Ich werde auch mal konkreter…
Vorweg: Du gäbest sicherlich eine vorbildliche Witwe ab, liebe Feenmami! Ich hoffe nur, dass Du dann Deinem Mann im Sterbeprozess das Loslassen erleichtern kannst, wenn Du nach seinem Tod noch so sehr an ihm festhalten willst!
Ich bin Witwe - und überlege jetzt schon einige Zeit, wie ich mit Deinen Worten umgehen soll. Ich finde es sehr schwer, da Du die Liebe, den Tod, die Trauer, den Status „Witwe“ fast schon idealisierst.
Aber das Sterben, der Tod, der Verlust, die Trauer sind schmerzhafte Realität, die von so vielen Faktoren bestimmt wird. Die Trauer ist alles andere als gradlinig und der Status „Witwe“ alles andere als „heroisch“.
Ich war 41 Jahre alt, es ist drei Jahre her. Viele hier im Forum haben das Sterben meines Mannes und meine Trauer über meine Beiträge mit verfolgen können. Ich denke schon, dass ich nie einen Zweifel habe aufkommen lassen, dass ich meinen Mann sehr geliebt habe und dass ich nicht auf „schnellen Ersatz“ aus bin.
Ich habe keinen neuen Partner, aber nicht, weil mein Mann es nicht gewollt hätte (ich weiß nicht, wie er dazu stand, wir hatten während seiner Krankheit andere Probleme zu klären). Auch nicht, weil ich das Gefühl habe, dass ich ihn „betrüge“. Aber vor allem schon gar nicht, weil ich es ihm SCHULDE!
Was ist denn das für ein Begriff im Zusammenhang mit Liebe?
Dass ich noch täglich an ihn denke, ist keine Schuldigkeit, sondern ein „Automatismus“, den ich manchmal gerne abschalten möchte. Ich bin auch froh, dass ich mittlerweile einen STOPP-Schalter gefunden habe, der mich davor bewahrt, wieder zu tief in die Trauer zu stürzen.
Denn irgendwann hält man diesen Schmerz nicht mehr aus. Irgendwann möchte man diesen Film einfach anhalten. Irgendwann möchte man einfach mal wieder schlafen. irgendwann möchte man mal mit nicht so verquollenen Augen in den Spiegel gucken können.
Wenn dann die Phase eintritt, in der Kleinigkeiten wieder aus der Tiefe der Bedeutungslosigkeit, die allumfassend scheint, hervortreten - dann fängt die Hoffnung an, dass man eventuell wirklich wieder „leben“ kann. Soll ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
Du weißt nicht, wie froh man ist, wenn man mit der schlimmsten Trauer so weit durch ist, dass man überhaupt mal wieder ein Bedürfnis nach irgendwas verspürt!
Aber dann fängt das Problem an, dass man darüber nachdenkt, wie man sich denn die Zukunft ohne diesen Mann, mit dem man nun einmal alt werden wollte, vorstellt, was man möchte. Nein, sicherlich benötigt man dazu nicht unbedingt einen neuen Partner, aber gerade wenn man eine schöne Partnerschaft geführt hat, tut es umso mehr weh, wenn man z.B. glückliche Paare um sich herum sieht. Wenn man eine schöne Partnerschaft geführt hat, wird es schwer sein, eine „gleichwertige“ aufzubauen. Wenn man eine schöne Partnerschaft geführt hat, ist man sicherlich nicht bereit, sich mit Halbherzigkeiten und Oberflächlichkeiten abzugeben.
Aber, wenn ich mich jetzt noch einmal in einen Mann verlieben sollte, werde ich diesem Gefühl allen Raum der Welt geben - bis auf den einen Platz, den mein Mann immer einnehmen wird, aber eben in der Funktion des verstorbenen Partners, den ich geliebt habe und ohne den ich nie die wäre, die ich bin, aber nicht als denjenigen, der mich daran hindern kann, weiter zu leben! Dann hätte ich mich auch gleich mit einer Überdosis Morphium neben ihn legen können!
Verrate ich damit meine Liebe zu ihm? Blödsinn! Betrüge ich ihn? Blödsinn - er ist tot! Vergesse ich ihn damit? Niemals - dazu war seine Existenz zu prägend für mich. Ich müsste mich selbst vergessen, wenn ich ihn und meine Liebe zu ihm vergesse.
Ich lebe und er ist tot - das ist ungerecht genug! Ich habe lange genug gelitten - und ich bin froh, dass es mir endlich wieder besser geht! Wie ich in Zukunft mit den Männern umgehe, entscheide allein ich - und keine Menschen, die mir aus einer falsch verstandenen Liebe heraus auch noch ein schlechtes Gewissen einreden wollen.
Ich wünsche Dir ein erfülltes Leben - und vergiss nicht, wenn der Tag kommt, MUSST Du loslassen - Deinem Partner zu Liebe!
Viele Grüße
Kathleen