Sex-Phantasien mit Fremden = gedankl. Untreue?

Hallo zusammen,

eure (fachkundige) Meinung zu folgendem Problem interessiert mich sehr:

Einer der beiden Partner in einer Beziehung hat häufiger sexuelle Gedanken, in denen eine andere Person vorkommen als die eigene bessere Hälfte (stets verschiedene Personen, rein sexuelle Phantasien, keine amourösen Gefühle). Dies wiederum belastet den anderen Partner emotional sehr - er verlangt vom anderen, etwas gegen diese Gedanken zu tun. Es kommt deshalb häufiger zu Auseinandersetzungen.

Nun zu den Fragen:

  1. Kann man etwas gegen solche Gedanken / Phantasien tun?
  2. Was kann derjenige tun, den es stört, dass der Partner / die Partnerin solche Phantasien hat?

Liebe Grüße
FA

[MOD: Klarname entfernt]

Mit dem ersten Stichwort ist wohl schon das zentrale Problem angesprochen.

Vor einer Antwort allerdings erst einmal eine Frage:

Gedanken sind Gedanken. Wie, bei welcher Gelegenheit, auf welche Art und Weise hat der eine Partner überhaupt Kenntnis von den Gedanken des anderen erlangt?

In der Beziehung herrscht (beinahe totale) Offenheit, weshalb auch dieses Thema zur Sprache kam.
Allerdings kommt es auch vor, dass der eine auf der Straße mal jemanden erblickt, den er sexy findet - das findet die bessere Hälfte dann auch nicht so toll. Beide haben sich aber auf jeden Fall darauf geeinigt, treu zu sein.

[MOD: Klarname entfernt]

Das ist keine oder nur eine sehr bedingte Antwort auf die Frage :wink:

Nachtrag:
Ich kann das auch in Form von Fragen präzisieren:

„In der Beziehung herrscht (beinahe totale) Offenheit, weshalb auch dieses Thema zur Sprache kam.“

Was heißt total?
Warum -nur- beinahe?
Wieso herrscht? Wer hat das fest gelegt?
Was heißt Offenheit?

Die Pünktchen heißen: Ich könnte noch mehr Fragen stellen, aber es reicht fürs erste.

Allerdings würde ich eine Frage mal ungefragt :wink: in den Raum werfen wollen: Wenn ich die These äußere, dass aufgrund der Art der Frage klar ist, wer wer ist, würde das dem Fragesteller bereits zu denken geben?

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Allerdings würde ich eine Frage mal ungefragt :wink: in den Raum
werfen wollen: Wenn ich die These äußere, dass aufgrund der
Art der Frage klar ist, wer wer ist, würde das dem
Fragesteller bereits zu denken geben?

Hallo!

Falls du meinst, ich sei derjenige, der ein Problem mit den Gedanken des Partners / der Partnerin hat, dann passt das nicht … :wink:

Was heißt total?

Warum -nur- beinahe?

Normalerweise wird in Beziehungen nicht über alles gesprochen bzw. viel gelogen. So sagt A seiner besseren Hälfte oft nicht, dass das Essen nun wirklich mal schlecht gekocht war.
In dieser Beziehung würde das ausgesprochen werden - damit entsteht natürlich Konfliktpotenzial, da white lies nicht akzeptiert (und kaum gemacht) werden. 100%ige Ehrlichkeit findet man aber wohl nirgends, deshalb „beinahe“.

Wieso herrscht? Wer hat das fest gelegt?
Was heißt Offenheit?

Prinzipiell wollen es beide; die 100%ige Selbstoffenbarung hält aber nur einer der beiden für sinnvoll … Der andere sieht darin zu viel Konfliktpotenzial.
Offenheit in diesem Kontext: Sprechen über alles.

Mir geht es hier aber erst mal um die zwei Fragen prinzipiell unabhängig von einem konkreten Beispiel.
Im Grunde

[MOD: Klarname entfernt]

Hallo,

ich würde das Problem eher darin sehen, dass das Paar merkwürdige Ansprüche an den Umgang miteinander zu stellen scheint. Der Anspruch, stets wissen zu wollen, was der andere denkt, hat eine Menge mit Kontrolle zu tun. „Offenheit“ ist da nur das Deckmäntelchen, das drüber gehängt wird.

