hexachorda mollia aut dura - [lang!]
szervusz Gyurikám,
danke für deine ausführungen. diese geschichte allerdings ist mir durchaus noch vertraut, also SO verkalkt bin ich noch nicht
das ist ja auch ein logisch-methodischer ansatz des 20. jahrhunderts. meine exfreundin, die in Marosvásárhely aufgewachsen ist, kann diese sachen auch heute noch auf beeindruckende weise…
nun, die siebte silbe „si“ ist ja ein späterer zusatz. und daraus (bzw. ihrem fehlen) entsteht eben das problem:
was ich meinte mit nie ganz begriffen, ist die mittelalterliche/frühneuzeitliche hexachord-solmisation, die auch Kreszenz in ihrer antwort zitiert.
zunächst mal ist folgendes ganz klar:
man hat drei hexachorda - naturale, molle und durum. mal ganz unzulässig vereinfacht*: naturale ist C-Dur [ohne h], molle ist F-Dur [ohne e] (aber mit b molle) und durum G-Dur [ohne fis, aber mit b durum oder quadratum].
* OT (zur auflockerung):
Frage in der Tonsatzprüfung: Nennen sie den neapolitanischen Sextakkord von Des-Dur! - Verblüffte Rückfrage: Aber wieso, Des-Dur IST doch der Neapolitaner?!
das ist bis dahin alles EINFACH.
wenn’s also vom hexachordum naturale ins molle geht, dann lautet die tonleiter
do-re-mi-fa- sol-mi -fa-sol
also mit dem wechsel des hexachords oberhalb von sol und deswegen sol-mi-sation und nicht do-re-sation …
wenn’s aber ins hexachordum durum übergeht, dann heißt die tonleiter
do-re-mi-fa-sol- la-mi -fa
oder nicht? - also jetzt fang ich schon wieder an zu zweifeln. aber anders kann es ja gar nicht gehen.
wir haben das damals in einem seminar „tonartenlehre des 16. jahrhunderts“ gemacht [übrigens ein hochinteressantes thema], und mein problem damit ist eben, daß dieser wechsel zwischen den hexachorden für mein empfinden unklar definiert ist: wann schalte ich um auf das neue hexachord, und wie kehre ich zurück? das ist eben nicht so klar und einfach wie die kodály-methode.
denn jetzt kommt erst das problem, das ich habe:
z.b. wenn ich folgende melodie habe:
C- E- G - A- B- A- G- F
dann wäre das ja wohl
do-mi-sol-mi-fa-mi-re-do
oder? ich brauch ja keinen ton unterhalb von F
aber in dem fall:
C- E- G - A- B- A- G- E- C 
wäre das:
do-mi-sol-mi-fa-mi-sol-mi-do
oder:
do-mi-sol-mi-fa-la-sol-mi-do?
denn irgendwie muß ich ja wieder runter kommen…
und wie ist es mit folgendem unvollendeten beispiel (Franzl, verzeih mir die prosaische transposition):
C- E- G - B- A- G- F [o.k., Franzl, dein Original: H-Dis-Fis-A-Gis-Fis-E]
also da könnte man sagen:
do-mi-sol-fa-mi-re-do
aber genausogut oder -schlecht:
do-mi-re -fa-mi-re-do
wenn du mir DAS erklären könntest, wäre ich glücklich…
gruß
michael
PS 1
die dreiklangsmelodik meiner beispiele ist natürlich auch nicht unbedingt hystorisch angemessen 
PS 2
und jetzt hab ich grad noch den schönen alten spruch wiedergefunden:
una nota super la
semper est canendum fa
dazu muß man aber immer wissen, ob man grad ein la gesungen hat…