Skifliegen - Landung im Flachen = Tod?

Hallo, liebe wer-weiss-was-Gemeinde,
den gleichen Artikel habe ich schon bei „Sport“ hineingestellt. Dort stellte sich heraus,dass Physiker meine Frage eher beantworten können als Sportinteressierte.
Meine Frau und ich schauten gestern das Skifliegen in Vikersund. Es wurden erhebliche Weiten bisher erzielt (246,5 m = Weltrekord).
Wir stellen uns jetzt die Frage: Wenn ein Skiflieger bei dieser Schanze so weit fliegt, dass er im absolut flachen Auslaufbereich landet, ist er dann nur verletzt oder überlebt er den Sprung nicht?
Meine Frau meint, dass er sich nur ein paar Beine bricht, ich meine, dass das kein Flieger überlebt.
Die Schanze hat eine Höhendifferenz (Schanzentisch bis Kalkulationspunkt) von gut 100 Meter. Bis zum ganz Flachem kommen noch ein paar Meter dazu.
M. E. wäre eine Landung im Flachen ebenso, als wenn jemand aus 100 Meter Höhe senkrecht auf eine Fläche platten Schnees springt. Und das überlebt man normalerweise nicht.
In unsere Disskussion hat sich auch meine Tochter eingeschaltet, die die Theorie meiner Frau unterstützt.
Jetzt stehe ich ganz allein da mit meiner Meinung und erhoffe von euch ein paar unterstützende (und vielleicht auch erklärende) Worte.
Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag!
Euer Stefan

Hallo!

Man kann sich die Bewegung des Skifliegers vorstellen, als wäre sie in zwei Bewegungen zerlegt: Eine senkrechte und eine waagrechte. Stark vereinfacht würde man sagen, dass der Skispringer sich in der Horizontalen mit konstanter Geschwindigkeit bewegt (nämlich seiner Absprunggeschwindigkeit) und dass er in vertikaler Richtung einfach im freien Fall nach unten stürzt. Die Horizontalbewegung ist für die Knochen des Skifliegers wurst. Die Vertikalbewegung … naja, 100m freier Fall überlebt niemand.

Allerdings ist diese Überlegung so unvollständig: Die Bewegung in horizontaler Richtung wird mit der Zeit abgebremst (durch den Luftwiderstand), die Bewegung in vertikaler Richtung auch. Der erstere Effekt ist unerwünscht, der zweitere sehr erwünscht. Deswegen legen sich die Skispringer praktisch waagrecht in die Luft und halten die Skier zur Seite, damit sie in senkrechter Richtung einen möglichst großen und in waagrechter Richtung einen möglichst kleinen Luftwiderstand haben.

Wieviel das ausmacht und ob es den Skiflieger rettet, vermag ich nicht zu sagen. Das hängt von zu vielen Faktoren ab, die wir alle nicht genau genug kennen. Aber ich denke, dass man folgendes sagen kann: Er schafft es auch durch noch so effiziente Körperhaltung bestimmt nicht, seinen Sturz auf die halbe Fallgeschwindigkeit (oder noch weniger) abzubremsen. Das entspräche einer Fallhöhe von 25m statt 100m. Jetzt darfst Du Dir selbst überlegen, wie die Überlebenschancen nach einem Sturz aus 25m Höhe auf festgewalzten Schnee sind.

Michael

Kann man das überhaupt so beurteilen?
Ich wüsste nicht dass Skiflieger höher wie 8 Meter über dem Boden dahinsegeln.

folgendes sagen kann: Er schafft es auch durch noch so
effiziente Körperhaltung bestimmt nicht, seinen Sturz auf die
halbe Fallgeschwindigkeit (oder noch weniger) abzubremsen. …

Doch natürlich, wenn die Schanze gross genug ist. Dazu muss er nicht mal was tun, denn die Bremswirkung wächst stark mit der Geschwindigkeit, daher erreicht auch ein Fallschirmspringer ziemlich schnell eine konstante Endgeschwindigkeit im Bereich 200 km/h. Ein Skispringer mit seinen Skiern als Tragflächen einiges weniger.

Da ein Skiflieger (das ist der Unterschied zum Springen) so einen Anstellwinkel wählt, dass die Fallbeschleunigung umgesetzt wird in waagrechten Vortrieb, erreicht er eine stabile geradlinige Flugbahn schräg nach unten. Er könnte so auch Kilometer weit „fliegen“, wenn nur der Hang lang genug wäre.

Diese theoretischen Einwände ändern aber nichts am Ergebnis: ein Fallschirmspringer wird trotz seiner endlichen Fallgeschwindigkeit beim Aufprall zermatscht, und ein Skiflieger kommt auch viel zu steil auf einer Ebene auf, um zu überleben, das wäre immer noch etwa wie mit hundert gegen eine Wand fahren. Und Knautschzonen hat er keine.