Kontrollbedürfnisse wiederum resultieren nicht selten aus der Unsicherheit, nicht „gut genug“ für den Partner zu sein. Und damit liegt es beinahe in der Natur der Sache, dass die Kenntnis über Gedanken, die genau diese Ängste bedienen, die Unsicherheit verstärken, statt zu mindern.

Der Partnerin genügt die Absprache zur gegenseitigen Treue nicht. Sie möchte auch Kontrolle über die Phantasien und Gedanken ihres Partners haben, weil sie zu glauben scheint, damit jede Gefahr im Ansatz bekämpfen zu können. Ihre Forderung danach, die Gedanken zu verändern, zeigt dies nach meiner Einschätzung recht deutlich.

Ich persönlich halte solche Spielchen für ziemlich beziehungsfeindlich. Jeder Mensch muss denken dürfen, was er möchte, ohne sich einer „Gedankenpolizei“ aussetzen zu müssen, die möglicherweise noch behauptet, das Ganze habe mit Liebe zu tun.

Deshalb: Der „Denkende“ behalte seine Gedanken für sich und kommuniziere das auch so. Das löst vermutlich erst mal heftigen Widerstand aus, weil ein Kontrollinstrument verloren geht. Möglicherweise hilft aber die Ankündigung, dass die Alternative dann auch sein könnte, nicht mehr die Wahrheit zu sagen - sprich: Einfach zu behaupten, man denke nicht mehr an andere.

Phantasien bereichern das Sexleben. Ob man sie immer teilen muss, sollte man sich gut überlegen. Im geschilderten Fall würde ich sehr dazu raten, es nicht mehr zu tun, da es ganz offensichtlich zur Kränkung führt, die ja gar nicht beabsichtigt ist.

Schöne Grüße,
Jule

Guten Abend!

In der Beziehung herrscht (beinahe totale) Offenheit, weshalb
auch dieses Thema zur Sprache kam.

Dann herrscht in dieser Beziehung ein ganz schön paradoxe Kommunikation vor.

Komm, wir sagen uns alles total offen, deine Phantasien möchte ich aber schon kontrollieren dürfen.

Klingt beengend.

Um direkt auf deine Frage zu antworten: Nein, seine Phantasien kann man nicht wirklich abstellen, bestenfalls kann man sich das Masturbieren dazu verkneifen, wenns der Partner denn wünscht.

E.T.

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Allerdings kommt es auch vor, dass der eine auf der Straße
mal jemanden erblickt, den er sexy findet - das findet die
bessere Hälfte dann auch nicht so toll.

Dann sagst du es ihr nächstes Mal eben nicht. Versichere ihr täglich, dass sie die einzige Frau auf der Welt ist, die du schön findest. Und selbst wenn du mit Jennifer Lopez nackt alleine auf einer Insel wärst und niemand davon erführe, würdest du nicht einmal hinsehen.

Manche Menschen wollen eben belogen werden.

Beide haben sich aber
auf jeden Fall darauf geeinigt, treu zu sein.

Nein. Ihr habt euch drauf geeinigt, auf sexuelle Stimulation außerhalb eurer Zweisamkeit zu verzichten. Treue, Ehrlichkeit, Offenheit und Aufrichtigkeit dagegen sind offenbar von ihrer Seite nicht erwünscht.

Grüße Bellawa.

Hallo Jule!

Zunächst möchte ich dir ganz herzlich für deine umfassende und für mich sehr wertvolle Antwort danken! Vielen Dank!

Nun noch eine Frage: Was kann derjenige tun, den es emotional belastet, dass der Partner sexuelle Phantasien hat, in denen andere vorkommen bzw. dass er andere sexuell attraktiv findet?

Vielleicht ist noch der Hintergrund interessant: Es handelt sich um zwei männliche Personen. Einer der beiden hätte sich eine offene Beziehung gewünscht, sieht jedoch ein, dass dies dem anderen emotionale Probleme bereitet, weshalb er dem anderen versprochen hat, monogam mit ihm zu leben. Allerdings hat sein Partner ebenn auch schon damit Probleme, dass der andere Phantasien mit anderen hat (auch wenn er ihm glaubt, dass er immer treu sein wird).

Zur Frage hätte ich ja gesagt, dass es ein Ansatz wäre zu erkennen, dass diese Phantasien normal bzw. nicht unnatürlich sind. Aber das scheint nicht ausreichend zu sein …

Moin, Florian!

Nun noch eine Frage: Was kann derjenige tun, den es emotional
belastet, dass der Partner sexuelle Phantasien hat, in denen
andere vorkommen bzw. dass er andere sexuell attraktiv findet?

