Moin zusammen.
Scheinbar ja. Aber ich entschuldige mich ?
Ich verzeihe mir ?
Ich vergebe mir ?
Vom Wortinhalt her kann es doch nicht sein,
oder doch?
Hallo,
ich finde das schlichte ‚Entschuldigung‘ ebenso gruselig. Es ist ja eigentlich gerade die Angelegenheit desjenigen, den man um Verzeihung bittet, darüber zu entscheiden, ob er die Entschuldigungsgründe akzeptiert oder eben nicht. Akzeptiert dieser die Gründe, so befreit er den anderen dann eben von Schuld - wenn nicht, dann nicht.
Wäre es anders, dann müßte nämlich auch folgende Entschuldigung möglich sein:
„Ich entschuldige das Fernbleiben meines Kindes vom Unterricht, weil es heute einfach keine Lust hat, in die Schule zu gehen und am Unterricht teilzunehmen.“
Die Aussage des Lehrers „Ich entschuldige das Fernbleiben“, die aber auch nur der Lehrer treffen kann, wäre, wenn ich mich richtig entsinne, ein perlokutionärer Akt, also einer der über das Gesagte hinausgeht und Wirkung über das Gesagte hinaus entfaltet (sofern man der Sprechakttheorie Austins folgt). Es geht also um das gleiche Verhältnis wie das, welches entsteht, wenn ein Standesbeamter sagt „Ich erkläre euch zu Mann und Frau“ (das hat Rechtskraft) oder ob das ein normaler Bürger sagt (das hate keine Wirkung).
Nur der Lehrer kann also das ‚e‘ ins Klassenbuch eintragen und so kann auch nur er mit Wirkung „entschuldigen“.
Trotz all dieser Theorie, denke ich aber, dass die Floskel ‚Entschuldigung‘ einfach aus der Phrase „Ich bitte um Entschuldigung“ hervorgeht und lediglich eine Verkürzung derselben darstellt.
MFG Cleaner
Tach,
Entschuldigung ist eine schlichte Abkürzung der Phrase
Ich bitte um Entschuldigung
oder
Bitte Entschuldige mich.
Gandalf
Moin,
nein, das ist nicht möglich. Man kann lediglich um Entschuldigung bitten. Alles andere ist sprach- und sinnwidrig.
Ja, leider
Hallo,
mir geht dieser Gebrauch auch immer wieder auf den Keks, aber [sich] entschuldigen hat die Bedeutung um Entschuldigung bitten:
"_ entschụldigen /Vb./
- für sich, jmdn., etw. um Verzeihung, Nachsicht und Verständnis bitten
a) sich e.: ich möchte mich (bei Ihnen) für das, was ich sagte, womit ich Sie beleidigt habe, e.; ich möchte mich wegen meines Benehmens von vorhin, für mein Versehen e.; du mußt dich unbedingt bei ihm e.; ich möchte mich für mein Zuspätkommen e., aber mir ging es heute morgen nicht gut; umg. für die Zusammenkunft am nächsten Sonnabend möchte ich mich e. (meinen Besuch absagen)
b) bei jmdm. erklärende, verständnisvolle Worte für jmds. Handeln vorbringen: jmdn. e., daß er nicht (pünktlich) erscheinen kann; ich möchte meine Tochter e., daß sie die Schule versäumen mußte; er fehlte bei der Versammlung, in der Schule entschuldigt; jmdn. bei jmdm. wegen seines Verhaltens, seines seltsamen, ungehörigen Benehmens e.; er hatte für ihn entschuldigende Worte bereit; das entschuldigt (rechtfertigt) ihn, seine Handlungsweise nicht"_
http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=entschuldigen
Ich dachte bisher immer, dieser Gebrauch sei eine moderne Erscheinung, aber schon in den alten Quellen (seit 1904) im DWDS wird das Wort so benutzt.
Vom Wortinhalt her kann es doch nicht sein,
oder doch?
Eigentlich nicht, aber vom Wortgebrauch her schon.
Dumm gelaufen für uns beide ;-»
Pit
Moin,
nein, das ist nicht möglich. Man kann lediglich um
Entschuldigung bitten. Alles andere ist sprach- und
sinnwidrig.
Huh? „Sich entschuldigen“ ist doch eine extrem gebräuchliche Wendung: „Er hat sich bei mir entschuldigt.“
Grüße,
Sebastian
Hallo,
die Wendungen bedeuten ja verschiedenes. „Ich entschuldige mich [bei jemandem]“ bedeutet, dass ich diesem jemand gegenüber eine Entschuldigung vorbringe. Wenn er sie akzeptiert, dann verzeiht oder vergibt *er* mir.
„Ich verzeihe mir [selbst]“ würde bedeuten, dass ich mit mir selbst unzufrieden war, aber aufgehört habe, mich über mich selbst zu ärgern. Die Entschuldigung dazu wäre „ich entschuldige mich *bei mir*“, aber das macht wenig Sinn .
Grüße,
Sebastian
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Moin,
Huh? „Sich entschuldigen“ ist doch eine extrem gebräuchliche
Wendung: „Er hat sich bei mir entschuldigt.“
im Rheinland ist es sehr gebräuchlich zu sagen
‚Ich habe kalt‘
(Isch hann et kaalt)
Ist das deshalb richtig?!
Gandalf
Moin-moin.
Sprachgebrauch hin oder her.Es ist schon seltsam, aber praktisch, erst schuldig werden und sich dann sebst ent-schuldigen.
