Das „Sins Of A Solar Empire“ kostet mittlerweile ja nur noch
10 Euro.
Nun weiß ich nicht so recht, wo ich das Spiel hinstecken soll.
Ist das jetzt mehr so eine Kriegs-Simulation wie - sag ich mal
- die „Empire - Total War“ Reihe?
Oder kann man es eher in die Sparte „Civilization“ stecken?
Weil ich würde gerne ein Spiel spielen, welches nicht Primär
auf Kampf und Eroberung ausgelegt ist, sondern auch (oder
besonders) auf Erforschung, Entdeckung, Resourcen-Förderung
(Handel weniger gern) und vor allen Dingen Forschung.
Kann mir da jemand wohl kurz sagen, on welche Richtung das
Spiel läuft?
SOSE hat Ähnlichkeiten sowohl mit Total War (ist allerdings etwas vielseitiger) als auch mit Civilisation (hat allerdings nicht dessen Spieltiefe und ist auch deutlich stärker kriegerisch ausgerichtet als Civ). Die meisten Ähnlichkeiten allerdings hat es mit Titeln wie Command & Conquer oder Empire Earth, denn es beruht letztlich auf einem Spielprinzip, das man schon dutzendfach gesehen hat und das im Kern wie folgt funktioniert:
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Man errichte einige Gebäude (hier: Raumstationen) zum Ressourcensammeln, Forschen, Verteidigen und Einheiten-produzieren;
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Man erforsche neue Technologien, um noch besser Ressourcen sammeln, verteidigen und Einheiten produzieren zu können;
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Man produziere reichlich Einheiten (hier: kleine, nicht ganz so kleine, und etwas größere Raumschiffe) und bilde aus diesen einen möglichst großen Haufen;
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Man suche mit diesem Haufen ein geeignetes Nachbarterritorium (hier: Planet/Asteroid) auf und vernichte, was nicht die eigene Farbe hat;
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Wiederhole Schritt 1-4;
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Man treffe geeignete Vorkehrungen (bestehend aus Schritten 1-4 in beliebieger Kombination), damit weder der Gegner noch das allgegenwärtige Piratenpack seinerseits Schritt 1-4 durchführt.
Was SOSE diesem Gerüst an Extras hinzufügt, ist überschaubar:
Die taktischen Möglichkeiten im Gefecht sind beschränkt. Geländevorteile, die man sich zu Nutze machen könnte, gibt es im Weltraum naturgemäß nicht (es sei denn, man sieht es als „Geländevorteil“, dass ein Planet erst umkreist werden muß, bevor der eigene Haufen die gegnerischen Stationen auf seiner Rückseite zerlegen kann). Auch das Kampfverhalten läßt keine größeren taktischen Winkelzüge zu. Treffen zwei Haufen aufeinander, fliegen Sie automatisch aufeinander zu (und zwar jedes Schiff für sich; Formationen sind nicht vorgesehen), bis sie in Waffenreichweite sind, verharren dann an Ort und Stelle und feuern so lange aufeinander, bis ein Haufen komplett vernichtet ist oder die Flucht ergriffen hat. Etwas anderes ist auch kaum möglich, denn sämtliche Schiffe sind so behäbig, dass an schnelle Positionswechsel nicht zu denken ist. Schnell und wendig sind lediglich die (mikroskopisch winzigen) Kampfflieger der Trägerschiffe und Raumstationen - die allerdings machen, einmal gestartet, ihren Job vollautomatisch; der Spieler kann ihnen lediglich manuell Ziele zu weisen (wenn er die Geduld dazu hat). Überhaupt läuft vieles automatisch. So setzen beispielsweise die Großkampfschiffe ihre Spezialfähigkeiten selbständig ein, solange man ihnen das nicht ausdrücklich verbietet.
Im übrigen stellen sich viele der zahlreichen Handlungsmöglichkeiten des Spiels in der Praxis als eher unspektakulär heraus. So kann man z.B.
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Planeten erforschen (man drücke dazu einen grünen Knopf und warte, bis eine Ansage oder Textnachricht das Ergebnis des Abenteuers verkündet);
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die Logistikstruktur eines Planeten ausbauen (man drücke einen anderen grünen Knopf und - genau: nichts und. Aber wer mag, darf bei größeren Planeten den Knopf auch zwei- oder dreimal drücken);
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die eigene Kultur verbreiten (man baue eine lange dünne Raumstation - nachdem man sie erforscht hat, natürlich);
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Ressourcen von fremden Planeten stehlen (man baue eine dicke fette Raumstation);
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zwischen eigenen Planeten Handel treiben (man baue große runde Raumstationen - und zwar mindestens zwei);
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einen Planeten befestigen (man baue ganz viele Raumstationen (Geschützplattformen, Schutzschilde und Kampffliegerhangars - zusätzlich kann man auch noch einen dritten grünen Knopf drücken);
Ebenso profan ist der sogar auf der Packung hevorgehobene stufenlose Zoom „von Metern zu Lichtjahren“, denn Planeten sind nun einmal (nur) bunt und rund und das sind sie sowohl auf der größten (dort allerdings ggf. bildfüllend) als auch der kleinsten (dort in Erbsengröße; allerdings sind sie dann nicht mehr allein) Zoomstufe. Die raumbelebenden Gegenstände (Stationen, Schiffe) werden in der größten Zoomstufe (natürlich) als 3D-Modelle, danach als Symbole und schließlich als Strichlisten - sortiert nach Freund und Feind - dargestellt.
Mit dem 3D ist das auch so eine Sache. Selbstverständlich stellt SOSE die Welt in 3D-Modellen dar und natürlich kann auch die Planetenkarte wild rotiert und nach Belieben von allen Seiten betrachtet werden. Nur - das Spielgeschehen findet nichtsdestotrotz in der Ebene statt: die Planeten sind nur zwei-, nicht dreidimensional angeordnet - wie Städte auf einer Landkarte. Und selbst die 3D-Welt unmittelbar im Planetenumfeld findest ausschließlich zweidimensional in der Äquatorialebene statt. Nur zum Feuern stapeln sich die Raumschiffe auch schon mal übereinander, wenn es in der Ebene zu voll wird.
Grafisch übrigens kann SOSE mit Titeln wie X3 Reunion nicht mithalten.
Insgesamt gesehen muß man SOSE nicht haben, wenn man Command & Conquer, Empire Earth und/oder irgendeinen anderen ähnlichen Titel gesehen und sich dabei nicht mehr als ordentlich unterhalten gefühlt hat. Wer allerdings schon beim bloßen Gedanken an einen der erwähnten Titel Speichelfluß hat, der hat sicher auch Spaß an SOSE.