Sitzen

Hallo Susi,

im Deutschunterricht für Ausländer sind solche „Kabbeleien“ - -ig oder -ich, Kemie, Kchemie, Chemie, Schemie, etc. - nur verwirrende Haarspaltereien.

Letzteres hat doch keinerlei Dialektwert und ist nicht „auch“ akzeptiert, sondern südliche Standardaussprache

Ich muss gestehen, dass dieser Terminus mir neu ist. Aber wenn er so eingeführt wurde und so gebraucht wird, kann man damit sicher manche Kabbeleien zwischen „Südschweden“ und „Nordschweizern“ umgehen.
An solchen beteilige ich mich aber nie als Kombattant, sondern stets nur als Beobachter und Kommentator.

Oder willst du uns tumbe Toren ein wenich trietzen?

Wie jemand auf so eine Vermutung kommen kann, ist mir völlig unverständlich.

Auch von mir: Nachdenkliche Grüße
Fritz

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Das Land Baden-Württemberg
und seine Bewohnen nehmen das gelassen.

Darum werben sie auch für sich selbst:

„Mir kennat älles, außer Hochdeitsch!“

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

Letzteres hat doch keinerlei Dialektwert und ist nicht „auch“ akzeptiert, sondern südliche Standardaussprache

Ich muss gestehen, dass dieser Terminus mir neu ist. Aber wenn
er so eingeführt wurde und so gebraucht wird, kann man damit
sicher manche Kabbeleien zwischen „Südschweden“ und
„Nordschweizern“ umgehen.

Natürlich ist das kein „eingeführter Terminus“ (leider), sondern eine spontan gebildete freie Kombination von Begriffen, mit der ich verdeutlichen wollte, dass der gebildete süddeutsche (und wohl auch österreichische, Schweizer) Sprecher, wenn er sich seines besten Hochdeutschs befleißigt, weil er z.B. seine Antrittsvorlesung hält, aller Voraussicht nach (wenn er nicht gerade einen Kurs in Bühnenaussprache absolviert hat) König statt Könich und Kemie statt Chemie sagen wird.

Oder willst du uns tumbe Toren ein wenich trietzen?

Wie jemand auf so eine Vermutung kommen kann, ist mir völlig
unverständlich.

Das war der flapsige Versuch, meiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen (dabei stand ich wohl durchaus noch unter dem Einfluss der Verärgerung, die die Beiträge von Thomas und Strubbel bei mir ausgelöst haben). Ich habe, bevor ich mich hier beteiligt habe, mehrere Beiträge von dir gelesen und alle ohne Ausnahme waren wohlüberlegt und sachlich fundiert. Nun den König von dir in einen Topf geworfen zu bekommen mit wech, Weech, Durscht und Wurscht erschien mir deutlich unter deinem Niveau (dort gepflegte Sprache - hier deutlicher Dialekt). Daher nahm ich an, dass du uns ein bisschen aufziehen wolltest, weil du Uschis und meine Reaktion für übertrieben empfindlich gehalten hattest, aber sicher war ich mir doch nicht, daher diese scherzhafte Frage.

Was mich aber erschüttert hat, ist die starke Verärgerung, die ich aus deinem letzten Satz heraushöre. Nachdem ich jetzt einen Tag lang gegrübelt habe, womit ich mir solchen Unmut zugezogen habe, bin ich auf eure Diskussion über das Plattdeutsche auf dem Dialektbrett gestoßen und kann dich jetzt besser verstehen.

Ich hatte in keinster Weise vor, mich hier gleich mit einem Paukenschlag einzuführen, muss aber sagen, dass einige Formulierungen in dieser Diskussion hier auch etwas unsensibel waren (nicht deine), dazu werde ich direkt schreiben.

Viele Grüße
Susi

Hallo Strubbel,

die bayern können doch so reden, wie sie wollen. aber
personen, welche hochdeutsch sprechen müssen(und solche mit
sprachausbildung) sollten „reines“ hochdeutsch sprechen. und
da hat die version „ist gestanden“ nichts zu suchen. ich
monierte ja unlängst auch die unsitte der tagesschausprecher,
viele wörter „rheinländisch“ zu betonen und nicht auf
hochdeutsch.

Also weißt du, ich finde diesen ganzen Beitrag schon etwas daneben. Hast du denn die Beiträge vorher nicht gelesen oder warum ignorierst du die vorgebrachten Argumente:

  • es gibt keine Autorität, die festlegen kann und darf, was gute deutsche Grammatik ist. Sie ist ein Gebilde der Übereinkunft, das aus der mehrheitlichen Praxis gebildeter Sprecher und Schreiber resultiert.
  • Der Zweifelsfälle-Duden und der Grammatik-Duden nehmen keine Wertung vor: nördlich des Mains „hat gesessen“ und südlich des Mains „ist gesessen“. Letzteres wird in keinem einschlägigen deutschen Wörterbuch mehr als „falsch“ markiert.
  • In Süddeutschland wird im Schulunterricht „ist gesessen“ gelehrt, auch im Gymnasium nicht moniert.

