Shakespear, Richard III, Act 1, Szene 1

Hallo ihr Lieben.
Ich lese momentan Richard der 3. von Shakespeare auf englisch, um zu lernen mit solchen Texten umgehen zu können. Leider stoße ich schon ganz am anfang auf Schwierigkeiten. Das Stück beginnt mit einem Monolog von Richard. Folgendes habe ich bisher verstaden:

-im Winter war Krieg, jetzt ist Frieden eingetreten.
-jetzt feiern sie den Sieg

-„But I, that am not shaped for sportive tricks,
Nor made to court an amorous looking-glass;
I, that am rudely stamp’d, and want love’s majesty
To strut before a wanton ambling nymph;
I, that am curtail’d of this fair proportion“

-er ist missgebildet(?!)
-er war eine Frühgeburt (?!)

-„Into this breathing world, scarce half made up,
And that so lamely and unfashionable
That dogs bark at me as I halt by them“
-In der Friedenszeit ist ihm langweilig
-kann Zeit nicht als verliebter verbringen
-deshalb will er zum bösewicht werden

-„Plots have I laid, inductions dangerous,
By drunken prophecies, libels and dreams,
To set my brother Clarence and the king
In deadly hate the one against the other:
And if King Edward be as true and just
As I am subtle, false and treacherous,
This day should Clarence closely be mew’d up,
About a prophecy, which says that ‚G‘
Of Edward’s heirs the murderer shall be.“

… soll das heißen er hat anschläge verübt und dein beiden falsche profezeihungen erzählt, damit sie auf einander losgehen?

Ist viel ich weis, aber ich hoffe ihr könnt mir helden die Stellen zu übersetzen!
Danke schonmal!

http://shakespeare.mit.edu/richardiii/full.html

Lieber LusWelt (?),
vieles haben Sie richtig verstanden.
Ich würde Ihnen der Einfachheit halber Folgendes raten:

  1. Kaufen Sie sich eine deutsche Übersetzung, etwa
    die von Schlegel (Reclam) oder auch eine modernere).2. Versuchen Sie, wie Sie’s bereits getan haben, das Wesentliche des ORIGINALS zu erfassen, vielleicht zunächst einmal Szene pro Szene, zum Einlesen.
  2. Dann lesen Sie die Übersetzung.
    Ich habe meinen Oberstufenschülern immer erlaubt, eine Übersetzung zur Hilfe zu nehmen.
    Zweitens: Wie wäre es, wenn Sie sich VOR dem Lesen und hinterher noch einmal eine Verfilmung (auf Englisch natürlich) anschauten? Da erübrigen sich quasi Fragen nach Richards Aussehen (er ist in der Tat verkrüppelt, wird meist als Buckliger dargestellt), und aus der Art, wie der Schauspieler auftritt und spricht, lässt sich viel herauslesen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Ihr Ohr an die Schönheit der Sprache gewöhnt.
    Wenn Sie möchten, tipp ich Ihnen „Ihren“ Abschnitt in den Computer. Dann melden Sie sich noch einmal.
    Viele Grüsse,
    Lore de Chambure

Danke für die vielen nützlichen Tipps!
Auf deutsch habe ich mir derweil schon eine Übersetzung angeschaut, die mir leider nicht wirklich weiter geholfen hat =( Ich verstehe einfach nicht worauf er mit diesem Monolog hinaus will.
Und ich hätte noch eine Frage:
Hält er sich aus den Siegesfesten heraus, weil er sich unwohl fühlt in seiner Haut? Für mich hörte es sich so an als würde er nur aus langeweile beschließen die beiden zu töten.
Wobei ich mir nicht sicher bin ob er sie überhaupt töten will oder nur gegeneinander ausspielen will und was er daraus für Vorteile hätte.
Das mit dem Film werde ich noch machen, jedoch erst wenn ich das Buch fertig habe, weil es mir vor allem darum geht mit solchen texten umzugehen.

Ganz lieben dank und viele grüße!

Richard III (da noch Gloucester) spielt schon in dem chronologisch davorliegenden Historiendrama von Shakespeare (Henry VI, dreiteilig) eine Rolle. Die Rosenkriege sind beendet, Richards Bruder sitzt auf dem Thron (= Eifersucht).Ihm geht es nicht gut (= hässlich, kein Glück auf Anhieb bei den Frauen), und so will er, dass es anderen auch nicht gut geht. Er hat bei Bruder 1, Edward und König, schon Misstrauen gegenüber Bruder 3 gesät. Dieser vertraut ihm… Richard will erstens Bruder 3 aus dem Weg räumen und zweitens Lady Ann heiraten… Aber ich greife vor.
Tipp: Erwarten Sie bloss nicht, dass Sie sofort alles verstehen. Lesen Sie wirklich zuerst einmal einen ganzen Akt, damit Sie den Zusammenhang verstehen. Für die Einzelheiten blättern Sie dann noch einmal zurück.
Wenn Richard Ihr erstes Shakespeare-Stück ist, machen Sie es sich nicht zu schwer. Ich habe mal nachgezählt: 30 Personen ! Entweder schauen Sie sich’s mal an, oder Sie lesen wenigstens eine Zusammenfassung (Marchette Chute, Stories from Shakespeare, New American Library o.ä.)Ein bisschen Hilfe braucht man anfangs schon. Und Shakespeare hat für die Bühne geschrieben. Die Texte wurden auf Wunsch seiner Mitschauspieler auch umgeschrieben.
Wenn man einen Überblick gewonnen hat, kann man sich dann die Frage stellen: Wie macht Shakespeare das? Wie führt er einen Charakter ein? Was erzählt der von sich selber, was sagen andere über ihn? Und dafür braucht man dann wirklich den Text und sucht in den Adjektiven und Vergleichen herum.
Sie haben sich übrigens eine der besten „History Plays“ herausgesucht.
Fragen Sie gern noch weiter. Ich bin Shakespeare-Fan.
Grüsse,
Lore de Chambure

P.S. Ist es Ihnen im Kino noch nie so gegangen: Da reden zu Beginn des Films Leute über etwas, Sie verstehen Bahnhof. Erst allmählich finden Sie heraus, wer wer ist, wer der Gute und wer der Böse ist, was sie getan haben und was sie noch tun wollen. Das ist bei Shakespeare, also im Theater, haargenau so.

