteln als demokratische Erziehungsgrundlagen.

Das kann man hier in Magdeburg ganz deutlich sehen.

Ich könnte mir vorstellen das dazu ein vollflächiges aber
freiwilliges Beratungsangebot eingerichtet wird.

Richtig, aber teuer und wenn freiwillig nicht zielgerichtet.

Hier ist die Frage wie weit darf der Staat da gehen?

Ich denke, er muss überhaupt etwas tun, denn das, was geschieht, ist minimal. Hier im Osten ist das Angebot schon besser, ein (positives) Relikt der DDR, es reicht aber bei weitem nicht aus.
Von staatlicher Seite müssen vor allem die Rahmenbedingungen verbessert werden, im Einzelfall kann der Staat nur intervenieren, wenn die Verantwortlichen ihre Pflichten grob verletzen. Aber das ist natürlich auch sehr dehnbar.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Wolfgang,

auch wenn ich erst in den 80er/90er Jahren zur Schule ging, möchte ich mich doch auch zu den von Dir aufgestellten Thesen äußern.

als ich in den 50ern zur Schule ging, gab es dort noch die
Prügelstrafe. Entwürdigend und heute unvorstellbar. In den
60ern, Schüler lasen die Bravo, tanzten Twist und hörten die
ersten Beatles-Songs, war Schule mit deutschem Lied- und
Volksgut endgültig auf verlorenem Posten. Aber meistens
kümmerte man sich um die Sprößlinge. In der Schule war es
nicht egal, wenn jemand zu spät kam. Es fiel auch auf, wenn
ein offenkundig schulpflichtiges Kind am Vormittag auf der
Straße herum lungerte. Allgemein war es auch unüblich, daß
sich Steppkes in den Nachtstunden irgendwo herum trieben oder
daß Eltern absolut keine Ahnung hatten, wie es im Zimmer ihrer
Ableger aussah.

Dies ist keineswegs Vergangenheit.
Es ist nur nicht mehr überall so.
Ich sehe hier schon Unterschiede zwischen Duisburg und München…

Wenige Jahre später ging das Schlagwort „antiautoritäre
Erziehung“ um und wurde vielerorts als Verzicht auf Erziehung
gründlich falsch verstanden. Das Schlagwort ist aus der Mode
gekommen, geblieben ist oft die Einstellung von wachsen lassen
und nicht kümmern.

Hier ist wohl das große Problem, dass das Schlagwort „antiautoritäre Erziehung“ von vielen Eltern so verstanden wurde, dass man sich ja, ach wie bequem, nicht mehr um die Kids kümmern müsste. Das war sicherlich nicht im Sinne des Erfinders, vielmehr schien es ja bei antiaut. Erz. um die Etablierung einer verständnisvollen und gnadenlos konsenorientierten Gesprächskultur zwischen Eltern und Kindern zu gehen.
Und das erfordert sehr viel Engagement der Eltern, wobei ich persönlich von antiautoritärer Erziehung nichts halte.
Kids need rules. Lasse sie sich entwickeln, aber lenke sie in die richtige Richtung.

Es mangelt an Werten, an Wertvorstellungen
und an Kultur.

Da gehe ich in gewissem Maße mit.
Da man „Kultur“ aber oft nur im Sinne von „Oper“ versteht, muss das schiefgehen. Der Begriff an sich ist mittlerweile schwer verkäuflich.
Kultur heisst auch „Diskussionskultur“, „Esskultur“, „Benehmen“. Und das haben viele Erwachsene schon nicht. Wie sollen die Kinder das dann lernen? Hier sehe ich die Schule als einzige Chance. Denn von Lehrern muss ich erwarten dürfen, dass sie diese Werte kennen. Schließlich schimpfen sie sich auch „Akademiker“.

Vielen ist mehr am neuen Auto gelegen. Außerdem
muß der Kredit für die Schrankwand und den Mallorca-Urlaub
bezahlt werden.

