Silbengrenze bei dem Wort 'Karpfen'?

Silbengrenze bei Karpfen?

Guten Tag,
die Silbengrenze bei Karpfen ist doch: Kar/pfen. (oder?)
Allerdings hab’ ich ziemliche Probleme mit der Begründung. Warum darf ich nicht das „p“ zur ersten Silbe dazu nehmen? Ich habe im Internet fast nirgendwo eine Seite gefunden, wo die Regeln zur Silbengrenze genau definiert sind. Ich habe nach langer Suche jedoch folgende Regel gefunden:
„Wenn zwischen zwei vokalischen Silbenkernen mehr als ein Konsonant steht, dann gehören alle die Konsonanten zur nachfolgenden Silbe, die zusammen einen im Deutschen möglichen Anfangsrand bilden können.“ Daraus entwickelt sich dann meine zweite Frage: Woher soll ich wissen, ob bzw. wann welche Konsonanten zusammen einen Anfangsrand bilden können?

Liebe Grüße

Hallo,

die Silbengrenze bei Karpfen ist doch: Kar/pfen. (oder?)

nein: Karp-fen

Allerdings hab’ ich ziemliche Probleme mit der Begründung.

siehe http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Amtlich…

" § 110 Steht in einfachen oder suffigierten Wörtern zwischen Vokalbuchstaben ein einzelner Konsonantenbuchstabe, so kommt er bei der Trennung auf die neue Zeile. Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben dazwischen, so kommt nur der letzte auf die neue Zeile.

imp-fen, Karp-fen …"

Gruß
Kreszenz

Bezieht sich das nicht auf die Worttrennung am Zeilenende?

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Bezieht sich das nicht auf die Worttrennung am Zeilenende?

Ja - der Begriff „Silbengrenze“ auf http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Amtlich… ist offenbar anders zu verstehen als der von Dir gemeinte.

Vielleicht kannst Du damit was anfangen:

„Bei den Folgen / sind absolute Aussagen über Silbengrenzen nicht möglich, da der phonematische Status von in dieser Position nicht eindeutig bestimmt werden kann. Bei einer biphonemischen Sichtweise wird man prinzipiell von zwei Silbengrenzen auszugehen haben: im■pfen und imp■fen, Kar■pfen und Karp■fen. (Geringfügig präferiert erscheint dabei die jeweils an erster Stelle genannte Syllabierung, da Silben mit leichter[er] Koda vorgezogen werden.) …“

http://forschungsgruppe.free.fr/b4.pdf (S 45/46)

Gruß
Kreszenz

Hallo!

Woher soll ich wissen, ob bzw. wann welche
Konsonanten zusammen einen Anfangsrand bilden können?

Eine einfache Antwort habe ich nicht, nur eine wissenschaftliche: Es hängt mit der Sonorität der Konsonanten zusammen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sonorit%C3%A4tshierarchie

Gruß,
Max

Hallo,

wie es der Zufall will, ist „Karpfen“ gerade das Wort, das in der Duden-Grammatik als Zweifelsfall bei Silbengrenzen genannt wird. Einerseits bildet „pfen“ eine mögliche Silbe im Deutschen (und damit „pf“ einen möglichen Anfangsrand, vgl. „Pfennig“), daher kann man „Kar-pfen“ trennen. Andererseits steht dort auch, dass viele Sprecher „Karp-fen“ syllabieren.
Die entsprechenden Seiten (Abschnitt 3.2 „Der Silbenbau“ in der Duden-Grammatik, 7. Auflage) kann ich als Lektüre empfehlen, denn die Sonoritätshierarchie kann ich hier auch nicht in wenigen Worten nachzeichnen … Das hier ist nur ein sehr magerer Versuch: Eine Silbe ist so aufgebaut, dass man sie möglichst gut aussprechen kann :wink:

Viele Grüße
Michael

Guten Tag,

Eine einfache Antwort habe ich nicht, nur eine wissenschaftliche: Es
hängt mit der Sonorität der Konsonanten zusammen.

Nein, die Sonoritätshierarchie allein hilft einem beim ›Karpfen‹ wenig. Der stimmlose Plosiv steht im einem wie im anderen Fall – ob ›Kar|pfen‹ oder ›Karp|fen‹ – am Silbenrand, wohin er nach diesem Konzept gehört. Und dann?

Kreszenz und Michael haben auf die relevanten Punkte hingewiesen, nämlich den fonologischen Status von /pf/ sowie das Prinzip der Onset-Maximierung. Wenn /pf/ als ein Fonem angenommen wird, entfällt die Möglichkeit, zwischen den Teilen der Affrikate eine Silbengrenze anzusetzen. Ob dieser Aspekt zur Klärung beiträgt, ist eine andere Frage: Es gibt Argumente für die mono- wie für die bifonematische Analyse; entscheidend weitergekommen scheint mir die Fonologie seit Trubeckoj in dieser Hinsicht nicht zu sein. Das maximal onset principle könnte nützlicher sein: Es geht von der Beobachtung aus, dass Anfangs- gegenüber Endrändern stabiler sind, womöglich auch leichter zu artikulieren, und daher sprachübergreifend präferiert werden, und besagt, dass – im Zweifel und wenn nichts dagegen spricht – ein Konsonant dem Onset der folgenden und nicht der Coda der vorangehenden Silbe zugeordnet wird. Im Fall von ›Karpfen‹ spricht nichts dagegen, weder die Morphemstruktur (* Hau|tarzt) noch das Vennemann’sche Law of Initials (* ze|ntral), sodass auch ich die Syllabifizierung ›Kar|pfen‹ für sinnvoll halte, indes nicht für die einzig mögliche. Vorläufig Endgültiges bietet wieder einmal nur der DUDEN, der als Worttrennung ja ›Karp|fen‹ dekretiert – Ende der Durchsage.

Gruß
Christopher

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Hallo!

Nein, die Sonoritätshierarchie allein hilft einem beim
›Karpfen‹ wenig. Der stimmlose Plosiv steht im einem wie im
anderen Fall – ob ›Kar|pfen‹ oder ›Karp|fen‹ – am Silbenrand,
wohin er nach diesem Konzept gehört. Und dann?

Darüber bin ich auch gestolpert. :smile: Deswegen ist meine Antwort auch so karg ausgefallen.

Gruß,
Max

Hallo Michael!

Die entsprechenden Seiten (Abschnitt 3.2 „Der Silbenbau“ in
der Duden-Grammatik, 7. Auflage) kann ich als Lektüre
empfehlen …

Danke für den Tipp! Danach hatte ich vergeblich gesucht. :smile:

Gruß,
Max

Hallo,

Nein, die Sonoritätshierarchie allein hilft einem beim
›Karpfen‹ wenig. Der stimmlose Plosiv steht im einem wie im
anderen Fall – ob ›Kar|pfen‹ oder ›Karp|fen‹ – am Silbenrand,
wohin er nach diesem Konzept gehört. Und dann?

wie wärs hiermit?:
Silbenkontaktgesetz: Ein Silbenkontakt ist umso präferierter, je größer die Sonorität des Auslauts der ersten und je geringer die Sonorität des Anlauts der zweiten Silbe ist. (zitiert aus der Einführung von Hall)
Die Sonorität sollte also zwischen den Silben abfallen; was bei der Silbifizierung Kar-pfen der Fall ist!