Sohn krank - Schwiegermutter zickt rum

Hallo Ihr Lieben,

ich habe folgendes Problem (sorry, dass die Hintergrundbeschreibung etwas länger ausfällt):

Bei meinem Mann wurde am 11. März 2011 Nierenkrebs diagnostiziert. Mittlerweile hat er drei große OPs hinter sich (Niere/Muttertumor raus; linke/rechte Lunge) und ist nicht nur physisch mitgenommen.

Um ihn zu schonen (vieles Sprechen fällt ihm schwer), habe ich täglich seine Mutter, die weiter weg wohnt, auf den neuesten Stand gebracht. Nach der dritten OP letzte Woche habe ich ihr auch gesagt, sie solle einfach zu ihm fahren, da er bei Besuchsanfragen derzeit ohnehin alles (außer bei mir) verweigert. Das tat sie am Freitag; und mein Mann hat sich auch über den Besuch gefreut. Man muss dazu wissen, dass er recht schnell von seiner Mutter genervt ist, da sie einem leidenschaftlich gerne ihre „Hausmittelchen“ aufdrängt (sie war mal Krankenschwester). Sie kann/will auch nicht akzeptieren, dass Nierenkrebs unheilbar ist.

Ich habe sie daher auch - meine ich - vor dem Besuch gut instruiert (z.B. ihr abgeraten, die von ihr erworbenen „Krebsbücher“ mitzunehmen, ihn nicht nach seiner Krankheit auszufragen etc.).

Ich habe mir eingebildet, dass ich damit die gesamte „Situation“ recht gut im Griff habe.

Gestern habe ich ihr die tägliche „Statusmeldung“ via Telefon durchgegeben. Mein Mann ist psychisch gerade ziemlich am Ende, so dass die Ärzte ihm schon mehrmals einen Psychoonkologen angeraten haben, was ich nur befürworten kann (er lehnte ihn aber bisher ab).

Ich hatte die Hoffnung, dass meine Schwiegermutter mich unterstützte, meinen Mann (der derzeit ausschließlich meine Person als Hilfe sieht) davon zu überzeugen. Statt dessen pflaumte sie mich an, ich solle mit dem Gejammere aufhören, ihrem Sohn ginge es doch gut, sie hielte nichts von Psychologen…und dann legte sie einfach auf!

Ihr „Rumgezicke“ und ihre Konfliktscheu kenne ich jetzt schon 14 Jahre, und es war auch nicht das erste Mal, dass sie einfach aufgelegt hat, aber früher habe ich immer direkt zurückgerufen, um die Situation zu klären. Das tat ich gestern nicht.

Mein Mann weiß nichts von dem Vorfall (soll er auch nicht wissen), und diejenigen, die meine Schwiegermutter (und mich) kennen, raten mir, dass ich mir nicht „antun“ sollte, hinter ihr her zu telefonieren.

Ich wollte bisher meinen Mann UND meine Schwiegermutter schonen, aber ich komme auch an meine Grenzen.

Am liebsten telefonierte ich gar nicht mehr mit ihr. Aber das kann ich ihr und meinem Mann doch nicht antun, oder? In diesem Falle nervte sie täglich mehrmals meinen Mann oder die Krankenschwestern/Ärzte; meinem Mann schlüge es zusätzlich auf das Gemüt zu wissen, dass zwischen seiner Mutter und mir ein Konflikt besteht.

Was soll ich denn jetzt tun? Die „liebe Schwiegertochter spielen“ und einlenken (was eher auch meinem Charakter entspräche, mir aber derzeit auch unendlich viel Kraft abverlangt, die eher meinem Mann zustände) oder sie in der Hoffnung „schmoren lassen“, dass sie mal etwas kapiert?

Ich habe zuvor immer klare Worte gefunden, fungierte schon vor der Erkrankung als Sprachrohr zwischen Mutter und Sohn. Aber ihre Ignoranz (besonders auch mir gegenüber) macht mich gerade total hilflos.

Was tätet Ihr?

Danke für Eure Geduld und viele Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

es tut mir für deinen Mann und dich leid, dass die Erkrankung nun solche Ausmaße gefunden hat. Ich kann sehr gut verstehen, dass deine Schwiegermutter mit ihrer Ignoranz die Nerven zusätzlich belastet.
Jedoch kann ich auch nachvollziehen, dass sie Information haben möchte (ist natürlich besch***, wenn sie dann Krankenschwestern und deinen´Mann bekloppt macht). Wenn sie dich nicht unterstützen möchte, weil sie keinen Sinn darin sieht, kannst du das nicht von ihr verlangen. Dass das die Situation nicht einfacher macht, liest sich eindeutig aus deinem Posting.

