SKS praktische Prüfung

Hi!

Wer von euch hat den SKS gemacht und kann sich noch an seine praktische Prüfung erinnern? Wird da neben Manöver fahren (Boje über Bord unter Motor und Segel, evtl. Ablegen, Anlegen, Segel setzen oder reffen) noch was anderes praxisgemäß geprüft? Ich habe gehört, dass mindestens eine Positionsbestimmung dazu gehört (Peilung ist ja nicht weiter schlimm). Kommt sonst noch was dazu?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

wenn ich die Prüfungsbedingungen richtig im Kopf habe, dann kann der Prüfer letztendlich jede beliebige Frage aus dem SKS Prüfungsumfang fragen. In der Praxis - und ich habe ungefähr 80 Prüflinge in meinem Leben durch die BR bzw. SKS Prüfung gebracht - geht es meistens um so verträumte Fragen „Was ist dass für eine Tonne?“ (sehr beliebt bei kardinalen Zeichen), „Wie stellen Sie fest, ob die Möglichkeit der Gefahr eines Zusammenstosses besteht?“ oder „Suchen Sie sich bitte auf der Karte hier im Seegebiet einen bei den heutigen Bedingungen geeigenten Ankerplatz aus und beschreiben Sie, warum Sie diesen gewählt haben“ (Windrichtung, Wassertiefe, Untergrund, Ankern erlaubt etc…). Peilungen werden auch gerne gemacht, habe auch schon erlebt, dass der Prüfer nach dem Starten des Motors gefragt hat „Angenommen, da würde jetzt blauer Rauch rauskommen: Was ist los und wie reagieren Sie?“
Genause können Knoten ein beliebtes Thema sein. Einmal wurde ein Prüfling vor Kiel Schielksee gefragt, wie er denn den Hafenmeister konkaktieren könnte (über Ukw), und der Prüfer war sehr angetan, als mein Prüfling am Schluß sagte „… und dann stelle ich natürlich auf Kanal 16 zurück.“.

Aber: Nach meiner Erfahrung ist es dem Prüfer am aller wichtigsten - und ich habe noch nie jemanden wegen der „Fragerei“ durchfallen gesehen - dass er das positive Gefühl hat, dass der Prüfling das Schiff und die Mannschaft sicher im Griff hat. Dazu gibt es ein paar Regeln, die der Prüfer nach meiner Erfahrung sehr gerne eingehalten sieht:

  1. Umsichtiges Verhalten, d.h. auch mal nach achtern schauen, immer alles im Blick haben
  2. Seine Leute / die Aufgabenverteilung mit Namen benennen (Nicht: Macht mal die Vorleine los, sondern „Klaus, hol die Vorleine ein“.)
  3. Ggf. Rückfragen zum Vollzug „Klaus, ist die Vorleine jetzt los“, wenn Klaus sich nicht selber meldet
  4. Wer nicht zu tun hat wird auf die Sitzbänke verwiesen, kein wildes Rumgelaufe an Bord
  5. Manöver klar und rechtzeitig ansagen: „Wir machen eine Wende. Alles klar?“ und dann die Rückmeldung der Angesprochenen auch wirklich aufnehmen, bevor es los geht.
  6. Lässig bleiben, auch mal einen Scherz auf den Lippen haben. Die Prüfer haben genug Routine, um einen Schnitzer als „Prüfungsstress“ rauszufiltern, aber sie wollen sicher sein, einen zukünftigen souveränen Schiffsführer vor sich zu haben.
  7. Ganz super kommt es an, wenn der Prüfling bei einem verpatzen Manöver dies selber erkennt „Mist, da habe ich mich verkalkuliert: Jungs, alle mal aufpassen. Ich breche ab, wir fahren das Manöver noch mal. Schoten auf auf Raumschotskurs…“. Doof ist es, wenn der Prüfer Dir das sagen muss ;-((
  8. Und das wichtigste Manöver ohne Frage: Das Mann über Bord Manöver. Spätestens beim zweiten Versuch sollte es klappen, sonst wird es eng. Auch hier gilt: Souveränität und Lässigkeit vor Schnelligkeit in der Prüfung. Ausguck benennen, wenn an Bord noch Chaos herrscht lieber ein paar Schiffslängen länger auf Raumschotskurs ablaufen (max. aber 10-12, sonst keine Sicht mehr), und dann geschmeidig ran…

Hoffe geholfen zu haben…

Viel Erfolg

Moritz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

Moin Heinrich,

wir mußten unter Motor ablegen, aus dem Hafen raus, Maschine abstellen und dann bei viel Wind die Segel hoch. Hatten wir vorher nicht geübt, weil lt. unserem Segellehrer nicht im Lehrplan. Kardinalzeichen: Wie sieht das nachts aus, welche Kennung? Aber stimmt, immer locker bleiben hilft am Meisten.
Götz

Hi!

