Ach nee! „Spatz in der Hand“ kriegt da aber eine ganz andere
Bedeutung.
Hallo Hannes,
mir ist diese Bedeutung von ‚Spatz‘ noch aus meiner Kindheit bekannt. Angewandt wird (oder wurde) sie meines Wissens auch nur auf das Genital von vorpubertären Knaben - in diesem Zusammenhang als ausgesprochen ‚salonfähiger‘ Ausdruck. Im ‚Grimm‘ findet man diese Bedeutung (noch?) nicht, aber im Duden.
Speziell Dich möchte ich zusätzlich auf eine altehrwürdige Tradition dieser Doppelbedeutung verweisen. Niklas Holzberg verweist in seiner Catull-Monografie (ISBN 9783406485312 Buch anschauen) auf Martials Epigramm 11.6 („Da nunc basia, sed Catulliana: quae si tot fuerint quot ille dixit, donabo tibi Passerem Catulli.“) und erörtert mögliche Bedeutungen des passer catulli - u.a. ob mit dem Geschenk dieses ‚Sperlings‘ dem Knaben Dindymus eine pedicatio angeboten wird.
Zugunsten dieser Deutung führt Holzberg an:
„Vögel wurden im Altertum oft als Phallussymbol verwendet, und das griechische Wort für den Sperling, der als besonders lasziv galt, konnte dem Zeugnis des Grammatikers Festus (2. Jh. n. Chr.) zufolge auch „Penis“ bedeuten (p. 410 Lindsay). Das gilt noch heute für das italienische passero […]
Diese Vieldeutigkeit des passer Catulli sollte man berücksichtigen, wenn man Catulls c. 2 liest …“
… und in der Tat wird mit dieser Lesart aus Catulls harmlos-idyllischem Text
Passer, deliciae meae puellae,
quicum ludere, quem in sinu tenere,
cui primum digitum dare appetenti
et acres solet incitare morsus …
eine saftige und höchst amüsante Schweinigelei …
Freundliche Grüße,
Ralf