Hallo auch an Dich.
Das Gerät besteht aus 3 Teilen. Ein Ausfall eines Teils führt dazu, dass das ganze Gerät nicht funktioniert. Die Einsatzdauer beträgt 5 Jahre.
Wir haben 3 Opportunities pro Gerät.
Es soll die Ausfallrate pro Jahr und Gerät berechnet werden.
Unter der Annahme, dass die Ausfallraten nicht korrelliert sind mit dem Einsatzjahr und gleichverteilt sind.
Das wäre eine schöne Aufgabe für einen MBB, wenn jetzt noch die Verteilung der Fehlerwahrscheinlichkeit berechnet werden müsste, wie es in der Realität meist ist.
Folgende Daten sind gegeben.
Anzahl Geräte im Einsatz: 5000
Teil 1: beobachtete Defekte für Jahr 1 = 10
Teil 2: beobachtete Defekte für Jahr 1 = 20
Teil 3: beobachtete Defekte für Jahr 1 = 100 (dieses Teil fällt häufig aus)
Welches Teil wie viel ist relativ wurscht, wir haben 5000 Geräte x 3 Opportunities = 15k Opps.
Wir haben 130/15000 defect per opportunity.
Das sind 8667dpmo. Soweit waren wir schon.
Auch die 3,88 Sigma kommen hin.
Meine Fragen lauten nun:
A) Ich habe eine Ausfallrate von 2,6% (130 / 5000), oder 130 defekte Teile.
Voorrrrrrsicht!
So geht das mal garnicht!
Erstens wissen wir nicht, wie stark die Ausfälle der Komponenten korrelliert sind.
Denn es wäre durchaus möglich, dass in der Tat nur 100 Geräte defekt sind und man somit eine Ausfallrate von nur 2% hätte!
Zweitens haben dpmo und dpu (defects per unit) nicht viel miteinander zu tun.
Denke Dir mal ein Auto, was einige hunderttausend defect opportunities hat, selbst bei einer Six Sigma Qualität könnte theoretisch eine dpu von nahezu 100% vorherrschen!
;Mit 8667/1.000.000*5.000 komme ich aber nur auf 43,3 defekte Teile, bei nachweislich 130 beobachteten Defekten. Das macht für mich so keinen Sinn…
Nichts durcheinander würfeln, dann löst sich auch die Verwirrung auf.
Du müsstest jetzt einfach mit 3 multiplizieren, damit Du wieder bei Defects per Opportunity und nicht mehr bei Defects per Unit bist. Und 43,3 * 3 = … na? 
Trotzdem rate ich davon ab, Units und Opportunities in irgend einer auch noch so abstrakt gearteten Form gleichzusetzen, da straft Dich die Praxis sofort Lügen, und das ist weder für Dich noch für Dein Projekt gut.
B) Sollten die verschiedenen Opportunities nicht multipliziert in die Rechnung eingehen, z.B. mit (10/5.000)*(20/5.000)*(100/5.000)? Da ja jeder einzelne Defekt einen Totalausfall hervorruft? Wie würde man das machen?
Wenn Du dpu berechnen willst, aber dann fehlt in Deiner Rechnung noch der Korrelationskoeffizient, da die 3 Teile ja wie gesagt miteinander korrelliert sein können.
Praktisches Beispiel: Defekter Kühler führt zu überhitzter CPU -> CPU-Fehler mit Kühlerfehler sind häufiger als CPU-Fehler „einfach so“.
C) Wenn ich nun eine DPMO habe (die ich auf meine tatsächliche Stückzahl umrechnen möchte); für welchen Zeitraum sind die „gültig“? XY fehlerhafte Teile pro Jahr oder pro…?
Das hängt davon ab, wie die Opportunity definiert ist.
In der Praxis kann eine Opportunity entweder „einmalig“ sein ( Produktionsfehler ) oder sich auf Intervalle beziehen, z.B. Verschleiß bei jeder Jahresinspektion.
Bei Computern hingegen hat man Opportunities schnell im Nanosekundenbereich.
D) Und zu guter Letzt: Mit SixSigma (1,5 Shift) gibt es pro 1Mio. Teile 3,4 Fehler bei 6Sigma.
Vorsicht. Six Sigma und der Shift haben nichts miteinander zu tun. Der Shift ist lediglich eine Reduktion der zu erwartenden Langzeitperformanz, wenn man nur Kurzzeitmessungen tätigen konnte.
Dieser Wert ist heuristisch und basiert auf Erfahrungen. Mathematisch beweisen kann man ihn nicht.
Nicht alle Prozesse weisen diesen Shift auf.
Ohne Shift pro 1Mrd. Teile 0,5 Fehler. Ist das richtig?
Eigentlich ist es anders herum, wenn wir kurzzeitig Six Sigma erreicht haben, was in der Realität ziemlich utopisch ist, dann läuft der Prozess oft nur auf langfristigen 4,5 Sigma, was immer noch ne ganze Menge ist. Reale, nicht kontrollierte Prozesse laufen oft unter 2 Sigma.
Langzeit Six Sigma Performanz mit einer gemessenen 7,5 Capability habe ich noch nirgends erlebt und die angeblichen Märchen von 13 Sigma in der Luftfahrtindustrie sind auch genau das: Märchen. Selbst dort ist man mit 5 Sigma am höchsten der Gefühle.
h2h und Gruß,
Michael