Sokrates-Zitat?

Hallo Altphilologen,

der Satz „Qui putat se magni esse, aliquid fieri desinit“ (frei übersetzt, wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden) wird Sokrates zugeschrieben.

Wer kann mir die Belegstelle nennen? So ganz mag ich das nämlich nicht glauben.

Viele Grüße,
Andreas

Hallo Andreas,

Wer kann mir die Belegstelle nennen?

niemand.

So ganz mag ich das
nämlich nicht glauben.

Daran tust du gut.

Gruß,
Ralf

  1. Zitate von Sokrates gibt es nur über Plato, d.h. Belege gibt es da grundsätzlich nicht.
  2. Sokrates wird „eigentlich“ Σωκρατης geschrieben (den Akzent kenne ich dabei nicht auswendig) und wird dementsprechend auch eher auf altgriechisch gesprochen haben.

mfg,
Ché Netzer

dementsprechend auch eher auf altgriechisch gesprochen haben.

pany ge :wink:

  1. Zitate von Sokrates gibt es nur über Plato, d.h. Belege
    gibt es da grundsätzlich nicht.

Der Sokrates in den platonischen Dialogen (vor allem den späteren) ist eher eine literarische Figur. „Zitate von Sokrates“ gibt es jedoch auch von einem anderen Schüler Sokrates’ - nämlich Xenophon. Und zwar in der Apologia, dem Symposion und vor allem den Apomnemoneumata (Memorabilia). Genau dort (und zwar im 4. Buch, 8. Kapitel) findet sich auch der Satz, der möglicherweise zu dem unechten „Zitat“ inspiriert hat:

„Denn am besten, glaube ich, leben diejenigen, die am meisten sich’s angelegen sein lassen, immer besser zu werden, und niemand angenehmer, als die, welche lebhaft fühlen, daß sie besser werden.“

Ansonsten findet man auch noch andernorts Bruchstücke, vor allem im 2. Band der Philiosophiegeschichte des Diogenes Laertios. Das lateinische Zitat dürfte allerdings tatsächlich eine zeitgenössische laienhafte Übersetzung aus einer modernen Sprache sein. Zu was auch immer so etwas gut sein soll.

Freundliche Grüße,
Ralf

Das lateinische Zitat dürfte allerdings tatsächlich
eine zeitgenössische laienhafte Übersetzung aus einer modernen
Sprache sein. Zu was auch immer so etwas gut sein soll.

Naja, Latein klingt gebildet und intelligent und alles, was auf Latein gesagt wird, ist automatisch wahr, klug und hört sich toll an.
Also ähnlich wie die modernen, englischen Berfusbezeichnungen.

mfg,
Ché Netzer

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Hallo Ihr zwei Gebildeten,

in der Fähigkeit des Lateinischen zur knappen Formulierung sehe ich den Hauptvorteil dieser Sprache. In diesem Forum kommt ja alle drei Tage eine Anfrage (wahrscheinlich zum Tätowieren), die zwar grammatisch, aber eben nicht stilistisch richtig übersetzt wird.

O tempora, o mores!
Andreas

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