Hallo Uwi,
in meinen Augen gibt es so komplexe Gebilde wie Triebe (Fortpflanzungs-, Arterhaltungs- und Selbsterhaltungstrieb, usw. ) nicht!
Die Natur arbeitet einfach mit einer körperlichen Empfindung und das ist Unlust. Aus der Bekämpfung von Unlust entsteht ihr, nur scheinbares, Gegenteil, die Lust. Lust bedeutet lediglich die Beseitigung von Unlust.
Unlust kann man in vielen Formen empfinden, z. B. Hunger, Durst, Unbehagen, Schmerz, Angst usw… Lust bereitet Behagen, Wohlgefühl, Freude usw. und als Sonderform das, was wir mangels eines besseren Ausdrucks als sexuelle Lust bezeichnen.
Art- oder Selbstschädigende Handlungen wurden mit Unlust belegt. Wobei Selbstschädigung lediglich eine Form der Artschädigung ist.
Daraus ist der gesamte, ungeheuer fein abgestimmte Motor des Lebens erklärbar.
(Ich setze zwar voraus, dass du das Umdenken beherrschst, aber der Klarheit wegen, möchte ich noch einmal anmerken, dass „die Natur“ da natürlich gar nichts gemacht hat, sondern lediglich die Evolution Individuen mit „falscher“ Belegung ausgemerzt hat.)
Hunger oder Durst verursachen, wie jeder von uns weiß, Unlust, die Beseitigung dieser Unlust wiederum erzeugt Lust.
Nimm als Beispiel ein einigermaßen normales Kaninchen!
Damit es seinen Hunger stillen kann, muss es seine Deckung unter Sträuchern verlassen und sich zum Fressen auf die Wiese begeben, wo es für seine Feinde frei sichtbar ist.
Also kämpfen zwei Gefühle in ihm, einmal die Unlust: Angst, zum anderen die Unlust: Hunger
Sobald nun der Hunger wesentlich überwiegt, wird es zum Fressen auf die Wiese gehen. Da wird, nachdem der Hunger immer kleiner wird, irgendwann wieder die Angst überwiegen und es geht zurück unter die Sträucher. Die Lust, die es beim Fressen empfindet, sorgt eigentlich nur dafür, dass für eine gewisse Zeitspanne ein Ungleichgewicht entsteht und das Kaninchen nun nicht dauernd hin und her rennt, wie man es eigentlich erwarten sollte.
Entsteht bei einem Kaninchen aber eine zu große Lust am Fressen, wird es zu unvorsichtig und der nächste Habicht stillt seinen Hunger an ihm.
Andererseits wird ein überängstliches Kaninchen einfach verhungern, zumindest keine Nachkommen haben.
Das gleiche ist es eigentlich mit dem Säugen von Nachkommen! Das Anschwellen des Gesäuges bereitet Unbehagen, im weiteren Verlauf Schmerzen. Auch wenn das Saugen des Jungtieres (meist nur beim ersten Mal), ebenfalls Schmerzen bereitet, wird der eine Schmerz nach einiger Zeit den anderen überwiegen und das Entleeren des Gesäuges als weit angenehmer empfunden werden, als der Milchstau. Wobei nicht vergessen werden darf, dass die Natur da noch besondere Sensoren eingebaut hat, die lustverstärkend wirken, weil das eben im Sinne der Arterhaltung gut ist.
Auch das Reifen der Geschlechtszellen, egal wodurch veranlasst, lässt zunächst ein Gefühl der Unlust entstehen. Wer würde das nicht aus seiner eigenen Pupertät kennen. Weil wir diese Unlust beseitigen wollen, bekommen wir plötzlich ein Verlangen nach Sex, das wir fälschlicherweise mit sexueller Lust gleichsetzen. Lust auf Sex hat nur bedingt mit Lust beim Sex etwas zu tun! Auch hier hat die Natur natürlich lustverstärkende Sensoren zum Zwecke der Arterhaltung eingebaut.
Um das Ganze, sehr komplexe Thema etwas abzukürzen, was sollte den Bullen auf die Kuh treiben, als einzig und allein die Lust dazu?
Triebe sind keine eingebauten Mechanismen, die irgendwelche Handlungen automatisch ablaufen lassen!
Scheinbar triebhaftes Verhalten entsteht bei allen Lebewesen aus der Notwendigkeit Unlust zu beseitigen und dadurch ihr Äquivalent, eben die Lust zu erreichen.
Z.B. der Selbsterhaltungstrieb wirkt auch, wenn ein
Mensch/Tier
gar keine Lust mehr am Leben hat, sich eher nur noch quält .
Auch hier wirkt die Angst(Unlust) vor dem Tod, der Unlust (Schmerz) entgegen. Selbst- und damit Arterhaltung sind weit wichtiger als Schmerzen. Durchschaubar, aber damit noch lange nicht ohne Weiteres lösbar, ist das Ganze ja nur für den Menschen.
Gruß, Nemo.