Ich wage zu behaupten, dass außer Germanisten nur sehr wenige Sprecher sich dessen bewusst sind, dass sie, wenn sie „ich habe/bin gesessen“ sagen, damit eine von zwei regional markierten Möglichkeiten wählen.

Du forderst „reines Hochdeutsch“ von in den Medien exponierten Leuten. Wie soll das Hochdeutsch denn aussehen? Beinhaltet es fegen/kehren, Bogen/Bögen, benutzen/benützen, Karotten/Möhren, Kamin/Schornstein, Tischler/Schreiner usw. usf.? Willst du dir im Ernst bei jedem Wort, das keine allgemein verbreitete hochdeutsche Alternative hat, überlegen, in welcher Region genau es vorkommt und ob es zu den Varianten gehört, die Konrad Duden dereinst als richtig auswählte?

Da bist du der Zeit aber weit hinterher. Heute arbeiten die Sprachwissenschaftler eher beschreibend als normierend. Ich sage es noch einmal: was in einer großen überregionalen Tageszeitung wie der Süddeutschen steht, muss genauso als richtig und hoffähig gelten wie das, was in der FAZ und Zeit steht. Nicht jede einzelne Formulierung, aber das, was da immer wieder steht und offensichtlich von den Machern und Lesern als richtig angesehen wird. In Thomas’ Ausführungen über die Entstehung des Hochdeutschen steht das deutlich drin:

„Konrad Duden kam aus Norddeutschland, daran mag es wohl liegen, dass häufiger die ‚norddeutschen‘ Formen zur Norm erklärt wurden und das Süddeutsche eher etwas zu kurz kam.“

Dazu noch einmal Uschis höchst richtige Einwendung: es gibt keine staatlich sanktionierte Autorität, die Aussprache und Grammatik festlegen kann. Die Regeln entstehen durch Übereinkunft. Die Rechtschreibregeln hingegen sind offiziell festgelegt und werden nahezu (mit Ausnahme von wenigen Zugeständnissen an Österreich und die Schweiz) einheitlich unterrichtet. Du kannst eventuell auch noch fordern, dass in Fernsehen und Radio die dort beschäftigten Leute die Bühnenaussprache benutzen sollen, auch wenn ich das für eine unsinnige Forderung halte, aber du kannst den Leuten ihre Wortwahl und Grammatik nicht bis in diese Details hinein vorschreiben.

Entschuldige, aber solche Äußerungen wie die deinen hier rufen bei uns das Bild des arrogenten „Nordeutschen“ (stark verallgemeinerte geographische Zuordnung) hervor. „Hat gesessen“ ist nicht irgendein Fehler, den man in unserem Dialekt halt macht (wie der Kartoffe’ und der Schokolad’), den man umgangssprachlich tolerieren kann, aber nicht in öffentlichen Situationen, sondern das ist südlich des Mains Standard!

den süddeutschen gruß empfinde ich als religiöse belästigung.

Ich bin Agnostiker, schon immer gewesen, und mich stört auch öfter, wie viel Einfluss die Kirche bei uns noch hat, aber das ist aus unserer Kultur eben nicht wegzudenken. Stört es dich auch, wenn jemand „ach Gottchen, oh Gott, um Gottes/Himmels willen, hilf Himmel“ usw. sagt und vermeidest du es konsequent? Hier heißt es nun einmal „grüß Gott“ und die Witze darüber haben einen ziemlichen Bart.

ein kluger mann sagte einmal: die bayern werden gott nie
grüßen, so wie sie schon hitler nicht heilen konnten.
das war vor langer zeit zwischen münchener putschversuch und
machtergreifung 1933 und eher satirisch und nicht als angriff
auf dich gemünzt.

Aber dadurch, dass du das in diesem Zusammenhang vorbringst, wirkt es halt dennoch kränkend. Natürlich ist es satirisch und ziemlich witzig, aber in dieser Diskussion stört es.

ich meine, auch berliner und meinetwegen sachsen werden zu
einwandfreiem deutsch angehalten, so sollte das auch für
süddeutschland gelten.
meine tante war im selben fach wie du tätig. dort wurde sehr
darauf geachtet, daß keine regionalvarianten der deutschen
sprache gelehrt wurden(herder-institut).

Alles siehe oben. Wir werden in der Schule angehalten, nicht Durscht und Wurscht zu sagen und Erdapfel, Schwammerl oder watschen, aber es heißt „heute früh, Samstag, Fasching, Knödel, dreiviertel acht und hat gesessen“. Und das ist hochdeutsch. Genauso wie ein Berliner lernt, nicht Schrippe zu schreiben, aber die Bulette wird man ihm lassen.

zumal für mich noch dazukommt, daß dieses „süddeutsch“:o) erst
seit dem 3.10.2001 so toleriert wird.

