Sind meine Eltern krank?

Hallo zusammen,
ich habe ein Problem was mich jetzt schon länger beschäftigt. Genauer gesagt meine Eltern.
Als kleines Mädchen bin ich in ein Heim gekommen weil meine Eltern mich und meine 3 Geschwister ohne Strom und warmes Wasser haben „verwahrlosen“ lassen.
Trotz dieses herben Schicksalsschlags bin ich auf ein Gymnasium gegangen, habe Abi gemacht und studiere jetzt was Ordentliches.
Das Problem ist, dass meine Eltern paradoxerweise recht intelligent sind. Beide haben Abitur und haben, bevor meine Mutter mit mir schwanger wurde, studiert. Deswegen haben sie auch all die Jahre und während der Besuche in dem Heim gut auf unsere Schulbildung geachtet. Jedoch sind beide nicht sehr emotional, was uns das Leben extrem erschwert hat, da wir Angst vor körperlicher Zuneigung hatten.
Meine Eltern haben seit meiner Geburt und der von meinen Geschwistern nicht gearbeitet und leben seitdem eingepfercht in ihrer Wohnung. Mein einer Bruder lebt bei ihnen.
Wie soll ich das beschreiben? Sie haben keinerlei soziale Kontakte und haben auch jeglichen Kontakt zu den jeweiligen Familien abgebrochen. Außerdem sind beide extrem angstvoll und fürchten sich vor allem und jedem. Das geht soweit dass sie eigentlich nichts neues akzeptieren, weil es ja „böse“ sein könnte. Meinem Bruder zuliebe haben sie einen Fernseher und er bekommt alles was er als Teenie braucht und was im Rahmen des Arbeitslosengelds drin ist.
Jedes mal wenn ich die beiden besuche, ist es, als würde ich in eine andere Welt eintauchen. Alles was passiert ist, wird aufs genaueste analysiert.
Wenn eine Sachbearbeiterin bei irgendeiner Behörde unfreundlich war, wird das direkt gegen sie selbst gewertet, so als wenn die Welt da draußen gegen sie wäre.
Auch war es früher unmöglich die Beiden davon zu überzeugen, dass man die Versetzung in die Oberstufe, das Abi oder den Zugang zu einem Studienplatz bekommt. Immer hieß es, „die“ legen dir Steine in den Weg und lassen das nicht zu. Komischerweise sind wir trotzdem alle auf dem besten Weg und haben ein erfolgreiches Leben.
Ich kann es einfach nicht genau beschreiben, aber die Situation geht mir immer mehr auf die Nerven, weil die Besuche bei meinen Eltern immer anstrengender werden. Aber es sind ja meine Eltern, deswegen habe ich ein schlechtes Gewissen wenn ich sie nicht besuche…

Ich kann meine Erfahrungen mit niemandem teilen und haben sowas ähnliches auch noch nie gehört, deswegen wüsste ich was ihr dazu meint.
Es wäre sehr hilfreich für mich, wenn ich irgendeinen Anhaltspunkt hätte.
Dafür bin ich euch im Voraus seht dankbar,
liebe Grüße!

Hallo Carolyn,

für mich hört es sich zunächst nicht so an, als ob Deine Eltern sozusagen im klinischen Sinne „krank“ sind. Ich würde vermuten, dass sie sich so entwickelt haben oder so geworden sind (wie immer man das jetzt nennen will), weil sie selbst entsprechende Erfahrungen gemacht haben („die legen Steine in den Weg“). Wenn dem so ist, wirst Du daran kaum etwas ändern oder lindern können, denn Du kannst ihnen schlecht die Erinnerungen und Erfahrungen nehmen.

Ich habe aber auch schon gehört, dass es so etwas wie einen „halben Autismus“ geben soll - wie der Mediziner das genau nennt, weiß ich nicht. Du hast sicherlich schon von autistische Menschen gehört, die ihre Umwelt nicht bzw. nur emotionslos wahrnehmen. Nun gibt es wohl auch Fälle, bei denen das nicht komplett so ist. Diese Menschen erscheinen (fast) normal, nur im Verhalten - insbesondere im Sozialverhalten - weichen sie von der Norm ab.

Letzendlich läuft es darauf hinaus: Wenn es anfängt, Dich so zu belasten, dass Du schon Bauchschmerzen bekommst, wenn Du nur daran denkst, ist es das beste, Du lässt den Kontakt - zunächst einmal - sein. Bis dahin versuche einfach, Dich mit der Situation zu arrangieren und vermeide es, Deine Eltern ändern zu wollen.

Ich finde es - auch im Hinblick auf Deine Eltern selbst - bemerkenswert, dass trotz Verwahrlosung, Heim und Emotionslosigkeit eine ganz offensichtliche SOZIALE Bindung zwischen Dir, Deinen Eltern und Deinen Geschwistern besteht. Also können Deine Eltern nicht alles völlig falsch gemacht haben und irgendwas gutes muss auch an Ihnen dran sein. Allerdings solltest Du den Kontakt zu Deinen Eltern nicht als Pflicht ansehen. Ich als Mutter eines kleinen Sohnes würde mich verzweifelt grämen, wenn mein Sohn mich später nur noch „pflichtgemäß“ besuchen kommt; das finde ich ganz schrecklich. Als Tochter einer verbitterten, intriganten und egoistischen Mutter (mit der ich übrigens keinerlei Kontakt mehr pflege) kann ich Dir nur raten: Wäge selbst ab, was Du Dir zumuten kannst und lasse dann auch nur noch das an Dich heran. Auch Eltern müssen Grenzen haben!!!

