Ideen sind unbeweisbare Zielvorstellungen
Hi Castigio.:
die Frage … wie eine Idee, wie eine philosophischen Kategorie bewiesen werden kann. Wenn das nicht geht, dürfte sie ja nicht existieren (siehe
Gott).
Zunächst mal zur Begriffsklärung: „Idee“ leitet sich von „Eidos“ ab, dem griechischen Wort für Vorstellung bzw. Urbild. Vor allem Platon hat diesen Begriff in seiner Ideenlehre bekannt gemacht. Er dachte, dass alles konkret Existierende nur ein Abbild oder Schatten eines idealen Urbildes ist. Diese Abbilder sind unvollkommen und vergänglich, die Urbilder vollkommen und ewig. Der Mensch kann diese Ideen nicht sinnlich wahrnehmen, sondern nur per Vernunft erkennen. Das gilt auch und gerade für die höchsten Ideen, die des Guten, des Wahren und des Schönen.
Heute gilt diese Ansicht als verstaubt. Weder glaubt man noch, dass ein ideales Pferd das Grundmuster aller realen Pferde liefert, noch dass das Gute oder Wahre irgendwo wesenhaft existiert, in einem Reich jenseits von Raum und Zeit.
„Gut“ - das ist heute eine Verhaltensnorm. „Wahr“ - das ist die Richtigkeit einer Proposition (Aussage). „Schön“ - das ist der emotionale Effekt, den bestimmte Eigenschaften von Dingen oder Ereignissen auf den Menschen haben.
Ideen sind und bleiben also menschengemachte Vorstellungen. Deine bevorzugten Beispiele - Freiheit, Gerechtigkeit - sind nichts Wesenhaftes, das man „beweisen“ kann. Es handelt sich dabei um Vorstellungen, die bestimmte Strukturen des zwischenmenschliche Verhaltens zum Inhalt haben, mit dem Sinn, dass Konflikte in der Gemeinschaft limitiert oder eliminiert werden.
Diese Strukturen kann man als Regeln oder Gesetze festlegen. Dann sind sie so etwas wie verhaltensregulierende soziale Normen.
In der sozialen Praxis können diese Normen konkretisiert werden. „Ich bin frei“, wenn ich un-abhängig bin bzw. frei in dem Maße, in dem ich unabhängig bin.
Gerechtigkeit ist etwas Reales in dem Sinne, dass z.B. ein Rechtsspruch (ein juristisches Urteil) als korrekt anerkannt wird (von Personen, die eine gemeinsame Vorstellung von Gerechtigkeit haben). Es geht dabei aber um gerechtes Verhalten, nicht um das Abstraktum Gerechtigkeit.
Freiheit und Gerechtigkeit - das sind Ideen, die auf dem Konzept (wieder eine Idee) der Selbstverwirklichung des Menschen beruhen. Es sind Ziel-Vorstellungen, die nie wirklich vollkommen realisierbar sind.
Mit dem Gottesbegriff (der Idee eines „Gottes“) hat das nichts zu tun. Denn dieser „Gott“ soll vermeintlich real existieren. Was aber niemand von Freiheit und Gerechtigkeit behauptet - außer einem verstaubten Platoniker.
Horst