Das Gedicht findest Du im obigen Link „Singe, wem Gesang gegeben
in dem deutschen Dichterwald
Das ist Freude, das ist Leben
wenn’s von allen Zweigen schallt
Nicht an wenig stolze Namen
ist die Liederkunst gebannt
ausgestreuet ist der Samen
über alles deutsche Land“
verstehe den Spruch so, dass singen soll, wers kann - und bleiben lassen, wers nicht kann - macht Sinn und ich halte mich daran (Gesang nicht gegeben, pfeifen kann ich passabel).
Könnte mir vorstellen, dass es diesen Spruch schon als Sprichwort gab, ehe er musiklalisch verwertet wurde.
Zu Zeiten, als in Gasthäusern noch keine Musikanlagen standen, auch nicht immer Musikanten zugegen waren, wurde sicher nach ein paar Schoppen gern selbst gesungen - vor mehr oder weniger erbauten Zuhörern.
Bekannte Knabenchöre sind der Leipziger Thomanerchor, die
Regensburger Domspatzen und die Wiener Sängerknaben.
vor 2 Wochen kam ich zufällig in den Dom zu Regensburg, als gerade die nächste Generation feierlich eingeführt wurde - an die 60 Buben und 5 Mädchen. Jetzt dürfen wir’s derwarten, ob demnächst die Domspatzen und Domspätzinnen auftreten.
Und wie machen’s die Wiener? Kriegen wir dann die Knäbinnen?
da Spatz (zumindest regional) ein Synonym für den Penis ist, könnte man für die die weiblichen Chormitglieder der Domspatzen doch ein ähnliches, mehrdeutiges Wort aus dem animalischen Bereich suchen. Dommuschis wäre wohl möglich, verleitet aber durch das doppelte -mm- zur falschen Lesart und Aussprache, nämlich starke Betonung auf einem kurzen, offen o wie bei Sommerhose. Dompussys klingt zu sehr nach Anglizismus - da fällt mir nur noch Domschnecke ein.
Wenn man sich nicht auf tierisches Vokabular beschränkt, könnte man auch Domspalten nehmen. Das hört sich außerdem sehr euphonisch an: Domspatzen und Domspalten.
Für ein weibliches Pendant zu Dom-/Sängerknaben ist mir nichts eingefallen.
Ach nee! „Spatz in der Hand“ kriegt da aber eine ganz andere
Bedeutung.
Hallo Hannes,
mir ist diese Bedeutung von ‚Spatz‘ noch aus meiner Kindheit bekannt. Angewandt wird (oder wurde) sie meines Wissens auch nur auf das Genital von vorpubertären Knaben - in diesem Zusammenhang als ausgesprochen ‚salonfähiger‘ Ausdruck. Im ‚Grimm‘ findet man diese Bedeutung (noch?) nicht, aber im Duden.
Speziell Dich möchte ich zusätzlich auf eine altehrwürdige Tradition dieser Doppelbedeutung verweisen. Niklas Holzberg verweist in seiner Catull-Monografie (ISBN 9783406485312 Buch anschauen) auf Martials Epigramm 11.6 („Da nunc basia, sed Catulliana: quae si tot fuerint quot ille dixit, donabo tibi Passerem Catulli.“) und erörtert mögliche Bedeutungen des passer catulli - u.a. ob mit dem Geschenk dieses ‚Sperlings‘ dem Knaben Dindymus eine pedicatio angeboten wird.
Zugunsten dieser Deutung führt Holzberg an:
„Vögel wurden im Altertum oft als Phallussymbol verwendet, und das griechische Wort für den Sperling, der als besonders lasziv galt, konnte dem Zeugnis des Grammatikers Festus (2. Jh. n. Chr.) zufolge auch „Penis“ bedeuten (p. 410 Lindsay). Das gilt noch heute für das italienische passero […]
Diese Vieldeutigkeit des passer Catulli sollte man berücksichtigen, wenn man Catulls c. 2 liest …“
… und in der Tat wird mit dieser Lesart aus Catulls harmlos-idyllischem Text
Passer, deliciae meae puellae,
quicum ludere, quem in sinu tenere,
cui primum digitum dare appetenti
et acres solet incitare morsus …
da Spatz (zumindest regional) ein Synonym für den Penis ist
Und ich Naivling dachte immer:
die Domspatzen heissen so, weil das Zwitschern der Vögelchen als Bild für die hohen Knabenstimmen herhalten muss.
Aben ich bin wohl gut entschuldigt: in der Schweizer Mundart kennt man den Spatz als Synonym für den Schniedelwutz kaum.
Zumal «Spatz» auch schon der populäre Name für zwei Gerichte ist: Fleischrouladen und Gemüsesuppe mit Siedfleisch …