Sexueller Missbrauch in der evangelischen Kirche?

Kürzlich las ich diesen Artikel:

Das hat mich gewundert.

Dass man so etwas von katholischen Würdenträgern, angefangen von Mönchen oder Priestern bis hin zum Kardinal schon seit Langem hört, verwundert mich nicht. Ich denke, und das denken vermutlich die meisten Menschen so, dass diese Personengruppe wegen des Zölibats für so etwas besonders anfällig ist.

Aber evangelische Pfarrer? Sie können heiraten wie jede andere Berufsgruppe auch; und auch außereheliche oder homosexuelle Kontakte sind nicht meht so krass tabuisiert wie in der katholischen Kirche.

Da könnte man, meine ich, genauso untersuchen, wie häufig sexueller Missbrauch bei Bankangestellten, Programmierern, Eisverkäufern oder Bauarbeitern vorkommt.

Wenn jetzt jemand antworten sollte, Pfarrer, gleich welcher Religion, haben halt öfter und enger Kontakt mit Menschen, auch jungen. Zum Teil sind diese ja sogar von ihnen abhängig. Aber wenn man das so sieht, müsste man als erstes bei den Lehrern (ich bin selber einer) anfangen: Die haben, je nach Schulart oder Stufe Kontakt mit jungen Menschen jedes Alters, angefangen von Sechsjährigen bis hin zu (juristisch) Erwachsenen,

Aber zurück zu meiner Frage: Warum sucht man ausgerechnet in der evangelischen Kirche nach solchem Missbrauch?

Hallo Carsten,

mich hats beim Lesen zuerst auch gewundert.

Aber ich denke, heute wird überall gefahndet. Bei den aufgedeckten Fällen innerhalb der kath. Kirche hörte ich mal, dass die prozentual gar nicht höher sind, als z.b. im pädagogischen Bereich.
Was KindesMissbrauch betrifft, sind die Dunkelziffern so enorm hoch, dass es schwer ist, sich ein objektives Bild zu machen.
Innerhalb der Familien passiert soviel, was sehr oft nicht in die Öffentlichkeit tritt.

Und dass Sexualiät dann leider so oft doch was mit Macht und somit auch Machtmissbrauch zu tun hat ist erschreckend. Und dass Menschen schweigen aus Angst leider auch sehr erschreckend. Wir sollten doch so oft als möglich Vorbilder sein für die nachrückende Generation.

Guten Tag.
Meldungen über Mißbrauch bei Katholiken sind häufiger als dies in Beziehung zur evangelischen Kirche der Fall ist. Wenn man glaubt, die Häufigkeit der Meldungen ist proportional zur Anzahl der Fälle, dann paßt es ja.
Falls man die Dunkelziffer in ferner Zukunft mal objektiv-journalistisch und strafjustizmäßig und in einer Methodik der Wissenschaftlichkeit, also exakt, zu beurteilen vermag, dann wird sich, so meine Vermutung, heraustellen, daß Schulen etc. etwas weniger in der Fälleerforschung auftreten als Kirchen, weil im „Glauben“ der Mensch halt deutlich weniger Beachtung findet, als ihm gebührt. Diesen Vorwurf müssen sich Kirchen gefallenlassen.

Ich denke, man sucht nicht „ausgerechnet“ in der ev. Kirchen, sondern „auch“ in der ev. Kirche.
Sexuellen Missrauch gibt es überall, wo Erwachsene Macht haben über Kinder. Auch in Familien, Schulen, Kindergärten, Heimen.

Inzwischen wird auch (fast) überall bewusster darauf geachtet, nicht nur in der ev. Kirche. Zum Glück.

genau wie Trainer in Sportvereinen, Lehrer, Erzieher, Betreuer von Ferienlagern, Rettungssanitäter, Ausbilder bei Polizei und Militär und viele anderen.

Weshalb sollte ausgerechnet der Zölibat ein besonderes Motiv für sexuellen Missbrauch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sein?