Derjenige sollte an seinem Selbstwertgefühl arbeiten. Wenn er sich selbst nicht für liebenswert hält, kann auch kein anderer Mensch das bewirken.

Einer der beiden hätte sich
eine offene Beziehung gewünscht, sieht jedoch ein, dass dies
dem anderen emotionale Probleme bereitet, weshalb er dem
anderen versprochen hat, monogam mit ihm zu leben.

Hieran wird deutlich, dass der andere, der schon Zugeständnisse an den Partner macht, anscheinend doch nie genug tun kann, damit dieser sich sicher und geliebt fühlt. Derjenige muss aus sich selbst heraus diese Selbstsicherheit gewinnen, dass er liebenswert ist und seinem Partner vertrauen kann.

Zur Frage hätte ich ja gesagt, dass es ein Ansatz wäre zu
erkennen, dass diese Phantasien normal bzw. nicht unnatürlich
sind. Aber das scheint nicht ausreichend zu sein …

Genau das! Und selbst, wenn er die Gedanken des anderen kontrollieren könnte: Auch das würde irgendwann nicht mehr ausreichen, weil derjenige ja selbst an sich zweifelt. An diesen Zweifeln muss gearbeitet werden, nicht am Verhalten des Partners.

Alles Gute
wünscht die
Flaschenpost

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Falls du meinst, ich sei derjenige, der ein Problem mit den
Gedanken des Partners / der Partnerin hat, dann passt das
nicht … :wink:

Nein, genau anders herum :wink:

Normalerweise wird in Beziehungen nicht über alles gesprochen
bzw. viel gelogen. So sagt A seiner besseren Hälfte oft nicht,
dass das Essen nun wirklich mal schlecht gekocht war.

In dieser Beziehung würde das ausgesprochen werden - damit
entsteht natürlich Konfliktpotenzial, da white lies nicht
akzeptiert (und kaum gemacht) werden. 100%ige Ehrlichkeit
findet man aber wohl nirgends, deshalb „beinahe“.

Das ist eine ganz gefährliche Kiste! Schon dein Beispiel zeigt, wie gefährlich das ist: Heißt 100%ige Ehrlichkeit den Partner nicht anzulügen oder heißt es, ihm alles zu sagen?

Immer alles 100 % ehrlich zu sagen ist a-sozial, das geht im zwischenmenschlichen Kontakt völlig in die Hose. Dein Beispiel mit dem verkochten Essen ist nur eines. Wenn man ständig „laut denken“ würde, läuft man von einem Konfliktherd in den nächsten. Was ist erstrebenswert daran? Angenommen, man denkt: Mensch, Felix sieht aber heute ziemlich sch* aus. Was hat man selbst, was hat Felix davon, dass man das sagt? Und das ist jetzt auch nur ein relativ harmloses Beispiel, was aber ganz schnell zu Verletzungen und Problemen führen kann.

Wieso herrscht? Wer hat das fest gelegt?
Was heißt Offenheit?

Prinzipiell wollen es beide; die 100%ige Selbstoffenbarung
hält aber nur einer der beiden für sinnvoll … Der andere
sieht darin zu viel Konfliktpotenzial.

Offenheit in diesem Kontext: Sprechen über alles.

Das als Stadium zu haben, ist eine Illusion, weil beide gar nicht alle Gedanken teilen können, dann wäre man den ganzen Tag mit nichts anderem als Gedankenaustausch beschäftigt.

Aber auch das Anstreben ist gefährlich, s.o. Außerdem hat das Streben danach auch ganz viel mit Macht zu tun.

Ich empfehle als gemeinsame Lektüre
http://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman)
einschließlich so netter Geschichten wie „Gedankenverbrechen“ und „Gedankenpolizei“. Letztlich ist das nichts anderes.

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Hallo,

„die Gedanken sind frei“

es gibt eine ganz einfache Lösung: man teilt dem Partner diese Gedanken nicht mit!

Viele Grüße

Hallo Florian,

die Ursache können wegen des geringen Selbstwertgefühls in massiven Verlustängsten des Partners liegen. Da spielt evtl. auch eine geringe Beziehungserfahrung eine Rolle.
Ein Tipp wäre, in Stuttgart zur Schwulenberatung zu gehen, die bieten sicher Hilfe an:
Telefon: (0711) 19446

Strubbel
S:open_mouth:)