Da stehe ich völlig auf dem Schlauch, was meinst du damit?

Grüße
Susi

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ups!

zumal für mich noch dazukommt, daß dieses „süddeutsch“:o) erst
seit dem 3.10.1990so toleriert wird.

Da stehe ich völlig auf dem Schlauch, was meinst du damit?

hi susi,

ganz einfach, ich schussel habe 2001 statt 1990 geschreiben, merke das aber erst jetzt.soll heißen, daß diese regel der toleriung dieses falles über nacht für mein einzugsgebiet galt.

nach deiner logik soll es dann aber auch hochdeutsch sein, wenn der berliner sagt: „weißt du noch, wo wir im kino waren?“ oder der rheinländer:" geh doch zu hause!" oder „wir gehen nach aldi“.
nach deiner argumentation können wir das hochdeutsche ganz sein lassen.
wie gesagt, im dialekt kann jeder so reden, „er ist der, wo mich liebt“(schwabe), aber im hochdeutschen, zumal von personen des öffentlichen lebens, speziell nachrichtensprecher, erwarte ich mehr.

cu

strubbel

Hallo Strubbel,

ganz einfach, ich schussel habe 2001 statt 1990 geschreiben,
merke das aber erst jetzt.soll heißen, daß diese regel der
toleriung dieses falles über nacht für mein einzugsgebiet
galt.

Aha!

nach deiner logik soll es dann aber auch hochdeutsch sein,
wenn der berliner sagt: „weißt du noch, wo wir im kino waren?“
oder der rheinländer:" geh doch zu hause!" oder „wir gehen
nach aldi“.
nach deiner argumentation können wir das hochdeutsche ganz
sein lassen.
wie gesagt, im dialekt kann jeder so reden, „er ist der, wo
mich liebt“(schwabe), aber im hochdeutschen, zumal von
personen des öffentlichen lebens, speziell
nachrichtensprecher, erwarte ich mehr.

Agnh!! Nein, so habe ich nicht argumentiert, oder willst du behaupten, dass die von dir genannten Beispiele in überregionalen großen Tageszeitungen zu finden sind? Wir können das Hochdeutsche nicht vergessen, es hat sich wissenschaftlich nur seit Konrad Duden ein bisschen getan. Und ganz unabhängig davon ist Deutsch eine lebende Sprache und damit Wandlungen unterworfen.
Herrschaftzeiten! Du hast doch absichtlich meine Beispiele überlesen, um dann mit solchen Dialektausdrücken zu argumentieren! Weißt du, ich finde das unsachlich.

Grüße
Susi

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untröstlich
Lieber Strubbel,

ich brauche jetzt dringend deinen fachmännischen Rat. Was, schlägst du vor, soll ich jetzt den Menschen empfehlen, die bei mir Deutsch gelernt haben? Unter ihnen befinden sich z.B. ein Vorstandsmitglied des größten Rückversicherungskonzerns, die Geschäftsführer mehrerer internationaler Unternehmen, ein Vertreter der World Bank und unzählige so genannte Expatriates, die ausgerechnet München als Arbeits- und Wohnsitz in Deutschland gewählt haben.

Das falsche (bayerische) Deutsch, das sie bei mir gelernt haben, wird Ihnen doch jetzt sicher schaden, nicht wahr? Soll ich dem Versicherungsvorstand nun vielleicht empfehlen, er möge sich, bevor er irgendwo etwas öffentlich verlauten lässt, vergewissern, dass da kein norddeutscher Mensch im Raum ist, der ihn sofort als armes Opfer unqualifizierten Sprachtrainings bloßstellen könnte? Und wie mach ich es den Geschäftsführern dieser internationalen Unternehmen klar, sie mögen sich doch bei Gesprächen mit deutschen Geschäftspartnern wieder lieber auf Englisch verständigen, da sie sich mit dem Deutsch, das sie bei mir gelernt haben, nur als bayerische Dumpfdödel unsäglich blamieren werden?

Strubbel, hilf mir! Ich hab eine Idee: ich werde diesen Leuten vorschlagen, bei dir einen Nachbesserungskurs in „reinem Hochdeutsch“ zu nehmen! Dafür bräuchte ich aber doch einige Referenzen von dir, die dich als didaktisch, methodisch und fachlich kompetent ausweisen. Ohne Referenzen oder persönliche Empfehlungen kommt man an diese Leute nämlich normalerweise nicht ran. Also, schick mir bitte deine Zeugnisse, damit ich den Schaden, den ich angerichtet habe, wieder wenigstens ein bisschen gutmachen kann.

Vielen Dank im Voraus

Zerknirschte Grüße
Uschi

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