Alles Gute Dir und auch Deiner Familie.
mamakruemelchen

Hallo

Möglicherweise haben sie im Laufe der Jahre eine Art von Verfolgungswahn entwickelt? Könnte passiert sein, wenn man zu viele soziale und/oder finanzielle Nackenschläge abgekriegt hat - insbesondere dann, wenn man nach seinem eigenen Verständnis oder auch objektiv eigentlich eher zum (gut situierten) Bildungsbürgertum gehören sollte.

Ich würde die Frage vielleicht eher ins Psychologie-Brett stellen.

Gruß
smalbop

Hi Carolyn!

Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Deine Eltern sind wie sie sind. Du bist nicht verantwortlich dafür, dass sie so sind. Deshalb musst du ihnen auch nicht aus Pflichtgefühl Besuche abstatten, die du eigentlich nicht machen müsstest. Als deine Eltern euch verwahrlosen ließen, hatten sie anscheinend auch kein schlechtes Gewissen.

Du hast das Recht, die Dinge zu tun, die dir gut tun, und die Dinge zu lassen, die dir nicht gut tun.

Dass du Teil einer recht traurigen Familienkonstellation bist ist nicht dein Verschulden und es ist auch nicht deinen Verantwortung, deinen Eltern zu einem anderen Leben zu verhelfen. Du kannst sie unterstützen dabei, aber nur, wenn sie selbst das auch wollen. Sonst ist es aussichtslos.

Ich möchte dir gern einen Buchtipp geben. Es ist eines der besten Bücher, dass ich je gelesen habe, und es wird dich in deiner Situation sicher ansprechen.

Schloss aus Glas von Jeanette Walsh!

LiebeGrüßeChrisTine

Hallo,

Ich habe aber auch schon gehört, dass es so etwas wie einen
„halben Autismus“ geben soll - wie der Mediziner das genau
nennt, weiß ich nicht. Du hast sicherlich schon von
autistische Menschen gehört, die ihre Umwelt nicht bzw. nur
emotionslos wahrnehmen. Nun gibt es wohl auch Fälle, bei denen
das nicht komplett so ist. Diese Menschen erscheinen (fast)
normal, nur im Verhalten - insbesondere im Sozialverhalten -
weichen sie von der Norm ab.

Ich vermute, du meinst das Asperger Syndrom.

http://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom

Gruß

Samira

Hallo Samira,

Ich vermute, du meinst das Asperger Syndrom.

http://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom

das habe ich auch vermutet. Und hierfür ist das beschriebene Verhalten zumindest nicht typisch, eher noch für Angststörungen - wennauch natürlich keine „Ferndiagnose“ möglich ist.

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

ich kenne einzeln lebende Menschen, die ähnlich drauf sind - auch nicht dumm, aber sozial sehr isoliert und mit einem gewissen Verfolgungswahn.
Was Du beschreibst, kommt mir vor, wie eine Ehe zwischen zwei solcher Menschen.

Wäre sehr unwahrscheinlich, aber schließlich nicht unmöglich.

Vielleicht kannst Du ja mit der Einsicht, dass Deine Eltern eben Probleme haben mit der Welt und ein bißchen sonderlich sind, sie besuchen und sie dabei nicht übermäßig ernst nehmen - so, wie man die alte Oma besucht, die immer die gleichen Geschichten wieder erzählt. Man nickt und staunt immerwieder (tut halt so) damit Oma glücklich ist - ich kann nicht einschätzen, ob das bei den eigenen Eltern möglich ist, das mußt Du entscheiden.

Aber laß Dich nicht verunsichern von den seltsamen Ansichten Deiner Eltern.
Hilfreich bei der Beurteilung wäre übrigens zu Wissen, was Deine Eltern studiert haben und wie der berufliche Werdegang in etwa war (also ob überhaupt Arbeit eine Zeitlang oder gleich garnicht).

Gruß, Hovke

Hallo Carolyn! Ich finde es unglaublich, daß 4 Kinder „in Obhut“ genommen werden, nur weil`s am Geld fehlt! Ein herber Schlag für die Eltern, die müssen ja sich unglücklich zeigen, abgesehen davon, daß „die Umwelt“ wegen Unkenntnis der Sachlage sie „schneiden“.
Kosten;4 Kinder im Heim, sind pro Monat. 4 mal 3000- DM sind 1200.- DM
Wäre es nicht besser gewesen, der Familie finanziell „unter die Arme zu greifen“?? Ich sehe da auch keine Verwahrlosung…Gruß Erika

Hallo ihr Wissende! Ich habs selbstbemerkt, meinen Rechenfehler:
3000,-DM mal 4 (Kinder) sind 12 000.- Dm pro Monat.
Gruß von Erika-Renate