Soll einem das Reisen vermiest werden?

Ich bin ja kein Freund von Verschwörungstheorien. Aber wenn ich mir ansehe, was unsere hiesige Tageszeitung in der letzten Zeit so an Horrormeldungen zum Thema Urlaub im Ausland verbreitet, dann drängt sich doch der Verdacht auf, dass einem in Zeiten von „Flugscham“ und Angst vor „bösen Ausländern“ das Reisen vermiest werden soll.

Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem nicht irgendeine kuriose Unfall- bzw. Todesmeldung im Reiseteil verbreitet wird, bei der eine banale Ursache, die dann eher selten ein konkretes Risiko am jeweiligen Urlaubsort betrifft, umfangreich so dargestellt wird, dass man den Eindruck gewinnen muss, dass es viel zu gefährlich wäre, sich den Risiken eines Auslandsurlaubs auszusetzen. Verkehrsunfälle, Menschen die aus Fenstern stürzen, Unfälle in Freizeitparks oder beim Schwimmen im Pool oder Freigewässer, nicht hinreichend deklarierte Allergene, Lebensmittelvergiftungen, … sind doch nichts, was einem nicht auch am Heimatort passieren könnte.

Dahinter steckt „Reisereporter“ ein Content-Anbieter im unsäglichen RND, mit dem die selbst betriebene Gleichschaltung der Presse immer mehr zunimmt.

Ist dies auch anderen schon aufgefallen/aufgestoßen?

Moin, Wiz,

liest Du vielleicht die falsche Zeitung? In meinem Ableger der Augsburger Allgemeinen gibt’s nur am Dienstag den Reiseteil, und selbst da finde ich außer Blaualgen (für Hunde u.U. tödlich) im Mandichsee nichts besonderes. Dass jeden zweiten Tag ein Bergunfall passiert, liegt auch nicht am Reporter, sondern an der Unterschätzung der Schwierigkeiten, in die man auch im Allgäu geraten kann.

Wer immer der RND sein mag - was hätte er davon, das Ausland zu verteufeln?

Gruß
Ralf

Nicht „der RND“, sondern das RND - Redaktionsnetzwerk Deutschland! Und dazu gehören inzwischen eine ganze Menge Medien, wie Du unten auf dieser Seite https://www.rnd-news.de/Netzwerk sehen kannst. Zudem werden Meldungen des RND massenhaft auch über andere Medien verbreitet. Einfach mal drauf achten, wie oft es heißt: " … wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland erfuhr." oder „…, wie X Y gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärte.“, …

D.h. immer weniger eigene Recherche in voneinander unabhängigen Redaktionen mit individueller Berichterstattung einzelner Journalisten, die für Meinungsvielfalt in der Berichterstattung sorgen, sondern Einheitsbrei der SPD nahen (gehört zu 23,1% der Medientochter der SPD) Madsack-Gruppe.

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Jeder sucht sich die Zeitungen, die er liest, selbst aus.

In meinen Augen hat so etwas nichts mir einer evt. SPD-nähe zu tun, sondern mit einer Yellowpress-Nähe, was man ja auch an den Blättchen sieht, die in dem Netzwerk drin sind. Das Publikum liest so etwas halt gerne und das nicht nur zum Thema Urlaub.

Du könntest ja mal erläutern, warum du einen Zusammenhang zu einer bestimmten Beteiligung siehst.

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Das ist ja lustig! Vermutlich lese ich zumindest gelegentlich die gleiche Tageszeitung wie Du. Mir sind diese massiven Warnungen vor Auslandsreisen bis jetzt nicht aufgefallen. Genauso häufig kucke ich mir die Meldungen der örtlichen Polizeipresse an. Könnte bei Überbewertung ein Grund sein, ganz schnell wegzuziehen.
Ich glaube, es kommt ein bisschen auf die Sichtweise an. Und darauf, in welchen Hintergrund man diese Nachrichten einordnet.

