Sohn lügt, um sich wichtig zu machen...was tun

Hallo, habe einen Sohn v 11 J. und eigentlich ist er ein ganz Lieber,aber er erzählt manchmal Lügenmärchen über sich und uns Eltern und ich mache mir echt Sorgen,dass wir dadurch mal echte Schwierigkeiten bekommen z.B. mit Schule/Jugendamt u.a.!
Z.B.sagt er, dass wir ihm schon mal Alkohol zu trinken gegeben haben u. er jeden Morgen Kaffee trinkt, bevor er zur Schule geht. Er erzählt, wir würden ihn erlauben zu rauchen u. er hätte öfter schon mal eine Ohrfeige bekommen. Ich versichere euch, dass das Lügen sind.
Wir glauben, dass er sich nur wichtig machen will…angeben sozusagen, weil er eigentlich ein sensibler und zurückhaltener Junge ist. Er ist seit seiner Geburt krank u. immer in Therapien gewesen u. ständig beim Arzt u. Klinik in Behandlung (ADHS).
Wir sind echt verzweifelt, weil wir Angst haben, dass das mal wirklich jemand glaubt u. wir Ärger bekommen.
Ich muss dazu noch sagen:
Ich habe noch einen Sohn aus erster Ehe (22 J.) u. er ist sehr Verhaltensauffällig geworden, während der Ehekrise mit seinem Vater (Alkoholiker,Gewalttätig usw.). Ich war damals noch jung u. musste Hilfe in Anspruch nehmen vom Jugendamt. Eine Zeitlang wohnte mein Sohn nicht bei uns, da ich sehr krank wurde (Terrorisiert vom Exmann u. der war gewaltätig) ich konnte mein Kind nicht vor dem schützen, Ich war fertig mit der Welt. Zur Sicherheit u. aus Therapiegründen, war mein sohn dann in Obhut einer Pflegefamilie. Jetzt haben wir wieder ein suoi Verhältnis zueinander u. beide Söhne kommen prima miteinander klar. Der Große hat ne eigene Wohnung mit Freundin. Alles supi eben. Aufgrund der Vorgeschichte aber haben wir (mein jetziger Mann u. ich) Angst, dass es Probleme geben könnte mit dem Amt. Damals gab es echt Probleme mit dem Jugendamt. Dank Hilfe von meinem Anwalt hab ich meinen Großen doch wieder zu mir holen können u. das wollte das J-Amt erst gar nicht, sondern auch den Kleinen in eine Pflegefamilie geben, obwohl es nie Probleme mit dem Kleinen gab zu Hause (hat ja auch nen ganz anderen Papi).
Wißt ihr nen Rat für mich ?
Hoffe ihr könnt mir helfen.
Danke

wenn er noch in psychotherapie ist, dann würde ich es dort mal ansprechen. es gibt zwar einige adhs-kinder, die diesbezüglich auffälligkeiten haben, aber es könnte auch etwas ernsthaftes dahinter stecken. ggf. beim behandelnden kia oder dem arzt, der das adhs überwacht mal anprechen.

was mich verwundert ist das „ständig“ im zusammenhang mit arzt und klinik in deinem posting. normalerweise gibts die diagnose und dann die behandlungsphase und die damit verbundene regelmässigen kontrollen.

im normalfall wird in der schule oder beim jugendamt nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird. ausserdem solltest du ja zumindest mit den lehrern im kontakt stehen und die dich damit auch ein stück weit einschätzen können.

Hallo Sister,

viele ADS und ADHS Kinder entwickeln mit der Zeit ein schwaches Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl.

Dein Sohn ist in einem Alter, in dem er immer deutlicher spürt, das er anders ist als die Anderen. Und die Pubertät steht quasi schon vor der Tür…
Sein Selbstwertgefühl leidet darunter. Er möchte mit etwas „glänzen“ können; andere Kinder überzeugen, das er ein starker Typ ist. Das er auch cool sein kann.

Leider hat er sich dafür die falschen Geschichten ausgesucht…

Zuerst einmal ist es wirklich wichtig ihm zu erklären, wie gefährlich es ist, gerade solche Storys zu erzählen.

Und dann solltet ihr ihm anderes „Material“ geben, von dem er cool erzählen kann. Also etwas womit er seine Freunde von sich überzeugen und begeistern kann. (Und bitte erspart ihm zumindest vorläufig eine Therapie - das würde ihm ja wieder vor Augen halten wie „schwach“ er ist…) Wenns wirklich nicht klappt, dann ist der Therapeut aber natürlich Plan B.