Gruss Reinhard

Hallo

Diese theoretischen Einwände ändern aber nichts am Ergebnis:
ein Fallschirmspringer wird trotz seiner endlichen
Fallgeschwindigkeit beim Aufprall zermatscht, und ein
Skiflieger kommt auch viel zu steil auf einer Ebene auf, um zu
überleben, das wäre immer noch etwa wie mit hundert gegen eine
Wand fahren. Und Knautschzonen hat er keine.

Nur zum Verständnis, meinst du mit „zu steil“ das er eine bessere Chance hätte, wenn seine Horizontalgeschwindigkeit deutlich höher wäre?
Meiner Ansicht nach kann man die vernachlässigen - wenn die vertikale Komponente zu gross wird (und das ist sie bestimmt nach deutlich über 100m Fallstrecke) gibt’s Mus.

Gruß, DW.

Meiner Ansicht nach kann man die vernachlässigen - wenn die
vertikale Komponente zu gross wird (und das ist sie bestimmt
nach deutlich über 100m Fallstrecke) gibt’s Mus.

Hallo,

da hast das alles vollkommen missverstanden. 1. wächst die vertikale Komponente keineswegs immer weiter - spring mal selbst aus dem Flugzeug und du wirst es sehen.

  1. Steht der Springer so schräg zum Fahrtwind, dass auch die horizontale Komponente gleich bleibt.

Beim Skifliegen ergibt sich also, im Unterschied zum Springen, ein Zustand im Gleichgewicht, in dem der Springer schräg nach unten am Hang entlang fliegt. Das ist natürlich deshalb so, weil der Hang in diesem Winkel gebaut ist, wäre aber in freier Umgebung genauso, deshalb kann man auch aus einem Flugzeug heraus Skifliegen, man sollte aber einen entsprechend geeigneten Landeplatz ausgesucht haben.

Man kann bei den ganz grossen Schanzen auch deutlich sehen, dass es so weitergehen könnte, wenn nicht der Hang zu Ende ginge und der Springer aufsetzen muss, bevor der Boden ins Flache übergeht. Dass die Belastung beim Aufsetzen vom Winkel zwischen Flugbahn und Oberfläche abhängt, muss ich hoffentlich nicht auch noch erläutern.

Gruss Reinhard

Moin,

Wir stellen uns jetzt die Frage: Wenn ein Skiflieger bei
dieser Schanze so weit fliegt, dass er im absolut flachen
Auslaufbereich landet, ist er dann nur verletzt oder überlebt
er den Sprung nicht?

diese Frage wurde am Sonntag in der Sendung Kopfball beantwortet.

Gandalf

Ich finde es reichlich geschmacklos, darüber zu diskutieren, ob er sich nur das Genick bricht oder gleich hin ist!
Solange keiner Zahlen hat, wie groß die horizontale und vertikale Geschwindigkeitskomponente in welcher Höhe ist, ist das Ganze primitive Spekuliererei!

Moin,

diese Frage wurde am Sonntag in der Sendung Kopfball
beantwortet.

Naja, „beantwortet“… Leider sind von den 12:39min doch 12:29min Unterhaltung und nur 10 Sekunden Information. Der Aufsprungbereich muss also schräg sein. Wäre er gerade, würden sich die Sportler verletzten. Aha. :wink:

Ich weiß wieder mal, warum ich keinen Fernseher mehr habe. :smile:

J~

Hallo Michael,

der Springer fällt doch aber nicht vertikal sondern schräg. Zudem erreicht er nicht die normale Fallgeschwindigkeit von ca. 198 Km/h, sondern etwa die Hälfte.

Als ich mal mit einem Ex-Skispringer ins Gespräch kam, da sagte der mir, der Aufsprung auf den Hügel käme einer Belastung gleich, wie wenn er daheim vom Tisch springen würde.

Natürlich muss die Belastung bei einem Aufsprung im Flachen weitaus höher sein, aber können die Auswirkungen dann wirklich so gravierend sein?

Gruß
Lawrence

Hallo!

Natürlich muss die Belastung bei einem Aufsprung im Flachen
weitaus höher sein, aber können die Auswirkungen dann wirklich
so gravierend sein?

Ja.

Man kann die Bewegung des Skispringers immer in eine Bewegung senkrecht zum Boden und in eine Bewegung parallel zum Boden zerlegen. Maßgeblich für den Aufprall ist nur die senkrechte Geschwindigkeitskomponente (senkrecht im Sinne von orthogonal, nicht im Sinne von vertikal).

Wenn die Bahnkurve nahezu parallel zum Boden verläuft, kannst Du Dir leicht vorstellen, dass der Aufprall kaum spürbar ist.

