Sintflut im Schwarzen Meer

Hallo,

im Religionsbrett bin ich auf diese Frage gekommen, finde aber, dass sie als Teil einer Religionsfrage besser hier aufgehoben ist, da es um naturwissenschaftliche Möglichkeiten geht. (Es geht mir hier nicht um die Sicht der Religion.)

Es gibt die Hypothese, dass das schwarze Meer vor 7500 Jahren schlagartig durch Wasser aus dem Mittelmeer „aufgefüllt" wurde. Der Wasserspiegel soll in kurzer Zeit um mehr als 100 Meter gestiegen sein.

http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heft

http://www.sueddeutsche.de/wissen/vor-jahren-der-was

http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut#Wassereinbruch…

Ich habe dazu mal gerechnet. Einige der Ausgangszahlen sind geschätzt, dennoch ändern sie an den Dimensionen des ERgebnisses nichts.

Das schwarze Meer hat eine Fläche von ungefähr 400.000 km², diese wären um 100 Meter aufzufüllen. Somit werden 40.000 km³ Wasser aus dem Mittelmeer benötigt.

Zum Vergleich: Der Amazonas führt im Mittel 6500 km³ Wasser pro Jahr.
Wenn das Ganze innerhalb eines Jahres passiert sein soll, dann ist die sechsfache Wassermenge des Amazonas in das schwarze Meer eingeflossen. Und das durch den „engen“ Bosporus!

Selbst wenn ich 10 Jahre ansetze oder einen Anstieg von nur 10 Metern (ob das Ereignis dann noch als die Sintflut im Gedächtnis geblieben ist, wage ich zu bezweifeln) dann bin ich immer noch bei 2/3 der Wassermenge des Amazonas.

Beiderseits vom Bosporus scheint das Land anzusteigen. Wie sollen diese Wassermassen durch das Profil des Bosporus-Einschnittes gepasst haben? Anzunehmen ist ja auch, dass der Wasserstand des Mittelmeeres nicht wesentlich höher als jetzt gewesen sein kann.

Gruß
Jörg Zabel

Hallo Joerg,

im Religionsbrett bin ich auf diese Frage gekommen, finde
aber, dass sie als Teil einer Religionsfrage besser hier
aufgehoben ist, da es um naturwissenschaftliche Möglichkeiten
geht. (Es geht mir hier nicht um die Sicht der Religion.)

mir geht erst recht nicht um die Religion, aber die Flutung des Schwarzen Meeres wird ja durchaus auch ohne direkten religiösen Aspekt diskutiert.

Es gibt die Hypothese, dass das schwarze Meer vor 7500 Jahren
schlagartig durch Wasser aus dem Mittelmeer „aufgefüllt"
wurde. Der Wasserspiegel soll in kurzer Zeit um mehr als 100
Meter gestiegen sein.

Wenn du das Kaspische Meer betrachtest, das würde bei einer Verbindung zum Schwarzen Meer ähnlich brutal geflutet.

Das Mittelmeer wurde mehrfach vom Atlantik abgeschnittten und wieder verbunden=geflutet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut#Wassereinbruch…
hwarze_Meer

Das ist ein Link zum Allgemeinwissen.

Ich habe dazu mal gerechnet. Einige der Ausgangszahlen sind
geschätzt, dennoch ändern sie an den Dimensionen des
ERgebnisses nichts.

Das schwarze Meer hat eine Fläche von ungefähr 400.000 km²,
diese wären um 100 Meter aufzufüllen. Somit werden 40.000 km³
Wasser aus dem Mittelmeer benötigt.

Zum Vergleich: Der Amazonas führt im Mittel 6500 km³ Wasser
pro Jahr.

Wenn das Ganze innerhalb eines Jahres passiert sein soll,
dann ist die sechsfache Wassermenge des Amazonas in das
schwarze Meer eingeflossen. Und das durch den „engen“
Bosporus!

Du scheinst keinen rechten Blick für Dimensionen zu haben. Was ist schon die sechsfache Wassermenge des Amazonas?

Selbst wenn ich 10 Jahre ansetze oder einen Anstieg von nur
10 Metern (ob das Ereignis dann noch als die Sintflut im
Gedächtnis geblieben ist, wage ich zu bezweifeln) dann bin ich
immer noch bei 2/3 der Wassermenge des Amazonas.

Der Amazonas fließt ja in Nähe der Mündung realativ langsam. Ein Gebigsbach mit starkem Gefälle zeigt die Möglichkeiten auf. Wenn du die Höhe der Niagagafälle mit der Wassermenge des Amazonas kombinierst, dann kommen wir auf vernünftige Größenordnungen.