Ich würde dir raten: sprich offen zu deinem Mann - das Letzte, was ihr nun vertragen könnt sind Heimlichkeiten. Zumal tatsächlich er und du diejenigen sind, die deine Kraft am Nötigsten haben. Sprich offen zu ihr, dass dir das nicht leicht fällt, und du ihr und deinem Mann zuliebe jedoch die Übermittlerin der Botschaften machst, damit er körperlich geschont wird (dass er sie nicht auf Dauer gut verträgt würde ich ihr wohl nicht erzählen :wink: ) und dass du das auch weiterhin machen würdest - ihm zuguten!

Zu einer Überzeugung zwingen kannst du leider niemanden, auch wenn du dem Sinn dahinter voll entsprichst. In diesem Punkt würde ich auch hier offene Worte zu deinem Mann raten. Dass du in allen Belangen für ihn da bist, seine psychische Belastung durch die Krankheit jedoch nicht gänzlich auffangen kannst und auf jeden Fall mal ein ungezwungenes Gespräch mit dem Psychologen dringend empfiehlst, er müsse das ja nicht weiterführen, aber wenn er es nicht probiert, weiß er nicht, ob es ihm nicht doch im Endeffekt gut tut.

Ich weiß, dass die jetzige Situation alles von euch abverlangt - aber ohne Offenheit verrennt ihr euch - auch was das emotionale angeht.

Ich möchte nochmal kurz aus dem Nähkästchen plaudern: Mein Vater starb im Dezember an Krebs - ging sehr offen mit der Krankheit um. Das half sowohl uns (den Angehörigen), als auch ihm.
Sein bester Freund starb ein Jahr zuvor auch an Krebs. Dieser hatte kein offenes Verhältnis zu Frau und Familie, keiner wusste, wie es ihm wirklich ging, es konnte auch nichts mehr geklärt werden, was persönliche Belange betraf. Das hängt den Hinterbliebenen heute noch nach.
Man kann niemanden zu etwas zwingen, was nicht seiner Natur entspricht, aber mein dringender Rat: sprich offen und ehrlich über deine Ängste und Befindlichkeiten deinem Mann gegenüber. Auch wenn du Angst hast, dass es ihn zusätzlich belasten würde - als dein Mann wird er es vermutlich eh schon wissen, weil er dich einfach kennt. Du musst nicht jedes ungute Telefongespräch erzählen, aber ich würde Direktheit und Offenheit allem anderen vorziehen - nur dann machst du dir keinen Kopf mehr über würde, und hätte, und könnte.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und ganz viel Zeit,

lg, Dany

Hallo Kathleen,

wenn du bisher immer um Klärung bemüht warst, dann kann ich mir vorstellen, das es jetzt für dich schwer ist, deine Schwiegermutter NICHT anzurufen. Vielleicht aber ist das genau das richtige. Es stellen sich zwei Fragen: Was ist mit deinem Schwiegervater? und: Rufst du deine Schwiegermutter an oder sie dich?
Kümmere dich zuerst um DEINE Familie. Du kannst Freunde und Familie informieren, bist aber nicht verpflichtet „Statusmeldungen“ zu versenden. Wenn jemand Interesse an euch hat, dann wird der sich schon melden.
Schau, ob du zusätzliche Hilfe und Unterstützung vor Ort bekommen kannst.

LG Ralf E.

Hallo Ralf,

Kümmere dich zuerst um DEINE Familie. Du kannst Freunde und
Familie informieren, bist aber nicht verpflichtet
„Statusmeldungen“ zu versenden. Wenn jemand Interesse an euch
hat, dann wird der sich schon melden.

Dem stimme ich eigentlich zu.

Jedoch schrieb Kathleen, dass die Schwiegermutter dann im Krankenhaus anruft, mehrmals täglich, und das geht zu Nerven des kranken Mannes :frowning: Das ist die Zwickmühle - sonst würde ich auch empfehlen „lass sie schmoren“. Jedoch Kathleen denkt ja einen Schritt weiter: wenn sie nicht anruft, was macht SchwieMu?

lg, Dany

Hallo Dany,

hm…Kathleen wird ihre Schwiemu nicht unter Kontrolle halten können. Wozu auch? Vielleicht ist das auch ein „Ding“ zwischen Mutter und Sohn. Nicht ungewöhnlich und auch nicht selten.

LG Ralf

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Liebe Kathleen,

Sie kann/will auch nicht
akzeptieren, dass Nierenkrebs unheilbar ist.

Dazu passt doch:

Statt dessen
pflaumte sie mich an, ich solle mit dem Gejammere aufhören,
ihrem Sohn ginge es doch gut, sie hielte nichts von
Psychologen…und dann legte sie einfach auf!

Abgesehen davon, dass viele Menschen eine seltsame „Scheu“ vor Psychologen haben, ist sie offenbar noch nicht in der Lage, sich einzugestehen, dass sie ihren Sohn nicht mit ein paar Hausmittelchen und guten Worten wieder gesundmachen kann. Dass sie „rumzickt“ und dich als hysterisch hinstellt, ist nur ein Schutzmechanismus. So muss sie sich nicht eingestehen, dass sie das alles nicht mehr im Griff hat.