Ich habe hier vor einigen Monaten des Phänomen des „Konsumproleten“ angeprangert.
Gott, ist man hier auf mich losgegengen…
Der Deutsche wird immer mehr zum entmündigten Deppen.
Irgendwann muss man noch eine Bedienungsanleitung auf die Klopapierpackungen malen…

Es fehlt an einer im breiten Bewußtsein
verankerten Bildungskultur. Bietet ein Betrieb eine
Fortbildungsveranstaltung an, kann man ganz sicher sein, daß
es leidenschaftlich geführte Diskussionen darüber gibt, ob es
sich um bezahlte Überstunden handelt, wenn die
Lehrveranstaltung eine halbe Stunde länger dauert als der
normale Dienst.

Das habe ich vor einigen Wochen live bei uns in der Firma mitbekommen. Da kann man nichts ändern, der Deutsche an sich ist einfach ein Sozialist…
Interessant war auch, das bei einer Kollegin zu beobachten, deren Mann woanders in gehobener Position tätig ist und deren Söhne, ebenso wie sie und ihr Mann, alle Akademiker sind.
Als es um 1 Stunde die Woche Schulung ging, fragte sie, ob das bezahlt wird.
Ich dachte, ich höre nicht recht. Hätte sie das zu Hause am Esstisch gesagt, wäre sie vermutlich für 1 Woche des Hauses verwiesen worden.

Was ich damit sagen will ist, dass die faule, egoistische Sozialistendenke schon so tief in den Deutschen verankert ist, dass es sehr schwer sein wird, sich in diesem Land allgemein wieder mehr auf Leistung und Erfolg zu besinnen.

Einem 40jährigen Menschen tritt niemand in den
Hintern, wenn er sich für zu alt hält, um noch etwas zu
lernen. Wer keine Lust auf Arbeit hat, bezieht eben Stütze und
kommt auch über die Runden. Ach, und das bekommen die lieben
Kleinen nicht mit? Dann muß man sie wohl allesamt für blöd
halten. Wen wundert es in solchem Umfeld aus weicher
Polsterung und Leistungsfeindlichkeit, wenn es schwer fällt,
Kinder und Jugendliche zu motivieren? Der Nachwuchs lebt nur,
was ihm überall vorgelebt wird. Insofern ist das Bild von
Sozialverhalten und Leistungsbereitschaft in manchen
Klassenzimmern eine Vorschau auf den demnächst überall
vorherrschenden Normalzustand.

Das ist eben die große Frage.
Ich denke eher, es wird sich die bereits in den Grundfesten angelegte Zweiklassen- bzw. Dreiklassen-Gesellschaft noch weiter ausprägen.

Wer die Problematik nur an der Schule festmacht, springt zu
kurz. Ist ja auch bequemer. Wir haben sicher ein Problem in
den Schulen, aber wir haben in erster Linie ein
gesellschaftliches Problem, auf das die Schule nur ein
Schlaglicht wirft.

Da gehe ich mit, aber man kann nicht alles auf einmal regeln.
In der Schule anzusetzen kann ein guter Weg sein.
Irgendwo muss man anfangen.

Am Schulsystem orientierte Maßnahmen sind dringend nötig, aber
sie werden nicht reichen. Kurzfristig wird nichts wirklich
Spürbares zu ändern sein. Es muß in der gesamten Breite der
Bevölkerung eine Kultur der Bildung entstehen und das dauert
naturgemäß sehr lange. Vorher aber braucht es Leidensdruck.
Pisa-Vergleiche reichen dafür nicht. Inzwischen werden wir ein
stärkeres Auseinanderdriften von Bevölkerungsschichten
erleben, nämlich ein Bildungsbürgertum im Wohlstand und eine
breiter werdende Schicht chancenloser Menschen.

Richtig.
Wir kommen immer mehr in richtung des US-Systems.
Man machte 3 Klassen zu 2. Es gibt eine dünne Oberschicht und den breiten Mittelstand, der bis in die 80er einen relativ hohen Standard hatte. Nur sinkt dessen Standard im Moment drastisch in den USA. Die schöne, auif Krediten aufgebaute, Welt crasht halt, wenn der Job weg ist.