Nach meiner Erfahrung ist es dem Prüfer am aller
wichtigsten - und ich habe noch nie jemanden wegen der
„Fragerei“ durchfallen gesehen - dass er das positive Gefühl
hat, dass der Prüfling das Schiff und die Mannschaft sicher im
Griff hat.

Klingt eigentlich alles ganz vernünftig. Nur weiß ich von einer Prüfung, wo die Prüflinge reihenweise durchgerasselt sind, weil der Prüfer ein paar nette Fragen gestellt hat, auf die offenbar keiner vorbereitet war (weil man da vielleicht auch nicht so unbedingt dran denkt):

Welchen Tiefgang hat das Schiff? Prüfling wusste das nicht, hat geraten und lag 20 cm zu flach - das war’s.

Welche Höhe hat die Mastspitze über der Wasseroberfläche? Der Prüfling wusste zwar die Masthöhe über Deck, vergaß aber, die Höhe der Bordwand zur Mastlänge zu addieren. Also fehlte ihm ein Meter … und tschüß.

Wie viele Löcher (ja, der Prüfer soll wirklich „Löcher“ gesagt haben) hat das Schiff unterhalb der Wasserlinie? Der Prüfling war natürlich total verdattert, sagte „Keines, sonst würden wir ja sinken“ - und konnte damit seinen Schein vergessen (der Prüfer wollte angeblich was von Wassereinlässen für Spüle, Toilette und Motorkühlung hören als mögliche Gefahrenstellen eines Wassereinbruchs).

Das wurde es mir von jemandem erzählt, der wegen solcher Fragen seine praktische Prüfung wiederholen durfte - und jetzt glücklicherweise bei einem anderen Prüfer landete.

Daher meine Fragen zu „was kann der Prüfer so alles abfragen“.

Grüße
Heinrich

Hallo Heinricht,

also, solche Fragen wie Du sie geschildert hast, habe ich selber nie erlebt. Das muss entweder ein echter Depp von Prüfer gewesen sein, oder der durchgefallene Prüfling hat die Sache ein wenig aufgebauscht, um sein Nichtbestehen zu rechtfertigen. Aber grundsätzlich ist es natürlich auch nicht völlig lebensfremd solche Fragen zu stellen, sind doch alle angesprochenen Punkte (Tiefgang, Masthöhe über Wasser, Rumpfdurchlässe) durchaus interessant für die praktische Seemannschaft. Und man sollte sie - zumindest nach einem vernünftigen Praxis-Ausbildungstörn - auch wissen können, zumindest aber, wo es denn geschrieben steht, nämlich in den Schiffspapieren bzw. -unterlagen. Und das wäre vielleicht auch die Lösung gewesen: Zu sagen „Da muss ich in den Schiffsunterlagen nachsehen“ und diese dann zu holen. Was der Prüfer bei der geschilderten Prüfung - nicht ganz zu Unrecht - bemängelt haben wird ist, dass die Prüflinge auf eine konkrete Frage keine Antwort wussten und sich auch nicht zu helfen wussten - und das genau ist nach meiner Meinung der Kernpunkt einer guten Prüfung, zu erkennen, ob der zukünftige Schiffsführer die nötige Souveränität und Übersicht hat, auch mit solchen Situationen zurecht zu kommen.

Aber, lass Dich nicht entmutigen: Wie gesagt, erlebt habe ich das selber noch nie (auf rund 15 Prüfungstörns), ich habe die Prüfer immer als angenehm und gutwillig erlebt. Dass sie ein bischen Stresssituation an Bord erzeugen wollen, ist normal, denn nur dann zeigt sich, ob der Prüfling wirklich fit ist.

Stay cool :wink:)

Moritz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]