Sklaverei im Islam: 'menschlicher' als im Westen?

Hallo und Guten Tag,

ein gerne tabuisiertes Thema ist die Sklaverei im Islam, nicht zuletzt weil oft auch prominente schwarze Amerikaner wie Malcolm X oder Muhammad Ali nach ihrer Konversion zum Islam ihre jeweiligen „weißen Sklavennamen“ ablegten und arabisch klingende Namen annahmen. Deshalb wird von islamischer wie von orientalistischer Seite immer betont, ja, auch im islamischen Kulturkreis habe es Sklaverei gegeben, aber sie sei immer „menschlicher“ gewesen als die Sklaverei im Westen, insbesondere als die Sklaverei in Amerika. Aber ist das wirklich so? Wurden Sklaven im Islam wirklich „menschlicher“ behandelt als Sklaven im Westen?

Oder ist das auch wieder nur Propaganda?

Vielen Dank im Voraus für Antworten und Meinugsäußerungen,

Jasper

Bei all den Diskussionen um Sklaverei wird der Umstand übersehen, dass ein Sklave eine Investition war, die sich auszahlen sollte. Eine unmenschliche oder übermäßig grausamen Behandlung (über die prinzipielle Unmenschlichkeit der Sklaverei hinaus) hätte die Investition gefährdet.
Es lag also im ureigenen Interesse des Besitzers, die Arbeitskraft seines Sklavens zu erhalten.

Ich weiß, dass dies als eine höchst unfreundliche Betrachtungsweise erscheint. Aber Sklaverei in Sklavenhaltergesellschaften ist insgesamt höchst unfreundlich, muss aber auch unter volks- oder betriebswirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden.

Im Übrigen gibt es heute noch millionenfache Institutionalisierte Sklaverei: http://www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100621de.html
Auch in Saudi-Arabien soll sie noch üblich sein.

Und im Westen ist sie auch anzutreffen.

Hallo,

Eine unmenschliche oder übermäßig grausamen
Behandlung (über die prinzipielle Unmenschlichkeit der
Sklaverei hinaus) hätte die Investition gefährdet.
Es lag also im ureigenen Interesse des Besitzers, die
Arbeitskraft seines Sklavens zu erhalten.

Die Praxis hat gezeigt, dass es sich leider nicht so verhielt.

1.) Der Sklavenhandel mit Süd- und Nordamerika hat gezeigt, dass es ökonomisch vorteilhaft erwis, Schiffe so vollzustopfen, dass ein Drittel der menschlichen Fracht umkam. Wenn die Ware nur billig genug ist, kann Grausamkeit wirtschaftlich sinnvoll sein

2.) Der Mensch ist kein Homo Oeconomicus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_oeconomicus
Genauso, wie ein betrunkener Mann keinen Vorteil hat, wenn er seine Frau und Kinder verdrischt, so hat ein Sklavenhalter keinen Vorteil, wenn er seine Sklaven schädigt. Grausamkeit und gelegentich Sadismus ist bei Menschen weit verbreitet.

3.) Unmenschlichkeit und Brutalität ist vor allem dort eine Notwendigkeit, wo die Zahl der Sklaven die Zahl der Sklavenhalter merklich übersteigt. Um Aufstände zu verhindern galt es die Sklaven in Furcht zu halten.

Ich tippe mal darauf, dass die Mär vom „besseren“ Sklaventum im Islam auf der gleichen Mär beruht, wie die vom zivilisierten und gebildeten Islam, in dem Muslime, Christen und Juden in Frieden und Harmonie lebten, während im Christlichen Europa das dumbe Barbaren lebten.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos,

ich stimme Dir zu und glaube, daß im Zusammenhang mit absoluter Machtausübung jederzeit alle Spielarten „menschlichen“ Verhaltens möglich sind. Die schlimmsten Auswüchse zeigen Gier und Sadismus.

Im alten Rom z.B. gab es folgende Variante: auf der iberischen Halbinsel befanden sich Silbervorkommen, die von römischen Unternehmern ausgebeutet wurden mit Hilfe von Sklavenarbeit. Diese Sklaven kaufte man billig - es handelte sich meist um von Piraten gefangengenommene Menschen. Sie wurden in die Bergwerke verbracht, wo sie blieben, bis sie starben. Und sie erhielten weder Kleidung noch Nahrung. Sie arbeiteten halt, bis sie verhungerten. Menschlicher Nachschub war billiger zu kaufen als Unterhalt.
Insoweit sind - da sich der Mensch ja nur wenig ändert - Illusionen über „humanen Fortschritt“ m.M. nach nicht angebracht; sobald die Menschenrechte nicht von einer Mehrheit durchgesetzt werden können, könnte es jederzeit ähnliche Entwicklungen geben.

S.I.

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