Sind Eternitplatten, die fest gebundenen Asbest enthalten, ungefährlich?

Hallo,

ich arbeite in einem Industriekomplex in einer beruflichen Schule. Um die Schule herum sind sehr viele Eternitdächer, die Asbest enthalten, schon älter sind und nach einem Halgeschlag vor knapp eineinhalb Jahren nun nach und nach ausgetauscht werden. Wir können dem Austausch durchs Fenster zusehen. In über einem halben Jahr Dachaustausch, bei dem also ständig Platten abgebaut werden, habe ich noch niemals einen Arbeiter mit Mundschutz gesehen, habe nur einmal jemanden in weißer Kleidung gesehen, die Schutzkleidung hätte sein können. Die Arbeiter selbst sprechen kein Deutsch. 
Der Auftraggeber, unser Vermieter, sagt, er hätte zwei Fachfirmen beauftragt, die zugelassen sind für Asbestsanierung. Es handle sich um fest gebundenen Asbest. Messungen werden keine durchgeführt. Frage: Kann das überhaupt sein, dass von Eternitplatten keine Gefahr ausgeht und dass die Arbeiter, die Schüler und wir Lehrer da tatsächlich nicht gefährdet sind? Welche Instanz kann das denn beurteilen?

Hallo,

die Eternit- Wellplatten sind so lange RELATIV ungefährlich, wie sie nicht zerbrochen oder gesägt werden. Sobald man anfängt, Spähne freizusetzen fliegen auch die Asbestfasern durch die Luft.

Ohne Schutzanzug müssten also die Arbeiter die Platten im Stück abtransportieren.

Im Zweifelsfall kannst Du mit der Polizei reden, auch im Interesse der Arbeiter, die wahrscheinlich null Ahnung haben von dem, was sie tun.

Hallo,

es gibt unterschiedliche Arten von Asbest. Bei Eternitplatten (Wellasbestplatten) handelt es sich um festgebundenen Asbest. Festgebundener Asbest ist in unbeschädigtem Zustand keine nennenswerte Gesundheitsgefahr. Die Platten sind aber wohl beschädigt, also ist von einer Gefährdung (zumindest der Arbeiter) auszugehen. Ob Dritte gefährdet sind, richtet sich ganz entschieden danach, wie die Platten behandelt werden. Werden die Platten vor der Demontage mit einem Bindemittel eingesprüht? Sind die Platten mit einer Schutzfarbe bestrichen oder liegen die Platten blank auf den Dächern und die Arbeiter laufen womöglich noch darauf herum, reiben mit den Füßen, klopfen mit dem Hammer, brechen die Platten?
Es gibt für derartige Dinge eine Arbeitsanweisung: Technische Regel für Gefahrenstoffe TRGS 519 - Umgang mit Asbest. Die Anweisung ist im Internet zu finden. Hier kann auch der interessierte/ besorgte Beobachter nachlesen, ob die Arbeiten konform mit der Anweisung gehen. Die Anweisung ist bindend für alle Firmen, die Asbestsanierung & -entsorgung anbieten. Auch Dachdecker sollten im Umgang mit Asbest nach TRGS 519 geschult sein, um zu wissen, wie sie Reparaturen schonend für die Gesundheit aller Beteiligten durchführen können. Reparaturen dürfen in einem bestimmten Umfang gemacht werden, d.h. ein Asbestdach muss nicht enfernt werden, nur weil eine Schindel defekt ist. Derartige Arbeiten macht eine normale Dachdeckerfirma. Eine Firma muss aber diesen Sanierungsschein (Prüfung nach TRGS 519) vorweisen können, wenn sie deratige Platten entfernt und entsorgt. Die Platten sind in BIG BAGS einzuschlagen und fest zu verschließen, etc. Der Firmenchef hat unbedingt den vorgeschriebenen Arbeitsschutz in TRGS 519 zu überwachen und durchzusetzen. Dort steht, dass Asbest grundsätzlich NICHT OHNE Schutzbekleidung entfernt werden darf. Privat sieht dies anders aus, hier kann keiner die Schutzbekleidung bestimmen, aber dennoch dürfen die Platten weder gebrochen, noch gesägt, geworfen oder unverpackt transportiert werden, um Dritte nicht zu gefährden.Das Einhalten der Regeln wird von der BG und der Gewerbeaufsicht überwacht. Ein Anruf genügt und die schauen zur Sicherheit der Arbeiter und der Anwohner auf der Bausstelle vorbei. Derartige Arbeiten sind auch beim Gewerbeaufsichtsamt anzumelden. Ist diese Sanierung nicht angemeldet, kann man schon davon ausgehen, dass hier etwas nicht sauber läuft.
Sollte der Industriekomplex nach 1993 entstanden (bedacht) sein, dann kann man eigentlich Entwarnung geben, denn die Verarbeitung von Asbest ist seit 1993 in Deutschland und seit 2005 in Europa verboten. Es gibt „Eternitplatten“, die asbestfrei sind, wenn sie nach 1993 hergestellt wurden, aber genauso aussehen, wie vor 1993. Auch nicht jeder Kunstschiefer enthält Asbest, nur weil er kein Naturschiefer ist. Dächer z.B. von 1995 können wie Asbestdächer von 1985 aussehen. Optisch kann man Asbest nicht erkennen, Bedachungsjahr und Laboruntersuchung geben aber Aufschluss. Bei Sanierungen im Außenbereich, auch von Asbest, werden in der Regel keine Messungen durchgeführt, außer es wurde massivst geschlampt.

Viele Grüße.

Naja, das mit den Eternitdächern ist so eine Sache. Wie du gesagt hast können (werden) die älteren Modelle Asbest enthalten. So, in fest gebundener Form ist der mal nicht so tragisch, da er ja nicht raus kann.

Problematisch wird es dann auf jeden Fall, wenn man die Platten bearbeitet (schneidet). Den Staub, der dabei entsteht sollte man auf keinen Fall einatmen. Das gemeine an diesen Staub sind die feinen Fasern, die er enthält. Diese Fasern sind gerade so kurz, dass sie schön lungengängig sind, aber so lange, dass sie nicht richtig aus den Lungen abtransportiert werden können. Das Zeug kann dann lauter kleine Entzündungen in der Lunge verursachen (kriegst garnicht mit). Und nach vielen Jahren kann dann schlimmeres passieren.

Deshalbt muss man (zum Wohl der eigenen Gesundheit) immer entsprechenden Atemschutz beim bearbeiten dieser Platten tragen. (und weggehen, wenn einer herum schneidet)

Ich mein, is eh klar, dass am Bau oft drauf gschissen wird…leider, denn die Arbeiter wissen meist nicht, was sie sich da selber antun.

Das Problem kommt auch mit der Zeit, wenn Sich die oberen Schichten der Eternit-Platte langsam (durch Witterungseinflüsse usw…) lösen. Die Platte wird dann ein bisschen gräulich. Hier können sich dann die einzelnen Fasern lösen und in die Umgebung abgegeben werden. Dieses Problem besteht leider bei den alten asbesthaltigen Platten.

lg Reinhard

Danke, geschnitten wird wohl nicht, aber porös ist das Zeug sicher…

Das sind gute Tipps. Vielen Dank.

Danke. Nehme schon an, dass die Platten 30, 40 Jahre liegen und durch den Hagel beschädigt sind.