LG
Amokoma1

Von Verhaftungen und Gefängnissteckerei im Ausland hast Du auch nichts geschrieben! Man sollte sich tunlichst vorher informieren, wohin man denn reisen möchte, sonst gibt es eine Reiseverlängerung anbei. :arrow_double_down:

Es geht nicht um eine bestimmte Beteiligung, sondern um die Tatsache, dass überhaupt entsprechender politischer Einfluss auf unsere Medienlandschaft genommen wird, der ganz vielen Lesern nicht bewusst ist. Daher sollte man mE immer hinzusetzen, woher der Wind weht.

Und was die Auswahl der Zeitungen angeht: Es gibt hier im weiten Umfeld schlicht und ergreifend keinerlei Tageszeitungen mit lokaler Berichterstattung mehr, die nicht zu Madsack gehören. Außer der Bild, aber die lassen wir mal außen vor.

Davon habe ich bewusst nichts beschrieben, da ungerechtfertigte Festnahmen ein tatsächliches Risiko ist, das mit spezifischen Urlaubsländern in Zusammenhang zu bringen ist, die man deshalb auch wirklich meiden sollte. Es ging mir ausdrücklich um Banalitäten, die einem auch vor der eigenen Haustür jederzeit passieren können, die sich dann ggf. dramatisch auswirken können.

Moin,

durch dein Erwähnen befeuerst du diese aber doch auch?! :wink:

Ich vermute, das Ganze hat mehrere Aspekte. Wenn früher eine tote Ratte im Hotelpool lag, dann hat das der dortige Hausmeister gesehen und vielleicht ein einzelner Frühaufsteher, der um 7h schon auf die Poolöffnung wartete.
Heute im Zeitalter von Smartphone, Dauerinternet und B*LD-Leserreporter ist die „Rattenplage in ganz Griechenland“ um 7:01Uhr bereits live im streaming und der Shitstorm hat um 8:00Uhr bereits alle relevanten YT-/FB-/IG-Kanäle erreicht.
Wenn man Nachrichtenverkäufer ist, muss man evtl. bei diesem Strohfeuer mitmachen. Sonst fühlen sich die Leser ggf nicht mehr durch ihre Zeitung informiert - die meisten Meldungen lesen die dann ja sonst nur noch auf „Privatseiten“.

Andererseits verändert sich die Kriminalität vielleicht doch auch tatsächlich was sich dann auch in den Meldungen wieder findet.
Bei uns zumindest wurde dieses Jahr im sonst so friedlichen Schweden eingebrochen, wir wurden umfangreich bestohlen und weil das meiste Diebesgut „wertlos“ war, könnten wir das dann 2h lang am Strassenrand über 1km verteilt wieder einsammeln. Für uns war das eine persönliche Horrorgeschichte mit der wir auch nicht unbedingt gerechnet hatten. Unser Camper stand nämlich auch nicht mehrere Tage lang unverschlossen über Nacht im Industriegebiet am Hafen und es lagen auch keine Wertgegenstände auf dem Armaturenbrett drapiert. Tatort war ein Wohngebiet in einer großen Stadt bei Tageslicht, direkt neben einem Spielplatz wo Familien spielten und unsere Abwesenheit betrug lediglich 30min.

dann drängt sich doch der Verdacht auf, dass einem in Zeiten von „Flugscham“ und Angst vor „bösen Ausländern“ das Reisen vermiest werden soll.

Das nennt man dann doch wohl Verbreitung einer Verschwörungstheorie :wink:
Eine zentrale Steuerung der Menschheit durch wohlbestimmte Nachrichten :smile:

VG
J~

Meines Erachtens vermischst du aber hier zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Ich finde die Kritik an sich durchaus berechtigt. Vor allem gilt sie dann, wenn ein solcher Einfluss nicht sichtbar ist.

Wenn aber deine Kritik dazu führt, dass du nun sämtliche Berichterstattung unter dem Gesichtspunkt einer politischen Einflussnahme siehst, befindest du dich auf dem gleichen Weg, den auch die Chemtrails-Anhänger oder Pegidaisten bestreiten: Huuuuhhh die böse Mainstream-Presse, die vom tiefen Staat beeinflusste Berichterstattung. Aufpassen. Böse.

