SFP 10G über 80m Kupfer

Hi,

ich bin hier in einen verzwickten Fall verwickelt mit dem ich keinerlei Erfahrung habe. In einem bestehenden Gebäude soll die Vernetzung zweier Etagen beschleunigt werden. Da liegen genau 2 doppelt geschirmte Cat6A Kabel mit etwa 80m Kabellänge. Bisher waren die einfach aggregiert aber das wird zukünftig zu knapp.

Hat jemand Erfahrungen mit SFP-Modulen, die über so eine Länge 10G machen? Glas ziehen ist wegen allerlei Brandschutzwänden erstmal zu teuer. Das ist ne Option, falls es gar nicht anders geht.

Als Switche kommen beidseitig der Kabel die hier zum Einsatz: https://www.tp-link.com/de/business-networking/managed-switch/tl-sg3452x/

Bin für jede Erfahrung dankbar.

Liebe Grüße
Preston

Erfahrungen nicht, ich bin mit den Produkten von fs.com bislang zufrieden gewesen, die haben das hier im Angebot. Ich weiß nicht, was TP-Link an SFP frisst, aber die machen gegen Aufpreis eine Anpassung an ziemlich jeden Switch.
Flexoptics hat leider keine 10G Kupfer-SFPs mit einer Geschwindigkeit über Distanz größer als 30m.

Das ist IMHO die viel bessere Option, die Kabel sind dünner, mehr mögliche Bandbreite (Ich würde Monomode nehmen) und weniger Leistungsverbrauch. Die Module für bis zu 10 km Reichweite sind da schon deutlich günstiger als die für Kupfer.

Geht schon, aber ist in meinen Augen auf längere Sicht eher keine wirklich gute Investition.

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Hallo,

nach allem, was ich über 10G über Kupfer weiß und gelesen habe, wäre ich extrem überrascht, wenn das fehlerfrei funktioniert.

Meine Daumenregel war bisher, dass man 10G über Kupfer im gleichen Rack (also wenige Meter) machen kann, alles darüber hinaus ist praktisch Glücksspiel.

Du sparst dir vermutlich eine Menge Ärger, wenn du’s gleich richtig machst und auf Glasfaser wechselst. Nach meiner Kenntnis nimmt man Multimode auf der Kurzstrecke, aber vielleicht weiß @Sebastian da mehr.

Gruß,
Steve

Hat der Installateur diese Verbindung mit einem entsprechenden Standard zertifiziert?
Ich kenne genug Kollegen, die es schaffen, aus „Cat 7“ Kabel und „Cat 6a“ Dosen eine Strecke zu bauen, bei kaum „Cat 5“ Standards erfüllt.

Die zu erfüllende Norm lautet „ISO Klasse EA permanent link“ (oder besser, also F).
Wenn eine Strecke diese Norm erfüllt (dazu sind mindestens Komponenten der Kategorie 6A und eine fachgerechte Verlegung und Verarbeitung notwendig), dann muss das mit 10G-BaseT funktionieren. Eigentlich.

Problematisch können neben schludderiger Verarbeitung auch vagabundierende Ausgleichsströme über den Schirm dieser Leitungen sein, welche immer dann auftreten können, wenn eine Datenverbindung zwischen zwei Geräten besteht, die aus unterschiedlichen Stromverteilern versorgt werden, wenn die Zuleitungen zu den Verteilern nicht fünfadrig, sondern vieradrig (mit PEN) sind.

Ein Kunde hatte einmal von mir provisorisch installierte Netzwerkstrecken über rund 40 m eine Zeit lang mit 10 G-BaseT betrieben, nachdem das Glasfaserkabel zerstört worden war. Das waren HP proCurve Switches, in die SFP-Module eingesetzt wurden (die Module hätten je ca. 1200€ gekostet, hörte ich). Das war zwischen zwei Gebäuden und ich hatte den Schirm einseitig sorgfältig isoliert.

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Das ist von der Tendenz her richtig, aber Monomode ist flexibler in der Nutzung und man kann - wenn es darauf ankommt - höhere Bandbreite erreichen.

Die Optiken sind etwas teurer, die Leiter gleich teuer oder sogar etwas günstiger.

Ich würde die Preise für Optiken vergleichen und dann entscheiden was ich kaufe. Wie gesagt, Fiberstore und Flexoptics sind gute Lösungen, zweiteres ist zunächst etwas teurer, qualitativ sicher nicht schlechter und lohnt sich, wenn man perspektivisch zunehmend Transceiver für unterschiedliche Hardware braucht.

Die Originalhersteller sind oft sehr teuer.

Multimode ist halt etwas preiswerter und das reicht manchem ja schon für die Entscheidung.
Ein Kunde von mir hat vor Jahren entschieden, immer OS2 (also Singlemode) und LC-Duplex zu verbauen. Auch für 20 Meter. Ich halte das für die richtige Entscheidung.

Das sehe ich genauso. Gerade wenn Brandschutz ein Thema ist und man eine Leitung nicht mal eben austauschen kannst. Da würde ich gleich mehrere Faserpaare verlegen.