Warum können Motorradfahrer bei Rennen immer wieder Stürze bei abartigen Geschwindigkeiten unverletzt überleben, während ein Fahrradfahrer schon schwer verletzt ist, wenn er bei Tempo 30 gegen einen Baum fährt? Antwort: Die Geschwindigkeit des Motorradfahrers ist parallel zum Boden, die Geschwindigkeit des Radfahrers ist senkrecht zum Baum.

Michael

Hallo

der Springer fällt doch aber nicht vertikal sondern schräg.
Zudem erreicht er nicht die normale Fallgeschwindigkeit von
ca. 198 Km/h, sondern etwa die Hälfte.

Wie kommst du darauf, gibt es da Zahlen? Diese 200km/h gelten für die X-Lage eines Fallschirmspringers, ein Skispringer hat zwar die zusätzliche Skifläche und im Idealfall Gegenwind/Auftriebskräfte, dafür aber nicht unbedingt die grösstmögliche Fläache (Arme angelegt, keine weite, flatternde Kleidung). Ich vermute das das nicht für eine Halbierung sorgt (ist aber nur geraten). Ist nach dieser Fallzeit überhaupt schon die Konstantgeschwindigkeit erreicht? Wenn nicht, würde das ganze noch weniger ausmachen…

Als ich mal mit einem Ex-Skispringer ins Gespräch kam, da
sagte der mir, der Aufsprung auf den Hügel käme einer
Belastung gleich, wie wenn er daheim vom Tisch springen würde.

Aber die landen ja im schrägen Teil, weit weg von der Ebene.

Natürlich muss die Belastung bei einem Aufsprung im Flachen
weitaus höher sein, aber können die Auswirkungen dann wirklich
so gravierend sein?

Ich meine ja. Lässt man das ganze drumrum weg, fällt da jemand aus über 100 Meter auf den Boden. Ein bischen Aufwind und Luftwiderstand helfen da nicht.

Gruß, DW.

Hallo,

Ich wüsste nicht dass Skiflieger höher wie 8 Meter über dem
Boden dahinsegeln.

Und? Der Boden zieht sich immer weiter nach unten zurück, je weiter er Schanzenabwärts segelt. Erst beim Aufprall wird er interessant. Den Hang benötigt man nur aus Sicherheitsgründen, man könnte ihn auch bis zum Aufprallort wie eine Stufe formen. Natürlich würde dann niemand mehr dort runterspringen. :smile:
Gruß
loderunner

Moin auch,

zum einen dürfte Genickbruch und hin sein dasselbe bedeuten.

Dann: Warum ist das geschmacklos? Insbesondere Physik lernt der durchschnittlich begabte Mensch am besten anhand nachvollziehbarer Beispiele (aus dem täglichen Leben, könnte ich noch hinzufügen). Durch bloßes Aufmalen unterschiedlich langer Pfeile, die senkrecht aufeinander stehen dürften die wenigsten verstehen, worum es geht.

Ralph

Hallo,

Ich finde es reichlich geschmacklos, darüber zu diskutieren,
ob er sich nur das Genick bricht oder gleich hin ist!

Mit dieser Einstellung gäbe es weder Anschnallgurte noch Airbag noch Helm noch überhaupt eine Sicherheits-fahrgastzelle. Ungefähr die Einstellung der Kirche im Mittelalter.

Tolle Wurst.
Gruß
loderunner

Hab keine Ahnung, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.
Wenn Du wieder nüchtern bist, können wir uns aber gerne darüber unterhalten.

Moin auch,

zum einen dürfte Genickbruch und hin sein dasselbe bedeuten.

Anscheinend nicht, sonst stände es hier nicht.

Dann: Warum ist das geschmacklos? Insbesondere Physik lernt
der durchschnittlich begabte Mensch am besten anhand
nachvollziehbarer Beispiele (aus dem täglichen Leben, könnte
ich noch hinzufügen). Durch bloßes Aufmalen unterschiedlich
langer Pfeile, die senkrecht aufeinander stehen dürften die
wenigsten verstehen, worum es geht.

Ralph

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leser hier so doof sind, die Aussage von Pfeilen nicht zu verstehen.
Wenn man seiner Phantasie aber etwas mehr freien Lauf lässt, käme man auf anschauliche, aus dem täglichen Leben gegriffene, könnte
ich noch hinzufügen, Vergleiche wie: Das entspräche einem Sprung aus 5m Höhe auf eine um 30° geneigte Schneefläche. Die Auswirkungen kann sich jeder selber ausmalen und wenn nicht, dann lässt er es eh besser bleiben.

Manfred

Plonk! (owt)
das darfst Du alleine diskutieren…

1 Like

… beiläufig, hat Einer mal hier reingeschaut ?

http://www.fis-ski.com/data/document/skisprungschanz…

Roland