Hallo Strubbel,
die bayern können doch so reden, wie sie wollen. aber
personen, welche hochdeutsch sprechen müssen(und solche mit
sprachausbildung) sollten „reines“ hochdeutsch sprechen. und
da hat die version „ist gestanden“ nichts zu suchen. ich
monierte ja unlängst auch die unsitte der tagesschausprecher,
viele wörter „rheinländisch“ zu betonen und nicht auf
hochdeutsch.
Also weißt du, ich finde diesen ganzen Beitrag schon etwas daneben. Hast du denn die Beiträge vorher nicht gelesen oder warum ignorierst du die vorgebrachten Argumente:
- es gibt keine Autorität, die festlegen kann und darf, was gute deutsche Grammatik ist. Sie ist ein Gebilde der Übereinkunft, das aus der mehrheitlichen Praxis gebildeter Sprecher und Schreiber resultiert.
- Der Zweifelsfälle-Duden und der Grammatik-Duden nehmen keine Wertung vor: nördlich des Mains „hat gesessen“ und südlich des Mains „ist gesessen“. Letzteres wird in keinem einschlägigen deutschen Wörterbuch mehr als „falsch“ markiert.
- In Süddeutschland wird im Schulunterricht „ist gesessen“ gelehrt, auch im Gymnasium nicht moniert.
Ich wage zu behaupten, dass außer Germanisten nur sehr wenige Sprecher sich dessen bewusst sind, dass sie, wenn sie „ich habe/bin gesessen“ sagen, damit eine von zwei regional markierten Möglichkeiten wählen.
Du forderst „reines Hochdeutsch“ von in den Medien exponierten Leuten. Wie soll das Hochdeutsch denn aussehen? Beinhaltet es fegen/kehren, Bogen/Bögen, benutzen/benützen, Karotten/Möhren, Kamin/Schornstein, Tischler/Schreiner usw. usf.? Willst du dir im Ernst bei jedem Wort, das keine allgemein verbreitete hochdeutsche Alternative hat, überlegen, in welcher Region genau es vorkommt und ob es zu den Varianten gehört, die Konrad Duden dereinst als richtig auswählte?
Da bist du der Zeit aber weit hinterher. Heute arbeiten die Sprachwissenschaftler eher beschreibend als normierend. Ich sage es noch einmal: was in einer großen überregionalen Tageszeitung wie der Süddeutschen steht, muss genauso als richtig und hoffähig gelten wie das, was in der FAZ und Zeit steht. Nicht jede einzelne Formulierung, aber das, was da immer wieder steht und offensichtlich von den Machern und Lesern als richtig angesehen wird. In Thomas’ Ausführungen über die Entstehung des Hochdeutschen steht das deutlich drin:
„Konrad Duden kam aus Norddeutschland, daran mag es wohl liegen, dass häufiger die ‚norddeutschen‘ Formen zur Norm erklärt wurden und das Süddeutsche eher etwas zu kurz kam.“
Dazu noch einmal Uschis höchst richtige Einwendung: es gibt keine staatlich sanktionierte Autorität, die Aussprache und Grammatik festlegen kann. Die Regeln entstehen durch Übereinkunft. Die Rechtschreibregeln hingegen sind offiziell festgelegt und werden nahezu (mit Ausnahme von wenigen Zugeständnissen an Österreich und die Schweiz) einheitlich unterrichtet. Du kannst eventuell auch noch fordern, dass in Fernsehen und Radio die dort beschäftigten Leute die Bühnenaussprache benutzen sollen, auch wenn ich das für eine unsinnige Forderung halte, aber du kannst den Leuten ihre Wortwahl und Grammatik nicht bis in diese Details hinein vorschreiben.
Entschuldige, aber solche Äußerungen wie die deinen hier rufen bei uns das Bild des arrogenten „Nordeutschen“ (stark verallgemeinerte geographische Zuordnung) hervor. „Hat gesessen“ ist nicht irgendein Fehler, den man in unserem Dialekt halt macht (wie der Kartoffe’ und der Schokolad’), den man umgangssprachlich tolerieren kann, aber nicht in öffentlichen Situationen, sondern das ist südlich des Mains Standard!
den süddeutschen gruß empfinde ich als religiöse belästigung.
Ich bin Agnostiker, schon immer gewesen, und mich stört auch öfter, wie viel Einfluss die Kirche bei uns noch hat, aber das ist aus unserer Kultur eben nicht wegzudenken. Stört es dich auch, wenn jemand „ach Gottchen, oh Gott, um Gottes/Himmels willen, hilf Himmel“ usw. sagt und vermeidest du es konsequent? Hier heißt es nun einmal „grüß Gott“ und die Witze darüber haben einen ziemlichen Bart.
ein kluger mann sagte einmal: die bayern werden gott nie
grüßen, so wie sie schon hitler nicht heilen konnten.
das war vor langer zeit zwischen münchener putschversuch und
machtergreifung 1933 und eher satirisch und nicht als angriff
auf dich gemünzt.
Aber dadurch, dass du das in diesem Zusammenhang vorbringst, wirkt es halt dennoch kränkend. Natürlich ist es satirisch und ziemlich witzig, aber in dieser Diskussion stört es.
ich meine, auch berliner und meinetwegen sachsen werden zu
einwandfreiem deutsch angehalten, so sollte das auch für
süddeutschland gelten.
meine tante war im selben fach wie du tätig. dort wurde sehr
darauf geachtet, daß keine regionalvarianten der deutschen
sprache gelehrt wurden(herder-institut).
Alles siehe oben. Wir werden in der Schule angehalten, nicht Durscht und Wurscht zu sagen und Erdapfel, Schwammerl oder watschen, aber es heißt „heute früh, Samstag, Fasching, Knödel, dreiviertel acht und hat gesessen“. Und das ist hochdeutsch. Genauso wie ein Berliner lernt, nicht Schrippe zu schreiben, aber die Bulette wird man ihm lassen.
zumal für mich noch dazukommt, daß dieses „süddeutsch“:o) erst
seit dem 3.10.2001 so toleriert wird.
Da stehe ich völlig auf dem Schlauch, was meinst du damit?
Grüße
Susi