Hallo,
des Verliebens kann man als Subjekt grundsätzlich nicht habhaft werden, weil es aus dem Unbewußten kommt. Einer objektiven Betrachtung, also der wissenschaftlichen Untersuchung ist es aber selbstverständlich genauso zugänglich wie jedes andere Phänomen.
Nach dem evolutionstheoretischen Ansatz müßten wir uns in besonders fitte Menschen verlieben, die sich besonders dafür eignen, mit ihnen gesunde Kinder zu bekommen und aufzuziehen.
Ein anderer Ansatz geht davon aus, daß wir mit den Geruch eines Menschen unbewußt seine genetische Ähnlichkeit mitbekommen, und wir verlieben uns eher, wenn diese Ähnlichkeit nicht zu groß ist (andernfalls kann man „sich nicht riechen“).
Von der Psychoanalyse her kommt u. a. der Ansatz, daß wir unsere frühen Bezugspersonen als Urbilder unbewußt in uns haben und wir uns daher Menschen verlieben können, die diesen irgendwie ähnlich sind.
Mir erscheint folgende Annahme plausibel: im Keim verlieben wie uns unbewußt öfters, als wir glauben. Aber wir klopfen den Menschen daraufhin ab, ob er sich als Partner eignet, tragen einen Konflikt darüber aus, ob uns die Situation paßt, ob wir mutig genug sind, ob wir also das Verlieben überhaupt zulassen können und treffen - immer noch unbewußt - darüber eine Entscheidung. Die ist eine Art „Point of no return“: ist der Rubikon einmal überschritten, können wir nur noch schwer zurück.
Wie nun bei den verschiedenen Menschen dieser Prozeß stattfindet, genau da, denke ich, unterscheiden sich Menschen unterschiedlicher Persönlichkeitsstrukturen. Mir erschiene es plausibel, wenn z. B. Menschen von schizoiden Typ - die sich so erleben, als ob sie keine Nähe brauchen - sich nicht so leicht verlieben als die anderen (ob es so ist, weiß ich nicht).
Vielleicht zieht sich manchmal dieser Prozeß über eine lange Zeit hin, und man kann sich in jemand verlieben, den man schon lange kennt.
Grüße,
I.