Hallo Avera!
Gerade heute zu Weihnachten war ich auf dem Friedhof, da habe ich auf einmal gewusst, angeregt durch Deine Frage, was ich für eine Meinung zu dem Thema habe.
Schon zu Lebzeiten will ich eigentlich meine Ruhe vor den Massen haben, lebe zurückgezogen im Wald, habe ausgewählte Freundschaften, Beziehung und Kind.
Die große Gemeinschaft war mir schon in der Schule ein Greuel, die Dorfgemeinschaft, die Gesellschaft ist es heute noch.
Nun wurde mir heute klar, dass ich auf keinen Fall im Tode dann doch mit „denen“ zusammensein will.
Die Friedwälder kenne ich aus England, ein schöner Gedanke.Ich hoffe, das setzt sich auch hier breiter durch.
Ansonsten habe ich schon vor langer Zeit aus einem Gefühl heraus dafür gesort, dass, sollte ich „vorzeitig“ sterben, eine enge Freundin an meine Asche kommen wird, sei es, dass sie sie einfach aus der Urne nimmt, und ihr den Ort im Wald gezeigt, wo diese Asche dann hingestreut werden soll.
Zumindest In Österreich scheint das zu gehen, organisatorisch,wenn auch nicht rechtlich, aber letzteres ist für uns irrelevant.
Da meine Generation, die 60er, und jene, die danach kamen ja zunehmend individualistisch sind- im Vergleich zu älteren Generationen- könnte ich mir grundsätzlich vorstellen, dass die Entwicklung in Richtung weg vom Friedhofszwang und hin zu auch hier mehr Individualität gehen könnte.Wenn auch das eine Weile dauern kann.
Grundsätzlich denke ich aber, dass jenseits von all diesen Ebenen der Person und des Egos auf seelischer Ebene dringend eine Auseinandersetzung mit dem Tod und eine Integration des Todes ins Leben ansteht.
Sehr dringend.
Das ist das eigentlich wichtige Thema, aus dessen Integration sich viele sekundäre Themen automatisch lösen und entwickeln würden.
Würden wir uns mit unserem Tod nur mehr anfreunden können, wie viel lebendiger könnte dann wohl unser Leben sein.
Es wäre spannend, wahrlich sehr spannend, welche Loslass- und Bestattungsriten sich daraus dann entwickeln und wiederfinden würden.
Jetzt ist Weihnachten, ein Fest der Geburt, sei es des Christus, oder der Sonne, und doch ist in dieser Geburt schon wieder der Keim des Todes enthalten.
So wie es anders nicht sein kann.
Ich wünsche uns allen, dass wir lernen mögen, das zu begrüßen!
Viele Grüße!
Anja