Hi!
Wohin die Auslagerung von Aufgabenbereichen führen kann, habe ich gestern unmittelbar erlebt:
Meine bessere Hälfte wollte über einen Geldautomaten sich Bargeld beschaffen. Sie ist bei der Postbank, der Geldautomat im Gebäude der Firma, wo sie arbeitet, kommt von der Commerzbank. Abhebungen an diesem Automaten sind auch für Kunden von Fremdinstituten kostenfrei.
Nach Eingabe von Karte, PIN und Betrag stürzte das Programm im Geldautomaten ab. Nach ein paar Minuten startete der Automat neu, die Karte wurde jedoch einbehalten, das Geld nicht ausgezahlt.
Am Automat war eine Telefonnummer für Support angegeben. Also hat meine bessere Hälfte dort angerufen, um irgendwie wieder an ihre EC-Karte zu kommen. Sie erreichte einen Mitarbeiter der Commerzbank.
Antwort: Wir von der Commerzbank nehmen Ihren Anruf gerne entgegen, für den technischen Support ist aber eine Fremdfirma zuständig.
Frage: Wann kommt die Fremdfirma, um die Karte herauszugeben?
Antwort: Das wissen wir nicht, das ist nämlich abhängig vom Bargeldbestand des Automaten. Fragen Sie bitte bei der Supportfirma nach, die Telefonnummer ist …
Also rief meine bessere Hälfte bei der Supportfirma an.
Antwort: Unsere Techniker kommen dann, wenn der Bargeldbestand im Automaten unter die Alarmmenge fällt oder das Gerät einen technischen Fehler meldet.
Frage: Und wann ist das?
Antwort: Wenn das Bargeld im Gerät unter die Alarmmenge fällt oder das Gerät einen technischen Defekt hat.
Frage: Und wie komme ich an meine EC-Karte?
Antwort: Wenn die Techniker sich um den Automaten kümmern. Das kann in zwei Wochen, vielleicht auch in zwei Monaten sein.
Frage: Was soll ich jetzt machen?
Antwort: Das kann Ihnen nur Ihre Bank beantworten.
Die Postbank wiederum war am Nachmittag um 16.30 Uhr telefonisch nur durch eine Computerstimmte für Telefon-Banking und eine Bandansage vertreten.
Ein Besuch auf dem Postamt, um sich Bargeld zu beschaffen, endete mit einem Fehlschlag, da zur Auszahlung vom Girokonto ohne EC-Karte ein Personalausweis _und_ ein Kontoauszug vorgelegt werden müssen (ein Online-Abruf durch den Schaltermenschen ist offenbar ein Ding der Unmöglichkeit)
Endstand gestern abend: eine total genervte bessere Hälfte ohne Geld; eine EC-Karte der Postbank in einem Geldautomaten der Commerzbank, die ohne Fehler der Bedieners einkassiert wurde; ein recht eigenartiger Kundenservice von Commerzbank und Postbank; eine mittlerweile über den Zentralruf gesperrte EC-Karte (was vermutlich 8 Euro kostet) - und keinen Terminplan, wann die EC-Karte wieder freigegeben wird.
Frage: Eine Folge der Service-Wüste Deutschland oder eine Folge der Ausgliederung von Aufgabenbereichen an unzureichende Supportunternehmen vom Typ „Kollege kommt gleich“?
Auf alle Fälle eine sehr interessante Erfahrung!
Grüße
Heinrich