Silber- und Goldwährung

Hallo,

ich versuche gerade, die Geschichte des Geldes besser zu verstehen.

Im deutschen Raum gab es von etwa 800 bis in das 19. Jh. die Silberwährung. Das Geld existierte also in Form von silbernen Talern, Mark, Gulden usw., welche. wenn ich es richtig verstehe, eigentlich geprägte Edelmetallbarren waren, und ihr Wert als Tauschmittel war ihr Edelmetallwert. Mir ist heute der Begriff „Sachgeld“ dazu untergekommen, im Gegensatz zu „Zeichengeld“ und „Kreditgeld“ (Theorie des Geldes, von Ludwig von Mises, 1912).

Nicht lange vor dem Erscheinen dieses Buches ist in den meisten (allen?) europäischen Staaten die Goldwährung eingeführt worden, so z. B. 1871 im deutschen Reich, und 1900 in Österreich-Ungarn. Seitdem ist viel geschehen, und das heutige Geld scheint etwas ganz anderes zu sein als das Sachgeld von vor 150 Jahren. Damit werde ich mich noch beschäftigen.

Meine heutige Frage ist: warum erfolgte diese Umstellung auf die Goldwährung?

Meine Vermutung dazu ist: Ausweitung der Geldmenge. Es hat etwas mit der Abkehr vom inneren Edelmetallwert der Kurantmünzen zu einem Wert, der durch eine einlösbare Forderung an die herausgebende Bank begründet ist (z. B. 2790 Mark --> 1 kg Gold). Während die umlaufende Geldmenge vorher mehr oder weniger durch die Menge des vorhandenen Edelmetalls begrenzt war, konnte sie nun flexibler gestaltet werden, da davon ausgegangen wurde, daß nicht alle gleichzeitig zur Bank gehen, um ihre Forderung einzulösen.

Liege ich richtig?

Grüße,

I.

Hi
Der Grund ist relativ einfach:
Die damals in der Weltwirtschaft übermächtigste Nation war großbritannien, und die hatten den Goldstandard.

Einfache Anpassung an die Leitwährung, sowie praktisch eine Koppelung des Wechselkurses an das Britische Pfund.

LG
Mike

Hallo zusammen!

Als Ergänzung mal hier lesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstandard

Grüße!
TAndrija

Hallo, Michael und TAndrija,

danke für die Antworten.

Ich habe den Artikel über den Goldstandard gelesen, aber manches ist mir unverständlich geblieben. Z. B. diese Aussage:

„Nach einer Theorie von Angela Redish war das System einer reinen Goldwährung erst nach der Erfindung der Dampfkraft realisierbar, da die kleinste Goldmünze für den täglichen Gebrauch einen zu hohen Wert hatte.“

Interessant finde ich die Grafik weiter unten über die Entwicklung des Preiseniveaus ab 1750 in England. Danach scheint es bis zum ersten Weltkrieg kaum Inflation gegeben zu haben, umso mehr aber seitdem und vor allem in den letzten paar Jahrzehnten.

Könnte es sein, daß es vor allem um eine Ausweitung der Geldmenge gegangen ist, zum einen wegen der beginnenden Industrialisierung, zum anderen, weil ein größerer Teil der (ländlichen) Bevölkerung, der bis zum 19.Jh. noch nicht richtig am Geldkreislauf teilgenommen hat, nun auch an diesen „angeschlossen“ wurde? Sodaß man sich deshalb nach und nach vom „Sachgeld“, von den Kurantmünzen entfernt hat und diese durch „Geldsurrogate“ (siehe v. Mises: Banknoten und Scheidemünzen) ersetzt hat, und damit auch eine Instabilität des Geldsystems in Kauf genommen hat, die es so vorher nicht gegeben hat.

Grüße,

I.