Vergleiche doch mal die oben angeführten Tätigkeiten mit den von Dir genannten

und stelle fest, worin sich diese Tätigkeiten hinsichtlich Kontakt und Umgang mit Jugendlichen unterscheiden.

Dann kommst Du wahrscheinlich drauf, inwiefern evangelische Diakone, Pastoren und Lehrer hier eine besondere Risikogruppe bilden.

Schöne Grüße

MM

Na.
Dann lies meine Mail noch mal bis zum Ende durch und denke nach.
Dann fällt Dir vielleicht mehr ein.

Manche Fragesteller stellen sich bereits in der Formulierung ihrer eigenen Frage selbst ein Bein;

Man (unter)sucht eben nicht „ausgerechnet“ in der evangelischen Kirche, sondern man untersucht nun „auch“ in der evangelischen Kirche. Und genau darauf hat @Aprilfisch pointiert geantwortet.

Und übrigens startet man diese Untersuchung endlich auch hier nach expliziten und deutlichen Aufforderungen aus den eigenen Reihen.

Gruß
Metapher

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Warum sucht man ausgerechnet in der evangelischen Kirche nach solchem Missbrauch?

Ich habe einen Link beigefügt, der sich auf die evangelische Kirche bezieht.

Von den von mir erwähnten Bankangestellten, Programmierern, Eisverkäufern oder Bauarbeitern, die nur eine zufällige Auswahl aller denkbaren Berufe darstellen, habe ich so etwas noch nie gelesen.

Auch nicht über die von Aprilfisch erwähnten Lehrer, von denen ich selbst in meinem Post gesagt habe, dass sie mehr Möglichkeiten hätten, Missbrauch zu treiben.

Noja, zum Nachdenken reizt sie nun grade nicht, da hab ich andere Anlässe.

Von daher ist es auch unsinnig, hier Einzelheiten zum Thema der Tabuisierung jeglicher Sexualität und ihre in formalen Einzelheiten unterschiedliche Ausgestaltung bei den verschiedenen Fraktionen der christlichen und muslimischen Glaubensgemeinschaften zu diskutieren.

Schöne Grüße, auch an die Bankangestellten

MM

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Aha.

Wenn Du jetzt drei Mal „Odenwaldschule“ sagst, dämmert Dir dann irgendwas in Deinem offenbar nicht auf mittlere Frist ausgelegten Gedächtnis?

Schöne Grüße

MM

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Lies doch einfach mal meinen Erstbeitrag bis zum Ende.

PS
Ein „Herzchen“ ist versehentlich von mir. Das andere vermutlich von Dir selbst.

Du kannst nachschauen, woher die Teile kommen, dafür gibt es ja die Stalking-Funktion. Wobei die Herzerl keine Argumente ersetzen können, das sollte Dir in Deinem Berufsstand (wo ist eigentlich Dein diesbezügliches Bekenntnis hingeraten? Durchaus problematisch, wenn ein Pädagoge sich nicht bewusst ist, dass er in der von Dir angesprochenen Thematik einem besonderen Risiko ausgesetzt ist!) bewusst sein, in dem Du es hoffentlich nicht darauf anlegst, möglichst „beliebt“ zu sein.

Schöne Grüße

MM

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Der Zolibat muss ja immer gerne in dieser Beziehung herhalten. Wer nicht heiraten darf, der vergeht sich dann eben an Kindern. Ist aber etwas zu einfach gedacht. Schließlich ist der Zölibat ja eine freiwillig aufgenommene Sache, und halten es auch katholische Pfarrer damit mitunter nicht so genau. Der eine lässt sich dann ganz offiziell laisieren, der andere treibt es halt mehr oder weniger offiziell mit der „Haushälterin“, und andere nutzen halt die Urlaube in Gegenden, in denen sie nicht erkannt werden, …. Und abgesehen vom Bruch des Zölibats ist das in Bezug auf die eigene Sexualität nicht ansatzweise auffällig, schlimm oder gar kriminell, solange es dabei um Sexualpartner auf Augenhöhe geht.

