Sicheres Löschen von Dateien

Hallo,

um Dateien zu löschen, gibt es ja Löschprogramme, die z.B. nach der Gutmann-Methode löschen.

Aber ist folgende Methode nicht auch total sicher:

Ich lösche den Inhalt eines z.B. Word-Dokumentes, so daß es leer ist. Dann speichere und schieße ich die leere Seite, schiebe sie in den Papierkorb und lösche den Papierkorbinhalt. Ich benutze also keine Lösch-SW.

IMHO ist dies doch eine sichere Methode, da Datei leer…
Oder kann man das Löschen rückgängig machen, nachdem diese Datei wiederhergestellt wurde (wenn man das wollte)?

Danke und Gruß
Marlene

Moien

um Dateien zu löschen, gibt es ja Löschprogramme, die z.B.
nach der Gutmann-Methode löschen.

Und schon tot:

Gutmann funktioniert nur wenn die Platte 100% mitspielt. Falls die Platte einen defekten Cluster beim überschreiben entwickelt bleiben schon Reste über. Bei der aktuellen Generation SSDs bleiben immer Reste über weil die Blöcke fürs Wear-Leveling ständig getauscht werden.

Ich lösche den Inhalt eines z.B. Word-Dokumentes

Mache es damit wahrscheinlich deutlich kleiner. Ausserdem speichert Word teilweise die letzten Änderungen ab.

Dann speichere

die kürzere Datei. Falls das Dateisystem die gleiche Stelle für die Datei wählt bleibt das Ende der Datei über. Da die Datei aber jetzt kürzer ist und sowieso neu allokiert wird (speichern ist immer Truncate => Write, nicht modifiy) kann die neue, kurze Datei auch ganz woanders auf der Platte landen.

Und dann haben wir das die temporären Dateien von Word.

schiebe sie in den Papierkorb und lösche den Papierkorbinhalt.

Papierkorb löschen zerstört nur die Zuordnung Dateiname => Daten. Aber die Daten bleiben erhalten.

Oder kann man das Löschen rückgängig machen, nachdem diese
Datei wiederhergestellt wurde (wenn man das wollte)?

Speicher was grosses, wende diesen Trick an, und such nach dem letzten Satz im binären Dump der Platte. Es würde mich sehr wundern wenn er nicht mindestens 2x auftaucht.

cu

Hallo Marlene

Diese Methode ist nicht sicher, aber sollte mehrheitlich klappen.

Grund:
Der von einer Datei belegte Platz auf der Festplattte ist in einem Inhaltsverzeichnis notiert. Quasi wie Hausparzellen die der Datei gehören. Wenn Du die Datei leer und dem gleichen Namen speicherst, wird die Datei weniger Platz auf der Festplatte brauchen.

Wenn die Datei klein war, dann wird das keinen Unterschied machen, da die Grösse eines Worddokumentes in der Relation zu der Grösse eines Dateifragmentes klein ist. Wenn es ein grosses Worddokument ist, dann werden die nicht mehr benötigten Dateifragmente zur anderweitigen Nutzung freigegeben. D.h. der Inhalt bleibt erhalten.

Je nach Qualität der verwendeten Programme bzw. Kenntnisse können diese Daten wieder rekonstruiert werden. B.t.w. sollte aus diesem Grund auf eine Auslagerungsdatei verzichtet werden. Bwz. so klein wie möglich gehalten werden :wink:

Schönen Abend
C4e

danke für die Antworten!

Als Laie habe ich zwar nicht so ganz verstanden, warum es ist wie es ist, aber als Fazit ziehe ich daraus:

Es ist keine sichere Methode, sondern nur für den Hausgebrauch mit unwichtigen Daten geeignet.

Viele Grüße
Marlene

Als Laie habe ich zwar nicht so ganz verstanden, warum es ist
wie es ist, aber als Fazit ziehe ich daraus:

Du musst verstehen was sich für deien PC hinter einer „Datei“ verbirgt. Im Prinzip ist eine Datei nur ein Name, der mit einer bestimmten Stelle auf der Festplatte verknüpft ist. Also z.B. Datei.doc beginnt am 1202. Sektor der Festplatte und ist 1000 Bytes groß.

Du siehst aber nur diesen Namen und kriegst nicht mit, wo das auf der Festplatte liegt. Wenn du nun eine Datei speicherst, dann wird nicht zwangsweise der alte Platz benutzt und überschrieben, sondern der neue Inhalt wird an einer anderen Stelle der Festplatte abgelegt und nur die Verknüpfungsinformation der Datei geändert. Aus obigen Beispiel wäre dann der Name immer noch Datei.doc, aber der Dateiname zeigt dann z.B. auf den 4301. Sektor der Festplatte und ist nur noch 500 Bytes groß.