Gruß, Zoelomat

Hallo Zoelomat,

Wenn du das Kaspische Meer betrachtest, das würde bei einer
Verbindung zum Schwarzen Meer ähnlich brutal geflutet.

Stimmt. Hier würde das Wasser aber über „Flachland“ fliessen, d. h. in großer Breite.

Das Mittelmeer wurde mehrfach vom Atlantik abgeschnittten und
wieder verbunden=geflutet.

Unbestritten. Ich bestreite auch nicht, daß das beim schwarzen Meer geschehen ist. Einzige Möglichkeit (ausser den ins Meer mündenden Flüssen) wäre der Bosporus.

Du scheinst keinen rechten Blick für Dimensionen zu haben.
Was ist schon die sechsfache Wassermenge des Amazonas?

Für den Einbruch eines Meeres in eine Senke ist das natürlich nicht viel. Nur muß dieses Wasser durch den Bosporus fließen. Dieser ist zwischen 0,7 und 2,5 km breit. Und derzeit nur zwischen 36 und 124 m tief. Da müsste das ganze Wasser durch.

Der Amazonas fließt ja in Nähe der Mündung realativ langsam.
Ein Gebigsbach mit starkem Gefälle zeigt die Möglichkeiten
auf. Wenn du die Höhe der Niagagafälle mit der Wassermenge des
Amazonas kombinierst, dann kommen wir auf vernünftige
Größenordnungen.

Eben. Und passt das in das Profil des Bosporus? Wie schnell hätte das Wasser fliessen müssen? Sowas sollte Spuren an den Ufern und auf dem Grund hinterlassen. Gibt es diese? (Ich streite hier nicht ab, daß der Spiegel des schwarzen Meeres sich stark verändert hat.)

Gruß
Jörg Zabel

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Hallo Jörg,

Für den Einbruch eines Meeres in eine Senke ist das natürlich
nicht viel. Nur muß dieses Wasser durch den Bosporus fließen.
Dieser ist zwischen 0,7 und 2,5 km breit. Und derzeit nur
zwischen 36 und 124 m tief. Da müsste das ganze Wasser durch.

ich glaube, da liegt dein Denkfehler.
Jetzt, wo alles ruhig ist stimmen diese Werte.

Aber wenn solche Wassermassen heranrollen, dann folgen daraus zwangsläufig in der Umgebung verherende Überschwemmungen und dann ist der Durchlass auch entsprechen breiter und tiefer.
Wenn die Flut abklingt geht dann alles wieder auf diese Normalwerte zurück.

Gruß
Lawrence

Hallo,
ich kann (und will) dazu keine Berechnungen anstellen, aber ein Vergleich mit dem Amazonas scheint mir hier völlig sinnlos.

Der Amazonas ist im Mündungsgebiet zwar auch nicht ganz flach, aber doch deutlich flacher als der Bosporus, so dass der Querschnitt des "Wasserstrahls unter Umständen schon geringer ist.

Noch wichtiger scheint mir die Frage des Gefälles. Der Amazonas drückt sein Wasser ja im Grunde gegen eine fast gleich hohe Seewasserwand. Mit einer wohl eher geringen Geschwindigkeit (Wikipedia sagt nichts dazu :wink:).
Der Druck vom Quellgebiet wird durch Mäander, Uferwälder und Fließwiederstand gebremst.

Beim Durchbruch durch das Marmarameer würde das Wasser aber zunächst fast widerstandslos herausschießen können, also mit einem Vielfachen er Fließgeschwindigkeit des Amazonas.

Gruß
Werner

Hallo Lawrence,

auch wenn meine Ungläubigkeit möglicherweise lästig wird:

Aber wenn solche Wassermassen heranrollen, dann folgen daraus
zwangsläufig in der Umgebung verherende Überschwemmungen und
dann ist der Durchlass auch entsprechen breiter und tiefer.

Schon klar. Das Wasser muß ja irgendwie durch, wenn die Hypothese plausibel sein soll.

Wenn die Flut abklingt geht dann alles wieder auf diese
Normalwerte zurück.

Wenn das so ist, dann müssten Geologen die Spuren dieses Ereignisses links und rechts vom Bosporus erkennen können.

An beiden Ufers steigt das Land aber an, das zeigen schon im Inernet verfügbare Fotos. Diese Erhebungen wurden doch nicht später aufgeschüttet. (Ich glaube daß die Einwirkung von Erdbeben ausgeschlossen werden kann - das müsste zwischen diesem Ereignis und dem Beginn der Geschichtsschreibung passiert sein.)
Der Spiegel des Mittelmeeres kann auch nicht wesentlich höher gewesen sein als heute.