D.h. niemand muss ganz offiziell zölibatär leben, und selbst wenn: „Wo ein Willi ist, da ist auch ein Weg“, und das muss alles nichts mit dem sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen zutun haben.

Allerdings kann der Zölibat natürlich für Menschen mit einem gestörten Verhältnis zur Sexualität und Problemen mit Partnern auf Augenhöhe ein wunderbarer Deckmantel sein, ganz offiziell wertgeschätzt ohne Partner zu leben, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Und auch ohne Zölibat gilt dies auch für die Kollegen der anderen Fraktion. D.h. die müssen natürlich nicht offiziell zölibatär leben, aber es ist auch nicht so selten, und wird dann eben auch nicht weiter hinterfragt.

Und dann kommen natürlich der ganz generelle Aspekt des Zugangs zu potentiellen Opfern, und die Machtposition/die gute Möglichkeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen hinzu, die es einfacher macht, ein problematisches Sexualverhalten auszuleben. Genau wie dies eben auch bei Trainern im Sport, bei Lehrern, Ärzten, Pflege- und Betreuungspersonal eben auch der Fall ist. Und auch wenn das Problem der katholischen Kirche durch gewisse, teilweise vorhandene Seilschaften noch eine spezielle Komponente hat, die über den Missbrauch im konkreten Einzelfall hinausgeht, so sind eben auch all diese anderen Gruppen anfällig dafür, dass sich entsprechend orientierte Menschen „angesprochen“ fühlen, und die Fallzahlen sind auch in diesen Gruppen durchaus auffällig hoch, was z.B. die Geschichte der Odenwaldschule sehr deutlich zeigt, bei der es zudem auch um mehr als einzelne, individuelle Missbrauchsvorfälle ging.

Zudem sollte man sich mal von dem Horrorbild des Täters verabschieden, der wie ein Raubtier ständig auf der Lauer liegt, und rund um die Uhr nur nach geeigneten Opfern sucht. Solche Täter gibt es auch, aber tatsächlich bleiben viele Taten/Tatzusammenhänge (also der mehrfache Missbrauch desselben Opfers) Einzelfälle, auch wenn es ggf. zu mehreren solchen Einzelfällen über die Jahre kommt. Ein nicht unerheblicher Teil der Taten passiert aus einer konkreten Situation/Gelegenheit heraus, in der der Täter, der sich sonst „im Griff hat“, die Kontrolle über sich selbst verliert. Und das Risiko/die Chance in solche Situationen zu geraten, ist natürlich in den passenden Branchen höher, womit sich der Kreis wieder schließt.

Auch darf man nicht vergessen, dass gerade Seelsorger (egal welcher Konfession) natürlich viel mit Menschen in Ausnahmesituationen zu tun haben, in denen es dann oft schwer fällt, die an sich notwendige professionelle Distanz zu wahren. Und wenn man erst mal - ob gewollt oder nur weil es sich dann so ergeben hat - auf einer emotionalen Ebene angekommen ist, wird es dann natürlich - gerade bei entsprechender Prädisposition - um so gefährlicher.

hallo,

Mißbrauch hat mit Macht zu tun und auch oft mit dem Glauben an die eigene Unfehlbarkeit.
Nicht umsonst gab es auch bei den besonders bibeltreuen schwäbischen Pietisten, auch schwäbische Taliban genannt, über Jahrzehnte systemimmanenten Mißbrauch, der auch schon seit 2014 „aufgearbeitet“ wird.
https://www.kontextwochenzeitung.de/dossiers/missbrauchsskandal-in-korntal.html
Dabei hat ein Teil der heutigen „Gemeinde“ nach wie vor kein wirkliches Unrechtsbewußtsein.

&Tschüß

Wolfgang

Das macht nichts. Entscheidend ist, dass man missionarisch orientiert ist und sich nicht zu sehr mit den lauen, halbherzigen landeskirchlich Orientierten gemein macht.

Der HErr wird schon wissen, wie er die Gläubigen einsetzt, die er zu seinen Werkzeugen macht, denn er ist der beste Personalmanager überhaupt.

Schöne Grüße

MM