Womit kann er nun glänzen?

Zum Beispiel könnte er in den Fußball- oder Judoverein gehen. Oder sonst eine „coole“ Sportart. Auch Skateboard und BMX Fahrer sind super angesehen…
Es muß aber unbedingt etwas sein, was ihm Spaß macht und ihm nicht allzu schwer fällt.

Macht Ausflüge mit ihm, von denen er erzählen kann. Freizeitpark, Hochseilgarten (ist auch toll für euch alle zusammen und stärkt das
Selbstbewußtsein), Freeclimbing Wand, geht Quad fahren oder zur Kartbahn, Ski oder Rodeln (auch Sommerrodelbahn) Erlebnisbad, Drachensteigen, Kanu fahren, Mittelalterfeste, Speedwayrennen ansehen und was euch sonst so einfällt…
Manches ist gar nicht so teuer und 1-2 Ausflüge im Monat reichen ja auch.

Vielleicht mag er auch zur Jugendfeuerwehr oder zu den Pfadfindern gehen?

Ein cooles Instrument wie E-Gitarre oder Schlagzeug lernen ist auch super…

Vielleicht kann der große Bruder ja auch was „echt Männermäßiges“ mit ihm unternehmen? Zelten mit Lagerfeuer oder so?

Ganz wichtig für ihn sind im Moment auch die richtigen Klamotten. So blöd es ist (für uns Erwachsene), aber das richtige T-shirt reicht manchmal schon um sich interessant zu machen…
Bestimmt weiß er schon, was für Sachen momentan angesagt sind. (Ich staune immer wieder wie früh das los geht ;o))

Und vorallem: gebt ihm immer wieder Ideen was er erzählen könnte. Und sagt ihm, wie klasse ihr ihn findet. Er sucht unbedingt Anerkennung; und wenn von seinen Freunden nicht genug kommt, dann „pusht“ ihr ihn ruhig ein bißchen. Es wird ihm gut tun.

Es ist nicht leicht die Karre jetzt umzudrehen, seid ein bißchen geduldig. Und macht ihm immer wieder klar, warum er solche schlimmen Geschichten nicht erzählen darf…

Und das er es eben eigentlich auch gar nicht nötig hat, weil er sowieso ein starker Typ ist ;o)

Wünsche euch alles Gute,

es grüßt Yvisa

Hallo Sister,
du schreibst über deinen 11 jährigen Sohn „weil er eigentlich ein sensibler und zurückhaltener Junge ist. Er ist seit seiner Geburt krank u. immer in Therapien gewesen u. ständig beim Arzt u. Klinik in Behandlung (ADHS).“
Klingt für mich irgendwie wie ein Widerspruch.
Oder war er aus anderen Gründen ständig in Therapien ?
Tschüss Jens

Er hat Therapien bekommen für : Motorik (Sporttherapie), Sprache (weil Sprachstörungen, hat sehr spät richtig sprechen gelernt) und Entspannungstherapie (wegen ADHS). Da er Medikamente bekommt, muss er in ständiger ärztl. Behandlung sein…mit EEG, EKG, Blutabnahme usw.!
Er hat Frühförderung bekommen und hatte ne Beetreuung von einer Integrationskraft in der Kita.
Ich war damals, ohne mein Sohn, in der psychologischen Betreuung, weil seine Gesundheitsprobleme und die ständigen Arzt u. Klinikbesuche u. Therapien doch sehr belastend sind für Eltern.