Damit bleibt nur noch der Weg „nach unten“. Bis in welche Tiefe müsste der angenommene Wasserlauf den Bosporus ausgeschürft haben? Die Folge wäre eine starke Sedimentschicht am Grund des Bosporus. Gibt es dafür Nachweise? Außerdem hätten die Ufer des angenommenen Wasserlaufes relativ steil sein müssen, vielleicht sogar senkrecht nach unten.
Welchen Querschnitt hätte der genannte Wasserlauf haben müssen?

Ich denke schon, daß ein Wassereinbruch des Mittelmeeres in das schwarze Meer gewesen sein könnte, aber nicht in einer Stärke, um im gesamten Schwarzmeergebiet ein sintflutartiges Ereignis auszulösen.

Gruß
Jörg Zabel

1 Like

Hallo,

Beim Durchbruch durch das Marmarameer würde das Wasser aber
zunächst fast widerstandslos herausschießen können, also mit
einem Vielfachen er Fließgeschwindigkeit des Amazonas.

Richtig.
Wie groß müsste die Fließgeschwindigkeit gewesen sein?
Wäre diese errechnete Geschwindigkeit plausibel? Bei 30 km Länge und 150 m Höhenunterschied wäre das Gefälle 5 Promille.

Gruß
Jörg Zabel

Es gibt die Hypothese, dass das schwarze Meer vor 7500 Jahren
schlagartig durch Wasser aus dem Mittelmeer „aufgefüllt"
wurde. Der Wasserspiegel soll in kurzer Zeit um mehr als 100
Meter gestiegen sein.

Davon abgesehen, dass diese Theorie sehr kontrovers diskutiert (und momentan wohl eher abgelehnt) wird, geht die biblische Sintflut mit großer Sicherheit nicht auf dieses Ereignis zurück. Ältere Versionen der Geschichte deuten eher auf eine Strumflut hin:

Sumerische Sintflut:

„Alle vernichtenden Winde (und) Stürme kamen,
Der Flutsturm überschwemmte die großen Städte.
Als der Flutsturm das Land 7 Tage und 7 Nächte überschwemmt
Und der zerstörende Orkan das Großschiff in den hohen Fluten umhergeschleudert hatte,
Brach die Sonne durch und beleuchtete Erde und Himmel.“

Atrachasis-Epos:

"Das Aussehen des Wetters verwandelte sich,
Adad brüllte (?) in den Wolken.
Sobald (?) er Adads Stimme vernahm,
Brachte man ihm Lehm zum Verschließen seiner Tür.
Als er seine Tür verschlossen hatte,
Brüllte (?) Adad (wiederum) in den Wolken.
Als der Sturm zu wüten begann,
Riß er die Trosse heraus und ließ das Boot treiben…

Für sieben Tage und sieben Nächte
Kam die Flut, der Sturm …"

Gilgamesch-Epos:

"Kaum daß ein Schimmer des Morgens graute,
Stieg schon auf von der Himmelsgründung schwarzes Gewölk.
In ihm drin donnert Adad [Wettergott],
Vor ihm her ziehen Schullat und Chanisch [Götterherolde].
Über Berg und Land als Herolde ziehen sie.

Eragal [Unterweltsgott] reißt den Schiffspfahl heraus,
Ninurta geht, läßt das Wasserbecken ausströmen,
Die Anunnaki hoben Fackeln empor,
Mit ihrem grausen Glanz das Land zu entflammen.
Die Himmel überfiel wegen Adad Beklommenheit,
jegliches Helle in Düster verwandelnd;
Das Land, das weite, zerbrach wie ein Topf.
Einen Tag lang wehte der Südsturm…,
Eilte dreinzublasen, die Berge ins Wasser zu tauchen,
Wie ein Kampf zu überkommen die Menschen.
Nicht sieht einer den andern,
Nicht erkennbar sind die Menschen im Regen."

Und auch die biblische Sintflut spricht eher für ein meteorologisches Ereignis:

„Im 600. Jahre des Lebens Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tage des Monats, an diesem Tage brachen auf alle Quellen der großen Tiefe, und die Fenster des Himmels taten sich auf.
Und der Regen fiel auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte.“

Wahrscheinlich geht es in all diesen Sintflutgeschichten nicht um ein singuläres Ereignis, sondern um eine Plage, die immer wieder über die Menschen hereinbricht. So ziemlich jede sesshafte Kultur war von verheerenden Überschwemmungen betroffen. Deshalb ist es kein Wunder, dass sowas immer wieder in ähnlicher Form überliefert und in die jeweiligen kulturellen und religiösen Vorstellungen eingeordnet wurde.