Hallo Idomeneo,

Ich habe den Artikel über den Goldstandard gelesen, aber
manches ist mir unverständlich geblieben. Z. B. diese Aussage:

„Nach einer Theorie von Angela Redish war das System einer
reinen Goldwährung erst nach der Erfindung der Dampfkraft
realisierbar, da die kleinste Goldmünze für den täglichen
Gebrauch einen zu hohen Wert hatte.“

Ich würde sagen, damit ist gemeint, dass erst ein gewisser technologischer Entwicklungsstand in Form der Nutzung von Dampfmaschinen gegeben sein musste, um in der Lage zu sein Goldmünzen durch dampfgetriebene Münzpressen herzustellen, die so klein waren, dass sie auch alltagstauglich waren. Ohne solche Pressen waren einfach nur zu große (und damit zu wertvolle) Münzen möglich.

Interessant finde ich die Grafik weiter unten über die
Entwicklung des Preiseniveaus ab 1750 in England. Danach
scheint es bis zum ersten Weltkrieg kaum Inflation gegeben zu
haben, umso mehr aber seitdem und vor allem in den letzten
paar Jahrzehnten.

Könnte es sein, daß es vor allem um eine Ausweitung der
Geldmenge gegangen ist, zum einen wegen der beginnenden
Industrialisierung, zum anderen, weil ein größerer Teil der
(ländlichen) Bevölkerung, der bis zum 19.Jh. noch nicht
richtig am Geldkreislauf teilgenommen hat, nun auch an diesen
„angeschlossen“ wurde? Sodaß man sich deshalb nach und nach
vom „Sachgeld“, von den Kurantmünzen entfernt hat und diese
durch „Geldsurrogate“ (siehe v. Mises: Banknoten und
Scheidemünzen) ersetzt hat, und damit auch eine Instabilität
des Geldsystems in Kauf genommen hat, die es so vorher nicht
gegeben hat.

Ich würde weitaus profaner vermuten, dass durch ersten Weltkrieg, Zusammenbruch des Imperiums, Weltwirtschaftkrise (bzw. allg. wirtschaftlicher Niedergang) und schließlich zweiten Weltkrieg das Preisniveau gestiegen ist. Großbritannien hat sich offiziell auch schon 1919 wieder vom Goldstandard verabschiedet. Vielleicht, weil das vorhandene Gold nicht mehr ausreichende Deckung versprach?

Grüße!
TAndrija

Hallo TAndrija,

Ich würde sagen, damit ist gemeint, dass erst ein gewisser
technologischer Entwicklungsstand in Form der Nutzung von
Dampfmaschinen gegeben sein musste, um in der Lage zu sein
Goldmünzen durch dampfgetriebene Münzpressen herzustellen, die
so klein waren, dass sie auch alltagstauglich waren. Ohne
solche Pressen waren einfach nur zu große (und damit zu
wertvolle) Münzen möglich.

nein, das kann unmöglich so sein. Kleine Goldmünzen konnten schon die Griechen und Römer herstellen (ihr Gewicht betrug etwa 3 - 7 Gramm), Dukaten (auch etwas über 3 Gramm) gibt es seit dem Spätmittelalter.

Um den Goldwert einer solchen Münze (ca. 130 - 140 Euro) bekäme man heute z. B. mehrere Duzend kg Brot, und das war früher wohl nicht anders, also für den Alltag vollkommen untauglich, im Gegensatz zu den Kurantmünzen der Silberwährung. Bei einer Goldwährung muß es daher für den Alltagsverkehr zwingend große Mengen an Scheidemünzen und Banknoten geben, weit mehr als bei einer Siberwährung.

Großbritannien hat sich offiziell auch schon 1919 wieder vom
Goldstandard verabschiedet. Vielleicht, weil das vorhandene
Gold nicht mehr ausreichende Deckung versprach?

Was ist „ausreichende“ Deckung? „Das deutsche Bankgesetz von 1875 kannte die Dritteldeckung, also 1/3 der Summe der umlaufenden Noten mußte in Gold abgedeckt sein.“ (aus http://www.moneypedia.de/index.php/Golddeckung, siehe auch die Tabelle weiter unten zur Golddeckung der Reichsmark 1914 - 1933).

Anscheinend erwiesen sich mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung und fortschreitender Modernisierung die alten Konzepte (Silber- und Goldwährung) als immer weniger brauchbar, als ein immer enger werdendes Korsett.

Grüße,

I.