Also eigentlich macht mein Sohn taglich schon viel: fährt mit seinem BMX-Rad, Skateboard, geht mit Freunden Fußball u. Basketball spielen oder toben uaf dem Bolzplatz herum u. bauen sich ne „Bude“ da im Gebüsch. In der Schule macht er aktiv im Sport /Fußball, schwimmen) mit und im Winter laufen wir auch schon mal Schlittschuh pder gehen rodeln…und im Sommer sind wir im Schwimmbad.
Dieses Jahr fährt er wieder in eine Ferienfreizeit (mit der Gemeinde, mit Freunden zusammen), da wir Eltern leider nicht zusammen Urlaub bekommen können.
Auch mit seinem großen Bruder geht er schon mal Fußballspielen.
Er ist sehr oft draußen…egal ob Sonne, Regen, Schnee!
Und wenn alles nicht möglich ist, gucken wir zusammen zu Hause nen Film, gehen ins Kino oder spielen ein Familienspiel oder Karten…ansonsten sind immer einige Freunde, auch zum schlafen, bei uns u. dann wird Playmobil oder Lego oder Playstation gespielt, wenns Wetter echt nicht gut ist.
Wir haben nen kleinen Hund und seine Meerschweinchen als Haustiere.
In den Osterfeien fahren wir mit ihm in den Freizeitpark Fort Fun.
Also eigentlich ist er gut ausgelastet. Natürlich ist er ab u. zu alleine zu Hause (ca. 2 Std.), wenn ich mal länger arbeiten muss oder ich mal zum einkaufen fahre u. er keine Lust hat mitzukommen.
Er geht gerne zur Schule und die Lehrer sind sehr zufrieden mit ihm.
Was seine Bekleidung betrifft und seine Frisur, das entscheidet er alleine, wie der friseur schneiden soll oder was er anziehen will (unseren Geldbeutel natürlich angemessen).
Und wenn er „Bock“ hat, fährt er mit seinen Freunden alleine nach McDonald (bei uns in der Nähe´…zu Fuß zu erreichen).
Sein Zimmer dekoriert er auch nach seinen wünschen…überall kleben Fußballposter und das Zimmer sieht aus wie ein Fußballfeld (grünen Teppich u Fußballtapete u. Fußball-Bettwäsche usw. usw. usw.!
Da ch als Kind selber sehr eingeschränkt wurde als Kind (Zimmer einrichten so wie Mutter das will, anziehen wie Mutter vorschreibt usw.), gönne ich meinem Kind die Entscheidungsfreiheit. Natürlich gibt es Regeln u. Grenzen u. natürlich will er die auch austesten, aber na ja, er wird halt 12 J.!
Ich bin eigentlich sehr locker in der Erziehung u mein Kind darf mir auch sagen was ihm nicht an mir paßt…natürlich macht der Ton die Musik. Und reden tut er mit mir über fast alles…auch über die bevorstehende Pubertät mit allem was dazu gehört. Ich zwinge es ihm nicht auf…er kommt von sich aus zu mir u. fragt: mama erklär mir mal! Und mein Mann ist da genauso wie ich.
Ich weiß nicht warum er dann da solche „Storrys“ erzählen muss.
Im Übrigen, muss ich erwähnen, dass er das meist Fremden Leuten erzählt…also Personen, mit denen er wenig zu tun hat oder die wir gerade treffen. Z.B. wir waren in einem Verein (Fußball) zum angucken, ob dieser Verein etwas für unseren Sohn ist. Der Betreuer dort fragt was wir trinken wollen und mein Sohn: ,Kaffee, bla, bla…!" (so wie ich es beschrieben habe!
Ich weiß, meine Anmtwort war sehr viel, aber ihr gebt mir so nette Antworten :smile:

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Ja, vielleicht hast du Recht.
Ich bin halt bißchen „angeknackst“ von unserer Vergangenheit und hatte echt ne schwere Zeit, auch mit dem Jugendamt…da ging es sogar vor das Gericht! Die Damen vom J-Amt (Leiterin u. meine damalige Betreuerin), sind natürlich immer noch nicht gut auf mich zu sprechen deswegen!

Hallo

Das klingt ja doch sehr gut, was du da schilderst. Anscheinend hat dein Sohn eine sehr schöne Kindheit.

Ich weiß nicht warum er dann da solche „Storrys“ erzählen muss.
Im Übrigen, muss ich erwähnen, dass er das meist Fremden Leuten erzählt…also Personen, mit denen er wenig zu tun hat oder die wir gerade treffen.

Z.B. wir waren in einem Verein (Fußball) zum angucken, ob dieser Verein etwas für unseren Sohn ist. Der Betreuer dort fragt was wir trinken wollen und mein Sohn: ,Kaffee, bla, bla…!" (so wie ich es beschrieben habe!

Anscheinend findet er die Reaktionen darauf sehr interessant oder ansprechend.

Wenn er sonst nicht unter krankhaftem Minderwertigkeitsgefühl leidet, würde ich dem nicht zu viel Bedeutung beimessen. Allerdings würde ich ihm auch erklären, wieso er gerade so etwas auf keinen Fall rumerzählen sollte. Was dann passieren könnte.