In dem Altbau, in dem ich lebe sind mittlerweile die Etagen und der Schuppen verglasfasert - mit Singlemode

Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Brandschotts sind normalerweise mit etwas Reserve für Nachbelegungen ausgestattet und wenn man hier vorhandene Cat6-Kabel hat und austauschen kann, dann reicht der Platz doch ohnehin. Klassische Schotts dürfen bis 60% Querschnitt belegt werden, modernere mit entsprechender Freigabe auch höher.

Man sollte die Brandschutzfirma befragen, die die Schotts bislang schon betreut, wie aufwändig und teuer eine Nachbelegung sein würde. Je nach Füllmaterial ist das recht schnell und einfach gemacht und bekommt man dann auch eine 1A-Lösung für das Bandbreitenproblem.

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Moin,

Versuch macht kluch…
für 400 Öcken kann man mal versuchen, wie weit die Cat6 - Kabel sich bringen lassen…

An sich sind 80m schon zu viel für (stabile) 1GB … aber wer weiß?

Ferner: die 80m … wo hätte man denn die Chance, das Kabel durch zu schneiden und da wiederum einen Switch dazwischen zu stellen? Weil 20m und 5GB ist glaube ich sogar in der Spezifikation…

Wenn man Pech hat geht das je nach Mondphase. Und man hat ein weiteres Gerät, was ausfallen oder zumindest Latenz machen kann.

Das sind in meinen Augen extrem schlecht investiere 400 Euro (für was eigentlich genau?).

Nö. Auf ausdrücklichen Wunsch eines Flachinformatikers mussten wir in einer Lagerhalle Netzwerkkabel für WLAN-Accesspoints mit exakt 100 m Länge verlegen - dazu kamen dann noch 1 m Patchkabel am AP und 2 m im Netzwerkschrank. 100 m Cat 7, AWG 22, Cat 6a Module. Damit waren wir 3 m oberhalb der Spezifikation für 1GBase-T (100 m sind das Limit bei Cat 5e).

2,5 und 5 Gbit/s Ethernet sind verkrüppelte Standards für minderwertige Kabel.

Interessant wären in @PrestonA s Fall wohl der Standard IEEE 802.3bz. Der sieht nämlich eine Aushandlung der Geschwindigkeiten bei problematischen Leitungsqualitäten / - längen vor.
150% bis 400% mehr Datendurchsatz, das wäre doch schon einmal was.

(Würde die Link-Aggregation das mitmachen, wenn einer der Links 5 und der andere nur 2,5 Gbit/s kann?)

Es kursieren auch andere Tabellen im Netz herum.

IP-Insider.de für 802.3bz:

Elektronik-Kompendium für 10 GBase-T:
Screenshot 2023-01-06 at 17-07-31 10-Gigabit-Ethernet _ 10GE _ IEEE 802.3ae _ IEEE 802.3an
(Im Gegensatz zur Wikipedia wird hier bei Cat 6A „nicht spezifiziert“ und „circa 55 Meter“ gesagt!)

Mein Rat:
Einfach ausprobieren. Sicherheitshalber vorher einmal die Verarbeitung der Netzwerkleitungen kritisch prüfen. Biegeradien eingehalten? Oder sind sogar Knicke vorhanden? Wurde der Paarschirm sauber verarbeitet, wurden hochwertige Module benutzt?

Wenn ein Kabelzertifizierer zur Hand ist: Messen. ISO Klasse Ea permanent link bestanden? Dann hat das mit 10 Gbit/s zu klappen. Pferde / Kotzen / Apotheke

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Danke, Leute für die ganzen Informationen.

Die Leitungen wurden von einem Fachbetrieb gelegt und seinerzeit auch als CAT6A gemessen. Das mit dem Brandschott ist da schon kniffeliger. Es muss halt nicht nur durch Brandschutzwände, sondern auch noch nach oben/unten in einem engen Schacht, der nicht gut zugänglich ist. Da was neues hinzulegen ist auf jeden Fall kostspieliger als ein Schott zu öffnen. Man hätte halt ursprünglich gleich ein bisschen großzügiger verlegen können aber wie das immer so ist.

Das ganze läuft seit über 10 Jahren störungsfrei mit 2x1GBit/s. Das ist also stabil und auch noch gut innerhalb der Norm.

Das Webinterface von dem Switch frisst ohne Weiteres aggregierte Links als Mischung von SFP+ und normalem Port. Ob das dann auch tut kann ich nicht sagen.

Die Kabel irgendwo zerschneiden und einfach einen Switch dazwischen tun halte ich für keine gute Idee. Das ist dann irgendwo in der Zwischendecke, wo im Leben nie wieder einer dran denkt, dass da auch noch ein relevantes Netzwerkgerät rumliegt. Auf solche Basteleien will ich nicht unbedingt setzen. Aber ne Idee ist das natürlich.

Und zu dem Aushandeln der Geschwindigkeiten habe ich irgendwo gelesen, dass die SFP Module das nicht können. Oder können die das doch? Dann wäre das schon gekauft und die Diskussion zuende. Aber wenn die halt nicht aushandeln und die Leitung dann instabil ist und eben gar nicht geht, dann isses blöd.

Ich werde bei dem örtlichen Elektrofachbetrieb mal nachfragen, ob die einen Kabelzertifizierer haben oder ranschaffen können, dann melde ich mich wieder.