Wir haben in D noch 3 Klassen. Eben die dünne Oberschicht und einen sehr breiten Mittelstand, sowie auch einen großen Anteil Proletariat.
Ich fürchte, es wird nicht damit getan sein, das Proletariat immer noch fetter zu machen auf Kosten der beiden anderen Klassen, denn die Oberschicht hat ihr Geld sowieso woanders und der Mittelstand wird in absehbarer Zeit die Zahlung verweigern. Das erste „Aufbegehren“ sehen wir ja schon im Falle der Flucht in die privaten Krankenkassen.

Die Grenzen in der Gesellschaft sollten immer mehr verwischt werden, aber generelle Gleichmacherei führt offenbar zu Faulheit und Ignoranz.
Daher muss das Ziel sein, ein knallhartes Leistungsprinzip zu etablieren und die Kinder in der Schule dafür fitzumachen.
Wer mitmacht, kann Erfolg haben. Wer nicht mitzieht, hat keine Chance.
„Stütze“ darf nicht mehr das Ziel sein. Die muss so niedrig sein, dass sich Arbeit, auch bei McDonalds als Parkplatzkehrer, wieder richtig lohnt.

Die Alternative wäre der Agrarstaat, aber spätestens nach der ersten Missernte haben wir die alten Kommunisten um Ströbele und Trittin am Drücker und dann kommt am Ende eine Hungersnot.

Deshalb würde ich, um den Kreis zu schließen, doch dafür plädieren, wenigstens erst mal irgendwo anzusetzen und zunäächst mal das Bildungssystem zu entfilzen und fit für die Zukunft zu machen.
Der Rest kommt dann von selbst, wenn die Kinder schon in der Schule lernen, was das Land von ihnen will.
Ich würde mich hier ruhig etwas an den Amis orientieren, zumindest was die Motivationen betrifft. Schule ist Gemeinschaft. Wer nicht hingeht, ist alleine, weil alle anderen da sind.

Grüße,

Mathias

Hallo,

Ich kann nicht nachvollziehen, in wie fern weitere Bürokratisierung zur Messung von in sinnlosen Gremien oder teuren Experten festgelegten „Standards“ etwas an dem fundamentalen Problem ändern könnte, das meiner Meinung nach die Misere hauptsächlich verursacht.

In unserem Land wird man bereits im Kindergarten zum Einzelkämpfer ausgebildet, der sich durch grenzenlosen Ehrgeiz (häufig fälschlich mit Fleiß und Engagement verwechselt) bis zum Vorstand der Daimler-Chrysler AG hocharbeiten kann. Dabei soll nach Möglichkeit nur das „Wissen“ ins Hirn gestopft werden, dass sich unmittelbar in klingende Münze umwandeln lässt. Und zwar je eher, desto besser. Damit das ganze störungsfrei abläuft, wird man möglichst früh in Gewinner und Verlierer aufgeteilt. Nach Meinung von grauen Herren (auch gerne „Junge Wilde“ genannt) ist es umso besser, je früher und gründlicher diese Trennung vollzogen wird. Schließlich sollen die kostbaren Gewinner nicht fortwährend von den Verlierern gestört werden.

Dass die vielen Familien am äußersten Sozialen Rand unserer Gesellschaft, denen ununterbrochen von den Berufs-Opportunisten aller Parteien schlimmste Vorwürfe gemacht werden, deren Zukunft durch immer weitere Auflagen und Erniedrigungen zum erlangen der dringend benötigten Finanzhilfen völlig aussichtslos ist und die konsequenterweise von ohnmächtiger Wut und Resignation vollkommen zerfressen sind, dass diese Familien sich nicht jeden Abend eine Stunde hinsetzen, um Ihrem Nachwuchs aus Grimms Märchen vorzulesen, kann niemanden ernsthaft wundern.