Und dass es auch Leute gibt, die geradezu auf darauf warten, Zeuge eines Verbrechens o.ä. zu werden, damit sie sich bei der Polizei oder in diesem Falle beim Jugendamt wichtig machen können.

Viele Grüße

Hallo,

mit den ganzen Infos die du jetzt gegeben hast würde ich doch zu Plan B übergehen und mal seinen Therapeuten ansprechen.

Es grüßt Yvisa

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vielleicht hilft ein Schock
wenn es wirklich so extrem ist, dass ihr als Erwachsene haarscharf an einer Anzeige wegen Verletzung der Aufsichtspflicht, Verwahrlosung, Gefährdung des Kindeswohls und Förderung eines Suchtverhaltens des Kindes seid, dann würde ich, wenn ich Du wäre, mir den Sohn schnappen und ihn zu einem Gespräch (natürlich in Absprache) auf ein Polizeirevier schleppen damit ihm dort von einem Uniformierten (macht Eindruck)klar gemacht wird, was solche Äußerungen für euch als Eltern für Konsequenzen haben können.
Ich denke, dass eine neutrale Person da mehr Eindruck schindet als euer „Dududu-Gehabe“

herzlichst
seute

Hallo,

ich vermute, ihr müsst gerade ausbaden, was ihr euch - ohne das jemals gewollt zu haben - selbst eingebrockt habt. Euer Sohn hat sich den größten Teil seines bisherigen Lebens als überaus wichtige Person erlebt, um die sich aufgrund ihrer Krankheiten und Defizite alles verfügbare Interesse von Eltern, Therapeuten und sonstigen Bezugspersonen gedreht hat.

Sowas passiert relativ schnell, wenn man ein „Sorgenkind“ hat, um dessen Leben und Gesundheit man bangen muss und ist deshalb zunächst mal verständlich.

Das Problem: Diese Kinder lernen häufig kein normales Sozialverhalten. Sie werden behütet, in Watte gepackt und von allem ferngehalten, was ihnen schaden könnte. Und weil sie einem leidtun, nimmt man es mit Verhaltenskorrekturen nicht so genau - ein wenig nach dem Motto, dass das „arme Kind“ schon genug auszuhalten hat.

Unterm Strich bleibt ein Stück Normalität - und damit auch Erziehung - auf der Strecke. Das Kind erfährt zu wenig Grenzen, macht aber gleichzeitig die Erfahrung, dass „auffällig sein“ zu großer Beachtung verhilft.

Lässt nun diese Aufmerksamkeit aus irgendwelchen Gründen nach - z.B. weil sich der Gesundheitszustand verbessert - fällt das Kind in ein Loch. Es hat bisher vorrangig gelernt, dass es nur „anders“ sein musste, um jede Menge Beachtung zu kriegen. Dass man diese auch durch Leistung und/oder Wohlverhalten erhalten kann, weiß es nicht.

Allzu tut es nun das Einzige, was es kann und gelernt hat: Es verhält sich auffällig. Und so wie es aussieht, geht seine Rechnung (die in keinster Weise aus böser Absicht des Kindes entstanden ist!) auf: Ihr springt im Dreieck und sorgt euch mal wieder.

Mein Tipp wäre: Gebt eurem Sohn die Chance, umzulernen und „normal“ zu werden. Heißt: Reagiert nicht mehr panisch auf seine Versuche, euch über das Lügen zu manipulieren. Wenn andere euch in Anwesenheit eures Sohnes darauf ansprechen, reagiert nicht betroffen, sondern nehmt es gelassen zur Kenntnis, ohne weiter darauf einzugehen. Im Bedarfsfall könnt ihr mit den Personen erneut sprechen, wenn euer Sohn das nicht mitkriegt.

Schafft ihm gleichzeitig Möglichkeiten, positive Zuwendung über erwünschtes Verhalten zu kriegen. Hebt die Dinge hervor, die er gut gemacht hat.

Ich würde zunächst auch ohne weitere Therapien arbeiten. Damit verstärkt ihr seinen gewohnten Sonderstatus nur weiter. Behandelt ihn normal. Setzt ihm Grenzen, zwingt ihn zu deren Einhaltung und lobt ihn, wenn er das schafft.

Schöne Grüße,
Jule