Sklaverei in der Neuzeit

Hallo ihr Wissenden.

Was mich schon sehr lange interessiert ist:
Wie wurde die Sklaverei der Neuzeit, vor allem auf dem Gebiet der späteren USA eigentlich gerechtfertigt und verteidigt? Moralisch und/oder gesetzlich.

Ich meine, das waren doch alles, zumindest nominell, Christen, die das praktizierten. Da muss es doch zumindest Fragen gegeben haben.

Grüße M.

Ugh.

Ich meine, das waren doch alles, zumindest nominell, Christen […]

http://de.wikipedia.org/wiki/Ham_(Bibel) … der Fluch über Ham liefert eine allerchristlichste Rechtfertigung.

Aga,
CBB

Hallo,

da hat man sich einer ganzen Palette von Rechtfertigungen bedient: Neben der religiösen Begründung, die hier schon genannt wurde, hat man auch behauptet, die Wirtschaft des Südens würde Sklavenarbeit benötigen. Dazu muss man sagen, dass der Süden der USA überwiegend Landwirtschaft als wirtschaftliche Grundlage hatte. Das oftmals freuchte und/oder heiße Klima war für weiße Europäer natürlich nicht angenehm. Daher behauptete man, dass die Schwarzen, die man aus Afrika deportiert hatte und deren Nachkommen mit dem Klima und der schweren Arbeit unter diesen klimatischen Bedigungen besser zurecht kommen würden. (was ja kein Argument dafür ist, warum man ihnen nicht trotzdem ein menschenwürdiges Leben ermöglichen sollte)
Aus der Erfahrung mit Sklaverei entwickelte sich mit der Zeit dann auch der Rassismus, wie wir ihn heute kennen: Um das System zu rechtfertigen, behauptete man, dass „der Neger“ rassisch minderwertig sei und deswegen gerade gut genug, um für den weißen Mann zu schuften.

Interessant: In der Gesamtbilanz hatte die Sklaverei höchst schädliche Auswirkungen auf die Wirtschaft des Südens: Sklavenarbeit war weniger effektiv als die Arbeit, die von zb. Angestellten, aber Freien, geleistet wurde. Weiterhin verhinderte die Sklaverei auch eine Diversifikation der Wirtschaft, was zwar zu einer Spezialisierung auf einige Kulturen, insgesamt aber zu einer riskanten Einseitigkeit in der Wirtschaft führte. Zudem begrenzte die Sklaverei die Zahl der wirtschaftlichen Akteure ganz deutlich im Süden, während die frühindustrielle Wirtschtaft im Norden ständig Arbeitssuchende und Unternehmer anlockte. Im Süden hingegen war der Arbeitsmarkt eben beschränkter, da man ja einen großen Teil der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft auf dem Sklavenmarkt besorgte. Das war für Einwanderer nicht besonders attraktiv, es sei denn sie hatten Kapital und wollten selbst in das Baumwoll- oder Tabakgeschäft einsteigen.
Dies hatte wiederum wirtschaftliche Folgen: Da die Sklaven kein oder nur sehr sehr wenig Geld besaßen, blieb ihre Rolle in der Wirtschaft auf die des Produzenten beschränkt. Die Zahl der Konsumenten im Süden war weitaus geringer als die Gesamtbevölkerung.
Und der vielleicht wichtigste und nachhaltigste Effekt der Sklaverei auf die Wirtschaft war die dem System innewohnende Innovationsarmut. Gerade im 17-20. Jahrhundert entstanden bahnbrechende technische Innovationen nicht an Universitäten und in Labors, sondern in den Werkshallen und auf den Feldern. Diese Fortschritte waren vor allem durch den persönlichen Ansporn des freien Arbeiters bedingt. Sklaven hatten keinen Grund, innovativ zu sein. Sie hätten damit sich selbst geschadet.
Somit hat die Sklaverei über kurz oder lang den Süden vor einer wirtschaftlichen Modernisierung „bewahrt“ und ihn letztendlich in eine dermaßen nachteilige Lage versetzt, dass einerseits die Spannungen mit den nördlichen Nachbarstaaten immer größer wurden, andererseits die Chancen, den 1861 ausgebrochenen Bürgerkrieg zu gewinnen, der ja von den CSA geführt wurde, um die Sklaverei zu bewahren, nicht besonders groß waren.

OT Ham und Leprechaun
Hallo liebe Leute,
als ich dem oben stehen Link folgte, sah ich den Querverweis zur irischen Mythologie und zum Leprechaun. Weiß da jemand mehr? Wenn man „Leprechaun Ham“ googelt kommt nicht brauchbares, deshalb die Frage: Wie kam Ham nach Irland?

Bye
Leo

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Schau mal hier:
George Fitzhugh: Sociology for the southWenn der Übermensch den Untermenschen versklavt, hab…

Wie kommen wohl Menschen auf allen Teilen der Erdkugel? Genau, sie wandern! Ich kann mir vorstellen, dass das im laufe der Völkerwanderung alles so gekommen ist. Deswege stammen die Menschen heute ja auch alle von „Schwarzen“ ab. Z.B. kommen wir ja alle aus dem Fruchtbaren Halbmond *puhh* weiß gerade nicht mehr wo das lag, glaube oberhalb von Afrika!^^ So in etwa!