Der tatsächliche Grund bzw. die tatsächlichen Gründe dürften hier viel simpler sein. Es gibt keinen höheren Sinn für diese Form der Berichterstattung. In Zeiten, wo jeder nicht nur den Fotoknips in Form eines Smartphones ständig bei sich führt, sondern damit sogar ein Foto sofort in die Welt blasen kann, werden solche Geschichten häufiger dokumentiert und verbreitet. Dann sorgen die Leute ja netterweise noch dafür, dass sie den Content zu ihren Fotos kostenlos mitliefern. Zeitungsredaktionen brauchen da nicht viel zu tun. Das kann man mit Billigstkräften bewerkstelligen, dass man die bei Instagram und Co fischen lässt.

Auf der andere Seite generieren solche Storys Klicks ohne Ende. Sie werden nicht nur wahrgenommen, sondern auch geteilt wie blöd. Pannen, Unfälle, Alltagsdramen, die dir und mir ständig passieren können, ziehen halt. Das gilt doch nicht nur für das Thema Urlaub. Guck dich doch mal simpel im Panoramateil dieser Zeitungen um.

Ehrlich gesagt macht mich dann eine solche wohl ernst gemeinte Frage von dir ziemlich nachdenklich. Wenn du als reflektierter, gebildeter Mensch schon solche Verschwörungsketten witterst und - sorry - Teile deines reichlich vorhandenen gesunden Menschenverstandes abschaltest, frage ich mich noch mehr, wie man das Problem Fakten und Information heute noch lösen will.

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Genau, die SPD will die Weltherrschaft erringen (oder so).
Das Phänomen ist ja eben, dass man möglichst preiswert seine Papier- und Internetseiten füllen muss. Deshalb schreiben ja eh alle voneinander ab. Das Redaktionsnetzwerk ist dann auch nichts anderes als Outsourcing. Eine stundenlange Recherche zu einem Thema kann sich doch keine Redaktion mehr leisten.

Was ‚Flugscham‘ angeht: Hab letztens einen Artikel gelesen, indem es darum geht, dass wir allein mit unserem warmen Wasser und der Heizung auch so negatives zur Welt beitragen. Da sei Flugscham schon lustig.
Man kann gern drauf verzichten unnötig wohin zu fliegen, es gibt jetzt auch ‚Zugstolz‘…
Aber vermeiden kann und will ich es nicht immer.
Generell habe ich auch das Gefühl, dass wir das Gefühl bekommen sollten, nicht viel auszureisen…
Komisch oder?

Ich weiß ganz genau was du meinst. Aber die Nachrichten sind immer negativ belastet, man hört nur negatives. Es ist so selten, dass mal positive Meldungen kommen. Mich stört es am meisten, dass cor jeder Reise meine Mum mir tausend Meldungen weiterleitet, wo Menschen in dem und dem Land umgekommen oder entführt wurden sind. Ich habe bisher jede Reise überlebt und keine gefährlichen Situationen gehabt.

Ich sehe nicht „sämtliche Berichterstattung“ unter dem Gesichtspunkt politischer Einflussnahme. Und ich behaupte auch nicht, dass es da einen zwingenden Zusammenhang zur eigentlichen Frage gibt (zumal die Erläuterungen zum RDN erst auf Nachfrage kamen), sondern frage durchaus offen.

Das Thema RDN /Madsack hat aber nun mal auch eine nicht zu unterschätzende politische Komponente. Und die sollte man daher bei der faktischen Einschränkung der Auswahl von Medien mit lokaler Berichterstattung auf Medien, die klar politisch verortet sind, nicht außen vor lassen.

Trotzdem bleibt die zumindest mE gegebene recht plötzliche Häufung dieser Themas, die mich interessiert. Und die ist mE nicht alleine und ausreichend dadurch erklärt, dass ganz plötzlich alle Leute Handys haben, … Das sind Prozesse, die schon vor Jahren stattgefunden haben, und über die tatsächlich ganz viele vorher recht seriöse Medien schon längst massiv Richtung Yellowpress / Pseudo-Journalismus gerückt sind, der nur noch die sozialen Medien abgrast und mit aufgebauschten Überschriften auf Click-Baiting geht.