Nun ist es aber nicht deine Aufgabe, ihr dabei zu helfen, mit der Krankheit ihres Sohnes zurechtzukommen. Aber ich fürchte, sie wird erst einsehen, dass eine psychologische Behandlung wichtig ist, wenn dein Mann bereits eingewilligt hat, sich einer solchen zu unterziehen. Mit ihrer Unterstützung dabei, ihn dazu zu überreden, würde ich an deiner Stelle nicht mehr rechnen.

Es tut mir Leid für dich, dass du dich in so einer schweren Zeit auch noch mit solchen „Zickereien“ herumschlagen musst. Allerdings klingt es für mich danach, als ob du ein Mensch wärst, der gerne Harmonie herstellt - du schreibst ja, dass du früher schon als Sprachrohr zwischen Mutter und Sohn fungiert hast. Kann es sein, dass es umso mehr an deinen Nerven zerrt, wenn du deine Schwiegermutter „schmoren“ lässt und dich ständig fragen musst, ob sie gerade im Krankenhaus anruft und Stress macht? Vielleicht wäre es auch leichter für dich, wenn du noch einmal die Kraft aufbringen könntest, den Konflikt auszuräumen. (Auch wenn es alles andere als selbstverständlich ist.)

Nur mal so ein Gedanke: Hat deine Schwiegermutter ein Handy, und ist sie halbwegs technikaffin? Sprich: Kann sie mit SMS was anfangen? Wenn die Telefonate so an deinen Nerven zerren, reicht es vielleicht aus, ihr nur ganz knapp schriftlich Bericht zu erstatten…also wirklich im Sinne von „Statusmeldungen“.

Liebe Grüße,
Pierretta

Hallo Kathleen,

ich denke, du hast dich schon entschieden. Der Impuls, deinen Mann zu schützen und in seinem derzeitigen Zustand der Schwäche für ihn stark zu sein, scheint mir deutlich mächtiger zu sein, als dein Stolz oder die Angst davor, dich auf eine Auseinandersetzung mit deiner Schwiegermutter einzulassen.

Wenn die Alternative heißt, deinem Mann eine zusätzliche Sorge aufzubürden oder selbst die Zähne zusammenzubeißen, machst du auf mich nicht Eindruck, als würdest du es vorziehen, den (vordergründig) für dich einfacheren Weg zu gehen :smile:.

Ich denke aber, du ahnst, dass du in Gefahr bist zu versuchen, die Last der Welt allein auf deine Schultern zu laden. Deshalb halte ich es für sehr gesund, dass du darüber nachdenkst, ob du den Schwiegertiger ein weiteres Mal füttern sollst, statt ihm Paroli zu bieten. Und ich vermute, gälte ihr Fauchen nur dir, würdest du es auch mal drauf ankommen lassen.

Der Zeitpunkt dafür ist allerdings wohl ein wenig ungünstig. Und so wie ich dich einschätze, würde es dich mehr Kraft kosten, zuzusehen, wie sie über deinen Mann herfällt, als nochmal zum Telefon zu greifen.

Denke ich. Kann aber natürlich auch daneben liegen :smile:

Ich wünsch’ dir Kraft!
Jule

Hallo Ihr Lieben,

danke an alle. Ich habe den „Mittelweg“ gewählt.

Ich habe meine Schwiegermutter angerufen, ihr gesagt, dass mich ihr Verhalten verletzt hat, ich es aber aus Rücksicht auf meinen Mann wichtig finde, dass wir in Kontakt bleiben. Aber sie möge mich in Zukunft anrufen, wenn sie etwas wissen will.

Ich werde ihr ergo nicht mehr hinterher telefonieren.

Sie „pflaumte“ zwar gleich wieder rum, dass ich sie verletzt habe (weil sie die Wahrheit nicht verträgt, dass mein Mann in seiner jetzigen Situation ausschließlich mir vertraut; will aber nicht verstehen, dass ja genau das derzeit mein Problem/meine Überforderung ist), aber darauf bin ich nicht weiter eingegangen.

Aber nein, ich habe meinem Mann nichts davon erzählt und werde es auch nicht tun. Ich bin froh, wenn er sich endlich wieder anderen Menschen gegenüber öffnet - und seine Mutter gehört eben dazu.

Damit ist die Lage in keiner Weise „gelöst“, aber „aufgefangen“.

Danke und einen schönen Abend

Kathleen

Hi Kathleen!

Ich finde, das hast du ganz toll gemacht!!

Ich drücke euch sehr die Daumen !!!

Alles Liebe, tunefish

Chapeau
Hallo Kathleen,

ich bewundere immer wieder dein reflektiertes und kluges Handeln angesichts einer Situation, die weiß Gott nicht leicht zu stemmen ist. Du hast meinen ganzen Respekt.

Schöne Grüße,
Jule, die euch ein großes Wunder wünscht

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Hi,

paß auf Dich auf und vergiß Dich selbst nicht.

Alles Gute für Euch!

*daumendrück*

Gruß
Tina

Ja, dem muss ich mich anschließen.