Der Teufel und das Tao 
Hallo Marlene,
habe den Link verfolgt und kann Dir dazu folgendes sagen:
Wenn DU das für Dich innerhalb Deiner Empfindungen als Deinen
Lebensgrund betrachtest, so wird es sicher auch wirklich der
Sinn Deines Lebens sein, na klar,
du setzt - wie es viele tun - voraus, dass der Sinn des Lebens ein subjektiver sein muss. Dann wird die Antwort auf die Frage natürlich notwendigerweise auch eine subjektive sein. Meine Antwort auf die Frage war allerdings so gemeint, dass das Lernen der kleinste gemeinsame Nenner ALLER subjektiven Antworten ist. Und wenn man diese Antwort einmal SO liest, dann ist auch dein Einwand:
aber dieser Dein Sinn des Lebens wäre für mich höchstens der Anfang unzähliger Fragen,
denn:
„Ich lebe, um zu lernen“
Doch - wofür soll ich denn lernen?
obsolet. Denn die Frage nach dem Sinn kann man natürlich als Frage nach einem Ziel (wofür? wozu?) beantworten, aber dann bleibt die Antwort im Subjektiven stecken, was unter anderem zu den vielen Missverständnissen zwischen den Diskutanden über das Thema führt.
Allein die Frage, die du als „Anfang unzähliger Fragen“, die ja auch Fragen sind, benennst, zeigt, dass meine Antwort die allgemeinste Antwort ist, nämlich die, dass der Sinn eben nicht im Antworten, sondern im Fragen besteht.
Um mir nette 76 Jahre in meinen eigenen vier Wänden mit meiner
kleinen Familie zu machen und dann ebenso unspektakulär wieder
zu verschwinden?
Also wenn das alles sein soll, wozu dann lernen, wenn man am
Ende gar nichts davon hat, ausser vieleicht materielle Güter
im Leben?
Das genau manifestiert das Missverständnis, das mit der Frage nach dem Sinn des Lebens leider immer verbunden ist, nämlich mit dem Missverständnis, dass die Sinnsuche etwas „finden“ muss, dass die Sinnfrage „beantwortet“ werden muss. Das ist nämlich keineswegs zwingend. Und wenn man den Sinn nicht in einem Wozu sucht, weil das eben mit großen Irrtümern verbunden ist (gerade das von dir genannte Familien-Idyll ist ja so trügerisch, weil man sich davon die Lösung aller Probleme versprechen könnte), sondern die Sinnfrage vorverlagert in den Bereich des Fragens, dann ist - beinahe taoistisch - nicht das Ziel der Sinn, sondern der Weg selbst, der Weg des Fragens, das „Wie“.
Deine Wozu-Frage verfehlt also gerade das, was ich mit meiner Antwort ausdrücken wollte. Deine Vorwürfe treffen also keineswegs meine Antwort oder gar mich selbst, sondern sie zeigen, dass du mit einem Vorverständnis (einem Vor-Urteil) an die Sache herangehst, die der Sache nicht gerecht wird, sondern in deinem Subjekt gründet.
Für mich wäre das keine befriedigende Antwort, sondern
höchstens der Beginn einer Weltschmerz-Depression, weil mir
dann die eigentliche Sinnlosigkeit wieder mal vor Augen
geführt würde…
Das ist die Konsequenz, die du ziehen musst, wenn du die von mir gegebene Antwort so verstehen möchtest, wie du sie verstehst.
Aber schön für Dich, wenn Du Dich damit zufrieden geben
kannst, denn meine Kopfschmerzen hast Du sicher nicht!
Schmerzen lassen sich ja bekanntlich schlecht vergleichen, aber mir scheint die Ursache deiner Schmerzen zumindest erschließbar zu sein. Denn wer eine Frage falsch versteht, kommt natürlich auch allzuleicht zu falschen Antworten.
Es ist aus meiner Sicht also gerade umgekehrt, nämlich so, dass du dich mit deinem Verständnis der Sinnfrage zufriedengibst - was dann zu deinen Kopfschmerzen führt, für die ich dich bedauere.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
BTW: Kann es sein, dass du dich als Esoterikerin verstehst? Deine Emailadresse scheint darauf hinzuweisen. Dann würde mich deine (positive?) Sicht der Dinge einmal interessieren.