Ich ent-schuldige mich für diese Frage.
Danke für die Zustimmung, oder fast Zustimmung.Worte sind nun mal mit Inhalt beladen.Man kann vereinbaren das „nein“ ja heißt,kommt vor.
Grüße an alle Leser u.Schreiber von Joo#
Hallo,
Huh? „Sich entschuldigen“ ist doch eine extrem gebräuchliche
Wendung: „Er hat sich bei mir entschuldigt.“im Rheinland ist es sehr gebräuchlich zu sagen
‚Ich habe kalt‘
(Isch hann et kaalt)Ist das deshalb richtig?!
Im Rheinland wohl
Für mich ist das „sich entschuldigen“ auch eine völlig normale Redewendung.
Beatrix, Raum Berlin-Brandenburg
Sprachgebrauch hin oder her.Es ist schon seltsam, aber
praktisch, erst schuldig werden und sich dann sebst
ent-schuldigen.
[…]
Worte sind nun
mal mit Inhalt beladen.
Sprache und die Bedeutungen der Wörter entwickeln sich halt organisch. Wenn du „Tischbein“ hörst, denkst du auch nicht „komisch, der Tisch hat zwar Stützpfähle, aber das sind doch keine Beine aus Fleisch und Knochen.“ Obwohl das eine Bedeutung des Worts „Bein“ ist.
Das Ganze ist halt mehr als die Summe seiner Teile, und wenn man eine zusammengesetzte Wendung in Teile zerhackt, macht sie vielleicht keinen Sinn mehr - als ganzes, im Kontext aber sehr wohl. „Ent-schuldigen“ klingt zwar wie „von Schuld befreien“, aber die Bedeutung hat es im Kontext „sich entschuldigen“ halt nicht (sondern „um Entschuldigung bitten“). Man könnte vermuten, dass aus der „Bitte um Entschuldigung“ kurz die Entschuldigung und damit das reflexive Verb „sich entschuldigen“ entstanden ist.
Man kann vereinbaren das „nein“ ja
heißt,kommt vor.
Na klar, zum Beispiel bei der verneinten Frage: „Willst du nicht mitkommen?“ – „Nein, eigentlich nicht“. Da stimmt man dem Fragesteller ganz korrekt mit nein statt mit ja zu.
Grüße,
Sebastian
Moin,moin.
Wenn man wollte,könnte man sagen was man meint.
entschuldigen= Tätigkeitswort
sich ent-schuldigen = rückbezügliches Tätigkeitswort ?
irren = sich irren ?
Joo#
Hallo,
man könnte das Problem natürlich auch angehen wie Humpty Dumpty in
Lewis Carrolls „Through the Looking-Glass, and What Alice Found There“
„Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“
„Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles. […]“
MFG Cleaner
Moin,moin.
Wenn man wollte,könnte man sagen was man meint.
entschuldigen= Tätigkeitswort
sich ent-schuldigen = rückbezügliches Tätigkeitswort ?
Guter Gedankengang! Vielleicht sollte man „entschuldigen“ wirklich als reflexives Verb betrachten, ähnlich wie „erinnern“. Niemand regt sich über „sich erinnern“ auf, obwohl wir uns nicht so erinnern, wie wir jemand anderen erinnern können. Auch hier könnte man von einer falschen Wendung sprechen und tut es nicht.
Und wiedereinmal ist der große Denkfehler, dem die Leute, die sich gegen diese Wendung sträuben, unterliegen, der, dass – und ich entschuldige mich für diesen langen Schachtelsatz – man von der „Urbedeutung“ und Etymologie eines Wortes auf seine heutige Bedeutung oder den vermeintlich heute existieren müssenden Sinn schließen könne. Die Bestandteile des Wortes haben mal X und Y bedeutet bzw. bedeuten es immer noch, also muss das Wort heute auch X+Y bedeuten.
Dem ist aber nicht so und ich betone das immer wieder: Die Bedeutung eines Wortes erschließt sich immer aus der Verwendung. Und diese zeigt uns, dass sich entschuldigen eben nicht bedeutet, dass man sich von der Schuld befreit, sondern einfach um Verzeihung bittet. Ein Mord mag unentschuldbar sein, was aber nicht heißt, der Mörder könne sich nicht entschuldigen, auch wenn die Hinterbliebenen sein Gesuch ablehen und ihm nicht verzeihen. Auch wenn der Mörder verurteilt und ihm nicht vergeben wurde, so hat er sich mit einer Entschuldigung entschuldigt, ganz gleich, mit welchem Ergebnis.
Deswegen finde ich es eher unsinnig zu behaupten, „sich entschuldigen“ sei falsch oder eine Unart oder sonst irgendwie schlechtes Deutsch. Es ist eben nicht immer gut und richtig, alles wörtlich zu nehmen.
Interessant hingegen wäre die Frage, wie es sprachhistorisch gesehen zu dieser Wendung gekommen ist.
Gruß,
- André
Moin,moin.
Meine Frage: Ist es möglich sich selbst zu entschuldigen?
Ja, es ist möglich. Mit vielen Wörtern wurde es bewiesen. Meine
Vermutung: Es wurde geschickt eine Umgehung gefunden, entwickelt,
um nicht Bitte sagen zu müssen. Schon die Germanen benutzten sie,
die Umleitung.
Danke für die Bemühungen,ich konnte dazu lernen. Ist doch auch
schon was meint
Joo#