Beispielgrafik:
Unten siehst du als waagrechtes Band den Festplatten-Inhalt. Die Stellen die mit ### markiert sind, sind bereits von anderen Dateien belegt, leere Stellen entsprechen noch freiem Platz auf der Platte.

Angenommen du hast nun eine Word-Datei namens Datei.doc, wobei dieser Dateiname auf einen bestimmten Ort auf der Festplatte zeigt. Der Datei-Inhalt ist dabei mit AAA eingezeichnet:

 Datei.doc
 \_\_\_\_ 
 | \ 
 | --- | 
 | --- | 
 |\_\_\_\_\_| 

 |
 \_\_\_\_\_\_\_| 
 | 
----------------|----------------------------------------------------
 |###|###| |AAA|AAA|AAA|###|###|###|###| |###|###| | |###|
---------------------------------------------------------------------
Festplatte

Jetzt speicherst du die Datei erneut ab mit leerem Inhalt. Dann werden nicht unbedingt die alten Daten deiner Datei (also die AAA) überschrieben, sondern das Dateisystem wählt für die neuen Daten (NNN) einen anderen Platz auf der Festplatte (z.B. weil die Datei jetzt kleiner ist und er damit eine Lücke besser auffüllen kann) und ändert nur die Verknüpfung:

 Datei.doc 
 \_\_\_\_ 
 | \ 
 | | 
 | | 
 |\_\_\_\_\_| 

 |
 |\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_\_ 
 | 
--------------------------------------------|------------------------
 |###|###| |AAA|AAA|AAA|###|###|###|###|NNN|###|###| | |###|
---------------------------------------------------------------------
Festplatte

Der Dateiname bleibt also gleich, aber der Inhalt liegt jetzt woanders auf der Festplatte. UND: Der alte Inhalt ist weiterhin da, die AAAs sind also nicht „gelöscht“, sondern sie sind nur nicht mehr mit einem Dateinamen verknüpft. Sie liegen aber nach wie vor auf der Festplatte herum und sind lediglich als „freier Platz“ markiert, d.h. sie können später mal irgendwann überschrieben werden. Bis dahin bleiben die AAAs aber da und können mit entsprechenden Tools auch wieder gelesen werden.

Es ist keine sichere Methode, sondern nur für den Hausgebrauch
mit unwichtigen Daten geeignet.

Es gibt schon halbwegs sichere Methoden. Da die alten AAAs zwar noch da sind aber jetzt als „freier Speicherplatz“ markiert sind, gibt es Tools, die einfach den kompletten als „frei“ markierten Speicherplatz auf deiner Festplatte überschreiben, und damit auch die AAAs. Das dauert aber eventuell sehr lange wenn du eine große Festplatte hast. Also: Einfach normal löschen und Papierkorb leeren. Dann wird der alte Platz der Datei auf der Festplatte als frei markiert und dann den gesamten freien Speicherplatz mit einem entsprechenden Tool überschreiben lassen.

Und: Es kann sein, dass Word in den temporären Dateien irgendwo eine Kopie der Datei abgelegt hat, d.h. du müsstest auch alle temporären Dateien von Word löschen.

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Ganz herzlichen Dank für diese ausführliche Erklärung!
Jetzt habe ich alles verstanden, und meine nächste Frage, wie ich wohl die nicht sicher gelöschten Dateien, die sich noch auf der FP befinden, loswerde, wurde gleich mitbeantwortet. (Ich nutze Acronis TrueImage 11).
Die Temp-Dateien lösche ich regelmäßig mit CCleaner.

Viele Grüße
Marlene

Hallo Marlene

um Dateien zu löschen, gibt es ja Löschprogramme, die z.B.
nach der Gutmann-Methode löschen.

Nach neusten Erkenntnissen ist die Gutmann-Methode unnötiger Overkill. Einmal überschreiben genügt völlig, um die Daten nachhaltig zu zerstören. Lies hier:
http://www.heise.de/security/Sicheres-Loeschen-Einma…

Wobei: Spezielle Programm zum ‚sicheren Löschen‘ sind im normalen Betrieb nicht nötig. Oder hast Du jemanden im Haushalt, dem Du so wenig vertraust, dass Du sowas brauchst?

Es ist vor allem dann empfehlenswert, die Festplatte(n) nachhaltig zu löschen, wenn man die Platte(n) bzw. den Rechner veräussern will.

IMHO ist dies doch eine sichere Methode, da Datei leer…
Oder kann man das Löschen rückgängig machen, nachdem diese
Datei wiederhergestellt wurde (wenn man das wollte)?

Mit Vista oder Win7 hält eine Technik unter Windows Einzug, die es auch schon bei den Server-Versionen gibt. Die ‚Schattenkopien‘. Damit kann man frühere Versionen einer Datei rekonstruieren, z.B. wenn man eine Datei versehentlich überschrieben hat. Damit wäre Dein Trick auch recht leicht ungeschehen zu machen.

CU
Peter