Ich warte jeden Tag darauf, dass sich einer unserer ach so sozialen Politiker ins Rampenlicht stellt und zu wirklicher Solidarität aufruft. Zu Mitleid und Hilfe für die ausgegrenzten, die alleine niemals aus ihrem Teufelskreis von sozialer Isolation und Chancenlosigkeit im Arbeitsmarkt herauskommen werden.

Selbst wenn man den Eltern ihre Fehler bis zum Tode nachtragen möchte, sollten die Kinder eine faire Chance bekommen. Solange aber in den Medien die immer gleiche Schwarzmalerei vorherrscht und man die Sorgen der Kinder und Jugendlichen nicht ein kleines Bisschen ernst nimmt, solange herrscht hier alles andere als Chancengleichheit.

Natürlich haben Kinder aus „gutem Hause“ die ungleich besseren Voraussetzungen für eine hervorragende Ausbildung. Aber es kann doch niemand die Kinder selbst für ihre Misere verantwortlich machen und sie einfach aufgeben! Natürlich zeigen sie konsequent ihr Desinteresse an allen Schulischen Dingen und stören wo sie nur können. Sie sind sich über die Konsequenzen ihres Handelns doch überhaupt nicht im klaren und haben aufgrund der Verhältnisse, in denen sie leben, sogar das träumen über eine Zukunft aufgegeben. Oder meinst Du die in der Sendung gezeigten Störenfriede hegen insgeheim die Hoffnung irgendwann einmal Arzt, Richter oder Ingenieur zu werden? Wenn man solche Kinder danach fragt, was sie einmal werden wollen, dann bekommt man nicht viel ausser „keine Ahnung“ zu hören.

Na egal. Hauptsache es gibt demnächst noch ein paar vollgefressene Bürokraten mehr, die in wichtigen Kommissionen Standards zur Qualitätssicherung an deutschen Schulen entwickeln. Und ein Bündel härterer Paragraphen im Jugendstrafrecht. Und Abschaffung der Sozialhilfe. Sind eh alles Schmarotzer und faule Säcke!

Gruß

Fritze

Dass die vielen Familien am äußersten Sozialen Rand unserer
Gesellschaft, denen ununterbrochen von den
Berufs-Opportunisten aller Parteien schlimmste Vorwürfe
gemacht werden…

Hallo Fritze,

nun lasse mal ruhig die Menschen am „äußersten sozialen Rand“ für diese Betrachtung fort. Der Begriff ist zudem mißverständlich. Mancher zählt Leute mit geringem Einkommen dazu (was ich als blasierte Unverschämtheit betrachte). Bildung ist eben nicht in erster Linie eine Frage des Geldes, sondern der Einstellung. Da hat hier im Forum jemand sehr treffend das Wort „Konsumproletariat“ geprägt. Aus der Beobachtung muß ich feststellen, daß es sich dabei keineswegs um arme, entrechtete Benachteiligte handelt, sondern um eine sehr breite Schicht, denen auf die Husche Geld verdienen, damit ein neues Statussymbol vor der Tür steht, wichtiger ist, als etwas fürs Hirn zu tun. Das ist die zeitgemäße Variante der in meiner Elterngeneration breit vertretenen Ansicht, daß Mädchen nichts lernen müssen, weil sie ja doch heiraten.

Wenn sich in einer Schulklasse schlicht ungezogene Gören finden, denen elementares Sozialverhalten fehlt, kommt man da mit Sozialarbeiter-Streicheleinheiten gewiß nicht weit. Kinder brauchen Regeln und Grenzen. Andernfalls werden es Ekelpakete. Eltern, die solche Ekelpakete züchten, sind nicht zwingend arm. Aber gleichgültig sind sie, bestenfalls überfordert. Sie enthalten ihren Kindern Prägung und richtunggebende Einflußnahme vor und nehmen ihnen so die Zukunftschancen.

Das alles hat nichts mit rechter oder linker Ideologie zu tun, wie es in Deinem Posting anklingt. Es ist einfach eine Frage, wo die Eltern ihre Prioritäten setzen.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

warst Du in letzter Zeit mal in ein Haupt- oder Berufsschule?

Gruß

Fritze