Manche Menschen werden aber auch verschleppt und müssen sich dann dort nach Freilassung ansiedeln weil sie dort nicht mehr weg kommen oder sich daran gewöhnt haben, in einem neuen Umfeld zu leben!^^

Gruß Black

Hallo Leo,

zu dem Thema steht mir auch keinerlei Bildung im Wege, aber vielleicht hilft ein Analogieschluss weiter:

Die schlechte Nachricht vorweg: Ham kam nicht nach Irland. Mit der Verbreitung des Christentums in Europa sank die Macht der alten Götter, sie verschwanden aber vielerorts nicht komplett, sondern überlebten als Zerrbilder ihrer einstigen Größe. So sagt man auch dem Leprechaun nach, er habe eine Verbindung zu Lug. Und so entstanden Sagen, Mythen und Erzählungen von Gnomen, Wichteln und Heinzelmännchen, denen man allerlei nachsagen konnte. Das gefiel den christlichen Priestern natürlich nicht besonders, und so hat man versucht, den Leprechaun in einen biblischen Kontext einzubinden. Und da der Leprechaun ja einerseits auch als helfender Hausgeist beschrieben wird und andererseits der Fluch über Hams Nachkommen lautete, sie müssten allen Menschen dienen, lag es vielleicht nahe, da einfach eine Verbindung zu ziehen.

So könnte ich mir das vorstellen.

Grüße, Thomas

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Erstmal danke an alle Antworter.

Was mich vor allem interessiert, sind die moralischen Aspekte.
Es gab ja nicht nur die Plantagenbesitzer, die in großem Maßstab Sklaven einsetzten, sondern auch ganz „normale“ Haushalte, die sich einen oder mehrere Sklaven, mehr oder weniger als Diener oder ähnlich leisteten.

Es muss diesen Leuten doch eigentlich klar gewesen sein, dass Sklaverei an sich schon Unrecht ist, noch viel mehr aber, unter welch grausigen Umständen diese Sklaven beschafft wurden.

Hat da niemand nach einem moralischen Deckmantel gesucht? Hat man das einfach so mitgemacht, weil es grad Mode war?
Was haben denn führende Kirchenleute dazu gesagt?
(Die hatten wahrscheinlich auch Sklaven.)

Irgendwie will mir das Ganze nicht in den Kopf.

mfg

  1. die gesamte Gesellschaft war damals rassistisch.
    Der „Weisse“ ™ war die Krone der Schöpfung, und alle anderen waren minderwertig!

  2. Schwarze waren ja auch eigentlich gar keine Menschen. Zumindest nicht solche, denen man „Menschenrechte“ zugestehen musste.

  3. Das ist ausserdem die Göttliche Ordnung.

  4. Was würde denn aus all den armen Negern werden, wenn ihnen die strenge, aber gütige Hand ihrer Herren fehlen würde. Diese Leute sind doch Zivilisationsunfähig… sie würden in die Barbarei fallen

  5. Dis Sklaverei ist ausserdem unbedingt notwendig, um die Weisse Herrenrasse von den ganzen „knechtischen“ Arbeiten zu entlasten und so erst eine wirkliche Freiheit zu ermöglichen. ist denn der fabrikarbeiter, der arme Landarbeiter wirklich frei?
    (Derartiges Orwellsches Neusprech löste übrigens in den Nordstaaten ziemliche Heiterkeit aus)

Man muss ja auch bedenken, dass andere Formen der Unfreiheit wie Leibeigenschaft u.ä. ebenfalls noch bis weit in das 19. Jhdt hinein institutionalisiert waren. Der Gedanke, dass alle menschen gleich und frei sind, ist in der Weltgeschichte ziemlich neu.

Und es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in Europa ein ganzes Volk bzw ganze Volksgruppen auf eine Helotenposition zurückgedrückt werden sollten.

LG
Mike

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Hallo Mike.

Danke für deine Ausführungen.
Sie bringen mich dem Ganzen etwas näher.

Und es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in Europa
ein ganzes Volk bzw ganze Volksgruppen auf eine
Helotenposition zurückgedrückt werden sollten.

Auch das gehört zu dem Komplex, der mir im Kopf herum geht.
Immerhin kann man das vielleicht noch an den psychotischen Ideen einzelner Leute festmachen, die durch bösen Zufall in einflussreiche Positionen gekommen waren.

(Was mir jetzt allerdings auch nicht mehr so sicher erscheint.)

Gruß, Nemo.

  1. Was würde denn aus all den armen Negern werden, wenn ihnen
    die strenge, aber gütige Hand ihrer Herren fehlen würde. Diese
    Leute sind doch Zivilisationsunfähig… sie würden in die
    Barbarei fallen

Und? Eher richtig oder eher falsch?

Dürfte wohl ziemlich falsch sein…