Danke! Das hat mir schon wieder sehr weiter geholfen! Jetzt verstehe ich das besser =)
Das ist nicht das erste Stück, das ich von Shakespeare lese, ich habe letztens Macbeth beendet.
Ich habe mal gelesen dass die Stücke von Shakespeare sehr ähnlich sind und man die charaktere oft vergleichen kann.
Ich habe überlegt ob ich Parallelen bei den beiden Protagonisten ziehen kann, mir ist bisher jedoch noch nichts eingefallen. Richard und Macbeth handeln beide aus Machtgier, könnte das eine Parallele sein?

Ich hoffe sie kennen Macbeth :wink:

Wie meine Westentasche. Schauen Sie sich unbedingt die Verfilmung von Roman Polanski an — persönliche, aber haltbare Interpretation der Rolle des (dort leicht verkrüppelten!) Duncan-Sohns Donalbain.
Macbeth an sich ist nicht machtgierig. Er zögert doch lange. Zum Mord getrieben wird er durch seine Frau (I, 5) und dadurch, dass er den Hexen vertraut.
Sie sagen, dass sich die Personen irgendwie ähneln.
Natürlich. Im „wirklichen Leben“ doch auch. Neid, vor allem Machtgier bestimmt das Verhalten SEHR vieler Menschen, wo Sie auch hinschauen, und an Horoskope glaubt doch auch so mancher.
Das Tolle an Shakespeares Tragödien ist, dass man die Schauspieler nicht einmal in moderne Kostüme zu stecken braucht. Aufgrund ihrer sozialen Herkunft/Hautfarbe besonders für Einflüsterungen anfällige eifersüchtige Leute wie Othello gibt es doch heute genauso wie um 1600.
(Nur, dass in Tragödien die Bösen bestraft werden und sie heutzutage oftmals heil davon kommen, stellt einen Unterschied dar.)
Aber genug. Und viele Grüsse, Lore de Chambure

Alles hast Du richtig verstanden.
Für eine schnelle Antwort reicht meine Zeit momnetan nur, Dir zu Empfehlen, die Klassische Übersetzung (Schlegel-Thieck)als Reclam-Heft zu kaufen. Diese Übersetzung folgt sehr genau dem Original.

Zur „Mißgestalt“: er hatte einen leichten Klumpfuß - deshalb kann oder will er auch nicht zu den Tänzen gehn.

Der ECHTE Richard III war übrigens ein sehr fortschrittlicher König, gar kein so großer Bösewicht
(‚kleine‘ Morde gehörten damals zur Politik).
Shakespeare schrieb zum Gefallen von Elisabeth I also ein Tendenzstück gegen die Gegenpartei YORK

Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens
Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks!
Sind in des Weltmeers tiefm Schoß begraben.
Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze,
Die schart’gen Waffen hängen als Trophän:
Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste,
Aus furchtbarn Märschen holde Tanzmusik!
Der grimm’ge Krieg hat seine Stirn entrunzelt,
Und statt zu reiten das geharn’schte Roß,
Um drohnder Gegner Seelen zu erschrecken,
Hüpft er behend in einer Dame Zimmer
Nach üppigem Gefallen einer Laute…
Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht,
Noch um zu buhlen mit verliebten Speigeln:
Ich,roh geprägt,entblößt von Liebes-Majestät,
Vor leicht sich drehnden Nymphen mich zu brüsten;
Ich,um dies schöne Ebenmaß verkürzt,
Von der Natur um Bildung falsch betrogen,
Entsstellt,verwahrlost,vor der zeit gesandt,
In diese Welt des Atmens,halb kaum fertig
Gemacht,und zwar so lahm und ungeziemend,
Daß Hunde bellen,hink ich wo vorbei-
Ich nun,in dieser schlaffen Friedenszeit,
Weiß keine Lust,die Zeit mir zu vertreiben,
Als meinen Schatten in der Sonne spähn
Und meine eigne Mißgestalt erörtern:
Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter
Kann kürzen diese fein berdedten Tage,
Bin ich gewillt,ein Bösewicht zu werden
Und Feind den eitlen Freuden dieser Tage!..
Anschläge macht ich,schlimme Einleitungen,
Durch trunkne Weissagungen,Schriften,Träume,
Um meinen Bruder Clarence und den König
In Todfeindschaft einander zu verhetzen.
Und ist nur König Edward treu und echt,
Wie ich verschmitzt,falsch und verräterisch:
So muß heut Clarence eng verhaftet werden
Für eine Weissagung,die sagt das G
Den Erben Edwards nach dem Leben steh…
Taucht unter,ihr Gedanken!Clarence kommt…

Eine Erläuterung zu dem Sachverhalt kann ich dir separat zukommen lassen, solltest du noch Interesse haben.
Liebe Grüße,
Peter

Noch etwas zu Richard III. (Heute ist der 2. April).
In der Montagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, also der von heute, steht auf S. 25 ein Artikel mit dem Titel „Darf der Böse böse sein?“ zu zwei Aufführungen des Stücks, in Düsseldorf und in Zürich.
Empfehle ich Ihnen sehr!
Noch einmal Grüsse aus Paris,
Lore de Chambure